Störende Steine

Alle 4 Jahre findet die Kompositionsweltmeisterschaft WCCT statt. Unsere diesmalige Studie des Monats war Sieger der siebten Ausgabe dieses Turniers von 2001-2004. Wenn ich das Thema des Turniers nenne, verrate ich zu viel, aber man kann zumindest sagen, dass bei dieser Materialverteilung Weiß etwas großzügiger sein darf. Er hat auch guten Grund dazu, dies zu sein. Glücklicherweise eignet sich das Stück zur Anschauung recht gut, da es kaum Verzweigungen gibt. So lenkt nichts vom Thema ab und der Löser kann den Verlauf mit nach meinem Dafürhalten durchaus machbaren Löseaufwand genießen. 

 

Benno

Es sieht gut aus für Weiß, aber die schwarze Dame droht zum rasenden Roland zu werden. Wie muss Weiß spielen, um den ganzen Punkt einzufahren? Ideen und Anmerkungen wie immer als Kommentar.

Kommentare   

#1 MiBu 2012-03-17 23:26
Könnte das Thema "Fortgesetzte Pattvermeidung" oder so ähnlich gewesen sein? Ständig muss Weiß einen Klotz loswerden, damit es kein Patt wird - und behält am Ende einen Mehrbauern.
#2 MiBu 2012-03-19 20:59
Keine weiteren Wortmeldungen? Okay, es geht m.E. los mit 1.Tb8+ Kxa7 2.Tb7+ Ka8, womit der lästige Ba7 schon mal im Kasten ist und der schwarze König etwas mehr Bewegungsfreiheit hat. Und nun?
#3 braunge 2012-03-20 16:07
Nach 2...Ka8 ist erstmal guter Rat teuer, es droht ja weiterhin Patt. Ich würde 3.Tc7: vorschlagen, die Idee ist auf 3...Dh5: mit 4.Tc8+ nebst 5.Ta8+ zu kontern. Was anderes hat Schwarz wohl nicht, sonst gibts Probleme mit der Grundreihe, oder irgendwann droht ein Abzugsschach. Dann 6.c7+ Ka7 7.c8D. Jetzt haben wir die zweite "kritische" Stellung - Schwarz kann wieder auf Patt spielen. Gibt Schwarz Schachs, kann Weiß wohl seine Dame dazwischenstellen und die Pattgefahr bannen. Interessant ist Dxd5, jetzt muss man den richtigen Zug ins Endspiel finden, dass auch nur knapp gewonnen ist...
#4 Losso 2012-03-20 21:34
Das Thema war nach meiner Erinnerung die Beseitigung störender weißer Steine.
Der Bauer a7 und die später auftauchende Dame werden aus Pattvermeidungsmotiven aktiv geopfert, der Turm wird entsorgt, um das Feld c7 freizugeben.

Das Ganze ist auch deswegen besonders elegant, weil die Entsorgung jeweils durch zweizügige Manöver erfolgt, nach denen exakt die gleiche Stellung ohne die geopferte Figur wieder erscheint . Das bedeutet, dass diese Züge auch wirklich nur den einen Zweck verfolgen, den Stein loszuwerden und keinen anderen. Diese Zweckreinheit als Komponist sicher zu stellen, ist alles andere als einfach und wird daher in Schachkompositionskreisen entsprechend gewürdigt.

Meines Erachtens eine hervorragende Konstruktionsleistung und ein verdienter Weltmeister.
#5 MiBu 2012-03-21 10:33
Wenn wir die Variante von braunge weiter verfolgen, muss sich Weiß auch von seiner neugeborenen Dame trennen: 7.c8D Dxd5 8.Dc7+ Ka8 9.Da7+! Kxa7 10.exd5, und das Bauernendspiel ist um ein Tempo gewonnen.

Auch mir gefällt die Konstruktion sehr gut. Kaum zu glauben, dass der Weg zum Sieg (bis auf unbedeutende Zugwiederholungen) derartig eindeutig bestimmt ist.

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