Ist doch kinderleicht - oder?
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Mittwoch, 28 März 2012 05:56

Schach will Schule machen

Sollen alle Kinder in der Schule Schach lernen? Armenien hat Schach als erstes Land als Pflichtfach eingeführt. Immerhin an die 15 deutsche Schulen probieren es ebenfalls. Auf der Dialogseite des Kanzleramts hat der Vorschlag reichlich Unterstützung und gute Chancen, als einer der ersten zehn zu einer Veranstaltung mit Kanzlerin Merkel eingeladen zu werden.

Dass sich das Europäische Parlament für Schach in der Schule ausgesprochen hat, ist vor allem der Initiative Kasparows zu verdanken. Der Russe jettet derzeit um den Globus, um für Schulschach zu werben. Die letzten Tage verbrachte er in Südafrika, um dort die Kasparov Chess Foundation Africa aus der Taufe zu heben. An diesem Mittwoch wirbt er in Paris mit einer Rede in der UNESO bei den Journées de l´Innovation für Schach in der Schule.

Auch die FIDE hat neuerdings ein ehrgeiziges Schulschachprogramm. Als Hauptsponsor tritt die halbstaatliche russische Ölgesellschaft Rosneft auf. An diesem Donnerstag präsentiert Ali Nihat Yacizi das Chess in Schools-Programm der FIDE (CIS100) in Wien.

Ebenfalls in Wien veranstalte ich in genau einem Monat in der Albertina einen international besetzten Workshop über die Chancen, die sich für Schach im Schulsystem insbesondere dank der Unterstützung auf EU-Ebene bieten, eingebettet in das Zweite Wiener Kinderschachfest mit als Headliner einem Uhrensimultan von Wesselin Topalow gegen eine internationale U18-Auswahl.  

 

 

Donnerstag, 16 Februar 2012 20:49

Gute Nachrichten aus Strasbourg

Die Schachdelegation hat bei der Sitzungswoche des EU-Parlaments in Strasbourg ganze Arbeit geleistet. Fast hätten sie alle gefordeten Unterschriften bereits beisammen für eine Erklärung des Parlaments zugunsten von Schach in den Schulen. Laut Garri Kasparow, einem der Initiatoren, fehlen jetzt noch drei. Und die sind während der Sitzungswoche am 12.-15.März mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit zusammenzubringen. Und noch einige mehr, denn ein paar Dutzend Abgeordnete, die ihre Unterstützung versprochen haben, haben noch nicht unterschrieben. Kasparow hat sich seit Monaten ins Zeug gelegt, um die politische Unterstützung für Schulschach zu sichern, und wird zu dem Zweck auch im März noch einmal nach Brüssel reisen.

bannerendspiel anzZu denken gibt allerdings die unterdurchschnittliche Unterstützung unter den deutschen EU-Abgeordneten, vor allem bedingt durch die Haltung der Christdemokraten, die keine einheitliche Empfehlung im Schulwesen wollen, auch wenn sie, wie die Saarbrückerin und Kulturausschuss-Vorsitzende Doris Pack Schulschach persönlich unterstützen. Mit Begeisterung unterschrieben hat dagegen Angelika Niebler (CSU), deren Buben selbst an der Schule Schach haben und die den Vorsitzenden der Deutschen Schulschachstiftung Walter Rädler kennt und schätzt. Auch von den französischen und britischen Abgeordneten haben weniger als erwartet oder erhofft unterschrieben. Besser schaut es bei den Österreichen aus. Ganz vorne liegen die Osteuropäer. Sie haben nicht so viele Abgeordnete, aber ein sehr hoher Teil von ihnen unterstützt Schulschach. Die bulgarischen Delegierten gleich zu 100 Prozent.

