Play Magnus Group kauft ChessBase
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Donnerstag, 01 April 2021 00:00

Play Magnus Group kauft ChessBase

Gemäß dem Motto „Growing chess to make the world a smarter place“ wollte die Play Magnus Group schon im Herbst 2020 die ChessBase GmbH Hamburg kaufen und die Geschichte rauschte schon durch den virtuellen Blätterwald, aber eine Sekunde vor der Unterzeichnung am 11. 11. 2020 um 11 Uhr 11 und 10 Sekunden trat ein schier unlösbares Problem auf, das erst nach langen und zähen Verhandlungen gelöst werden konnte und zur heutigen Unterschrift am 1. 4. 2021 führte.

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Gut informierte Quellen zwitscherten es schon von den herbstlichen Bäumen,
bevor noch viel Wasser die Elbe hinuntergeflossen ist.

Aber bevor wir zu dem einen entscheidenden Problem kommen, schauen wir was da im Herbst 2020 bereits ausgehandelt und fix paktiert wurde. Und da kommt ein anderer Hamburger Jung mit ins Spiel: Großmeister Jan Gustafsson, der schon 2009 im Interview mit ChessBase sagte: "Ich glaube, ... dass sich harte Arbeit immer gegen ... Talent durchsetzt.“ Und dieser Grundsatz sollte aufgrund der beiderseitigen Krise – ChessBase hat die Marktführerschaft an lichess, chess.com, etc. klar verloren und auch Magnus Carlsen spielt schon einige Zeit unter seinem Zenit und gewinnt keine Turniere mehr – in die Realität umgesetzt werden. Durch harte Arbeit sollte dem Talent die Rückkehr an die Weltspitze ermöglicht werden. Magnus soll wieder Turniere am Fließband gewinnen und auf den vereinten Plattformen von Play Magnus, Chess24 und ChessBase sollen die Millardenmitgliedergrenze noch im Sommer 2021 durchbrochen werden und bei Übertragungen von Spitzenturnieren möchte man in Superbowl Dimensionen vorstoßen.

Daher wurde folgender Geheimplan zur Erholung und damit Stärkung der jeweils eigenen Position erarbeitet. Jan Gustafsson wird die beiden ChessBase Programmierer Matthias Wüllenweber und Mathias Feist – beide gute Amateurschachspieler die das MAT(T) in ihren Vornamen tragen – in einem harten Trainingssommer so auf Vordermann bringen, dass sie beim verschobenen Norway Chess 2021 im September Magnus Carlsen am Brett vertreten können. Die Weißpartien wird Mathias Feist spielen und die härte Aufgabe mit schwarz gegen die Weltklasse muss der Chef Matthias Wüllenweber persönlich übernehmen.

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Die schwarze Gefahr - das MATT klar im Auge ...

In der Zwischenzeit wird Magnus Carlsen, der wesentlich jünger und damit belastbarer sein sollte als die beiden Herren von ChessBase nach Hamburg übersiedeln und dort vormittags die Programmierarbeit am für die Weihnachtszeit anberaumten Erscheinungstermin von Fritz 18 in Angriff nehmen, darf aber am Nachmittag doch etwas Schach spielen und am Fritzserver, der auf „C24-Magnus-Powerplay-Server“ umbenannt wird, zocken bis die Schaltkreise glühen. Nach dem Abendessen um 22 Uhr steht dann noch eine Stunde WM-Vorbereitung mit dem Trainer Jan Gustafsson am Programm, bevor es am nächsten Morgen mit dem Programmieren neuer Ideen weitergehen wird.

Ziel ist es einen Algorithmus zu entwickeln, der für jeden legalen Zug einer Stellung einfach eine Bewertungszahl errechnet aufgrund dieser man den besten Zug unter drei Minuten finden kann ohne endlose Varianten oft bis ins Endspiel abschätzen zu müssen. Dies sollte zuerst für die Maschine umgesetzt werden und dann so optimiert werden, dass Rechenkünstler wie Magnus das am Brett ohne Hilfsmittel jeglicher Art selbst in dieser kurzen Zeit schaffen können. Eine Rapid-, Blitz- oder gar Bulletversion ist dann für die Jahre ab 2025 geplant. Sollte die Turnierversion allerdings wie geplant vor September gelingen, dann kann man dem noch unbekannten Gewinner es bald fortgesetzten Kandidatenturniers schon jetzt zum Vize-Weltmeistertitel gratulieren.

