Mit dem fünften Teil findet die Serie „Effektives Schachtraining“ ihr vorläufiges Ende. Schwerpunkte sind diesmal "Schach im Internet" und "Brauche ich einen Schachtrainer?".

Schach im Internet

Live-Übertragungen von Veranstaltungen
sind interessant und durchaus empfehlenswert, wenn auch zeitaufwändig und anstrengend. Die intensive Auseinandersetzung mit mehreren Partien gleichzeitig erfordert eine hohe Konzentration. Unterschiedlichste Stellungstypen erhöhen die Breite des eigenen Repertoires. Allerdings fehlt dabei der gedankliche Austausch mit einem Schachpartner.

Spielen auf einem Schachserver – Vorsicht Suchtgefahr!
Immer häufiger weichen Spieler auf dieses relativ neue Medium aus. Die Vorteile liegen auf der Hand: Spielpartner sind immer verfügbar
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und ohne die häusliche Umgebung verlassen zu müssen, können schnell ein Partien geblitzt werden. Allerdings fehlt hier die Seriosität. Verluste schmerzen nicht, nach ein paar Minuten kommt die nächste Partie – es geht um nichts! Der wichtigste Teil des Schachlernens – die Analyse findet nicht statt. Und auch das mit einer ernsthaften Turnierpartie verbundene Lampenfieber tritt nicht auf – die Konzentration ist entsprechend. Zudem sind die Umgangsformen aufgrund der möglichen Anonymität nicht immer so wie man es sich wünscht.
Besteht kein Anspruch besser zu werden, kann hier die Freizeit auch kurzweilig gestaltet werden. Allerdings überschreitet man schnell den Punkt an dem es zur Sucht wird. Vor einigen Jahren machte ich diese Selbsterfahrung – ähnlich meinem ersten Kontakt mit Computerspielen, als mich das morgendliche Zwitschern der Vögel daran erinnerte, dass auch Schlafen ein Teil des menschlichen Lebens ist. (Siehe auch Nakamura-Hickl 14:0)


Das Arbeiten am Monitor
Schach am PC erleichtert die motorische Seite des Arbeitens sehr. Es müssen keine Figuren aufgebaut werden, und der User kann sich schnell durch eine Partie klicken. Leider oftmals viel zu schnell, was dem Lernen wenig zuträglich ist! Zudem findet unser Kampf um DWZ-Punkte auf einem dreidimensionalen Turnierbrett statt. Es entsteht eine Prägung, unsere Leistung ist wesentlich höher als an einem Bildschirm. Für das Schachlernen sollte der Computer nur als Datenlieferant dienen und die Stellung auf dem Brett aufgebaut werden.


Brauche ich einen Schachtrainer?
Eine Frage die jeder, in Abhängigkeit von den eigenen Zielen, individuell für sich beantworten muss. Lernen bedeutet nicht nur Spaß sondern artet zuweilen auch in Arbeit aus. Eine Anleitung kann dabei sehr hilfreich sein!
Doch was bei Golf, Tennis und anderen Sportarten längst Standard ist, führt im Schach ein Dornröschendasein: Die Zusammenarbeit mit einem Trainer. Dabei kann eine gute Beratung schnell zu deutlichen Fortschritten führen. Aufgrund erheblicher Kosten (mit ein paar Stunden ist es leider nicht getan) bleibt jedoch für Anfänger zumeist nur der autodidaktische Weg. Ab einer Spielstärke von ca. 1400 DWZ sind ausreichende Grundkenntnisse vorhanden, um Einzeltraining zielgerichtet zu gestalten.
Die erste Anlaufstelle sollte der lokale Schachverein sein. Ein florierendes Vereinsleben eröffnet die Möglichkeit, sich mit Anderen auszutauschen und Meinungen Spielstärkerer einzuholen.
Vielleicht finden Sie dort einen netten Spielpartner, der Ihnen weiterhilft. Vereinzelt bieten engagierte Vereine kostengünstiges Gruppentraining an. Fragen Sie unbedingt nach!
Stellt die materielle Seite keine Beschränkung dar, ist eine frühzeitige Zusammenarbeit mit einem Trainer ratsam - sie hilft das Einschleifen grober Fehler zu vermeiden. Fortgeschrittene Spieler pendeln sich nach jahrelanger Aktivität vielfach in einem engen Wertungsbereich ein. Diese DWZ-Wand einzureißen ist ohne fremde Hilfe kaum mehr möglich.

