[26.05.2016] Wussten Sie eigentlich schon, dass es auch im Fernschach eine „Unsterbliche Partie“ gibt?

Es gibt sie! Sie entstand in den Jahren 1964 bis 1965 und wurde zwischen den beiden schwedischen Fernschachspielern Karl Arvid Sundin (1914 - 1999) und Erik Andersson (geb. 1917) ausgetragen.

Karl Arvid Sundin war in Schweden ein bekannter Pianist und Komponist. Im Fernschach nahm er 1972 am Finale der 7. Fernschachweltmeisterschaft teil und belegte hier mit 8,5 Punkten aus 16 Partien den 9. Platz. 1974 wurde ihm der IM-Titel verliehen.

Über Erik Andersson ist nichts Näheres bekannt.

In den Jahren 1964 bis 1965 trafen Sundin und Andersson in einem Turnier des Weltfernschachbundes ICCF in der sogenannten der Meisterklasse aufeinander (WT/M/974). Die hier zwischen ihnen gespielte Partie ist als die „Unsterbliche Fernschachpartie“ in die Geschichte eingegangen. Diesen Titel hat ihr das besonders große materielle Übergewicht eingebracht, das der Verlierer aufwies, als er sich in einer Mattstellung wiederfand.

Sundin, Arvid – Andersson, Erik

(C16) Französische Verteidigung

(Nimzowitsch-Variante)

ICCF-WT/M 974, 1964/1965

1.d4 e6 2.e4 d5 3.Sc3 Lb4 4.e5 Dd7 5.Ld2 b6 6.f4 Se7 7.Dg4 g6 8.Lb5 c6 9.Ld3 La6 10.Lxa6 Sxa6 11.De2 Db7 12.Sf3 Tb8 13.Kf2 Lxc3 14.bxc3 c5 15.Db5+ Sc6 16.Tab1 0–0 17.g4 Sa5 18.f5 Sc4 19.f6 Sc7 20.Db3 Dc6 21.Lh6 Tfc8 22.h4 a5 23.h5 a4 24.hxg6 fxg6 25.Sg5 axb3 26.f7+ Kh8 27.Sxh7 bxc2 28.Sf6 cxb1D 29.f8D+ Aufgabe

Die weitere Zugfolge bis zum Matt wäre 29. … Txf8 30. Lg7+ Kxg7 31 . Th7# 1-0

Schwarz hat zwei Damen, einen Turm und eine Figur mehr und kann das Matt dennoch nicht verhindern.

[Uwe Bekemann]

[23.03.2013] Zur Geschichte des (deutschen) Fernschachs gehören auch die Deutschen Fernschachtreffen, die seit 1956 jährlich veranstaltet werden. Für etwas mehr als eine Woche treffen sich die Fernschach-Enthusiasten, um sich kennen zu lernen oder schon bestehende Freundschaften zu pflegen. Bei einem reichhaltigen Programm, bestehend aus Schachturnieren und verschiedenen Freizeitaktivitäten sowie einem Tagesausflug, kommen sich die Spielerinnen und Spieler, die sich sonst nur über die Distanz austauschen, auch persönlich näher. So ist für nicht wenige langjährige Teilnehmer das Treffen eine jährliche Urlaubswoche, die einen festen Platz in der presönlichen Planung hat.

In den besten Jahren konnten mehr als 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Treffen begrüßt werden. In guten Jahren der Gegenwart wird die Grenze von 100 Personen weiterhin deutlich überschritten.

Die Geschichte der Fernschachtreffen mit all ihren Besonderheiten und Begebenheiten kann auf der Website des Deutschen Fernschachbundes e.V. (BdF) erlebt werden. Für jedes Jahr gibt es eine eigene Unterseite zum Fernschachtreffen, die über die Navigationsfolge "Gemeinschaft/Fernschachtreffen" erreicht werden kann.

[Uwe Bekemann]

 

[30.12.2011] In anderen Sprachen wird oft der Begriff "Korrespondenzschach" für das Fernschachspiel verwendet. Dieser Begriff war früher auch im deutschen Sprachraum gebräuchlich. Der Begriff des Fernschachs soll von Andreas Duhm etabliert worden sein, der damals dem Redaktionsteam der Schweizerischen Schachzeitung angehörte (1911). Quellen hierzu: Werner Lauterbach, Faszinierendes Unsterbliches Spiel, Heidelberg 1986, und KARL, Das kulturelle Schachmagazin, Ausgabe 4/2011, S.15.

[07.08.2011] Der erste offizielle Fernschachweltmeister war der Australier Cecil John Seddon Purdy  (* 27.3.1907, + 6.11.1979). Er hielt den Titel von 1953 bis 1958. Kurios: Nach dem Gewinn des Weltmeistertitels nahm er an keinem weiteren Fernschachturnier mehr teil. Als starker und erfolgreicher Nahschachspieler sowie Publizist in Sachen Schach war die Aufgabe des Fernschachspiels bei ihm vor allem zeitlich bedingt.
Zu seinen besten WM-Partien zählte das Match gegen Dr. M. Napolitano, das er mit den weißen Steinen führte: 1.c4 Sf6 2.d4 e6 3.Sc3 Lb4 4.a3 Lxc3+ 5.bxc3 c5 6.e3 Sc6 7.Ld3 e5 8.Se2 d6 9.e4 Sh5 10.0–0 g5 11.Lc2 Sf4 12.La4 Ld7 13.Sg3 cxd4 14.Lxc6 bxc6 15.cxd4 Df6 16.Le3 h5 17.dxe5 dxe5 18.Tb1 Td8 19.Dc2 h4 20.Sf5 Lxf5 21.exf5 0–0 22.Tfd1 Sh5 23.Lxa7 Sg7 24.a4 Sxf5 25.a5 h3 26.a6 Ta8 27.Lc5 Tfe8 28.a7 e4 29.Tb7 Sh4 30.Db3 Df5 31.Tdd7 Sf3+ 32.gxf3 exf3 33.Kf1 Dxc5 34.Dc3 Tf8 35.Dd3 De5 36.Dxf3 Tae8 37.Tb1 Dxh2 38.Tb3 De5 39.Dxh3 Df4 40.c5 Dc4+ 41.Kg2 Te4 42.Df5 Dxb3 43.Dxe4 Kg7 44.Df5 g4 45.Dxg4+ 1–0

