Aktion Titelverlust
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Donnerstag, 07 November 2013 23:29

Aktion Titelverlust

Nein – nicht schon wieder ein Promi, der sich seinen akademischenTitel erstgCt hat - also durch copy&paste erworben hat und auch kein CM, FM, IM oder GM der seinen Titel nicht durch eigenes Leistungsvermögen erreicht hat. NEIN es geht um wirklich Wichtiges! Olympiasieger ist man ewig, Welt- und Europameistertitel gehen verloren, wenn ein anderer den Titel gewinnt und dieses harte Schicksal müssen – schenkt man den Datenfuzzys Glauben – in den nächsten Tagen und Wochen Anand und Schach-Deutschland ertragen.

Deutschland Europameister 2011

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und was Google dazu findet.

Am 8. November startet die EM in Warschau und unser Schachweltkollege Olaf Steffens berichtet diesmal sozusagen auswärts auf der DSB-Homepage aus Warschau – eine Ehre, die der Krennwurzn niemals widerfahren wird, denn er gilt in seinem Heimatland ja als Persona non grata und da sich daran nichts ändern wird ... aber lassen wir das und freuen wir uns, dass nicht alle Schachweltler dieses harte Schicksal eines „Parias“ ertragen müssen und auch auswärts geschätzte Schreiber sind – Gut Tastatur Olaf!!

Nun Deutschland ist als Nummer 10 gesetzt und muss den Titel abgeben - da freut sich der Ösi in der Krennwurzn unheimlich und feixt: die EM wird doch nur aus dem Grund gespielt, weil statistisch nicht vollkommen klar ist, wer der Nachfolger von Deutschland werden wird. Die restvernünftige Seite, deren Limes gegen Null konvergieren oder stürmt, wirft ein, dass das erstens ungerecht – das berührt die Krennwurzn aber schon gar nicht - und zweitens auch statistisch möglicherweise auch ein wenig unkorrekt sein könnte, was der Krennwurzn schon ein wenig mehr zu denken gibt, denn sie selbst musste 2002 und 2013 binnen weniger Jahre schon zwei Jahrhunderthochwässer an der Donau miterleben.

Waren die Deutschen 2011 nicht schon krasse Außenseiter und haben sie damals als möglicherweise zerstrittener Haufen nicht doch eine tolle Leistung gebracht und sich nicht nur gegen die favorisierten Gegner sondern auch gegen die übermächtigen Zahlen, die gegen sie sprachen durchgesetzt?

Vom zweiten Titelverlust im sonnigen Indien berichtet der Chef der Schachwelt höchstpersönlich ab Samstag 9. November auf der Seminarseite und wenn man Insidern und den Wettanbietern Glauben schenken darf, dann ist dieser Titelverlust noch klarer als ... ach lassen wir das Piefke-Bashing einfach mal weg jetzt!

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95 Elopunkte Unterschied – da zittert zwar nicht einmal der staatlich geprüfte Angsthase Krennwurzn am Brett - zwischen Carlsen und Anand, der noch dazu älter ist und in seiner Heimatstadt unter unheimlichen Druck stehen muss und dessen letzter Sieg in einer Turnierpartie gegen Carlsen noch dazu aus dem fernen Jahre 2010 datiert. Dann noch eine Punkterwartung laut Elo von 0,65 zu 0,35 für Carlsen – ja warum wird dieser Wettkampf überhaupt noch gespielt?? Es ist doch alles sonnenklar: Carlsen ist doch bereits jetzt der neue Weltmeister! Es bleibt nur mehr die Fragen zu klären wie hoch und wie bald er den Wettkampf gewinnt und sind wir doch ehrlich: manche hoffen sogar auf eine überfischerische 7-0 Hinrichtung!

Aber ... klar Carlsen ist der Favorit ... aber ist das alles wirklich so sonnenklar? Wer hat den Druck? Anand eher nicht, denn er hat schon alles erreicht: FIDE-Weltmeister, Weltmeister und den Titel mehrmals verteidigt – nicht zu vergessen auch der verlorene Wettkampf gegen Kasparov in dem er zuerst in Führung gegangen ist und dann schrecklich unter die Räder kam. Anand hat Erfahrung im guten und im schlechten Sinn und er ist in einem reifen Alter und hat damit wohl die erforderliche Gelassenheit sich der kommenden Aufgabe zu stellen. Aber die Statistik höre ich die Krennwurzn schreien – die lügt doch nicht und die heiligen Elo schon gar nicht! Gut sage ich, wenn Carlsen so klar und sicher gewinnt, dann können wir in den Keller gehen, die alte sechs schussige Pistole vom Opa mit zwei Patronen laden und russisches Roulett spielen, denn die Überlebenschance ist dann mit 0,66 zu 0,33 sogar ein Spürchen höher als die Gewinnchance von Anand nach Elo. Bitte nicht so brachial wirft nun die Krennwurzn ein – wir sind doch zivilisiert – nehmen wir doch einen normalen Würfel und wenn 1 oder 2 kommt, dann bleibt Anand Weltmeister ansonsten heißt der neue Weltmeister Carlsen.