Das und auch das genauere Prozedere standen schon vor dem 11. 11. 2020 fest, doch wie schon gesagt, kam es in allerletzter Sekunde noch zu einem Stopp, weil es gab ein wesentliches Problem das die Unterschrift unter den fertigen Vertrag verunmöglichte. Rainer Woisin, der zweite vertretungsberechtigte Geschäftsführer von ChessBase – dort für die wirtschaftlichen Belange zuständig –, wies darauf hin, dass es einen wesentlichen Grund gibt, warum ChessBase nicht so einfach in die Play Magnus Group integriert werden kann.

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Quelle: Präsentation Play Magnus Group

Eine potentielle Tenbagger-Aktie wie eben jene der Play Magnus Group darf in der Wachstumsphantasiephase eines nicht aufweisen: beständige Gewinne!! Denn dies würde die Phantasie der Börsengemeinde sofort lahmlegen und blitzartig einschlafen lassen, wie es sonst nur so manche Kommentatoren auf ChessBase mit seinem Publikum gelingt. Gewinne sind für junge aufstrebende Börsenstars ein NOGO. Interessierte Leser können sich bei „Aktien mit Kopf“ ein Video über die Hintergründe anschauen.

Und daher wurde aus logischen Gründen der Vertrag am 11. 11. 2020 um 11 Uhr 11 eben nicht unterschrieben und von nun an rauchten die hellsten Köpfe in Oslo und Hamburg wie man dieses Dilemma aus der Welt schaffen könnte. Denn ein Blick in die Bücher ergab Schreckliches: die ChessBase GmbH neigt dazu beständig Gewinne auszuwerfen, Verluste vor allem wirklich ordentlich hohe findet man in den Büchern nicht. Der von allen Seiten gewünschte Deal schien nun endgültig geplatzt zu sein und die Schachwelt um eine Story ärmer zu sein.

Auch die kreativsten Finanz- und Beratungsexperten auch aus nicht so gut beleumundeten Hafen- und anderen Vierteln von Hamburg konnten keine Lösung für das Problem finden und so wandte man sich an einen „Experten für eh alles“ im Nachbarland Österreich und tatsächlich die Krennwurzn fand nach kurzem Nachdenken eine elegante Lösung für das Problem.

ChessBase hatte ja in den Nullerjahren – sic!! null Gewinn - mit Fritz 8 die erste Charge als sogenannte „Ewige Accounts“ verkauft und diese mit 2040 befristet. Natürlich ist 2040 noch nicht mit dem Ende aller Tage zu rechnen und daher kann diese Frist extrem gedehnt werden. Allen Inhabern eines „Ewigen Accounts“ steht ab nun ein Betrag von 10 Mio. Euro bei Rückgabe des „Ewigen Accounts“ zu und ChessBase muss für diesen Fall Rücklagen bilden und diese werden auch nachträglich in die Abschlüsse der Vorjahre eingetragen und so ist auch ChessBase buchhalterisch ein Unternehmen mit einer hohen Verlustphantasie geworden, welches sich nahtlos in die Tenbagger-Phantasie integrieren lässt – ach was schreibe ich Tenbagger?? beim Schach natürlich Sixtyfourbagger!!

Somit stand der heutigen Vertragsunterzeichnung in der Märchenwelt der Grottenbahn in Linz nicht einmal die strengen Coronaregeln im Wege. ChessBase Hamburg wird Teil der Play Magnus Group und Wüllenweber und Feist spielen das Norway Chess 2021 und Magnus programmiert den neuen Fritz für das Weihnachtsgeschäft 2021!!

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Nicht nur Kinder sind vom Drachen „Lenzibald“ begeistert!

