Kirsan Iljumschinow (links) übt schon mal die richtige Haltung beim Meditieren
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Dienstag, 26 April 2011 19:14

Kirsan sagt Oooom

Zu Ostern machen viele Medien auf religiös. Die FIDE-Website ist da keine Ausnahme. Nur dass es da um Buddhismus geht. Schließlich bekennt sich der FIDE-Präsident dazu und hat gerade eine buddhistische Auszeichnung abgeräumt. Das war aber noch nicht alles von seinem aktuellen Thailand-Trip. Tags darauf hat der Iljumschinow eine Kooperation zwischen unserem Weltverband und einer angeblichen Weltakademie für Meditation unterzeichnet (nebenbei bemerkt wird die meditative Kiste von einem aus ganz anderen Grund, nämlich für seinen unverschämten Reichtum bekannten Thailänder geleitet, nämlich Anant Asavabhokhin, oben rechts im Bild). Seit Schachspieler bei zunehmend mehr offiziellen Turnieren genötigt sind, schon Minuten vor Partiebeginn am Brett zu sitzen, um ja keine Null zu riskieren, wissen sie nicht recht, wie sie diese Zeit nutzen sollen. Mit dem Gegner zu quatschen, ist in vielen Fällen unpassend. Schachspieler aufgepasst: Die nunmehr offizielle Alternative heißt Meditieren. Nähere Hinweise wohl demnächst auf der FIDE-Seite. Oooom!

Verpasste Geschenke
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Freitag, 04 Februar 2011 01:05

Verpasste Geschenke

Was schenkt man jemand, der so gut wie alles hat oder zumindest haben kann? Peter Davies´ Bruder wusste um dessen Faible für Schach und entschied sich, ihm einen Schachlehrer zu besorgen. Das ungewöhnliche Geburtstagsgeschenk hat sich als Glücksfall für das Schach erwiesen. Und unser Glück könnte noch größer sein, stünde ihm nicht einmal mehr die FIDE im Weg, aber dazu gleich mehr.

Zunächst zu Peter Davies. Er ist Hedge-Fond-Manager, einer der erfolgreichsten in London. Er hatte schon einige Schachlehrer verschlissen. Mit Malcolm Pein verstand er sich auf Anhieb. Vielleicht weil Pein in seinem Metier selbst zu den Erfolgreichsten gehört. Sein Schachladen ist samt Versandgeschäft und Ableger in den USA der umsatzstärkste der Welt. Pein gibt eine Monatszeitschrift (Chess) heraus, verlegt Schachbücher (Everyman Chess), schreibt eine tägliche Schachkolumne (Telegraph),  gibt Privatstunden und organisiert Schachevents.

Ein halbes Jahr nach ihrer ersten Schachstunde reiste Davies mit seinem Schachlehrer nach Bonn. Er hatte Lust bekommen, einen WM-Kampf zu sehen. Anand, Kramnik und die ganze Inszenierung beeindruckten ihn, und er bohrte: Wann holen wir die WM nach London? Pein schlug vor, eine Spur kleiner zu beginnen und erst einmal ein Turnier auszurichten. So wurde auf einem Abstecher an den Rhein der Grundstein zum London Chess Classic gelegt.

Dieses nun schon zweimal in der Vorweihnachtszeit ausgerichtete Turnier hat neue Maßstäbe in Sachen Publikumsfreundlichkeit gesetzt. Nicht nur wer die tadellose Inszenierung im Kensington Olympia verfolgt hat, sondern auch Zehntausende, die nur online dabei waren, wurden überzeugt: Malcom Pein und sein Team sind derzeit die besten möglichen WM-Veranstalter. 