Gesagt getan: Würfel aus der Spielesammlung herausgenommen – ist auch schneller greifbar als die nichtexistente Pistole vom Opa – und gewürfelt:

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ZWEI – Anand bleibt Weltmeister und die Krennwurzn und auch der vernünftige Teil atmet tief durch: Würfeln ist unblutiger als russisches Roulett und vor allem: wer hätte dann noch den Artikel online gestellt??

PS österreichische Merksätze:

Statistiken traut man nur, wenn man sie selbst gefälscht hat
und
Prognosen sind schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen!

Donnerstag, 22 Dezember 2011 21:53

Wünsche an Caissa

Da nun die Hochsaison für Wunschzettel an das Christkind, den Weihnachtsmann und weitere bekannte, aber dennoch anonyme Bittempfänger ist, hat sich die Krennwurzn in ihrer kindlichen Unbefangenheit aufraffen können ebenfalls einen Wunschzettel an die Schachgöttin zu schreiben.

Liebe Caissa,

bevor ich zu meinen Wünschen komme, möchte ich Dir herzlich für das Schachjahr 2011 danken – es hätte für mich wohl nicht besser kommen können. Trotz wenig Zeit für Schach kam ich in den heurigen Urlauben an schönen Orten mit Schach in Berührung. Zuerst im Frühling in Budapest der Besuch des legendären Szechenyi-Bad und dann noch im September eine Werbeveranstaltung für Sport in Florenz vor der Kirche Santa Maria Novella.

santamarianovella

(Schachbretter vor der Kirche Santa Maria Novella in Florenz)

Am Brett hast Du mich dieses Jahr total verwöhnt – ich spielte zwar wie meist grottenschlecht, aber dafür punktete ich hervorragend und blieb bis jetzt ohne Niederlage in einer Turnierpartie – mir ist klar, dass diese Serie beim 20. Donauopen in Aschach enden muss!

Nun aber zu meinem Wünschen – vor allem wünsche ich mir mehr Realitätssinn bei uns Schachspielern und ein wenig mehr Farbe im Denken. Das typische schwarz-weiß-Denken wird zwar vom Spiel vorgegeben, eröffnet aber abseits des Brettes in Kombination mit sportlich ehrgeizigem Sieg oder Niederlagedenken mehr Konfliktpotential und lässt vor allem wenig Raum für das schachtypische Remis – das sich dann Kompromiss nennt – oder sich im Grundsatz „Leben und leben lassen“ wiederspiegelt.

Dann wünsche ich mir weniger Neid im Schach – manchmal hat man das Gefühl, dass sich die Akteure nicht einmal das Schwarze unter den Fingernägeln vergönnt sind. Nahezu endlose Diskussion zu Bezügen von Funktionären und Spielern auf Verbandsebene legen hier ein sehr schlechtes Zeugnis ab, wie auch die unsäglichen Diskussion über die Verteilung der Preisgelder. Sei es die unsinnige Frage, ob man Rückflüsse an die Masse der Einzahler (Ratingpreise) zulassen soll oder nicht oder die ebenfalls endlose Fragerei welche Zweitwertung bei Turnieren angewandt werden sollte. Ein besonders krasses Beispiel hierzu ist, dass ein namhafter Schachspieler in diesem Zusammenhang sogar von Gelddiebstahl spricht und offensichtlich gar nicht daran denkt, dass man das als Wunsch nach jener Zweitwertung sehen könnte, die aktuell persönlich das meiste Geld ins Tascherl spült. Ein Wunsch, den nicht einmal Sie verehrte Caissa erfüllen können, denn Zweitwertung kann nicht bedeuten: jedem das Meiste, sondern bedeutet zwangsläufig fast immer „ungerecht“ Teilen. 

