Pogoninas Endspiellektionen, Teil 2

Kommen wir zum zweiten Teil der Endspiellektionen Pogoninas. Diese schließt direkt an unser vorheriges Beispiel an: Pogonina schaffte es, trotz der im ersten Teil gezeigten Niederlage das Minimatch gegen Sebag für sich zu entscheiden und zog in die nächste Runde gegen Zhao Xue ein. Pogonina hatte in der ersten Partie die weißen Steine und es kam die folgende Stellung.

PogoninaXue1
 
Schwarz hat gerade auf a4 einen Bauern kassiert, aber das Spiel befindet sich noch mitten in der Remisbreite, da das kleine Bauerminus durch die weiße Aktivität und die ungleichfarbigen Läufer kompensiert wird.

42.Kf3 Lf8 43.Tb3 Lb4 44.Td3 Ta2 45.Td7 b6

PogoninaXue2
 
Hier hätte Pogonina recht sicher mit 46.Tb7 remisieren können. Nach 46.-Txb2 47.Txb6 sorgt die Fesselung auf der b-Linie dafür, dass 47.-Le1 nicht möglich ist. Außerdem erweisen sich die schwarzen Damenflügelbauern als erstaunlich unflexibel und c6 und dahinter h6 hängen. Nach 47.-a4 48.Lxc6 a3 49.Ld5 verflacht die Stellung schnell zum Remis.
Statt dessen kam 46.b3 Le1 47.Lxc6 Txf2+ 48.Ke4 Tf6 49.Ld5 Lxh4 50.Kxe5 Kg7 51.Ke4 Lg3 52.Lc4 Kg6 53.Td5 Ld6

PogoninaXue3

Hier kann Weiß einen Turmtausch erzwingen. Diese Gelegenheit nahm unsere Protagonistin auch wahr, wobei das Endspiel mit Türmen auf dem Brett wohl in Ordnung für Weiß war. Das entstehende Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern hingegen scheint verloren zu sein, auch wenn es hier schwierig ist, die Wahrheit herauszufinden. Das Problem ist, dass der weiße g-Bauer auf die f-Linie wandert, was den h-Bauern zum Freimops macht.

54.Tf5? Txf5 55.gxf5+ Kf6

PogoninaXue4

Als ich bei der Liveübertragung schaute, hielt ich das Endspiel für recht leicht haltbar. Weiß muss es lediglich schaffen, seine drei Bauern und seinen Läufer gegen die schwarzen Bauern auf a, b und f zu tauschen und seinen König nach h1 bringen. Dies ist allerdings dann doch leichter gesagt als getan. Die Krux ist der schwarze f-Bauer. Wenn es Schwarz gelingt, ihn zu konservieren, droht der schwarze König am Damenflügel einzugreifen und die weißen Figuren zu überlasten, denn der schwarze h-Bauer benötigt immer eine Leibwache.

56.Kd5

Das scheint richtig zu sein. Nach 56.Kf3 wäre 56.-Kxf5 57.Lxf7 sofort remis. Das bedeutet, dass ein Gewinnversuch von Schwarz wohl nur auf den Zügen Ke7 nebst f6 beruhen kann, denn erst mit gesichertem f-Bauern kann Schwarz den König aktivieren. Und das ist in der Tat sehr gefährlich für Weiß, der mit der geschenkten Zeit nicht viel anfangen kann. Erschwerend kommt hinzu, dass der König auf f3 einem Läufer auf e2 im Weg stünde.

56.-Lc5 57.e4

Dass Weiß freiwillig seinen Rückzug nach h1 abschneidet, erschien mir zunächst überraschend, aber in der Analyse zeigte sich, dass 57.Ke4 h5 nicht zum Remis reichen dürfte. Schwarz schafft es immer, die weißen Figuren an den h-Bauern zu binden und am Damenflügel durchzubrechen. Jetzt dürfte 57.-h5 entscheiden, aber das Schicksal lächelt Pogonina noch einmal zu.

57.-Kg5?
Nach diesem Tempoverlust, kann sich Weiß wohl gerade so eben retten, sofern meine Analysen kein Loch haben.

PogoninaXue5

58.Ld3?
Aber nicht so. Der f-Bauer musste auf f7 festgenagelt werden, um doch noch die Rettung mit dem falschen schwarzen Läufer zu erreichen. Erreicht werden konnte dies mit 58.e5 (oder 58.Le2 Zugumstellung) 58.-Kxf5 59.Le2. Derzeit hält der Le2 den h-Bauern auf und der weiße König deckt e5, aber es wird bald zur passenden Funktionsverteilung kommen, zum Beispiel 59.-Kg5 60.Ke4 h5 61.Kf3 und Lc4xf7 liegt in der Luft und es ist nicht zu sehen, wie Schwarz hier noch Fortschritte machen soll. Es hängt am seidenen Faden, aber dieser scheint zu halten.
Nach diesem letzten Fehler gibt es ein betrübliches Ende für Weiß.

58.-h5 59.e5 (zu spät) 59.-Kf4 60.e6 fxe6+ 61.fxe6 h4 62.Kc6 h3 63.Lc4 h2 64.Ld5 Ke3 65.Kd7 Kf2 66.e7 Lxe7 67.Kxe7 b5 68.Kd6 a4 0-1

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