Im Juli vorigen Jahres hat Pein der FIDE ein Angebot vorlegt. Das Preisgeld sollte ähnlich hoch liegen wie vor zwei Jahren in Sofia (damals zwei Millionen Euro für die Spieler, 400 000 für die FIDE). Die geplante Inszenierung und der mögliche Werbeeffekt für Schach waren absehbar vielfach besser. Pein hat auch die von der FIDE als Voraussetzung für Verhandlungen verlangten 50 000 Euro eingezahlt. Weltmeister Anand unterstützte die Bewerbung. Selbst als Carlsen das Kandidatenturnier absagte, blieb London am Ball. Alles passte. Nur den FIDE-Unterhändlern passte etwas nicht.

Bis Ende Jänner brauchte Pein Klarheit. Die Option auf den geplanten, repräsentativen Spielort lief ab. Je kürzer die verbleibende Zeit bis zur ím Mai 2012, also drei Monate vor den Sommerspielen geplante Ausrichtung umso teurer und fehleranfälliger würde es. Die FIDE hat die von London gestellte Frist verstreichen lassen. Man kann nur (und besser privat als öffentlich in einem Blog) spekulieren, was die Unterhändler der FIDE noch von Pein erwartet haben. Er tat einfach, was er ihnen ankündigte und zog, wie er heute bekannt machtedie Bewerbung zurück.

Die WM in London wäre ein Geschenk für die Schachwelt gewesen. Die FIDE-Unterhändler haben entschieden, dass wir ein Geschenk nicht verdienen. Wir nicht... 

Freitag, 31 Dezember 2010 01:27

2010 im Schnelldurchlauf

Das zu Ende gehende Jahr war ein ereignisreiches Schachjahr, aber war es auch ein gutes? Welche Ereignisse, welche Spieler haben es geprägt? Einige Glanzpunkte setzte sicher die Jugend. Als Erinnerungsstütze ein kurzer, nicht ganz unsubjektiver Überblick.

Los ging es mit der Mannschafts-WM im türkischen Bursa und einem Favoritensieg Russlands. Überraschend holten die USA mit dem überragenden Nakamura und Indien, obwohl ohne Anand, die Medaillen vor den höher eingeschätzten Team aus Aserbaidschan und Armenien. Den besten Start des Jahres erwischte Alexei Schirow in Wijk aan Zee mit fünf Siegen en suite. Am Ende wurde er dann doch noch überholt von dem trotz seiner erst 19 Jahre seit 1.Januar Führenden der Weltrangliste Magnus Carlsen. Die B-Gruppe wurde eine Beute des nächsten Carlsen, des 15jährigen Anish Giri.

Weltmeister Anand riss sich in Wijk aan Zee bei seinem letzten Test vor seinem Titelkampf kein Bein aus und holte seine üblichen plus zwei. Anders einen Monat später Wesselin Topalow: Mit unberechenbarem, hoch riskantem Schach gewann der Herausforderer in Linares, wo allerdings weder Carlsen, Anand noch Kramnik am Start war. Das wahrscheinlich stärkste Open des Jahres gewann der 18jährige Vietname Le Quang Liem. Während die Nationalspieler bei der EM in Rijeka unter ferner liefen mit ansahen, wie der 19jährige Jan Nepomnjaschtschi als Nummer 35 der Setzliste Europameister wurde, holte sich ein anderer Junior, der 18jährige Hamburger Schüler Nicolas Huschenbeth den deutschen Titel.

In der Bundesliga war der Titelgewinn des hohen Favoriten Baden-Baden nach einer Niederlage gegen Werder Bremen dank der ebenfalls vorne mitmischenden Solinger erst im letzten Spiel perfekt. Spannend verlief auch die WM. Anfangs überschattet von der Flugsperre, die Anands Reise nach Sofia erschwerte, und Spekulationen über Provokationen in der Heimat des Herausforderers wurde es ein fairer und hochklassiger Zweikampf, den Anand knapp aber zu Recht gewann. Zur gleichen Zeit und ein halbes Jahr zu spät kam der FIDE-Grandprix in Astrachan doch noch zu einem Abschluss, der aber überschattet wurde von Mutmaßungen über eine Partieabsprache zwischen Mamedscharow und Radschabow, die letzterem zum letzten offenen Platz im Kandidatenturnier verholfen haben könnte.

