Hei, was hat der Weltverband sich da schon wieder gedacht? In wenigen Tagen schon richtet unsere große Mutter FIDE das Kandidatenturnier 2018 in Berlin aus, und wer ist nicht dabei? Magnus Carlsen, der stärkste, schnellste und norwegischste Spieler der Welt! Zwar steht der junge Skandinavier schon seit langem an der Spitze der Weltrangliste, doch genützt hat ihm das offenbar nicht viel.
Statt GM Carlsen hat die FIDE lieber acht andere Großmeister eingeladen, um alsbald in Berlin den Weltmeister zu ermitteln - teilweise weil sie wie Levon Aronian einfacher eine Unterkunft in der Bundeshauptstadt finden werden, teils weil sie besser Russisch sprechen (Grischuk, Kramnik, Karjakin), und vermutlich auch, weil ihre Namen - Fabiano Caruana, Ding Liren - unter Marketingaspekten einfach nach mehr klingen.
Pech für Carlsen, könnte man meinen - da wird der WM-Titel in diesem Jahr wohl ohne ihn ausgespielt. Ein ziemlicher Affront in der Tat, denn man hätte meinen sollen, dass Carlsen als noch amtierender Weltmeister doch eigentlich dabei sein sollte. Ist er aber nicht - und einmal mehr wirft dies einen dunklen Schatten auf die Auswahlkriterien, die die FIDE bei der Spielerauswahl zum Berliner WM-Turnier zugrundegelegt hat.
2018: Kein Weltpokal für Magnus?
Doch Hoffnung naht - denn wie wir aus zuverlässiger Quelle erfuhren, hat es nun aber hinter den Kulissen des Turniersaals mächtig Ärger um den Nominierungsprozess gegeben. Im direkten Austausch mit dem ehrwürdigen FIDE-Chef-Unterhändler für Berlin und Bermuda-Shorts, Zurab Azmaiparashvili, ist es Carlsens Manager Espen Agdestein offenbar gelungen, eine Sonderregelung für seinen Schützling zu erwirken.
Mit der Drohung, die "Play Magnus"-App aus dem gesamten Internet zurückzuziehen, in Verbindung mit der Ankündigung Carlsens, bei künftigen FIDE-Turnieren noch später als bisher schon ans Brett zu kommen und den Rundenbeginn damit um weitere Minuten zu verzögern, erreichte Agdestein offenbar ein Umdenken beim Weltverband.
Ganz der Verfechter von good sportsmanship, als den wir ihn kennen und verehren, verfügte Azmaiparashvili heute, dass Magnus Carlsen im Herbst und in London gegen den Gewinner des Berliner Turniers einen zwölfrundigen Wettkampf um den endgültigen Weltmeistertitel spielen möge. Aufatmen bei allen Play Magnus-Fans! Somit verliert die Veranstaltung in Berlin ein wenig von ihrem Glamour, denn der strahlende Sieger wird nicht mehr wie geplant Weltmeister, sondern nur noch ein schnöder Qualifikant sein für einen weiteren Stichkampf um die allerhöchste Krone. Aber hej, auch das kann ja ganz schön sein, und wann kommt man sonst schon mal nach London? Freuen wir uns also, denn zumindest rein turniertechnisch ist die Welt jetzt wieder in allerbester Ordnung.
T I P P S P I E L ! T I P P S P I E L ! T I P P S P I E L ! T I P P S P I E L !
Nun aber zum WM-Turnier in Berlin. Wir unterbreiten unseren verehrten LeserInnen und Leser die durchaus überraschende Frage:
Wer wird sich für den WM-Stichkampf mit GM Magnus Carlsen qualifizieren?
Der Deutsche Schachbund stellt die Spieler auf seiner Kandidaten-Spezialseite vor - wir ergänzen daher nur noch ein wenig, auch um Speicherplatz zu sparen. Dank auch und Grüße an den DSB - reichlich getrommelt wird anlässlich des Turniers, und als Mit-Organisator steht der Schachbund ja auch unterstützend bei dieser tollen Veranstaltung zur Seite.