Sollten Sie als Besitzer eines „Ewigen Accounts“ jetzt noch auf die abwegige Idee kommen diesen trotz strahlenden Aussichten zurückgeben zu wollen, so sollten Sie das Kleingedruckte ordentlich lesen: eine Rückgabe ist nur dann möglich, wenn das Datenprogramm ChessBase und Fritz zu einem Programm mit einer Oberfläche vereint werden, wie dies die Krennwurzn schon lange fordert. ABER glauben Sie wirklich, dass die Hamburger nach der Pfeife der Krennwurzn tanzen, nur weil diese ihnen ein einiges Mal aus der PATTsche geholfen hat???

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Immer für einen starken Zug gut: der Hamburger FIDE-Meister Holger Hebbinghaus
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Was bislang geschah:

April 2011 – es ist der letzte Spieltag der Schach-Bundesliga. Holger Hebbinghaus tippt hier im Blog am besten, wie viele Mannschaftspunkte Delmenhorst und Bremen in den letzten beiden Runden wohl erzielen werden. Damit holte sich Holger sehr knapp vor Che Falquito den ersten Preis – eine kommentierte Partie seiner Wahl.
Treue Leser dieses Blogs wissen: solche Gewinnspiele gewinnt der FM Hebbinghaus immer! Schon vor kurzem stellten wir daher eine Partie von ihm vor, und aus einem anderen Wettbewerb schulden wir ihm immer noch ein Kurzstreckenticket für die BSAG in Bremen.

Was soll nun werden?

Heute also ist es nun soweit. Es folgt die kommentierte Partie – und das wird ja nun langsam auch mal Zeit, denn ein halbes Jahr ist schon vergangen seit der Ligarunde in Baden-Baden.

Holger schickte uns eine Partie, die er auf einem Quickstep-Tagesturnier 2009 in Bremen spielte (ein Turnier, das Holger auch gewann). Seine Gegnerin ist die junge Wildeshauserin Germaine Kickert, die sich mit einer DWZ von 1926 wohl eher als Außenseiterin in dieser Begegnung gefühlt haben mag. Aber - man weiß ja nie, wie es am Ende ausgeht.

Wir erleben die solide Caro-Kann-Eröffnung. Die Partie entwickelt sich langsam, wogt hin und her und kommt dann ohne viel Taktik zu einem sehr plötzlichen Ende. Wer gewinnt, verraten wir aber noch nicht!


Wer ist überhaupt Holger?

Holger ist FIDE-Meister und hat eine angenehme ELO und DWZ, die beide schon seit geraumer Zeit im erweiterten Bereich der 2200 pendeln.
Ebenso wie Niclas Huschenbeth, Jan Gustafsson und Falko Meyer entspringt Holger der phänomenalen Jugendabteilung des Hamburger SK. Seit einigen Jahren kämpft er für den SK Marmstorf GW Harburg um Punkte.
Nicht nur die Norddeutschen kennen und schätzen ihn schon seit langem für seine freundliche Art und sein furchtloses Spiel. Holger liebt es zu spielen, man sieht ihn viel auf Turnieren, so auch im Sommer am Millerntor beim St.Pauli-Open.
Auch ich saß Holger schon einige Male in Turnierpartien gegenüber – es wurde bisher immer Remis, zumeist nach einigen Aufregungen und Verwicklungen.

Sollen wir etwas von der Kommentierung erwarten?

Nein.

Wir bieten in diesen hektischen Zeiten eine gefühlte Analyse, bei der es nicht um viele Varianten geht. Gleichzeitig findet sich in dem Artikel eine Vielzahl von Diagrammen, so dass man die Partie auch ohne Brett verfolgen kann.

Kommentiert wurde mit Bordmitteln - das heißt, Fritz, Mephisto 3, Stockfish und Konsorten kamen nicht zum Einsatz. Vielleicht finden sich daher grobe Ungenauigkeiten in den Varianten. Wie so oft im Schach ist also Vorsicht geboten.

Doch nun genug der langen Worte – und viel Spaß mit der Partie!

schach macht spa


Germaine Kickert (1943) - Holger Hebbinghaus (2294) [B19]

IX Quickstep Chess Gruppe A Bremen (1), 24.10.2009


1.e4 c6 2.d4 d5 

kickert - hebbinghaus 1

Caro-Kann.
K.O., wann?
Kann Caro Cannes?
Karo? Grand Hand!
Caro kann Cancan.