Dienstag, 14 Februar 2012 09:36

110 EU-Abgeordnete für Schach gesucht

Wer die Weltrangliste anführt, wer in Wijk aan Zee oder Linares gewinnt, welcher Verein Deutscher Meister wird, welche Variante am besten gegen Grünfeldindisch punktet, all das sind Kinkerlitzchen und beeinflussen unser Spiel wenig verglichen mit der Entscheidung des Europäischen Parlaments über eine Initiative, Schach im Schulsystem zu verankern. Es muss ja nicht gleich als Pflichtfach sein wie seit kurzem in Armenien an den Grundschulen. Wenn mindestens 369 Abgeordnete bis 15.März unterschrieben haben, ist die Initiative angenommen, und die öffentliche Förderung des Schachs an Schulen kann und wird in vielen EU-Ländern massiv zunehmen. Angesichts dieser Bedeutung ist es vergleichsweise ruhig um die Initiative in den Schachmedien. Eigentlich beschämend ruhig.

259 Unterschriften waren vor dieser Sitzungswoche bereits zusammen, berichtet El País. Das Ziel ist noch nicht erreicht, aber in Reichweite, und diese Woche ist vorentscheidend. Dieser Tage sind die beiden Initiatoren von schachlicher Seite Garri Kasparow, der eine Stiftung für Schulschach ins Leben gerufen hat, und Silvio Danailow, der Präsident der Europäischen Schachunion, im EU-Parlament in Strasbourg. Am Mittwoch stehen ein Seminar und eine Simultanvorstellung auf dem Programm. Die Hoffnung, dass Abgeordnete fraktionsweise ihre Unterstützung erklären, hat sich nicht erfüllt. Um jede Unterschrift muss während der wenigen Sitzungswochen gekämpft werden. Gerade von den deutschen Abgeordneten haben viele noch nicht unterschrieben. Jeder, der einen Draht zu seinem Abgeordneten oder einer Partei hat, kann etwas beitragen.

Türmchen bauen
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Montag, 19 Dezember 2011 12:11

Türmchen bauen

Kinder variieren ganz gerne mal die Schachregeln, bringen Fantasyfiguren ins Spiel, lassen die bekannten Figuren anders ziehen oder schlagen oder führen andere Spielziele als das Matt ein. Eine für mich neue Variante habe ich bei unserer Schachlehrerfortbildung vorigen Donnerstag kennengelernt: Wenn ein Turm einen Springer oder Läufer schlägt, darf er ihn aufsetzen und ab dem Moment wie Turm oder Springer bzw. Turm oder Läufer (also Dame) ziehen. Das klingt so naheliegend, dass diese Variante wahrscheinlich schon öfter erfunden wurde und vielleicht auch einen Namen hat. Weiß ihn jemand?  

Auch die Turnierregeln lassen sich variieren. San Sebastian (das Foto zeigt die spektakuläre Bucht mit dem Stadtstrand Concha) feiert 100 Jahre nach dem legendären Turnier, in dem Capablanca groß herauskam, mit einem originellen Wettbewerb. Man spielt k.o.-System und jeweils zwei Partien gleichzeitig mit Weiß und mit Schwarz gegen den gleichen Gegner. Bei 1:1 folgen wiederum zwei Schnellpartien gleichzeitig, bis ein Sieger ermittelt ist. Gut dotiert ist es auch, weshalb sich bereits neun Spieler über 2700 angemeldet haben.

Kindergärtnerin mit Schützlingen
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Jahrelang musste ich mir anhören: "Ja aber, das mit den Sponsoren - das haben wir doch schon so oft versucht, das hat doch noch nie funktioniert". Was beim Deutschen Schachbund so ganz genau "nicht funktioniert" hat, das waren etwa nicht die Sponsoren oder das Sponsoring im Schach unmöglich ist, sondern die Art und Weise wie man das Projekt anging. Vor allem muss man mal eins verstanden haben, bevor man anfängt: Man muss dem Sponsor auch was bieten können. sfk-sw4

Selbst Robert K. von Weizsäcker, der zumindest als selbständig nachdenkender Mensch gilt, bilanzierte nach seiner Amtszeit, er habe ja alles versucht und mit vielen potentiellen Geldgebern gesprochen. Aber um mit Schach zu werben, dafür brauche es den Deutschen Schachbund ja nicht. Das ist nur bedingt richtig, denn der Schachbund leistet ja eine ganze Menge. Die Frage ist nur: Wie vermittle ich das?