Da ich ja unersättlich bin, habe ich noch einen Wunsch, den die FIDE erfüllen könnte und der den meisten Ländern, die keine Schachspieler „exportieren“, helfen würde: ein Spieler ein Verein und zwar weltweit! Die Mitgliederzahlen sinken und viele beklagen, dass es immer schwieriger wird als Profi das Auslangen zu finden und da sollen „Wanderarbeiter“ die Lösung sein? Junge Leute kann man auf Vereinsebene leichter heranführen, wenn es fix bezahlte Profis im Verein gibt, deren Aufgabe neben den Meisterschaftsspielen auch das Trainieren und Sichten von jungen Talenten ist. Ein Verein kann sich dann schwerer eine Kaderliste voller Profis leisten, die nur zu den Spielen anreisen und sonst nicht zur Verfügung stehen. Vielleicht entwickelt sich aus einem fix angestellten Spieler ein „Localhero“ und dieser lockt dann seinerseits junge Spieler und Sponsoren an – wäre das nicht eine Zukunftsvision – gerade für die reichen mitteleuropäischen Länder?

Und da wir schon bei den Sponsoren sind, kannst Du, liebe Caissa, den Profis einmal im Schlaf den Unterschied zwischen einem Mäzen, der Geld zur eigenen Freude verschenkt und einem Sponsor, der für sein Geld eine Gegenleistung haben möchte, klar und verständlich erklären? Auch ein Sebastian Vettel muss Sponsorentermine wahrnehmen und sein Arbeitgeber nagt bei Gott nicht am Hungertuch.

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(legendäres Szechenyi-Bad in Budapest) 

Damit wir mit Schach nicht baden gehen, wäre es auch Zeit mit dem längst nicht mehr gültigen und widerlegten „Mythos vom Talent“ aufzuräumen – sogar in der Fischerdokumentation wurde klar angesprochen was viele moderne Studien längst bewiesen haben: der Erfolg, der zur Meisterschaft führt, kommt vom Arbeiten (viele 10.000e Stunden)!

Ich hätte noch so viele Wünsche, aber der Zettel neigt sich dem Ende, so bleibt mir nur noch zu sagen, dass es mich als Österreicher ungeheuer gefreut hat, dass der schachliche Underdog Deutschland Europameister wurde und mich als Zyniker die Aftershowparty zu wahren Begeisterungsstürmen hingerissen hat. Schade nur, dass uns Österreichern auch in Zukunft so eine Chance nicht geboten werden kann.

Deine Krennwurzn

Massiv ausgestoppt - Die Euro 2011
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UPDATE am 2.April:

So kann das gehen - gestern noch beinahe das Turnierende, und heute wird einfach weiter gespielt? Es scheint, als hätten sich die über 400 Teilnehmer einfach über den Turnierabbruch hinweggesetzt - sie spielen jedenfalls die heutige letzte Runde so, als wäre nichts gewesen. Sehr sympathisch!

Durch diesen klugen Schachzug bleibt allen 400 die Reise nach Trondheim und/ oder ins nicht minder reizvolle Turkmenistan erspart, und einen neuen Europameister gibt es somit auch heute schon. Was will man mehr - die Schach-Welt scheint wieder in Ordnung zu sein! -

 

Gestern, am ominösen 1.April, klang das Ganze noch ganz anders. Aber Leopold Bloom (siehe Kommentar unten) und bestimmt viele andere auch ließen sich natürlich nicht davon täuschen:


 

+++ Eilmeldung +++ Europameisterschaften in Aix-les-Bains vor dem Aus +++ Eilmeldung

 

Das hat es in der Geschichte der Schach-Europameisterschaften noch nicht gegeben: eine Runde vor dem Ende des Wettbewerbs muss das Turnier im französischen Aix-les-Bains vorzeitig beendet werden – aufgrund von Formfehlern bei der Ausschreibung (!). „Heute werden wir noch spielen wie immer, aber nach dieser zehnten Runde müssen wir leider abbrechen. Es ist uns sehr unangenehm.“, so Turnierdirektor Bastien LeFabre.

 

Was sich durch verschiedene Gerüchte in den letzten Tagen schon abgezeichnet hatte, scheint sich nun also zu bewahrheiten.  