3.Sc3 dxe4 4.Sxe4

Auf Schnellturnieren im ausgehenden 20. Jahrhundert sah man hier auch manchmal das schöne Gambit 4.f2-f3, doch darauf hofft man als Schwarzer mittlerweile wohl vergeblich.

4...Lf5 5.Sg3 Lg6

kickert - hebbinghaus 10

Verwegen wäre hier 5.. . Sbd7 gewesen, in der Hoffnung auf 6.Sxf5, Da5+ und Dxf5. Allerdings sagt sich Schwarz zu Recht, dass er seinen Läufer am liebsten behalten möchte, um seiner Gegnerin nicht "die kleine Qualität" (= den Vorteil des Läuferpaars) zu überlassen.

6.h4 h6 7.Sf3 Sd7 8.h5

Eilt nach vorne, schubst den Läufer und erobert einigen Raum. Auf h5 ist der Bauer aber auch auf sich alleine gestellt und muss von nun an auf Unterstützung hoffen.

8...Lh7

Einmal mehr bringt sich der Läufer vor dem Abtausch in Sicherheit. Weiß greift darum nun zu energischeren Schritten.

9.Ld3 Lxd3 10.Dxd3 e6 

kickert - hebbinghaus 2

Die Eröffnung ist beendet, und wahrscheinlich geht die Partie für echte Caro-Kann-Spieler nun erst richtig los. Wie ist die Lage? a) Weiß hat Raumvorteil durch den Bauern auf h5. b) Der Läufer c1 hat kein richtiges Angriffsziel. c) Weiß könnte versuchen, lang zu rochieren. d) Schwarz steht kompakt und solide - keine Schwächen, und vielleicht bald ein schönes Springerfeld auf d5. Gesamturteil: irgendwie ausgeglichen.

11.Lf4 Da5+

Verhindert eine allzu leichte lange Rochade und nervt ein bisschen herum auf dem Damenflügel.

12.Ld2 Lb4 13.c3 Le7

Die Älteren werden sich hier an die Leichtfigurenmanöver Anatoli Karpows erinnern - und auch in dieser Partie findet der Läufer nach dem klugen Umweg über b4 ein Zuhause auf e7.

14.Se4 Sgf6 15.c4 Dc7

kickert - hebbinghaus 3

Und da ist er nun - der berühmte Hebbinghaus-Igel. Schwarz hat sich auf den letzten drei Reihen zusammengerollt und harrt der Dinge, die da kommen mögen. Für Weiß ist es schwer, eine Angriffsmarke zu finden - Germaine probiert es daher mit c3-c4, um das Feld unter Kontrolle zu nehmen und vielleicht beizeiten die Mitte zu öffnen. Einen Nachteil bringt das allerdings mit sich: der Bauer d4 fängt an, ein wenig freihändig in der Luft zu hängen.

igel

              Sieht freundlich aus, hat aber Stacheln: der Igel (Photo: Gibe/ Wikicommons)

16.g3

Versucht weiter aktiv etwas zu tun - doch das mag hier die falsche Idee sein. Warum immer etwas unternehmen? Abwarten wäre vielleicht besser. Andererseits - wie soll Weiß abwarten? Beide Rochaden sind nicht so einfach zu realisieren.

16...0-0 17.Lf4

Erkämpft sich das Feld d6, doch ...

17...Da5+!

kickert - hebbinghaus11

... der Hebbinghaus-Igel fährt seine Stacheln aus! Die Dame überschreitet ein weiteres Mal mutig die dritte Reihe und gibt sogar ein Schach - ein Ausrufezeichen gibt es für die psychologische Wirkung dieses Zuges.

18.Ld2 Lb4

Hello again - die Position der Läufer kommt uns irgendwie bekannt vor. Haben wir vielleicht schon eine dreifache Stellungswiederholung? Immerhin kann Weiß nun das Feld d6 in Besitz nehmen.

