Freitag, 27 Juli 2012 20:57

Kortschnois Endspiel

Ein Leben ohne Schach könne er sich nicht vorstellen. Viktor Kortschnoi hat das oft gesagt. Es erklärte, warum er auch jenseits der achtzig noch zu fast jedem Spielauftritt bereit war. Die Schweizermeisterschaft in Flims vorige Woche dürfte ein Einschnitt sein. Man raunte, Kortschnois Endspiel habe begonnen.

Für jeden sichtbar quälte er sich durch das neunrundige Turnier. Er saß im Rollstuhl, zog oft schnell, weil er sich nicht konzentrieren konnte. Nur an einem Tag fand der Altmeister zu seiner alten Form. Ausgerechnet Joe Gallagher, der Meister wurde, überspielte er strategisch und behielt auch alles unter Kontrolle, als es taktisch wurde. Vielleicht war es sogar die beste Partie des Turniers. Nebenbei bemerkt ein Grund mehr, warum Gallaghers bereits sechster Titelgewinn völlig verdient war, profitierten doch seine Konkurrenten von den Einstellern Kortschnois, dem sonst nur zwei Remis gegen schwächere Spieler gelangen. Abgeschlagen wurde er Letzter.

Eigentlich sollte der 81jährige bei der Schacholympiade in einem Monat in Istanbul für die Schweiz am Brett sitzen. Das kommt nach Flims nicht mehr in Frage. Der Schweizer Schachbund hat an seiner Stelle Richard Forster ins Team gerückt.

Warum war Zügers Leistung kein Thema?
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Dienstag, 19 Juli 2011 08:12

Verschwiegene Schweizer

Der Juli hat in der Schachschweiz Tradition: In der zweiten Juliwoche ist die Schweizer Meisterschaft. Sie endet an einem Freitag. Am Samstag beginnt das Schachfestival in Biel. Viele Spieler bestreiten beide Wettbewerbe und lassen allenfalls das Schnellschach am Wochenende aus, bevor sie in Biel am Montag in die regulären Partien einsteigen. Yannick Pelletier, der aus Biel stammt, aber seit einigen Jahren bei seiner französischen Lebensgefährtin lebt, vertritt in der Elitegruppe die Schweizer Farben und musste gleich zu Beginn eine Weißniederlage gegen Favorit Carlsen einstecken.
 
Der 80jährige Viktor Kortschnoi ist für diesen harten Wettbewerb mit einem Eloschnitt von knapp 2700 nicht mehr robust genug, nicht aber für die Schweizer Meisterschaft, die er mit einigem Glück gewann. Sie wurde in Form eines neunrundigen Opens ausgetragen, in dem nur die Schweizer titelberechtigt waren. Die beste Schweizer Eloperformance lieferte indessen weder Kortschnoi noch sein Stichkampfgegner Joe Gallagher (anscheinend sah das Reglement bei Punktgleichheit einen Stichkampf der zwei Buchholzbesten vor) sondern Beat Züger. Keiner spielte gegen mehr Großmeister, keiner gegen mehr, die unter den ersten zehn endeten. Im Unterschied zu Kortschnoi und Gallagher hatte er fünfmal Schwarz, darunter in den letzten beiden Runden, als ihm zwei Großmeister, man kann es kaum anders sagen, remis abklammerten (Partienseite). Am Ende fehlten nur ein paar Elopunkte für eine GM-Norm. Dass Züger mit 2,5 aus 3 gegen einen 2200er gepaart wurde, der am Ende nur 50 Prozent holte, kostete ihn neben der Norm auch die Teilnahme am Stechen um den Titel.
 
Warum das ein Thema für diesen Blog ist? Weil sich die Tagesberichte des Schweizer Schachbunds über Zügers Leistung merkwürdig ausschweigen. Ist der Internationale Meister den Funktionären suspekt? Hat Züger zu oft seine Meinung gesagt? Stört das von ihm organisierte äußerst erfolgreiche und gut dotierte Schnellturnier? Oder dass er mit der Gründung des Free Helvetian Chess Club andeutet, dass das organisierte eidgenössische Schach nicht so ganz frei ist? Dem Propagandachef des Verbands Markus Angst waren alle möglichen Spieler eine besondere Erwähnung wert, nicht aber Züger. Und das wirft kein gutes Licht auf eine Szene, die bereits von einem anderen Totschweigen überschattet wird.
 