Korruption ist im Weltschach sonst eher auf Funktionärsebene ein Problem. Hoffnungen auf Veränderung nährte die Kandidatur von Anatoli Karpow um die FIDE-Präsidentschaft mit maßgeblicher Unterstützung von Garri Kasparow und dessen Draht zu Financiers im Westen. Das Turnier im rumänischen Bazna mauserte sich zum Elitewettbewerb. Der Sieger hieß einmal mehr Carlsen. Derweil eskalierte ein seit längerem schwelender Streit zwischen den Nationalspielern und dem Deutschen Schachbund um Honorare und die Bedingungen für Profis in Deutschland. Dazu gehört etwa auch, dass in Dortmund nur Naiditsch willkommen ist (das unzureichend gemanagte Turnier gewann heuer Ponomarjow) und in Mainz, dem Treffpunkt des Schachs in Deutschland, aufgrund der Wirtschaftskrise das Programm auf zweieinhalb Tage eingedampft werden musste.

Bei der Schacholympiade holte dann eine Ersatzauswahl mit Platz 64 das mit Abstand schlechteste deutsche Ergebnis. Im sibirischen Chanti-Mansisk enttäuschte auch Gastgeber Russland und musste Gold den leidenschaftlicheren, von einem entfesselten Wassili Iwantschuk angeführten Ukrainern überlassen. Dafür dominierten die Russinnen den Frauenwettbewerb. Bei der FIDE-Wahl unterlag Karpow mit praktisch der selben Marge wie vier Jahre zuvor Bessel Kok gegen Kirsan Iljumschinow, dessen Hintermänner seit 1995 in die eigenen Taschen wirtschaftend das Chaos verwalten.
Als Finale der unabhängigen Grand-Slam-Turniere hatte Bilbao eine schiefe Optik, hatte doch nahezu alle Qualifikationswettbewerbe Carlsen gewonnen, der gerade eine Formkrise durchmachte, während der einzige andere Qualifizierte Topalow von vornherein absagte. Kramnik gewann. Nur wenige Tage später begann der neue Grand Slam Tausende Kilometer entfernt in Nanking, wo Carlsen wie verwandelt agierte und überlegen gewann.

Kurz danach schockte der Norweger, dessen WM-Sieg für viele nur eine Frage der Zeit ist, mit dem Rücktritt aus dem im Frühjahr anstehenden Kandidatenturnier. Keinen klaren Sieger gab es in Moskau. Aronjan (der anschließend die Blitz-WM gewann), Mamedscharow und Karjakin teilten am Ende Platz eins. Das wäre nach der üblichen Wertung auch in London der Fall gewesen. Weil ein Sieg dort aber drei Punkte wert war, wurde Carlsen vor McShane und Anand zum Sieger erklärt. Zwischendurch setzte Marc Lang, FIDE-Meister aus Günzburg, mit einem Blindsimultan gegen 35 Gegner das deutsche Schachhighlight des Jahres. Die Frauen-WM im türkischen Antakya wurde von den Chinesinnen dominiert. Den Titel holte sich die 16jährige Hou Yifan, so dass sie sich künftig wohl öfter mit Männern messen darf.

Russischer Meister wurde nach einem Stichkampf, in dem es nur Remisen gab, und obwohl er zuvor im regulären Vergleich gegen den gleichaltrigen Karjakin unterlegen war, der mittlerweile 20jährige Nepomnjaschtschi. An die Weltranglistenspitze kehrt aber, nachdem zwischenzeitlich Anand vorne war, Carlsen (ebenfalls 20) zurück.

Winning democratic elections in FIDE
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Donnerstag, 02 Dezember 2010 16:13

Winning democratic elections in FIDE

About ten days ago chess World was shocked by New York Times allegations of the Turkish Chess Federation (later TCF) president Ali Nihat Yazici buying votes of the delegates in order to win chess OL 2012 in Istanbul. The revelation itself (strange enough) came from the TCF financial audit where it stated that TCF president has spent approx 90.000,-euros for the delegates travel, stay and other costs.