19.Sd6 Lxd2+ 20.Dxd2 Dc7

kickert - hebbinghaus 4

Die Dame kehrt zurück und, wie man früher gerne sagte, befragt den Springer. Viele Felder hat dieser nicht zur Auswahl, es bleibt ansich nur ...

21.c5

Hat Germaine erreicht, was sie wollte? Das Feld d5 musste sie zwar aufgeben, doch der Springer d6 zerteilt jetzt das schwarze Lager in zwei Hälften, so dass dort Probleme mit der schnellen Koordination drohen. Wenn Weiß noch zu g3-g4-g5 kommen könnte, wäre alles gut. Doch nun ist der Augenblick gekommen, wo Schwarz gegenhalten kann, und er setzt an bei der stärksten gegnerischen Figur.

21...b6!

Der Igel wird zum Maulwurf und fängt an, das Fundament des Springers zu untergraben.

22.b4 a5!

kickert - hebbinghaus 5

Und Weiß fällt auf den Rücken. Das schwarze Gegenspiel ist SCHNELL, und Weiß hat Probleme, seine Figuren beisammenzuhalten. 23.a2-a3 wäre nun schön, doch es geht leider nicht. Darum alternativ ...

23.bxa5 bxc5!

RuckeldieKatz - nachdem Schwarz so lange ganz friedlich die Figuren bewegt hat, erhöht er nun das Tempo und ribbelt die weiße Mitte auf.

24.Sc4 cxd4 25.Sxd4 Tfd8

kickert - hebbinghaus 6

Das Spiel hat an Tempo gewonnen, die ersten Drohungen tauchen auf. Nach dem Turmzug nach d8 fängt die Dame auf d2 an, sich leicht unwohl zu fühlen. Weiß würde gerne rochieren, doch dann hängt der Bauer auf h5. Und auch einige weiße Felder machen einen ungedeckten Eindruck - die schwarzen Springer streben schon nach f3, d3, d4, um dort für Verwirrung zu sorgen. Jonathan Rowson hat einmal vom "Raumnachteil" gesprochen, in dem Sinne, dass ein Spieler zuviel Raum hat, den er gar nicht mehr decken kann: „We might say that White has a huge castle, but only a few soldiers. while Black has the same number of soldiers and uses all the empty spaces in the castle as posts to attack the white army." (The Seven Deadly Chess Sins, S.63). Überdehnt, sozusagen. Wir sehen das auch in dieser Partie.

26.Dc2

Weiß tut etwas für den Seelenfrieden ihrer Dame und sichert gleichzeitig ein wenig die weißen Felder ab. Vielleicht wäre hier auch die Rochade aussichtsreicher gewesen, um erst einmal die Sorgen um den König zu lindern.

26...Se5!

Behält den Schwung im Spiel und fängt an, so dies und das zu drohen.

27.Sb3 Sxc4

Auch 27...Sd3+ sieht sehr verlockend aus. Es könnte folgen 28.Kf1, und dann ist 28... .Sg4 oder Se4 eine Idee. Weiß hat Probleme damit, die vielen schwarzen Pferde im Zaum zu halten.

28.Dxc4 De5+ 

kickert - hebbinghaus 7

Weite Wege ging die Dame in dieser Partie, und immer auf den schwarzen Feldern. Das ändert sich aber nun - von jetzt an wandert sie weiter auf Weiß.

29.Kf1 Dd5

Im Blitzen wäre Txa5 ein lustiger Zug, der aber nach 30.Te1 nicht so recht weiterhilft. In der Partie dagegen lädt Holger furchtlos ins Endspiel ein. Wenn Weiß nun auf d5 tauscht, wird sie lange unter ihrer Bauernstruktur zu leiden haben. Schwarz kann dann noch lange weiterspielen, mit langen Hoffnungen auf den vollen Punkt. Germaine entscheidet sich darum für einen Zug mit einigem dynamischen Flair.

30.Th4!

Hübsch! Wenn Holger nun die Damen tauscht, ist der weiße Turm gleich mittendrin im Spiel. Darum verzichtet Schwarz (natürlich) lieber darauf.

30...e5

Verhindert den entlastenden Abtausch mit 31.Td4.

31.Tc1

Drückt auf c6.

