Europas Pokale: Was vom Schachbund übrigblieb
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Mittwoch, 16 November 2016 18:43

Europas Pokale: Was vom Schachbund übrigblieb

Vorbei die schöne Zeit! Nach sieben sehr aufregenden Mannschaftskämpfen beim Europapokal im serbischen Novi Sad sind die beiden deutschen Vertretungen aus Berlin und Bremen wohlbehalten wieder in den Norden zurückgekehrt. Welcome home, aficionados!

Da die Schachwelt-Redaktion nicht nur dem Schach, sondern auch der Förderung von (Jörg Hickls schönen) Schachreisen verpflichtet ist, wollen wir noch ein paar abschließende Worte verlieren zum großen Turnier. Denn fürwahr, es war GROß! Ein gewaltiges Feld von Großmeistern, Internationalen Meistern, FIDE-Meistern und anderen starken Recken uns Reckinnen aus aller Herren Länder, ein Tummelplatz für ELO-Elefanten und aufstrebende Talente - und beim Stichwort Talente wären wir auch schon bei Spartak Grigorian, der sich beim ECC seine erste IM-Norm verdiente.
Im Stil von (mindestens) Anatoly Karpov und Tigran Petrosian erreichte er 5 Punkte aus 7 Partien und trug damit sehr maßgeblich zum prima Ergebnis seiner Werderaner bei. Herzlichen Glückwunsch, SF Spartak!

Auch der SV Werder spielte erfolgreich auf - die Stimmung im von Kapitän Stephan Buchal geleiteten Team war bestens, und mit einem abschließenden Sieg gegen Maria Saal aus Österreich hievte man sich noch auf den sehr respektablen 14. Platz, punktgleich und nur zwei winzige Ränge hinter OR Padova, bei denen immerhin Schwergewichte wie Vachier-Lagrave, Aronian, Gelfand! und Leko! die Figuren dirigierten. Spitze!
Mehr zum Abschneiden der Werderaner berichtet Stephan Buchal auf der SVW- Homepage - hier ist der Link.

Die Berliner Schachfreunde halten sich mit Eindrücken zu den abschließenden Turnierrunden auf ihrer Homepage (noch) etwas bedeckt, doch soll man hier nicht so viel erwarten, denn jeder Bericht macht Mühe und kostet Zeit, und alle Berichterstattung ist letztlich ja freiwillig und schnödes Ehrenamt.
Berlin landete am Ende ein wenig unterhalb ihres Startlistenplatzes Nr. 33 und beendete den Wettbewerb mit einer knappen Niederlage gegen JSV Sissa und die Foreest-Brüder aus den Niederlanden. Doch immerhin - die Hauptstädter hatten gleich zu Beginn gegen ANDROID ALKALOID spielen dürfen/ müssen, den späteren Turniersieger aus Mazedonien, übervoll mit Spielstärke und Weltklassemeistern, und das ist ganz sicher unvergesslich.

BobbyFischer1960inLeipzigUlrichKohls
Toll ist es, auf die Großen zu treffen: Bobby Fischer in Leipzig, 1960 (Foto: Ulrich Kohls)

Und damit schon genug des langen Berichtens - denn wozu gibt es Links? Wir freuen uns, zum Kollegen Thomas Richter im Schachticker hinüberzuschalten, der in seinem Abschlussbericht ausführlich auf Sieger- und deutsche Teams in Novi Sad eingeht. Auch eine schöne Bildergalerie hat er noch dazugezaubert - wir sagen danke für Spirit, Flair und die Liebe zum Schach, die bei Thomas immer und immer wieder durchscheinen!

Gerne, sehr gerne würden wir an dieser Stelle auch zum Deutschen Schachbund durchstellen, dem Verband unseres Vertrauens, der auf seiner reichlich bestückten Seite von vielerlei berichtet - nur nicht vom Europapokal, und schon gar nicht von den beiden .... deutschen Mannschaften im Turnier, und dass sie überhaupt dabei waren. Schade auch!

Chessbase immerhin, Partner des DSB mit einer wunderbaren Seite für neueste Nachrichten aus aller Welt - hier finden die geneigten LeserInnen Berichte zum Tage aus Novi Sad, die Marco Baldauf (SF Berlin!) aus Serbien sendete, und ebenso eine abschließende und sehr gelungene Würdigung der deutschen Mannschaften und Einzelspieler (u. a. noch einmal zu Spartak, und Elisabeth Pähtz).