Zur Auswahl als mögliche Fast-Weltmeister stehen:
a) Ding Liren: ein Chinese und Nicht-Russe. Hat schon schöne Partien gespielt, aber ob das für das höchste Amt in der Schachwelt reichen wird?
b) Fabiano Caruana: Ging in die Geschichte ein, als er 2014 sieben Turnierpartien in Folge gewann - und das nicht bei den Bremer Meisterschaften, sondern beim starken Super-GM-Super-Turnier in St. Louis. Hoppla! Seitdem ist es etwas ruhiger geworden um Fabiano, doch stark und irgendwie tiefgründig ist er noch immer.
c) Sergej Karjakin: kennt sich aus mit Magnus Carlsen vom letzten WM-Kampf in New York. Nun steht er im Berliner Turnier - doch hat er noch den Schwung der vergangenen Jahre? Immerhin ist er nun verheiratet und hat ein Kind - man ahnt, dass das häusliche Studium dadurch nicht einfacher wird.
d) Anish Giri: spielt leider nicht mit, ganz ähnlich wie sein GM-Kollege Carlsen. Und - Vishy Anand ebenfalls nicht.
e) Hikaru Nakamura: spielt leider auch nicht mit! Was ist da los?
Dafür aber:
f) Vladimir Kramnik: Kommt mit einer Wildkarte in das Turnier, und yep, ist ein russischer Bär, der schachspielen kann! Trotz seiner gar nicht mehr so jungen Jahre glänzt Big Vlad durch intensive Partien und die Wiederentdeckung des unseligen Londoner Systems - wir haben zumindest diese Eröffnung nicht vermisst! Doch sei es drum - gucken wir mal, wie Kramnik abschneiden wird.
g) Levon Aronian: Ui, ui, ui, einer der ganz Großen, und viele würden sich freuen, führe er nach London zum nachträglichen WM-Finale gegen Magnus Carlsen! Aronian durchlebte eine längere Durststrecke in den letzten beiden Jahren, doch nun ist er wieder da und möbelt seine Gegner reihenweise mit Zügen wie h4!, Th4! und Th4-a4! vom Brett. Ob das auch an der Spree gelingen wird?
h) Alexander Grischuk: ein toller Spieler mit viel Esprit und Kampfkraft. Im absoluten Welt-Spitzenschach irgendwie immer ein klein wenig in der zweiten Reihe von vorne, und darum auch in Berlin keiner der klaren Favoriten? Ende März wissen wir mehr.
i) Maxime Vachier-Lagrave: hätte eigentlich dabei sein müssen, sollen, wollen, und niemand hätte etwas dagegen sagen können. Doch in jeder der Auswahldisziplinen für Berlin - FIDE Grand-Prix, durchschnittliche ELO-Zahl im Jahr 2017, Weltcup-Finale und Werder Monatsblitz -scheiterte der mutige Franzose immer um Haaresbreite an den um Haaresbreite vor ihm liegenden Konkurrenten. Was soll man sagen - c'est la vie, und hoffentlich klappt es für MVL, wie wir Insider ihn nennen, beim nächsten Mal mit einem Anlauf zum WM-Titel.
j) der HSV: spielt leider auch nicht mit, und hat bis Ende April auch noch andere Verpflichtungen.
Auf geht's, Jungs!
k) Wesley So: hatte ein wunderbares Schachjahr 2017 und ackerte sich in achtbare ELO-Höhen. Doch nun ist es ruhiger geworden um ihn, und die ganz großen Coups wollen ihm nicht mehr so gelingen. Vielleicht ist es aber auch nur Tarnung, und bei den Kandidaten entscheidet er das Turnier für sich? In Berlin ist alles möglich - das wissen wir.
Und zu guter Letzt:
l) Shakhriyar Mamedyarov! Das Ausrufezeichen setzen wir für die Komplexität seines Vor- und Nachnamens - vielleicht auch deshalb wird er auf der Schachbund-Seite zur Sicherheit verkürzt mit dem anwenderfreundlichen S. Mamedjarov vorgestellt. Der Aserbeidschaner hat früher mal für Werder Bremen gespielt (!) und mischt seitdem stetig in der Weltspitze mit. Bekannt und gefürchtet ist er für seine Sekt-oder-Selters-artige Spielführung, mit spontanen Königsangriffen und auch mal unkonventionellen Spielführungen.
So sieht es aus, liebe Leserinnen, liebe Leser - nun seid Ihr am Zug! Wer gewinnt das Turnierin Berlin - prophezeit es uns, und gewinnt eine Original-Packung mit feinsten Schokoladen-Katzenzungen!