31...Td6

Und verteidigt c6, während zeitgleich die Turmverdoppelung angebahnt wird.

32.Kg1

kickert - hebbinghaus 8

Es sieht fast so aus, als hätte Weiß sich berappelt. Der König steht endlich froh hinter seinen Bauern, die Figuren spielen mit, und auf der a-Linie lauert sogar ein Freibauer. Doch Schwarz ist am Zug, und er entdeckt eine Schwäche im weißen Lager - das Feld f3!

32...Df3!

Wieder ein psychologisch wichtiger und sehr unangenehmer Zug. Schwarz nimmt in der Nähe des weißen Königs Platz und fängt an, diffus zu drohen. Vielleicht sollte Weiß sofort Dc3 oder Tc3 spielen, um die Dame zu verjagen? Aber dann ist die Partie nach Td1+ sofort entschieden.

33.Dc5 Tad8

Dunkle Wolken ziehen auf ... und wirklich, die weiße Stellung ist nicht mehr leicht zu spielen! Was hilft denn eigentlich noch gegen Td1+?

34.Dc4 Td1+ 35.Kh2 Dh1#

kickert - hebbinghaus 9

So gewinnt Holger, und so gewinnt man wohl auch gerne mal mit Caro-Kann. Eine schöne Partie, in der vielleicht auch die größere Geduld zum Erfolg geführt hat.

igel

Massiv ausgestoppt - Die Euro 2011
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UPDATE am 2.April:

So kann das gehen - gestern noch beinahe das Turnierende, und heute wird einfach weiter gespielt? Es scheint, als hätten sich die über 400 Teilnehmer einfach über den Turnierabbruch hinweggesetzt - sie spielen jedenfalls die heutige letzte Runde so, als wäre nichts gewesen. Sehr sympathisch!

Durch diesen klugen Schachzug bleibt allen 400 die Reise nach Trondheim und/ oder ins nicht minder reizvolle Turkmenistan erspart, und einen neuen Europameister gibt es somit auch heute schon. Was will man mehr - die Schach-Welt scheint wieder in Ordnung zu sein! -

 

Gestern, am ominösen 1.April, klang das Ganze noch ganz anders. Aber Leopold Bloom (siehe Kommentar unten) und bestimmt viele andere auch ließen sich natürlich nicht davon täuschen:


 

+++ Eilmeldung +++ Europameisterschaften in Aix-les-Bains vor dem Aus +++ Eilmeldung

 

Das hat es in der Geschichte der Schach-Europameisterschaften noch nicht gegeben: eine Runde vor dem Ende des Wettbewerbs muss das Turnier im französischen Aix-les-Bains vorzeitig beendet werden – aufgrund von Formfehlern bei der Ausschreibung (!). „Heute werden wir noch spielen wie immer, aber nach dieser zehnten Runde müssen wir leider abbrechen. Es ist uns sehr unangenehm.“, so Turnierdirektor Bastien LeFabre.

 

Was sich durch verschiedene Gerüchte in den letzten Tagen schon abgezeichnet hatte, scheint sich nun also zu bewahrheiten.  

Wie das ungarische Online-Portal origo.hu (naturgemäß mit Fokus auf Judit Polgár) mitteilt, sind bei der Ausschreibung der Veranstaltung massive Formfehler unterlaufen. Offenbar hat man es bei d er Vergabe des Turniers nach Frankreich unter anderem versäumt, die seit August 2010 geltende EU-Sportrechtsverordnung Nr. 236/EC-Sp-270 ausreichend zu würdigen. Diese Verordnung regelt die Vergabebedingungen für europäische Sportwettbewerbe – doch scheinbar wurde nun bei den Meisterschaften in Aix-les-Bains die elementare Ausschreibungsfrist, innerhalb derer sich Städte europaweit um die Ausrichtung des Turniers bewerben können, nicht eingehalten. Um hohe Strafzahlungen nach Brüssel zu vermeiden – die Rede ist von 360.000,-€ -, hat man sich daher nun entschlossen, aus Vorsichtsgründen den laufenden Wettbewerb nicht mehr zu Ende zu führen. (Die Homepage des Turniers schweigt sich dazu bislang noch immer aus – auch  das ist durchaus verblüffend.)