Nur, was tut sich beim Schachbund? Wir lesen von "Train the trainer" in Baden-Baden, dem neue Magnus-Film im Preview, dazu auch drei Problemschachaufgaben, aber ..... eine, bitte nur eine einzige Meldung zum ECC? Zu Novi Sad, Berlin oder Bremen? Leider nicht. Wäre es zu viel erwartet, wenn jemand über das Europaturnier berichten oder wenigstens dorthin verlinken würde auf der offiziellen Seite unseres Verbandes?

SchachbundNovember
                                                                  Der Schachbund im November

Vielleicht werde ich auf meine alten Tage wie so viele andere grummelig, bärbeißig, und mäkele nur noch herum.  Allerdings, in Österreich klappt das irgendwie besser mit den Berichten - die Schachfreunde links und rechts der Alpen wurden solide informiert zu ihren Teams in Serbien, zu Maria Saal und zu Pamhagen, das ist doch ganz sympathisch, und mit Foto noch dazu.
Auch die Verbandskollegen in der schönen Schweiz berichten vom internationalen Turnier, indes der Koninklijke Nederlandse Schaak Bond schweigt dazu ebenso wie die deutsche Seite, nur in einer anderen Sprache.
Wir sind also nicht allein, und dennoch - wäre es nicht ganz schön, würde unser DSB aus seinen Mitteln von guten 1 Million € pro Jahr etwas mehr für Öffentlichkeitsarbeit bereitstellen als die doch etwas kläglichen 15.000,-€, die zum Beispiel im Jahr 2015 verfügbar waren?

Das sind, Moment einmal, wir berechnen es kurz ....  stolze 1,5 % des gesamten Schachbund- Etats, und wie man hört, sind selbst diese Mittel im vergangenen Jahr noch einmal tüchtig gekappt worden. Mon dieu! So drängt unser Sport nach vorne?

Bei allem Ehrenamt und viel, viel gutem Engagement in der Pressestelle des DSB - ich schlage einfach mal vor, den bisherigen Betrag für Öffentlichkeitsarbeit zu verfünffachen, mindestens - dann klappt es auch besser mit einer noch würdigeren Außendarstellung für Presse, Sponsoren, Interessierte auf der DSB-eigenen Seite. Wer dafür ist, hebe jetzt die Hand. -

Vorbei und Schachgeschichte ist nun erst einmal der Europapokal, und wer es mitverfolgen konnte, nimmt viel mit von einem aufregenden, intensiven und wundervollen Weltklasse-Turnier.
In drei Tagen schon geht es weiter, am Wochenende gehen landauf, landab die Ligaspiele weiter bis hin zur Bundesliga, und jeweils abends spielt und knetet Weltmeister Magnus seinen Herausforderer Karjakin in New York. Freuen wir uns, dass so viel los ist in diesen Wochen. Goldene Schachzeiten!

Frank Hoppe for President!
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Donnerstag, 10 November 2016 13:36

ECC: Werderleaks und schöne Kämpfe

Leider wurde mein Vorschlag, den Berliner Frank Hoppe zum nächsten US-Präsidenten zu machen, jenseits des Atlantiks bisher nicht aufgegriffen - die Amerikaner werden schon sehen, was sie davon haben. So immerhin kann Frank weiterhin als Stütze des Deutschen Schachbundes agieren, und gut, das immerhin ist für uns alle eine positive Sache, wenngleich es nicht direkt der Rettung der Welt dienen mag. Aber wer weiß!

Gestern bewegten die Meister in Novi Sad wieder Figuren über das Brett, und wie schon jüngst in den USA zeigte sich nun auch in Old Europe, dass es leider nicht mehr so richtig weit her ist mit der schönen Idee der Völkerverständigung.
Zum einen ja wird beim Schachsport a) ohnehin nicht viel geredet und verständigt, und b) schützt auch die schönste Völkerverständigung offenbar nicht davor, dass einzelne Vereine ihre Gegner recht skrupellos und im Neo-Trump-Stil zu Boden werfen.