Alle Einsendungen bitte nur hier im Kommentarbereich bis zum Samstag, 10.März, um 15:00 Uhr - dann beginnt im Berliner Kühlhaus die erste Runde. Und wir können fast sicher sein - auch der glückliche WM-Nachrücker Magnus Carlsen wird aus der Ferne mit dabei sein!
Kommentare
bevor der von Holger gesetzte Endtermin des Tippspiels erreicht ist, hier noch schnell mein Tipp. Sollte ich gewinnen, würde mir das ja das Porto für den Katzenzungenversand ersparen - eine wichtige Motivation!
Hat schon jemand auf Caruana gesetzt? Na, seht Ihr, dann wird es aber Zeit. Fabiano hat sich gepflegt zurückgehalten die letzten Monate, aber na klar, in Berlin dreht er wieder auf, und gewinnt diesmal alle 14 Runden.
Und sein Name beginnt mit dem weltmeisterlichen Buchstaben "C" (was ja beinahe ein "K" ist, wie bei Kramnik, Kasparov, Karpov).
Ich freue mich auf den WM-Kampf Caruana- Carlsen!
den hat niemand auf der Reihe und der hat bewiesen, das er es könnte, wenns läuft- und warum sollte es nicht laufen.
Expertenmeinungen: SCHACH sagt Aronian, Timman sagt Aronian, Vachier-Lagrave sagt Aronian oder Caruana (eventuell Mamedyarov oder Kramnik). Sutovsky sagt, wenn ich die Google-Übersetzung aus dem Russischen richtig interpretiere, Karjakin. Giri sagt, dass keiner gewinnt da alle ihre Schwächen haben und dass Kramnik Überraschungen parat hat - welche verrät er dabei nicht, sonst würde er ja als Sekundant schon vor dem Turnier gefeuert.
Links dazu auf http://www.chess-international.de/archive/85883 . Am wichtigsten ist natürlich morgen das Duell Aartswoud2 - En Passant morgen in einer der sechsten niederländischen Ligen - Abstiegskampf! Noch schwerer vorherzusagen als das Kandidatenturnier aber ich weiss jedenfalls, wer da gewinnen "soll".
"Während sich Magnus Carlsen eine Weile lang mit Freundin zeigte, ist der 24-jährige Wesley So selten ohne seine Adoptivmutter anzutreffen.
Die ebenfalls aus den Philippinen eingewanderte Lotis Key-Kabigting ist eine frühere Schauspielerin und hat in Filmen wie "Katawang Isinumpa", "Facundo Alitaftaf" oder "Walang Duwag Sa Kayumanggi" mitgespielt.
Auch in "Kung Fu Master" und "Return Of The Dragon" war sie zu sehen, in "Fight Batman Fight" sogar als Katzenfrau.
Ihr Mann Renato Kabigting spielte Basketball bei den Crispa Redmanizers in Manila – eine recht bunte Familie also, die es auf verschiedenen Gebieten zum Erfolg gebracht hat.
Eine Weltmeisterschaft im Schach, die So seit Jahren erklärtermaßen anstrebt, würde das Bild zweifellos abrunden."
So sieht's aus!
http://www.zeit.de/sport/2018-03/schach-kandidatenturnier-berlin-2018-herausforderer/seite-2
PS1: HSV gewinnt in München? Vielleicht 2020 in der zweiten Liga, wenn 1860 es dorthin schaffen sollte...
PS2: Eine ehrende Erwähnung für Krennwurzn, denn er hat erfolgreich einen Nichtsieger prognostiziert.
Ja, aber die Krennwurzn musste bis weit in die letzte Runde zittern wie Espenlaub für diesen Erfog
bravo Steffens!
(doch, MiBu, sowas kann ich schreiben!
Yep, Kandidaten wieder raus aus dem Kühlhaus, viele tolle Züge gesehen, tolle letzte Runden, und nun kommt im Herbst ein phantastischer WM-Kampf in London mit Caruana gegen Carlsen (verschiedentlich ja schon "Car race" genannt).
Mein Tipp Caruana wurde mir von Euch ja sozusagen aufgedrängt, denn die meisten anderen Spieler waren schon mit Sieger-Tipps belegt. Aber die Chance war da, und nun ziehe ich mich zurück und esse die schönen Katzenzungen!
Fährt jemand aus dem ehrenwerten Kreis der Leserschaft nach London?
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