Wassili Smyslow, Tilburg 1977 (Foto: Mr Nostalgic, via Dutch Nationaal Archief)
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Von Dr. Oliver Höpfner, Bremen

Auch in Folge Nummer sechs der Kolumne „Endspielmagie - Studien für die Praxis“ möchte ich gerne eine Studie des russischen Schachgroßmeisters und siebten Schachweltmeisters Wassili Wassiljewitsch Smyslow (geboren am 24. März 1921 in Moskau; gestorben am 27. März 2010 ebenda) präsentieren.

2004 sagte Wassili Smyslow in einem Interview auf die Frage über sein Verhältnis von Schach und Harmonie folgendes:

Ich betrachte das Spiel genau wie die Musik als eine Kunst. Beim Schach habe ich mich stets um eine harmonische Figurenaufstellung bemüht. Eines meiner wichtigsten Bücher heißt "Auf der Suche nach Harmonie". Ich bin der Ansicht, dass sie auch in jedem schöpferischen Beruf angestrebt werden sollte.“

Und etwas später auf die Frage, was diese Harmonie mit seinem Schachstil zu tun hat:

Die permanente Suche nach ihr charakterisiert mein Schachverständnis und mein Spiel. Das ist eine bestimmte Art zu spielen, die auch Lasker und Capablanca auszeichneten. Sie sprachen von der Koordination der Figuren und Bauern auf dem Brett. Der geniale Capablanca hat die Stellung sehr gut gefühlt. Wer die Koordination erreichen will, muss die Harmonie erspüren, also die enge Verbindung zwischen den Figuren und dem, was auf dem Brett geschieht. Ich nenne es das menschliche Schachverständnis.“ (Quelle: „Die Harmonie des Vassily Smyslov“ https://de.chessbase.com/post/die-harmonie-des-vaily-smyslov ).

In diesem Zusammenhang bin ich bei der Beschäftigung mit den Studien-Kompositionen von Wassili Smyslow auch auf die folgende, nicht ganz so bekannte Arbeit von ihm aus dem Jahr 2000 gestoßen.

Diese Suche von Smyslow nach Harmonie und damit das Forschen nach der optimalen Koordination der Figuren und Bauern auf dem Brett fand ich persönlich sehr eindrucksvoll realisiert in dieser hervorragenden Endspielstudie.

Sie zeigt ein partienahes Endspiel mit sehr wenig Material auf dem Brett, bei dem der Anziehende die Umwandlung des schwarzen a-Bauern in eine Dame trotz seiner Mehrfigur nicht mehr vernünftig verhindern kann.

Um die Stellung von Weiß aber trotzdem noch zu retten, bedarf es einer harmonischen weißen Figuren-Koordination, bei der alle Figuren des Anziehenden bestmöglich zusammenarbeiten müssen.

Der Leser ist nun am Zug. Wie sieht die faszinierende weiße Rettungs-Idee in dieser scheinbar hoffnungslosen Position aus, bei der alle Figuren von Weiß wunderbar harmonisch zusammenarbeiten?

Viel Spaß bei der Lösung dieser exzellenten und eleganten Studie.

Wassili Smyslow

NIC 2000

Studie06Smyslow

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Liebe Lösefüchse aus nah und fern,

mit den besten Empfehlungen von Dr. Höpfner hier nun die Lösung zur 6.Studie, ausführlich hinterlegt bei diesem Link.

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Wassili Smyslow, Tilburg 1977
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von Dr. Oliver Höpfner, Bremen

(Nachtrag von Olaf Steffens: Mit einer großen Bitte um Nachsicht an Dr. Höpfner - ich habe glatt vergessen, den Namen des Autors hier gestern beim Einstellen des Artikels einzufügen. Der Text ist natürlich von ihm!)

In Folge Nummer fünf der kleinen Kolumne „Endspielmagie - Studien für die Praxis“ möchte ich diesmal gerne eine Studie des russischen Schachgroßmeisters und siebten Schachweltmeisters Wassili Wassiljewitsch Smyslow (geboren am 24. März 1921 in Moskau; gestorben am 27. März 2010 ebenda) vorstellen.

Im letzten Buch des früheren Trainers der Schachabteilung von Werder Bremen Claus Dieter (C. D.) Meyer (1946 – 2020) mit dem Titel „Magische Endspiele“ (Claus Dieter Meyer und Karsten Müller; Joachim Beyer Verlag 2020) finden wir auch eine Vielzahl von Schachstudien, die C. D. gerne bei seinem Schach-Training im Verein verwandte.

Darunter war auch die folgende elegante Komposition des siebten Schachweltmeisters Wassili Smyslow (Weltmeister von 1957 – 1958), der auch ein begeisterter Studienkomponist war. Seit 1936 – also schon mit 15 Jahren - hatte Smyslow immer wieder einmal Studien publiziert. In den letzten zehn Jahren seines Lebens veröffentlichte er verstärkt Endspielstudien, wobei er wegen seiner geringen Sehkraft faktisch blind die Aufgaben komponierte. In seinem 2000 erschienenen Studien-Buch mit dem Titel „Meine Studien“ (Isdatelstwo 64, Moskau, 2000) schrieb er zur Bedeutung der Schachstudie für ihn folgendes (S. 417):

Abgesehen vom ästhetischen Genuss hilft die Studienkomposition zweifellos bei der Entwicklung und Vervollkommnung im Endspiel.“

In dem Buch „Magische Endspiele“ finden wir den folgenden einleitenden Text (S. 59) zu der Studie von Smyslow in dieser Folge der Kolumne:

Die nachfolgende feinsinnige Studie mit krönendem Mattangriff gehört zu meinen Favoriten zum Thema ungleichfarbige Läufer. Nach dem Ende seiner Karriere als Turnierspieler komponierte der 7. Weltmeister Wassili Smyslow (1921 – 2010) etliche Studien, die große Beachtung fanden. Es heißt, er sei „ein Virtuose des Endspiels“ gewesen, der seinesgleichen suchte. Hier soll er häufig Züge gefunden haben, die selbst den Kenner verblüffen.“

Der Leser ist nun am Zug. Wie lauten die verblüffenden Züge, mit denen Weiß in diesem ungleichfarbigen Läufer-Endspiel einen siegreichen Mattangriff initiieren kann?

Viel Spaß bei der Lösung dieser wunderbaren und schönen Studie.

Wassili Smyslow
Shakhmaty v SSSR 1987

 Smyslow

Weiß am Zug gewinnt

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Liebe Leser, liebe Leserinnen! 

Hier nun die Lösung zur 5.Studie, mit den besten Empfehlungen von Oliver Höpfner!

Ich glaube, insgesamt hat das ganz gut geklappt mit dem gemeinschaftlichen Auflösen? Schauen wir aber mal, was die nächste Studienrunde so bringt!