Die Eloliste führt seit vielen Jahren Vadim Milov an. Nur einmal, 2000 in Istanbul, vertrat er die Schweiz bei der Schacholympiade. Danach hat er sich mit dem Verband und seinen Schweizer Profikollegen überworfen. Immerhin spielt Milov inzwischen wieder in der Schweizer Liga und zwar für den Aufsteigerclub Réti Zürich. Sein Mannschaftsführer und Mäzen Adrian Siegel, ein angesehener Neurologe, ist seit Juni neuer Präsident des Schweizer Schachverbands. Wenn Siegel vorhat, den SSB wieder behutsam mit seinem verlorenen Spitzenspieler zu versöhnen, sollte er gleich auch das Mobbing gegen Züger abstellen.   
Deutliche Worte zu DSB und BL - Ein Mäzen im Gespräch: Wilfried Hilgert
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Das Duell FC Bayern München gegen SG Porz bestimmte die ersten 15 Jahre der einteiligen Bundesliga maßgeblich. Einzig der SG Solingen gelang es vereinzelt noch in den Titelkampf einzugreifen.
Mit dem  Ausstieg Münchens 1995 (Franz Beckenbauer wollte die „Klötzchenschieber“ nicht länger unterstützen) und dem freiwilligen Rückzug der SG Porz aus Unzufriedenheit mit dem Bundesligamanagement 2005, ging eine Ära zu Ende.

Deep Chess interviewte nun den für deutliche Worte bekannten Schachmäzen der SG Porz, Wilfried Hilgert,  zu Fragen der Schachbundesliga und zum Deutschen Schachbund. Das Kandidatenfinale zwischen Hübner und Kortchnoi, 1980 in Meran, ließ man Revue passieren ebenso wie den persönlichen Werdegang des Porzers und seine Motivation Schach zu fördern.

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Kortschnoi läuft, die Jüngeren sitzen
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Mittwoch, 23 März 2011 08:58

Viktor steckt nicht auf

An diesem Mittwoch ist Viktor Kortschnois 80.Geburtstag. Gefeiert wird erst am Samstag in Zürich mit prominenten Gästen wie Garri Kasparow. Smalltalk mag Kortschnoi nicht. Wo immer er eingeladen wird, drängt er ans Brett. Nicht Grüßaugust ist er sondern Großmeister, zweimaliger Vizeweltmeister gar. Also will der große alte Mann des Schachs auch an seinem Festtag noch ans Brett und es vor Cocktail und Galadinner simultan mit einer Juniorenauswahl aufnehmen. Die Jungen werden sitzen, der alte Herr wird von Brett zu Brett eilen. Wir titelhörigen Schachspieler vergessen leicht, dass es umgekehrt sein müsste. 

Erst vorigen Samstag absolvierte Kortschnoi in Zürich ein Benefizsimultan. Der Tages-Anzeiger hat ihn dabei beobachtet. Der taz hat Kortschnoi in einem Interview versichert, dass nicht nur der Hexenschuss sondern auch noch genug Leben in ihm steckt, um der Jugend zu trotzen. Wie etwa gerade erst am Sonntag. Da trat er in der Schweizer Liga an, stand gegen Bindrich früh auf Verlust und rettete, wie die NZZ schildert, in hartem Kampf ein Remis.

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Charakteristisch für Kortschnoi ein Video: Aufgenommen von Frank Zeller bei der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft 2009.