Wir hörten davon bereits im Bericht zur ersten Runde im Europapokal, und auch die nachfolgenden Paarungen 3 und 4 zeitigten hohe und ganz und gar unsolidarische Siege von St. Petersburg und AVE Novy Bor gegen das friedliebende Team von Werder Bremen. Mit am Ende doch deutlichen 4,5 : 1,5 - und 5 : 1 - Niederlagen im Gepäck machten sich die Hanseaten am Ende auf zum abendlichen Essen, doch nun gut, es waren zwei sehr starke Gegner gewesen, und einige Highlights und gute Einzelergebnisse gab es ja auch!

Die Berlin Chessfriends als zweite deutsche Gesandtschaft konnten in der dritten Runde ein mitreißendes Match für sich entscheiden und besiegten das belgische Team Eupen knapp mit 3,5 : 2,5.
Zum Einsatz kam dabei auch unerwartet der Ersatzmann Jens Ebeling, der ein spielentscheidendes Unentschieden gegen den hochfavorisierten Norbert Coenen zum Mannschaftssieg beitrug. Rainer Polzin berichtet von der Schönheit im Kampf auf der Homepage der Berliner!
Der gestrige Tag bescherte den Berlinern eine andere Hauptstadt mit "B" - im Spiel gegen Belgrad einigte man sich letztlich folgerichtig auf ein 3 : 3. Völkerverständigung, so sieht sie aus.

Wir freuen uns, heute noch einmal die internen Werder-Kommunikationskanäle ganz in der Tradition der Welt-Geheimdienste anzuzapfen und zwei Berichte von Mannschaftskapitän Stephan Buchal hier ins Netz zu stellen - Werderleaks sozusagen. Das Turnier indes geht gleich schon wieder weiter, heute mit der fünften Runde und unter anderem mit den Begegnungen:

SF Berlin - SC MPO Maria Saal   

       (wenn das mal nichts für die Krennwurzn ist!)

SV Werder Bremen - Oslo Schakselskap

Die weiteren Paarungen findet man hier  - an den vorderen Tischen weilen unter anderem der Vorjahressieger SYBERIA, dann Ashdod, Zhiguli, Mednyi Vsadnik, Ladya Kazan und als Vertreter der Arzneimittelbranche meine Freunde von ALKALOID.
Und die Amerikaner? Sie haben keinen Vertreter nach Novi Sad geschickt, und man mag das schon deuten als erstes Anzeichen von Isolationismus, ganz im Sinne des President Elect.
Hätte doch bloß Frank Hoppe die Wahl gewonnen!

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Stephan Buchal (Kapitän elect des SV Werder) berichtet nun für uns über die Runden drei und vier aus grün-weißer Sicht. Vielen Dank!

3.Runde: Gut gekämpft!

Als nächstes geht es also gegen die St. Petersburger Riesen, angeführt vom siebenmaligen Russischen Meister Peter Svidler. Die Mannschaft hat einen ELO-Schnitt über 2700 und ist damit durchschnittlich etwa 250 ELO-Punkte „schwerer“ als wir. Wir haben nichts zu verlieren, also mutig voran.

Sven Fed

Besonders mutig ist Sven, der gegen Fedoseev gleich im 7. Zug „einen Springer für ein Schach“ opfert (siehe Bild: gleich zieht Sven 7.Ld3!!?? – hat er vergessen, vorher auf f8 zu tauschen?). Einige im Team (inklusive Captain) glauben an einen Fingerfehler. Dieser Eindruck wird durch die Körperhaltung der Kontrahenten verstärkt: während Sven ins Grübeln kommt und sehr langsam weiterspielt, blitzt Fedoseev die nächsten Züge herunter und wirkt dabei selbstbewusst bis arrogant. Nach einigen Zügen wird den zahlreichen Kiebitzen bewusst, dass Sven vielleicht doch etwas (aber nicht genug?!) Kompensation für die Figur hat. Und plötzlich passiert es: Fedoseev ist sichtbar fassungslos, er ist auf einen kleinen Trick von Sven hereingefallen und hat eine glatte Figur eingestellt – einige GMs können im Vorbeigehen ein Schmunzeln nicht unterdrücken.
Sven hat nichts weniger und eine Riesenstellung. Aber leider wenig Zeit. Er findet nicht den richtigen Plan, um seine Stellung entscheidend zu verstärken, Fedoseev bekommt Gegenspiel und übernimmt wieder die Initiative. In Zeitnot kann Sven die Partie nicht halten ... sehr, sehr schade!