Logo des Weltfernschachbundes (ICCF)

[13.03.2010] Die Geschichte des Nachkriegsfernschachs ist in besonderem Maße mit dem Namen Hans-Werner von Massow verbunden. von Massow, geboren 1912 und gestorben 1988, war Mitbegründer des IFSB und dessen Generalsekretär. Dieses Amt erfüllte er später auch für den Weltfernschachbund ICCF, bevor er sogar dessen Präsident wurde.
von Massow hat unermüdlich und an etlichen "Baustellen" für die Entwicklung des Weltfernschachs gewirkt. Insgesamt konnte er auf eine rund sechzigjährige ehrenamtliche Tätigkeit im Dienste des Fernschachs zurückblicken. 

[13.02.2010] Das internationale Fernschach nahm nach dem Ende des 1. Weltkriegs Fahrt auf. Dies führte dazu, dass im Jahre 1928 der Internationale Fernschachbund (IFSB) gegründet wurde, der sogleich die Ausrichtung von Meisterschaften übernahm. In dieser Zeit und in den folgenden Jahren waren es auch die Namen einiger Spitzenspieler des Nahschachs, die sich mit dem Fernschach verbanden. So gewann Paul Keres im Jahr 1935 die IFSB-Bundesmeisterschaft, die heute als Vorläufer der späteren Fernschach-Europameisterschaften angesehen werden. 1936 war es Alexander Aljechin, der sich für die Austragung einer Weltmeisterschaft auch im Fernschach einsetzte. Bevor ein entsprechender Beschluss des IFSB, im selben Jahr getroffen, umgesetzt werden konnte, begann der 2. Weltkrieg. Die Bemühungen kamen hierdurch erst mal wieder zum Erliegen.

BdF-Wallpaper 

[29.01.2010] Als älteste Aufzeichnung einer Fernschachpartie gilt die Notation zur Begegnung zwischen Friedrich von Mauvillon und einem nicht mehr bekannten Spieler. Sie wurde 1804 mit Friedrich Wilhelm Von Mauvillon als Führer der weißen Steine im Rahmen eines Städtekampfes zwischen Den Haag und Breda per Post gespielt und nahm folgenden Verlauf:1.e4 e5 2.d4 Df6 3.d5 Lc5 4.Sh3 d6 5.f3 Lxh3 6.gxh3 c6 7.c4 a5 8.Sc3 Sa6 9.a3 h6 10.Dd3 Ld4 11.Sa4 Se7 12.Ld2 Sc5 13.Sxc5 Lxc5 14.Le3 Lxe3 15.Dxe3 c5 16.Db3 0-0 17.De3 Sg6 18.Tg1 Sf4 19.0-0-0 Sg6 20.Td2 Df4 21.Df2 h5 22.Kb1 Sh4 23.Dg3 g6 24.Td3 a4 25.Le2 Kh7 26.Ka2 Tfb8 27.Tb1 b5 28.cxb5 Txb5 29.Ld1 Tb6 30.b3 axb3+ 31.Lxb3 Tab8 32.Dxf4 exf4 33.Lc2 Sg2 34.Tdb3 Txb3 35.Txb3 Txb3 36.Kxb3 Se1 37.Ld1 Sd3 38.h4 Kg7 39.Kc3 Se5 40.a4 Sd7 41.a5 Sb8 42.Kc4 Sa6 43.Kb5 Sb4 44.e5 Sxd5 45.exd6 Sc3+ 46.Kxc5 Sxd1 47.d7 1-0.

Es sollen aber auch schon im Mittelalter Fernpartien ausgetragen worden sein. So finden sich entsprechende Angaben zu einer Begegnung zwischen Heinrich I. von England und Ludwig VI. von Frankreich. Diese Partie soll 1119 gespielt worden sein. Ein belastbarer Nachweis liegt aber nicht vor.

Fernschachbild

[27.12.2009] Fernschach hat eine Geschichte. Seine Wurzeln reichen zwar nicht so weit in die Vergangenheit zurück wie jene des Nahschachs, sie sind aber dennoch bemerkenswert. Die Anfänge des Fernschachs liegen, soweit sich dies heute noch verlässlich ermitteln lässt, in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts. Anders als heute waren es zunächst Städtevergleiche, die die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Die Städtemannschaften kann man sich als eine Gruppe von Spielern vorstellen, die sich untereinander berieten und sich so auf den nächsten auszuführenden Zug einigten. Es ist überliefert, dass auch sehr bekannte Schachgrößen zu den Teilnehmern zählten, wie beispielsweise Wilhelm Steinitz und Michail Tschigorin. Berlin, Boston, Hamburg, London und Philadelphia zählten zu den Großstädten, die sich im Wettkampf mit anderen maßen.
Die Züge wurden zunächst per Post ausgetauscht, später wurden sie auch schon mal telegrafisch und per Funk übermittelt.