 

Was diese dramatische Entscheidung für die bisher führenden Spieler bedeuten könnte (darunter auch Markus Ragger und … nun ja, Sébastien Feller), wurde dagegen noch nicht offiziell bekanntgegeben. Die  23 ersten Plätze berechtigen ja immerhin zur Teilnahme am lukrativen FIDE World-Cup. Wenn die Veranstaltung nun nicht mehr zu Ende gespielt wird, bliebe offen, wie diese Plätze dann auf die Schnelle noch vergeben werden können. Ersatzweise sollen sich schon Trondheim (einer der Ausrichter der kom menden Schach-Olympiaden) und auch Turkmenistan bereiterklärt haben, vom 20.06. – 02.07.2011 das nun notwendige Ersatz-Turnier auszurichten. (Wir hoffen, dass es fristgerecht ausgeschrieben wurde.)

 

Dennoch – die Teilnehmer in Aix-les-Bains sind verunsichert und außer sich. „Das ist ein dicker Hund – so kurz vor dem Ende! Was wird nun mit meiner Rating?“ äußerte sich ein deutscher Teilnehmer, und „Trondheim wäre ja noch ganz ok, aber wie soll das mit Turkmenistan gehen?“ bloggte sogleich Jan Gustafsson im Kommentarbereich seiner Webseite noch kurz vor Beginn der zehnten Runde. Gerade der Hamburger Gustafsson wäre von einem Abbruch des Turniers erheblich betroffen, denn mit einem guten Lauf in den letzten Partien hatte e r sich wieder in Reichweite der Qualifikationsränge gespielt.

Den Blick nach vorne richtete dagegen schon der englische Schach-Profi Luke McShane: „Well, we´ve had our fair share of games, haven´t we? So let´s play the 10th round today and then forget about Aix. We can move on and have another nice event in Trondheim!“

 

Dem Vernehmen nach sollen die Teilnehmer in Aix mit einer Pauschalzahlung von 430,-€ für den Turnierabbruch entgolten werden. Für den Veranstalter wäre das immerhin die kostengünstigere Lösung – selbst bei einem Teilnehmerfeld von über 400 Spielern. -

 

Haben wir nun also Glück gehabt oder doch etwas verpasst, wenn wir nicht in Aix-les-Bains mit dabei waren? Wir hätten zumindest dabei sein können, als Judit Polgár in einer gefühlten Kurzpartie den vollen Punkt sicherte. 

Hier die wuchtige Partie in analoger Form direkt zum Nachspielen: 

  

Pantsulaia,Levan - Polgar,Judi t [A13 ]pantsulaia - polgr 

Europameisterschaften 2011

 

1.c4 e6 2.Sf3 Sf6 3.g3 d5 4.Dc2 c5 5.d4 cxd4 6.Sxd4 e5 7.Sb3 Sc6 8.Lg2 Sb4 9.Dd1 dxc4 10.S3d2 Lf5 11.Sa3 b5 12.Lxa8 Dxa8 13.Sf3 Sd3+ 14.exd3 Lxd3 15.Sxb5 Lb4+ 16.Sc3 0-0 17.Tg1 Se4 18.Ld2 Td8 19.Tc1 Sxc3 20.bxc3 La3 21.Le3 Lxc1 22.Lxc1 Tb 8 23.Sd2 Dd5 24.Da4 a5 25.Dd1 h6 26.Df3 Tb1 27.Kd1 e4 28.Df4 Ta1 29.Db8+ Kh7 30.g4 Dd7 31.De5 e3 32.fxe3 Da4+ 33.Ke1 Txc1+ 34.Kf2 Txg1 0-1

 

 


 

 


 

Mit Grüßen aus NL!
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Wegen der interkulturellen Kompetenz und auch ganz allgemein ist der Schachwelt-Blog stets bemüht, die Grenzen zu verwischen und den geneigten Lesern auf spielerische Art und Weise einige mitunter wissenswerte Fakten aus der weiten Welt unterzujubeln. Heute geht es um unser kleines und sympathisches Nachbarland im Nordwesten - die Niederlande!
Anlass ist – wie könnte es anders sein – der Aufgalopp für das große Schachturnier in Wijk aan Zee! (siehe dazu auch diesen schönen LINK). Für alle Freunde der Niederlande präsentieren wir darum heute einen kleinen Wettbewerb (bei dem es sogar tolle Preise (grote prijzen!) zu gewinnen gibt!).