Anforderungen an den Trainer
Fachkundige Unterstützung kann den schachlichen Fortschritt erheblich erleichtern, von Beginn an das Entstehen grober Verständnisfehler verhindern, bei der Auswahl der richtigen Lektüre behilflich sein und vieles mehr.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Sportarten ist für eine Akzeptanz bei dem Schüler eine wesentlich höhere Spielstärke des Trainers Grundvoraussetzung, was aber wiederum mit anderen Schwierigkeiten verbunden sein kann. Reichen die didaktischen Fähigkeiten um die Probleme des deutlich schwächeren Spielers verstehen können? Klären Sie dies in einem persönlichen Gespräch. Dabei werden Sie schnell feststellen ob die Chemie stimmt – ein wesentlicher Faktor für ein erfolgreiches Zusammenarbeiten.
Für Schachtraining bieten sich zwei Formen an. Die klassische des Einzeltrainings erfolgt am Schachbrett, setzt aber einen Trainer in unmittelbarer Umgebung voraus, um die Reisekosten gering zu halten. Da häufig kein entsprechend qualifizierter Spieler zur Verfügung steht, hat sich mit Aufkommen der neuen Medien auch das Training via Internet etabliert. Kommuniziert wird sinnvollerweise gleichzeitig mit Telefon und Serverschachbrett. Abzuraten ist von Angeboten über einen Chat-Client (via Tastatur) abzuraten. Die Interaktivität ist hierbei nur begrenzt gegeben.
Beachten Sie immer, dass selbst der beste Schachtrainer Ihnen die Arbeit nicht abnimmt und die unabdingbare Nachbearbeitung ebenfalls zeitliche Ressourcen in Anspruch nimmt.

Was kostet das und an wen kann ich mich wenden?
Grundsätzlich sollte Einzeltraining auf eine längere Laufzeit ausgerichtet sein. Der Erfolg stellt sich oftmals erst deutlich zeitverzögert ein. Im Gegensatz zu einem Sprinter, der nach einigen Wochen messbar schneller läuft, ist eine DWZ-Steigerung nicht umgehend nachweisbar.
Die Preise einer 60–minütigen Einheit variieren erheblich. Je nach Spielstärke, Erfahrung und Reputation ist zwischen 20 und 75 € alles zu finden.
Informationen zu Schachtrainern erhalten Sie in unserer Rubrik Schachtraining oder bei der Geschäftsstelle des Deutschen Schachbundes, www.schachbund.de, Tel. 030/3000780 oder mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

Und für alles gilt: Ohne Wiederholung geht es nicht!

„I liked this book by Capablanca, Chess Fundamentals. I still do. I read it still. Some of the examples he gives I can still recognize. I built my career on them.“
V. Anand in einem Interview für Outlook Business, Indien, Dezember 08.

Wir lernen nicht für den Augenblick oder eine Prüfung in der nächsten Woche. Es kann Jahre dauern, bis die im Training behandelte Situation auf dem Brett auftaucht. Dementsprechend muss die Information verinnerlicht werden. Ohne Wiederholung geht das nicht! Zuviel neuer Input führt zur Überlastung und ist für den Lernenden von Nachteil. Es empfiehlt sich, durchgearbeitete Schachbücher nach einiger Zeit wieder zur Hand zu nehmen. Können Sie dann Diagramme und Inhalte wieder ins Gedächtnis rufen, zeigt sich der Erfolg der Arbeit - das Buch kann nach wenigen Stunden wieder zur Seite gelegt werden. Sind die Konstellationen jedoch neu, war die erste Beschäftigung mit dem Werk anscheinend nicht intensiv genug. Immerhin führt es zu lebenslanger Freude an dem immer wieder neuen Buch - kostengünstig, aber in Bezug auf Trainingserfolg etwas unbefriedigend.

Bisher erschienen:

Effektives Schachtraining (1)

Effektives Schachtraining (2)  Schach in der Theorie

Effektives Schachtraining (3) - Schach in der Praxis

Effektives Schachtraining (4) - Tipps für eine höhere DWZ