Wie das ungarische Online-Portal origo.hu (naturgemäß mit Fokus auf Judit Polgár) mitteilt, sind bei der Ausschreibung der Veranstaltung massive Formfehler unterlaufen. Offenbar hat man es bei d er Vergabe des Turniers nach Frankreich unter anderem versäumt, die seit August 2010 geltende EU-Sportrechtsverordnung Nr. 236/EC-Sp-270 ausreichend zu würdigen. Diese Verordnung regelt die Vergabebedingungen für europäische Sportwettbewerbe – doch scheinbar wurde nun bei den Meisterschaften in Aix-les-Bains die elementare Ausschreibungsfrist, innerhalb derer sich Städte europaweit um die Ausrichtung des Turniers bewerben können, nicht eingehalten. Um hohe Strafzahlungen nach Brüssel zu vermeiden – die Rede ist von 360.000,-€ -, hat man sich daher nun entschlossen, aus Vorsichtsgründen den laufenden Wettbewerb nicht mehr zu Ende zu führen. (Die Homepage des Turniers schweigt sich dazu bislang noch immer aus – auch  das ist durchaus verblüffend.)

 

Was diese dramatische Entscheidung für die bisher führenden Spieler bedeuten könnte (darunter auch Markus Ragger und … nun ja, Sébastien Feller), wurde dagegen noch nicht offiziell bekanntgegeben. Die  23 ersten Plätze berechtigen ja immerhin zur Teilnahme am lukrativen FIDE World-Cup. Wenn die Veranstaltung nun nicht mehr zu Ende gespielt wird, bliebe offen, wie diese Plätze dann auf die Schnelle noch vergeben werden können. Ersatzweise sollen sich schon Trondheim (einer der Ausrichter der kom menden Schach-Olympiaden) und auch Turkmenistan bereiterklärt haben, vom 20.06. – 02.07.2011 das nun notwendige Ersatz-Turnier auszurichten. (Wir hoffen, dass es fristgerecht ausgeschrieben wurde.)

 

Dennoch – die Teilnehmer in Aix-les-Bains sind verunsichert und außer sich. „Das ist ein dicker Hund – so kurz vor dem Ende! Was wird nun mit meiner Rating?“ äußerte sich ein deutscher Teilnehmer, und „Trondheim wäre ja noch ganz ok, aber wie soll das mit Turkmenistan gehen?“ bloggte sogleich Jan Gustafsson im Kommentarbereich seiner Webseite noch kurz vor Beginn der zehnten Runde. Gerade der Hamburger Gustafsson wäre von einem Abbruch des Turniers erheblich betroffen, denn mit einem guten Lauf in den letzten Partien hatte e r sich wieder in Reichweite der Qualifikationsränge gespielt.

Den Blick nach vorne richtete dagegen schon der englische Schach-Profi Luke McShane: „Well, we´ve had our fair share of games, haven´t we? So let´s play the 10th round today and then forget about Aix. We can move on and have another nice event in Trondheim!“

 

Dem Vernehmen nach sollen die Teilnehmer in Aix mit einer Pauschalzahlung von 430,-€ für den Turnierabbruch entgolten werden. Für den Veranstalter wäre das immerhin die kostengünstigere Lösung – selbst bei einem Teilnehmerfeld von über 400 Spielern. -

 

Haben wir nun also Glück gehabt oder doch etwas verpasst, wenn wir nicht in Aix-les-Bains mit dabei waren? Wir hätten zumindest dabei sein können, als Judit Polgár in einer gefühlten Kurzpartie den vollen Punkt sicherte. 

Hier die wuchtige Partie in analoger Form direkt zum Nachspielen: 

  

Pantsulaia,Levan - Polgar,Judi t [A13 ]pantsulaia - polgr 

Europameisterschaften 2011

 

1.c4 e6 2.Sf3 Sf6 3.g3 d5 4.Dc2 c5 5.d4 cxd4 6.Sxd4 e5 7.Sb3 Sc6 8.Lg2 Sb4 9.Dd1 dxc4 10.S3d2 Lf5 11.Sa3 b5 12.Lxa8 Dxa8 13.Sf3 Sd3+ 14.exd3 Lxd3 15.Sxb5 Lb4+ 16.Sc3 0-0 17.Tg1 Se4 18.Ld2 Td8 19.Tc1 Sxc3 20.bxc3 La3 21.Le3 Lxc1 22.Lxc1 Tb 8 23.Sd2 Dd5 24.Da4 a5 25.Dd1 h6 26.Df3 Tb1 27.Kd1 e4 28.Df4 Ta1 29.Db8+ Kh7 30.g4 Dd7 31.De5 e3 32.fxe3 Da4+ 33.Ke1 Txc1+ 34.Kf2 Txg1 0-1