Zunächst mache ich mich mal nicht ganz so klein und schreibe auf, was ich alles leisten kann. Dann knüpfe ich Kontakte zu Leuten die wissen, worüber sie reden oder zumindest als solche gelten und lasse mir das von außen bewerten. Damit gehe ich dann zu Steinbrück oder wer sich sonst noch für prominent politisch hält und lasse ihn das unterzeichnen (wieso war eigentlich nie jemand bei Helmut, wenn er mit Loki spielte?).

Solchermaßen bewaffnet suche ich mir ein allgemein positiv besetztes Thema (Kinderförderung geht immer), verknüpfe es mit einem mir nützlichen und schachlichen Aspekt und werbe für die Umsetzung bei Geldgebern, die sich mit dem Projekt (nicht unbedingt mit dem Spiel selbst) identifizieren können und damit ihren Bekanntheitsgrad erhöhen. Damit wiederum erzeuge ich eine ordentliche Pressearbeit und mache weiter Geldgeber auf mich aufmerksam. Und vor allem lasse ich diejenigen in ihren Ämtern, die sich solch eine Mammutaufgabe noch freiwillig aufbürden wollen, einfach mal in Ruhe arbeiten und versuche nicht ständig aus Eitelkeit meinen eigenen Stempel aufzudrücken. 

sfk-sw1Projektname: "Schach für Kids". Projektstarter: Ralf Schreiber, der vorige Referent für Breitenschach. Begonnen im Kreis Hattingen, ausgeweitet auf den ganzen Ennepe-Ruhr-Kreis in 157 Kindergärten und demnächst in vierstelliger Anzahl in Kindertagesstätten (gleich zehntausende Kinder) präsent. Die Initiative wird in drei namhaften Städten stadtweit umgesetzt - die Namen der drei Städte werden erst nach gemeinsamer Pressemitteilung mit dem Hauptsponsor bekannt gegeben. Was sich zunächst wie Beschäftigungstherapie für Schachlehrer mit Geduld und Zeit liest, ist beim zweiten Hinsehen eine erfolgreiche Initiative nach genau oben beschriebenem Muster. "Tue gutes und rede darüber" muss entsprechend vorbereitet sein, damit es Erfolg hat. SFK, wie sich die Methode abkürzt, war nun beim Weltkindertag im Landtag Nordrhein-Westfalens. Kein weltumfassender Schritt, aber einer der vielen kleinen kontinuierlicher Arbeit, die letztendlich eine Reihe von Unterstützern fand. Und es geht ja noch weiter.

Aber womit sollte der Deutsche Schachbund die Wünsche potentieller Sponsoren umsetzen? Wäre denn überhaupt ein Back-Office da, das sich um die Durchsetzung der getroffenen Vereinbarungen kümmert? Wäre der DSB seinen Mitgliedern, den Mitgliedsverbänden gegenüber überhaupt weisungsbefugt? Die Antwortenn lauten: Keine Ahnung, Nein und Sehr bedingt. Und sie kommen übrigens nicht von mir. Verwundert da die Aussage des Ex-Präsidenten?