Auch an den anderen Brettern war teilweise mehr drin: Matthias überrascht Svidler mit einer alten Hauptvariante im Franzosen und gleicht locker aus. Aber ein, zwei Ungenauigkeiten im Mittelspiel bringen dem Petersburger wieder Chancen. Zwar übersieht er in Matthias‘ Zeitnot eine Gewinnfortsetzung, aber auch so reicht es, um in ein gewonnenes Turmendspiel abzuwickeln.

Am 2. Brett ist Jan glänzend vorbereitet und bekommt eine aussichtsreiche Stellung gegen den Weltklassemann Dominguez Perez. Er knetet ihn stundenlang, aber der Kubaner ist zäh und kann das etwas schlechtere Endspiel halten.

Eine Klasse-Leistung zeigen Vlastimil Babula und Spartak Grigorian. Vlastimil muss stundenlang eine starke Initiative von Vitiugov aushalten, aber auch seine aktive Verteidigung hält stand und am Ende hat er null Probleme das Endspiel Turm gegen Turm+Springer zu remisieren.

Spartak gerät aus der Eröffnung heraus in eine strategisch schwierige Stellung gegen Maxim Rodshtein, der in dem damenlosen Mittelspiel Raumvorteil, aktive Türme und bessere Leichtfiguren hat. Ich kann mir nicht vorstellen, solch eine Stellung gegen einen beinahe 2700er zu halten. Aber Spartak ist unglaublich zäh und hält den geduldigen, stundenlangen Gewinnversuchen seines Gegners stand. Klasse!

Thorben dagegen verliert im frühen Mittelspiel einen Bauern und muss sich mit einem noch schlechteren Endspiel herumplagen. Aber sein chinesischer Gegner ist für seine außergewöhnlich gute Technik bekannt und lässt ihm keine Chance.

Naja, 3 Remis und 3 Niederlagen sind gefühlte 50% [Anmerkung der Redaktion: :-)  ]
Es hätte schlimmer kommen können gegen diese Super-Mannschaft – aber es wäre auch mehr drin gewesen!

4

Mednyi Vsadnik (RUS)

Rtg

19

SV Werder Bremen

Rtg

4½:1½

GM

Svidler, Peter

2742

-

GM

Bluebaum, Matthias

2641

1:0

GM

Dominguez Perez, Leinier

2752

-

GM

Werle, Jan

2551

½:½

GM

Vitiugov, Nikita

2718

-

GM

Babula, Vlastimil

2548

½:½

GM

Bu, Xiangzhi

2698

-

IM

Koop, Thorben

2430

1:0

GM

Rodshtein, Maxim

2696

-

Grigorian, Spartak

2280

½:½

GM

Fedoseev, Vladimir

2673

-

Charmeteau, Sven

2305

1:0

 

 

4. Runde: Schon wieder lauter 2700er …

von Stephan Buchal

Wer gehofft hatte, dass wir nach der Petersburger Prüfung jetzt einen schlagbaren Gegner bekommen würden, sah sich getäuscht. Mit tschechischen Mannschaft aus Novy Bor wartete der Fünfte der Setzliste auf uns, praktisch genauso stark wie St. Petersburg.

Beim Frühstück fragt mich Vlastimil, ob ich nicht für ihn einspringen möchte. Für ihn sei es nicht so angenehm, gegen seine alten Freunde (mit denen er 2013 den ECC gewonnen hatte) zu spielen – aber selbstverständlich würde er spielen, wenn es mir lieber wäre … ich war sehr überrascht und hin-und-hergerissen. Einerseits war ich mental ganz auf meine Rolle als „non-playing captain“ eingestellt – aber natürlich ist es äußerst reizvoll, gegen so ein starkes Team mitzuspielen. Auf der anderen Seite wäre es eine erhebliche Schwächung unserer Mannschaft – aber hatten wir überhaupt eine Chance? Also spiele ich mit!

