Uhrenvergleich, und dann geht´s los.
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Huch, da ist sie schon wieder! Seit der Nacht auf Sonntag gilt in Deutschland wieder die Sommerzeit. Eine Stunde wurden die Uhren in der Nacht unauffällig nach vorne gestellt. Und wenn Sie diesen Text lesen, ist es in Wirklichkeit gar nicht so spät wie jetzt, sondern tatsächlich eine Stunde früher. Eigentlich unheimlich, aber so ist es.

Wenn Uhren nach vorne gestellt werden, löst das in vielen Schachspielern ein leichtes Unbehagen aus. Denn ist durch diese eine Stunde nicht auch die Zeitkontrolle wieder ein kleines Stückchen nähergerückt?

Vorgestellte Uhren - da werden auch Erinnerungen wach an dunkle Spieltage, an denen der Schiedsrichter Strafminuten verteilte, weil ein Team zu spät die Mannschaftsmeldung abgegeben hat. Bei sehr wichtigen Auswärtsspielen des SV Werder II war das bisher zweimal (!) der Fall, weil der Spielort verlegt worden war und wir nur mit Mühe und einiger Verspätung dort eintrafen. Einmal aber hatten wir Glück – der Schiedsrichter hatte nicht kommen können, und die gegnerische Mannschaft wusste die elektronischen Uhren nicht so gut zu bedienen, als dass die fünfzehn Straf-Minuten für die Verspätung auch wirklich hätten eingestellt werden können. Also einigten wir uns gütlich und erhielten keine Zeitstrafe.
(Frage an die Leser – hätten Sie´s gewusst? Wie stellt man elektronische Uhren vor? Und muss man das für jedes Modell beherrschen?) –

Einst gab es auch das Oberliga-Spiel der Bremer SG gegen die favorisierten Temponauten aus Göttingen – das erste Spiel nach einer langen Sommerpause. Der Bremer Mannschaftsführer Kai-Uve Wittfoth stellte am Spieltag die elektronischen Uhren auf und zugleich mit leichtem Entsetzen fest, dass die meisten Uhren irgendwie gar nicht funktionierten. Scheinbar hatten sie in den Sommermonaten in ihren Kästen vor sich hingetickt und dabei die Batterien leergesaugt. Es dauerte fast vierzig Minuten, bis von anderer Stelle Ersatz in Form der immer wieder treu ihren Dienst leistenden mechanischen Uhren herbeigeholt war. Die Göttinger chillten so lange bei einer guten Tasse Kaffee, entspannten sich – und verloren nach dieser unerwarteten Pause den Mannschaftskampf, auch wenn es die Bremer Uhren waren, die zur Strafe 40 Minuten vorgestellt worden waren. Manchmal ist das so. (Verlassen darf man sich darauf aber nicht.)

Eine Zeitproblem besonderer Art erlebte auch eine Berliner Schachmannschaft vor gar nicht so lange Zeit. Die Mannschaft der Gäste hatte angefragt, ob das Spiel nicht vielleicht schon um 10 Uhr beginnen könnte. Kein Problem!, und schon war das Spiel verlegt und der Beginn des Spiels war nun "um zehne" (so sagt man das doch in Berlin, oder?). Die Gastmannschaft saß also zur abgemachten Zeit an den Brettern - doch kein Gegner in Sicht! Dasselbe Bild auch nach zehn Minuten und nach zwanzig Minuten, und erst irgendwann viel später trafen die acht Berliner Spieler ein. Das Ergebnis war ein kampfloses 8:0 für die Gäste, und das war natürlich sehr bitter und sehr unglücklich für die Gastgeber. Es hatte wohl Abstimmungsprobleme gegeben innerhalb des Teams, so dass (wenn ich es richtig verstanden habe) die Spielverlegung nicht genug bekannt gemacht worden war. Ist nicht schön, soll auch nicht vorkommen, aber - vielleicht kommt so etwas dann doch einfach mal vor, bei allem, was innerhalb und rund um die Mannschaften erledigt werden muss. Wer viel macht, macht eher auch mal einen Fehler. Trotzdem natürlich mehr als ärgerlich.

Doch zurück zur Zeitumstellung! Im allerhöchsten Norden des Landes waren in einer kalten Oktobernacht irgendwann in den neunziger Jahren die Uhren wieder zurückgestellt worden, denn es begann die Winterzeit. An diesem Sonntag hatte der Schleswiger Schachverein ein Auswärtsspiel. Die Abreise sollte frühmorgens um 8 Uhr sein, so dass sich jeder natürlich sehr über die Zeitumstellung und die längere Nachtruhe freute. Nur einer der Spieler hatte etwas verwechselt – statt die Uhr zurückzustellen, hatte er die Uhr einfach noch einmal vorgestellt, so wie auch schon im März. So etwas kommt vor, gerade bei Schachspielern? Und wir ahnen es – das kann nicht gutgehen.
Als seine Uhr also am Morgen 7: 40 Uhr anzeigte, war es in Wirklichkeit und auf allen anderen Uhren des Landes erst zwanzig Minuten vor sechs. Zu allem Unglück verschlief unser Mann nun auch noch, wachte um (auf seiner Uhr) zwanzig vor acht auf und erschrak – in  zwanzig Minuten war ja schon die Abfahrtszeit für das Auswärtsspiel, kaum zu schaffen! Also zumindest schnell den Mannschaftsführer anrufen und Bescheid sagen. Der Mannschaftsführer Sven Lorenzen und seine Familie schliefen da aber gerade noch sehr behaglich, denn eigentlich war es ja noch nicht einmal sechs Uhr früh an diesem Sonntag morgen. Sie wurden aber bald schon geweckt – der Spieler meldete sich in seiner vermeintlichen Zeitnot und sagte Bescheid, dass er es vielleicht nicht mehr schaffen würde bis zur Abfahrt um acht Uhr. Danke für die Information ...  auch das sind sie, die Härten im Leben eines Mannschaftsführers.

astronomische uhr in der lbecker marienkirche

Im Anschluss noch eine Vertrauliche Leserumfrage für Mannschaftsführer: Hatten Sie am Wochenende einen wichtigen Mannschaftskampf, und kam die Hälfte Ihrer Mannschaft wegen der Zeitumstellung zu spät? Oder waren es die Gegner? (Wenn ja, wie hieß die Mannschaft?)

Schlafen Sie schlechter in diesen Zeitumstellungsnächten, wenn am Sonntag ein Spiel angesetzt ist?
Bitte verraten Sie uns Ihre Sorgen unten in den Kommentaren, und viellleicht auch, mit welchen Tricks Sie gegensteuern. Danke!

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