Goldene Regeln für das Quiz:

a) die Teilnahme ist freiwillig und verpflichtet nicht zum Kauf

b) bei jeder der zehn kniffligen Fragen bitte die richtige Lösung suchen!

c) für jede Eurer Antworten bitte die Zahl notieren, die vor der Lösung steht,

d) am Ende diese zehn Zahlen zusammenzählen

e) Damit habt Ihr die Lösungszahl!

f) Tragt Eure Ergebnisse/ Tipps bitte unten ein bei den Kommentaren! Die erste richtige Lösung erhält immerhin ein Lob, und unter allen richtigen Einsendungen, die bis zum Sonntag, 16.Januar, irgendwann abends eingehen, werden die Preise verlost:



1. Preis (Hauptpreis!): Ilja Schneider kommentiert eine Partie von Dir hier bei der Schachwelt! (Aber das muss ich erst noch mit ihm absprechen. Mal sehen, ob er überhaupt Zeit hat. Sonst mach´ ich das.)

2.Preis: ein aktuelles Schachmagazin mit dem Schwerpunkt „Niederlande“!

3.Preis: ein Jahres-Frei-Abo für den Schachwelt-Blog

Und nu geit dat los. -  Veel Geluk!! -

 

Dat grote Holland-Quiz

Frage 1    Wie schreibt man eigentlich den Ort, in dem am Freitag ein großes
Schachturnier beginnt?

15) Wyik an´t Zeh       
23) Wiyk am Zee       
31) Wijk aan Zee

Frage 2    Welches lesenswerte Schachmagazin setzt in seiner aktuellen
Ausgabe einen Themenschwerpunkt „Niederlande“?

6) Der Spiegel       
3) Karl           
19) Europa-Rochade

Frage 3    Wer schrieb den Artikel „Tata Steel Chess 2011 in Wijk aan Zee –
Faszination Schach“ hier im Schachwelt-Blog?

4) Ilja Schneider       
5) Anatoli Karpov       
6) der Schachwelt-Chef Jörg Hickl

Frage 4    Wann wurde Max Euwe Weltmeister?

14) 1933           
16) 1935           
19) 1937

Frage 5    Wieso trägt 1.d2-d4, f7-f5 den Namen „Holländische Verteidigung“?

389) ist eben einfach so   
398) wurde zuerst vom Holländer Stein erwähnt (18.Jh.)
401) wurde in Holland erfunden und patentiert

Frage 6    Wat is in het Nederlands „Danke schön“?

71) Mange tak!       
76) Dank u wel!       
79) Köszönöm szépen!

Frage 19    Wie heißt eigentlich die niederländische (und ansich auch die holländische) Hauptstadt?

1) Den Haag ?!       
2) Amsterdam?!       
3) Was weiß denn ich?!

Frage 8    Welcher holländische GM reiste in den siebziger Jahren mit dem
VW-Bus zu allen möglichen europäischen Opens und glänzte unter
anderem durch seine blonde Lockenpracht?

2000) Anatoli Karpov       
4000) Jan Gustafsson       
6000) Jan Timman

Frage 9    Wie wird bei holländischen Mannschaftskämpfen die Aufstellung/
Reihenfolge der Spieler festgelegt?

10) alle acht Spieler werden am Spieltag an irgendein Brett gesetzt
15) genau so wie in Duitsland – vor der Saison
18) durch das Los am Spieltag

Frage 10    Um welche Lebensmittel geht es in beinahe jedem Holland- Quiz?

9) Oliven, Schafskäse und Knoblauch
10) Hamburger, Coca-Cola und Pappteller
11) Käse, Tomaten, Tomaten und Käse
12) Paprika, Gulasch und ungarischer Tokajer-Wein

So, das war´s schon. Viel Spaß beim Lösen!