Novi Bor tritt praktisch in Bestbesetzung gegen uns an, im ELO-Schnitt wieder über 2700. Der Kampf beginnt furios: Spartak traut sich was! Er hat gegen „fire-on-board“ Alexei Shirov die Botwinnik-Variante vorbereitet, bekanntlich ist Shirov einer der größten Kenner dieses halsbrecherischen Abspiels. Aber Spartak kennt sich auch aus, und so zaubern beide in Windeseile eine für den Laien abenteuerliche Stellung aufs Brett (Matthias‘ lakonischer Kommentar zu der Variante: „alles ausanalysiert - Remis im 40. Zug“). Spartak versucht Shirov aufs Glatteis zu führen, aber der rutscht nicht aus. Im Gegenteil, irgendwann ist Spartak unsicher und greift daneben. Shirov „opfert“ die Dame, aber behält genug Material übrig, um unseren tapferen Jungen zu besiegen. Wer nichts riskiert, lernt auch nichts. Das nächste Mal ist er dran, bestimmt!

Matthias hat wieder Schwarz, diesmal gegen die Nr. 10 der Welt. Er testet Harikrishna mit derselben Variante vom Vortag gegen Svidler – „ich will wissen, ob das gegen diese GMs hält!“. Es hält. Was für Svidler noch eine Überraschung war, Harikrishna hat sich bestimmt bestens vorbereitet. Aber Matthias gleicht wieder scheinbar mühelos aus und hat sogar Chancen auf leichten Vorteil. Wie er äußerst selbstkritisch anmerkt, unterläuft ihm im Mittelspiel ein „unglaublich dummer Fehler“, Harikrishna bekommt Angriff und lässt sich diese Chance nicht entgehen. Sehr schade, die zweite vermeidbare Niederlage gegen zwei Weltklasseleute hintereinander, aber Matthias hat einmal mehr bewiesen, dass er mit diesen Top-GMs mithalten kann!

Jan bekommt mit Weiß gegen den Carlsen-Sekundanten Wojtaszek nichts aus der Eröffnung heraus und wickelt gekonnt ins Remis ab. Sven steht mit Schwarz gegen Wang Hao immer etwas schlechter und verliert relativ chancenlos. Mir selber misslingt meine Partie gegen Sasikiran vollständig, eine drastische Weißniederlage in 29 Zügen ist die logische Folge.

Die beste Partie aus unserer Sicht gelingt Thorben („meine erste Partie gegen einen 2700er“). Gegen den Grünfeld-Experten David Navara kommt er mit Schwarz gut aus der Eröffnung, erreicht die etwas bequemere Stellung - und überspielt Navara vollständig! Kurz vor der Zeitkontrolle hat er ihn auf der Rolle, aber findet bei knapper Zeit nicht den Ausheber. Der Tscheche holt das Beste aus der Stellung heraus und kann sich gerade so ins Remis retten. Natürlich ist Thorben über die vergebene Chance enttäuscht – aber ein Schwarzremis gegen Navara ist wirklich ein glänzendes Ergebnis.

Schade, dass wir nach unserem perfekten Start zweimal hintereinander verloren haben, aber immerhin gegen richtig gute Mannschaften. Und deshalb sind wir schließlich hier!

5

AVE Novy Bor (CZE)

Rtg

19

SV Werder Bremen

Rtg

5:1

GM

Harikrishna, Pentala

2768

-

GM

Bluebaum, Matthias

2641

1:0

GM

Wojtaszek, Radoslaw

2744

-

GM

Werle, Jan

2551

½:½

GM

Navara, David

2725

-

IM

Koop, Thorben

2430

½:½

GM

Shirov, Alexei

2677

-

Grigorian, Spartak

2280

1:0

GM

Wang, Hao

2680

-

Charmeteau, Sven

2305

1:0

GM

Sasikiran, Krishnan

2654

-

FM

Buchal, Stephan

2339

1:0

 

Stephan Buchal

Homepage und Fotos beim SV Werder

Oso de anteojos o andino (Tremarctos ornatus), un habitante de los páramos (en el zoológico de Quito) (oder so!)
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Mittwoch, 09 November 2016 11:57

ECC: Die Bären sind los

09/11   never forget

11/09   always regret

(Fundstück im Netz zum Ausgang der US-Wahlen)

Ein guter Tag heute, um schachzuspielen und sich am Brett sitzend von den Dramen des Weltgeschehens abzulenken. Amerika hat gewählt, Novi Sad hat gelost, und wir sehen heute beim Europapokal unter anderem und aus (nord-) deutscher Sicht die folgenden feinen Paarungen:

SF Berliner Bären - Ein serbisches Team mit "O"

AVE Novy Bor - SV Werder Bremen

Die Schachfreunde Berlin treffen heute auf die lokalen Matadoren aus Belgrad. Die Mannen aus der deutschen Hauptstadt haben sich bislang sehr und sehr achtbar geschlagen und gegen ELO-schwere Vertretungen aus aller Herren Länder solide gepunktet. Omladinski Sahovski Klub Paracin ist ungefähr ähnlich stark besetzt wie die Schachfreunde, und somit ist alles möglich.

Etwas weniger möglich mag es aussehen bei der zweiten Begegnung mit Bundesliga-Beteiligung. Hier trifft Werder Bremen auf die an 12 gesetzte Tschechen von Novy Bor. In dem tschechischen Spitzenteam lauern Großmeister-Bären an allen Brettern, und die Einzelpaarungen stellen sich dar wie folgt:

Harikrishna, Pentala - Blübaum, Matthias

Wojtaszek, Radoslaw - Werle, Jan

Navara, David - Koop, Thorben

Shirov, Alexei - Grigorian, Spartak

Wang, Hao - Charmeteau, Sven

Sasikiran, Krishnan - Buchal, Stephan

 

Wagen wir eine Prognose?

Nachdem es für Bremen gestern eine Art Packung gab bei der ehrenvollen 1,5 : 4,5 Niederlage gegen St. Petersburg, werden heute die Figuren wieder neu gemischt. Sollte ich wetten, würde ich mein Geld natürlich auf Grün-Weiß setzen - Spartak an vier ist eine sichere Bank (er hat ja Weiß), und auch Stephan Buchal gegen Sasikiran, da müsste doch etwas drin sein für Werder. Damit wären es schon zwei Punkte für den SVW, und nun gut, mal sehen, was an den übrigen Brettern passiert.

Denken wir an SF Lotte - das SF steht für Sportfreunde oder sogar Schachfreunde, und im DFB-Pokal haben die Lotter kürzlich ja immerhin schon zweimal gewonnen - erst gegen Werder, und dann auch noch gegen Leverkusen. So gesehen ist alles möglich - wir gucken uns das mal an.

Los geht es um 15 Uhr, und chess24 überträgt wieder in gewohnter Qualität. Auf geht es also, mit Berlin und Bremen in die vierte Runde!

 

 

ECC: Berlin und Werder starten ins Turnier
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Dienstag, 08 November 2016 08:15

ECC: Berlin und Werder starten ins Turnier

Moinmoin, aus dem fernen Serbien erreichte uns ein informeller Rundenbericht, den Werder-Kapitän Stephan Buchal für den kleinen Hausverteiler der Schachabteilung des SVW geschrieben hat. Stephan war so nett zuzustimmen, dass wir den Report hier als kleines zeitgeschichtliches Dokument auch im Blog veröffentlichen dürfen - et voilà! Danke, und Grüße nach Novi Sad!

Runde 1: Gelungener Auftakt

von Stephan Buchal, SV Werder Bremen

In der ersten Runde kam es wie üblich zum „Schweizer Massaker“: Während es bei Einzelturnieren schon mal vorkommt, dass ein top-gesetzter Spieler einen halben oder sogar vollen Zähler abgibt, ist dies bei 6er-Mannschaften fast ausgeschlossen. Wenn ein Großmeister schwächelt, können es die anderen fünf locker ausgleichen.

So geschehen auch in der 1. Runde des ECC: alle 31 Mannschaften aus der oberen Hälfte gewannen ihre Begegnungen gegen die „Underdogs“ mindestens mit 4,5 Brettpunkten. Einzige Ausnahme war die britische Mannschaft von Cheddleton, deren 3 Großmeister David Howell, Simon Williams und Tamas Fodor zusammen 1 Punkt holten und von Glück sagen konnten, dass es gegen „Ezerelio Vaivorykste“ (schon mal gehört? Liegt in Litauen)noch zu einem knappen 3,5:2,5 reichte.