Confronted with the issue Mr. Yazici admitted to NY Times that though he did help delegates (who otherwise could not have come) with their travel, he did not spend a single cent for the delegates airfares! Such a contradiction in a one single statement can only mean that a) guy is overconfident in his political position  or b) he is completely insane or c) (the most likely in this case) both.

How do you help someone travel from point A to point B without spending any money on his travel? The best solution I would suggest would be using a famous Aladdin Flying Carpets (probably Ali Nihat found them in Grand Bazaar).

Situation heated up and last weekend TCF had a general assembly in order to approve the financial statements and money spent. Being a true patriot Mr. Yazici honestly admitted that in order to serve a Turkish national interest and bring the Olympiad to Istanbul he should be allowed to bribe.

Fortunately for Ali Nihat 67(out of 119) TCF assembly members have agreed that in order to serve the best of the National interests TCF president should indeed be given a James Bond kind of licence.

Buying votes has been a matter of speculation for many years within FIDE and natural question is : did TCF president “stimulate” delegates to vote only on the Istanbul 2012 OL issue or is it a wide practice going as far as FIDE Presidential elections?

I would say that buying votes, buying people, is not a matter of situation - it is a matter of character.

In Torino 2006, former SWIFT president, Belgacom CEO, accomplished business leader and a known chess mecena Dutchman Bessel Kok decided to run for FIDE president and in the democratic election defeat the current autocratic FIDE president and finally bring to the chess community everything Western values stand for. Naturally, Bessel could not do it alone, so his newly formed team included two impeccable freedom fighters. Two personalities led by principles, turning down any potential bribes and ready to sacrifice everything for the values they stand for. Those two freedom fighters were Ali Nihat Yazici and Geoffrey Borg. According to Mr. Yazici story, current FIDE president has in 2006 election offered him a different sort of bribes - Vice president position within FIDE, direct cash, than even more cash…you name it. True to himself and his principles, freedom fighter Mr. Yazici turned down all this indecent proposals.

Today both of our freedom fighters belong to the inner FIDE circle. Mr. Borg having had a different well paid FIDE top functions, while Mr. Yazici is currently FIDE Vice presidents and one of the strongest supporters of everything he (as a freedom fighter) in 2006 fought against.

According to his own statements, after 2006 election, Mr. Yazici finaly saw” the light” and recognized the genious of the current FIDE president.

Now, we come to the second part of the “democratic election”, OK you have a budget to spend for “the higher cause”, you have unmistakenly identified the target (after all you are top professional there, veteran with  years of experience),but how do you ensure that the agrrements would hold and “the right cause” be supported, because…..you know…..people..could be…. treacherous.

So, (now comes the best part), in order to ensure  “the legitimate” voting procedures, you take the proxy of your “business partner”. Country of my birth, Bosnia & Herzegovina, has recently entered this grey alley. Having, a close historic ties with Turkey and being one of the brotherly nations Bosnian ailing chess federation recently received a financial help (approx 25.000,-euros) from the big Turkish brother.

Naturally, even without  this financial injection Bosnia would have supported the interests of its Turkish brothers.

Also, it would have been terrible if Bosnian official delegate would make a mistake in the voting box crossing a wrong political option (because, you know….vote is secret). So, what we do, (to ensure the correct decision and no mistake in proceedings),…. while official Bosnian delegate (and federation vice president) is underway to Khanty, Ali Nihat already has Bosnian voting proxy.

At the FIDE congress itself , Bosnian delegate Mr. Bogut, turns out to be a loose cannon and (can you believe it !) decides to show up and would even like to vote (also having a major argument with TCF president and proxy behind ones back practice)

True to himself, a freedom fighter, and a staunch democracy supporter Mr. Yazici, naturaly withdraws given proxy and happily allows the present delegate to vote.

During the OL in Khanty I have heard about a dozen of similar stories, only this time without loose cannons