http://www.schach-fuer-kids.de/ 

Man sieht die Stadt vor lauter Türmen nicht
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Sieht der bunte Fremdkörper mit der Fahne drauf nicht verdächtig aus wie ein Schachturm? Richtig. Gleich 181 dieser mehr als drei Meter hohen Hingucker, in unterschiedlichen Bemalungen, sind seit einigen Tagen über Krakau verstreut. Die schönste polnische Stadt steht heuer nämlich gut ein halbes Jahr lang im Zeichen des Schachs. Derzeit läuft dort eine Schülereinzelweltmeisterschaft (was es nicht alles gibt) in sechs Altersgruppen und nach Buben und Mädchen geteilt. Im Oktober wird der FIDE-Kongress stattfinden. Und dazwischen wohl neben der Turmaufstellung auch noch allerhand. Vielleicht sind 181 zu viel, aber eine schöne PR-Aktion ist dem Malopolska (Kleinpolnischen) Schachverband allemal gelungen. Als Vorbild wird die Cow Parade genannt. An einer solchen war der Schachmäzen und frühere FIDE-Präsidentenkandidat Bessel Kok vor einigen Jahren mal beteiligt, als jede Menge bemalte Rindviecher in Prag aufgestellt wurden. Die Idee, bemalte Springer etwa in einer Olympiadestadt zu verteilen, liegt schon seit langem auf der Straße. Zur Altstadt von Krakau passen Türme aber einfach besser.

Weltrekord im Guinness-Buch
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Montag, 27 Dezember 2010 10:51

Weltrekord im Guinness-Buch

Indiens Schachboom begann Anfang der 90-er Jahre: Staatliche Gelder flossen reichlich in die Förderung. Man holte professionelle ausländische Trainer und baute systematisch die Spitze auf. Schach erlangte in wenigen Jahren eine Bekanntheit, von der wir hierzulande nur träumen können. Nahezu aus dem Nichts gestartet, belegt man nun Platz 7 der Länder-Weltrangliste. Vieles ist natürlich auch dem amtierenden Weltmeister, Viswanathan Anand, zu verdanken, der im Tigerstaat wohl einer der bekanntesten Sportler ist. anandguiness

Allem Anschein erreicht man auch die breite Masse. Mit 20480 Spielern und 1024 Simultangebern, ging an Heiligabend nun das größte Simultanspektakel über die Bühne (SW berichtete bereits darüber: Simultan mit 20.000 Spielern). Unter anderem konnte man auch 480 Prominente u. a. Minister, und Stars aus Film und Fernsehen zu einer Teilnahme bewegen.
Als Veranstalter fungierte die NIIT Mind Champions’ Academy (MCA). 2002, zusammen von Anand und der dem IT-Dienstleister NIIT, gegründet, hat man das Ziel Schach in die Schulen zu bringen. Es scheint auch in Indien unbestritten, dass dies zu besseren Leistungen der Schüler führt. Seit Bestehen förderte man 11.200 Schachclubs mit über 900.000 studentischen Mitgliedern. Für Indien gelten andere Dimensionen…
maskot
Das Maskottchen spielt aber wohl noch nach eigenen Regeln. Bauern auf der Achten sind auch in Indien nicht erlaubt.
Schachkonjunkturpaket
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Donnerstag, 16 Dezember 2010 12:50

Schachkonjunkturpaket

Anfang November war ich beim sehr fein organisierten Deutschen Schulschachkongress in Hamburg. Schach an Brennpunktschulen und zu Kindern aus bildungsfernen Schichten zu bringen, war nicht das geringste Thema dort sondern wurde gleich bei der Podiumsdiskussion zum Auftakt verhandelt. Gewundert hat mich nur, dass niemand auf das Bildungspaket für Kinder aus Hartz4-Familien zu sprechen kam. Die von Ministerin von der Leyen geplanten Gutscheine würden ja nicht nur für Schulmaterial und Schulausflüge, Sportvereine und Musikunterricht gelten sondern auch für Schachvereine oder -kurse an den Schulen. War das nicht auch ein Konjunkturpaket für kinderfreundliche Schachvereine und Anbieter von Schachunterricht? Das Bildungspaket ist allerdings zum politischen Streitobjekt geworden, und nun verzögert sich die Einführung. Vielleicht wacht ja derweil die Schachszene auf und stellt sich auf die Chance ein.