Deutlich besser machten es unsere Jungs gegen die dänische Mannschaft von „Bronshoj Skakforening“. Ich war gerade dabei, meine erste ausführliche Runde durch den überfüllten Turniersaal zu drehen als Spartak mich unterwegs abfing und seinen ersten Sieg in der Championsleague vermeldete. Es war die erste Gewinnpartie im Wettbewerb überhaupt – allerdings keine besondere Glanztat, denn sein Gegner hatte vergessen, einen angegriffenen Springer wegzuziehen.

Die Partie war vorbei, also musste Spartak umgehend den Turniersaal verlassen … diese aus meiner Sicht sehr dumme „anti-cheating“-Maßnahme ist in offiziellen FIDE-Events mittlerweile gang und gäbe und war schon im „Captains Meeting“ vor der Veranstaltung heftig kritisiert worden, natürlich hauptsächlich von den Vertretern der Amateurmannschaften, die als echte Schachfans und Mannschaftsspieler natürlich lieber im Turniersaal blieben.

Der nächste volle Zähler bahnte sich frühzeitig bei Sven an. Er zeigte sich gegen die Aljechin-Verteidigung seines Gegners absolut sattelfest und wies gegen eine etwas zweifelhafte Variante klaren Vorteil nach. Er sammelte eine Qualität ein und verwertete diese sicher. Unsere Spitzenspieler hatten es mit drei erfahrenen dänischen IMs zu tun: Als erster konnte Matthias in einem komplizierten Mittelspiel seinen Gegner fast mühelos überspielen. Vlastimil konnte dagegen erst durch dynamisches Spiel in der Zeitnotphase seinen Gegner niederringen.

Da mittlerweile auch Thorben seine Partie relativ sicher gewonnen hatte, lagen wir nach 4 Stunden sauber 5:0 vorne. Leider konnte Jan den Triumph nicht komplettieren. Er hatte aus der Eröffnung heraus eine sehr gute Stellung erreicht, dann aber etwas leichtfertig einen Bauern eingesammelt, was dem Gegner eine gefährliche Initiative einbrachte. Kim Pilgaard gewann den Bauern zurück und behielt die bessere Stellung; nach der Zeitkontrolle wurde klar, dass Jan keine Chancen hatte, das entstandene Endspiel zu halten. Eine unnötige und etwas ärgerliche Niederlage, aber auch eine gute Leistung des dänischen IM.

Stephan Buchal

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Auch die Schachfreunde Berlin weilen ja im Süden und bekamen es in der ersten Runde gleich mit einem gewaltigen Gegner zu tun, ALKALOID, dem gewaltigsten Gegner (fast) überhaupt.
Ich weiß nicht genau, wofür ALKALOID steht, aber es klingt ein bisschen wie eine Mischung aus einem Star Wars Planeten und einer Firma aus dem metallisch-industriellen Komplex. Jedenfalls hat die Mannschaft einige passable Spieler in ihren Reihen - und die SF Berlin berichten auf ihrer Homepage ganz hautnah und mit Fotos von der Begegnung dieser ersten Runde. Ein Blick lohnt!

Und sonst? Heute geht es weiter, um 15 Uhr!

Turnierseite ECC

Jack Dempsey beim Ausüben eines Randsports
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Sonntag, 03 Juli 2011 18:23

Der Herr der Schachbox-Ringe

Der norddeutsche Sommer zeigt sich von seiner besten Seite – Nieselregen, grauer Himmel, kühler Wind,. Man könnte fast meinen, die neue Saison würde morgen schon wieder beginnen! Doch dem ist nicht so, und noch sind es einige Monate hin, bevor wir wieder um Punkte ringen müssen beim nächsten Mannschaftskampf.

Dennoch – Schach ist die kleine Schwester des Fußballs, und so werden auch bei uns schon die Kader für die nächste Bundesliga-Saison zusammengestellt.
Als besonders findig erwiesen sich dabei die erst vor kurzem mit knapper Not geretteten Schachfreunde Berlin – wie der Deutsche Schachbund meldet, wird im nächsten Jahr der Super-Großmeister Levon Aronjan das zweite Brett der Mannschaft besetzen. Kein Scherz! Aber wieso nicht das erste Brett? Das weiß Rainer Polzin von den Schachfreunden – es lohnt ein Blick auf die Homepage des Vereins.