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Kortschnois Geburtstagsmarathon
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Dienstag, 22 Februar 2011 12:57

Kortschnois Geburtstagsmarathon

Es ist noch einen Monat hin. Genauer gesagt auf den 23.März fällt Viktor Kortschnois Achtziger. Aber der (für dieses Alter) Marathon für den Jubilar geht bereits los. Ab diesem Mittwoch bestreitet er in Cannes einen Schaukampf gegen den seit vielen Jahren in Frankreich lebenden Anatoly Vaisser (daher unser Bild). Am 19.März steht in Zürich ein Benefizsimultan an etwa dreißig Brettern zugunsten von Minenopfern an. Am 26.März dann gleichenorts ein Handicapspiel an zehn Brettern gegen Schweizer Junioren sowie ein Abendessen mit illustren Gästen wie Garri Kasparow. Im April dann die Teilnahme an einem Open im schönen San Sebastian. Dass Kortschnoi trotz nachlassender Gesundheit noch fit genug für dieses Programm ist, zeigte er kürzlich beim Open in Gibraltar, wo er unter anderem Caruana schlug und nur durch eine Schlussniederlage gegen Vallejo einen schönen Preisrang verpasste.  

Caruana gegen Kortschnoi
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Ohne die große Veranstaltung in Wijk aan Zee würde die Schachwelt wohl ohne Zweifel auf eines der bedeutendsten Open Europas blicken. Alljährlich Ende Januar findet auf Gibraltar das Tradewise Chess Festival statt, und wer nicht nach Holland eingeladen wurde, scheint hier mit zuspielen u. a.  Ivanchuk, Adams, Caruana, Vallejo Pons, Bologan, Georgiev, Nigel Short und auch Viktor Kortschnoi. Und gerade Kortschnoi,  mehrfacher Vize-Weltmeister und Urgestein des Weltschachs, sorgte in der zweiten Runde für eine Überraschung. Am 23. März wird er 80 Jahre alt, doch von Müdigkeit keine Spur. Mit Elo 2544 gehört er zur zweiten Hälfte der Spitzengrupe und wurde gegen den um mehr als 60 Jahre jüngeren italienischen Weltklassegroßmeister Fabiano Caruana (Elo 2721) nach oben gelost. Es wirkte wie eine leichte Aufgabe für ihn:

Nachdem wir von immer jünger werdenden Spitzenspielern berichten, freut es mich, auch den umgekehrten Fall präsentieren zu können.


Zu Kortschnoi:

"Ich bin Schachgroßmeister"

Ein von Frank Zeller aufgenommenes Video zeigt Viktor Kortschnoi bei der Arbeit

„Ich nehme ein Schachbrett mit ins Grab“

FAZ.net:Text: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 09.01.2005, Nr. 1 / Seite 15

Freitag, 16 Juli 2010 19:07

Kortschnois Einbruch

Die Schweizer Meisterschaft endete für Viktor Kortschnoi mit einem Debakel. Sechs Runden lang tummelte sich der 79jährige unter den Titelanwärtern. Dann verlor der zweimalige Vizeweltmeister die letzten drei Runden en suite. Wobei er gegen Züger zweizügig die Dame einstellte. Nur siebter Platz im Zehnerfeld. Dass es nicht gut geht mit ihm, deutete schon seine Absage an die Schweiz für die Schacholympiade an. Der Titel ging wenig überraschend und souverän an den Elofavoriten Yannick Pelletier, der schon einige Jahre in Frankreich lebt. Zweiter wurde Joe Gallagher, der nach einer Pokerphase wieder mehr Lust auf Schach bekommen hat. Dritter wurde mit seiner zweiten GM-Norm der zuletzt vor allem mit schachhistorischen Arbeiten hervorgetretene Richard Forster. Die Russoschweizerin Alexandra Kostenjuk spielte lange vorne mit, fiel aber nach Niederlagen gegen Pelletier und Gallagher auf Platz vier zurück. Der eigentliche Titel bei den Damen wurde über die Platzierungen in der offenen Gruppe entschieden. Und fand ein umstrittenes Ende: Tatjana Lematschko wurde mit einem halben Punkt Vorsprung Meisterin, weil ihr letzter Gegner, der Russe Onoprienko, in gewonnener Stellung einzügig eine Figur einstellte.