Und was ist sonst so los? Regenwetter, wie gesagt, gutes Wetter eigentlich, um Schach zu üben. Aber im Moment lieber noch nicht, es ist ja noch früh. Bevor das Training beginnt, erst noch ein Blick ins Internet: ChessVibes berichten von stark besetzten Holländischen Meisterschaften in Boxtel (laut Wikipedia ausgesprochen „BoxtL“, mit dem "L" gleich nach dem "xt"), einem kleinen Städtchen im Herzen der Niederlande. Nomen est Omen, es geht hart zur Sache, und nach nun sieben Runden hat sich Anish Giri an die Spitze des Feldes gekämpft.

Jusu2anzeigeÀ propos Boxtel: Schach ist ja der große Bruder des Boxens, und an diesem Wochenende gewann einer der Klitschko-Brüder einen der Box-Weltmeisterschaftstitel (Herzlichen Glückwunsch - nun sind alle Titel zusammen!). Da trifft es sich gut, dass unser aller FIDE-Präsident Kirsan Ilyumzhinov schon vor einiger Zeit eine Brücke vom Publikumssport Schach hin zur Nischensportart Boxen geschlagen hat. Beim Wühlen in den Untiefen der FIDE-Homepage findet man ihn bei einem nicht ganz ernst gemeinten Schachbox-Wettkampf in Elista 2008. In diesem Video-Kleinod macht Ilyumzhinov eine gute Figur und tänzelt behende durch den Ring, ehe er sich mit seinem etwas bulligeren Gegner ans Brett setzt für eine Blitzpartie. Wie es genau ausgegangen ist, lässt sich dem Video leider nicht entnehmen – aber so richtig harte Schläge scheinen nicht platziert worden zu sein. Auf alle Fälle wird die Teilnahme des FIDE-Präsidenten den Boxsport einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht haben.

Der illustre, millionenschwere und extravagante Ilyumzhinov hatte 1995 den höchsten Posten im Weltschachverband in direkter Nachfolge von dem als korrupt angesehenen Florencio Campomanes übernommen. Bis zum Oktober 2010 war er auch gleichzeitig autokratischer Präsident der russischen Teilrepublik Kalmückien.

Nachdem ihn der ebenfalls autokratische Kreml dann aber kühl aus seinem Amt komplimentiert hatte, konzentrierte er sich darauf, Schach in der ganzen Welt noch populärer zu machen als es ohnehin schon ist. Er besuchte als Reiseweltmeister bis zum Juni 2011 nacheinander fast 40 Länder, darunter (wie wir wissen) auch Ghaddafis Libyen. Eine Liste der Länder (und auch eine Stellungnahme zur Libyenreise) hat Chessbase hier bereitgestellt.

Seit dem 1.Juli findet der interessierte Leser bei chessbase.de zudem eine sehr wohlwollende Zusammenfassung der Reisen des schillernden Präsidenten nach Vietnam, in die Vereinigten Arabischen Emirate, nach Ungarn und in andere Länder.
Schön ist es zu sehen, wohin man überall reisen kann, um Politik zu machen – davon zeugen die vielen Fotos in diesem Bericht und die vielen Handschläge des Präsidenten mit den Großen der Welt. Der fast etwas zahme und unerwartet positive Reisebericht hätte wohl ebenso auch auf der offiziellen FIDE-Homepage erscheinen können – doch findet man ihn auf der sonst eher kritischen Homepage von Chessbase. Ungewöhnlich!

Doch na gut, immerhin will der umtriebige Ilyumzhinov für das Schachspiel werben – und das ist prima. Eine andere Art der Werbung stellt sich ein, wenn Levon Aronjan bald für Berlin in der Bundesliga spielen wird. Denn ebenso wie Ilyumzhinov ist auch Aronjan eine schillernde Persönlichkeit – allerdings schillert er auf eine ganz andere Weise als der FIDE-Präsident.

Für mich bleibt darum nur eine Frage: wann reist Ilyumzhinov eigentlich mal nach Norddeutschland und wirbt für thunderstorm_over_the_brunswick_riverdas Schach? Auch wir Norddeutschen würden ihm, dem Schachboxer und Präsidenten, gerne mal die Hand schütteln!

Aber na gut, bei dem Wetter würde ich auch nicht kommen. Kurzer Blick nach draußen - immer noch Nieselregen!