November 2017
Was geht ab?
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20. November 2017

Irgendwas mit Katzen

Die altgedienten LeserInnen werden sich erinnern - da war doch schon einmal sowas, ein Video mit einer Katze und einem Typen, beide spielen Schach, und huch!, dann kommt es zu einem regelwidrigen Zug. Wir sagen nicht, wie es weitergeht, denn das kann jeder auch selber herausfinden - es lohnt sich.
Selbst wenn der kleine Film hier schon mal lief, ist es immer noch mein Lieblingskatzenschachvideo, und so etwas kann man ja nun wirklich nicht oft genug angucken. Wenn eine Eröffnung gut ist, spielt man sie ja auch gerne ein zweites Mal. Von daher:

Diese Wüllenwebers (Folge 16 – Vincent aus Goch!?)
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Alle zwei Jahre wieder kommt in der Vorweihnachtszeit in der hanseatischen Telenovela „Diese Wüllenwebers“ ein Sohn namens Fritz auf die Welt und bekommt einen Rufnamen damit man die Söhne unterscheiden kann. 2015 erblickte „Fritz 15 Arnold“ als Frühgeburt in Magdeburg das Licht der Welt. Warum Fritz 16 den Beinamen „Vincent aus Goch“ bekam war nicht klar zu recherchieren. Wurde er gar in den gelben Sonnenblumenfelder um Goch gezeugt oder hatte er eine Neugeborenengelbsucht? Wir wissen es nicht und werden es wohl auch nie erfahren – aber eines kann verraten werden, Fritz Vincent hat vollständige Ohren!

2017F16 01

 Das Originalbild finden Sie in der Neuen Pinakothek in München

Nun stellt sich bei so vielen Söhnen die berechtigte Frage – was ist daran noch interessant? Klar haben die jüngeren Söhne mehr Potential, denn sie können ja am Erfahrungsschatz der Älteren reifen und haben die besten Jahre noch vor sich, aber dennoch so viel wirklich Neues gibt es nicht.

Der neue Fritz bekommt nun viele Features vom vorjährigen ChessBase 14 eingebaut und ChessBase hat im Laufe des Jahres viele Programmfunktionen auch in den Webapps verfügbar gemacht. Meiner Meinung nach sind die Hamburger in diesem Bereich viel konkurrenzfähiger geworden und damit kommen wir schon zur entscheidenden Frage: brauche ich den Fritz 16?

Die Antwort ist klar: NEIN, ABER es doch schön ihn zu haben! Ein wirklicher Bedarf ist nur für jene gegeben, die schon lange keine neue Version gekauft haben, aber ist es nicht eine Freude sich selbst in der Vorweihnachtszeit zu beschenken? Zaubert nicht dieses schöne Gelb einen Hauch von Frühsommer auf den grauen Herbstbildschirm?

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Vincent aus Goch - könnte täglich von Ihrem Bildschirm lachen

Also meine Empfehlung bekommt das Programm aus reinen egoistischen Gründen und ich verzichte bewusst auch auf die Vorstellung neuer Funktionen und Gimmicks. Die neue Engine habe ich erst gar nicht getestet und dennoch hatte ich beim Testen eine innere Freude mit ein paar Neuigkeiten und da ich Ihnen, lieber Leser, diese Freude nicht nehmen möchte, endet meine Vorstellung von Fritz 16 bevor sie begonnen hat.


FRITZ 16 (Herstellerangaben)

Neue 64-Bit Multiprozessorengine von Vas Rajlich („Rybka“)
Verbesserte 64-Bit Programmoberfläche (optional 32-Bit)
Premium-Mitgliedschaft für die neuen ChessBase Accounts sowie für den playchess-Server (sechs Monate)

Mit Fritz 16 bleiben Sie mobil: der ChessBase Premium Account (6 Monate) garantiert vollen Zugriff auf die ChessBase Web Apps (auch für iPads, Android Tablets und Smartphones): 6.000 Schach-Trainingsvideos, 60.000 Taktikaufgaben, 8 Millionen Partien in der Live- Database und natürlich Onlineschach auf playchess.com.

Systemvoraussetzungen für Fritz 16

Minimum: Dual Core, 2 GB RAM, Windows 7 oder 8.1, DirectX11, Grafikkarte mit 256 MB RAM, DVD-ROM-Laufwerk, Windows Media Player 9 und Internetzugang.
Empfohlen: PC Intel i5 oder AMD Ryzen 3 (Quadcore), 4 GB RAM, Windows 10, DirectX11, Grafikkarte mit 512 MB RAM oder mehr, 100% DirectX10-kompatible Soundkarte, Windows Media Player 11, DVD-ROM Laufwerk und Internetzugang.
Systemvoraussetzungen für ChessBase Account: Internetzugang und aktueller Browser, z.B. Chrome, Safari. Für Windows, OS X, iOS, Android, Linux.

Drei Springerendspiele
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12. November 2017

Drei Springerendspiele

Das Schöne am Schach ist, dass für alle dieselben Regeln gelten. Es wäre auch unfair, wenn man erst ab Elo 2000 rochieren dürfte, dann müsste ich - mal darüber, mal darunter - ständig an meinem Eröffnungsrepertoire arbeiten. Wenn es Rochaderecht nur für FMs oder besser gäbe, hätte ich dieses Problem nicht (braucht Olaf Steffens in diesem Fall und dafür eigentlich den FM-Titel?).

Ebenso gilt "gleiches Recht für alle" für andere Regeln, z.B. "der Randbauer ist der grösste Feind des Springers". Das steht nun nicht im FIDE-Handbuch, allerdings wohl in einigen Lehrbüchern und ansonsten kann man es aus eigener Erfahrung lernen. Nun auch - falls es nicht schon einmal erwähnt wurde - hier auf diesem Schachblog. Gelernt haben es - falls sie es noch nicht wussten - im Januar 2016 ein titelloser Spieler sowie gestern (Samstag) in der Bundesliga ein IM und ein GM.

Thema heute sind drei Springerendspiele, wobei ich nur eines ausführlich bespreche. Das stammt aus unserem Mannschaftskampf im Januar 2016 - die Partien habe ich mir gerade nochmals angeschaut, da wir nächstes Wochenende auf denselben Gegner treffen.

Peter van Schee (Groene Zes, Elo 1895) - Gerard Postma (En Passant Texel, damals elolos)

Ich überspringe Eröffnung und Mittelspiel, nach 36.Sxb6 Sxb6 stand es so:

van Schee Postma move 36

Wie ist dieses Springerendspiel zu beurteilen? Beide haben eine suboptimale Bauernstruktur am Damenflügel, Weiss hat die aktiveren Figuren. Es folgte 37.Sc4 und schon gibt es die erste Variante. Wie ist das Bauernendspiel einzuschätzen? 37.-Sxc4 38.Kxc4 (nach 38.bxc4 natürlich remis) 38.-f5! 39.Kc5 g5! 40.exf5 (40.hxg5?? f4! 41.exf4 h4 -+) 40.-gxh4 41.gxh4 Ke7 42.Kxc6 Kf6

van Schee Postma Analyse 0

 Analysediagramme immer in grau - nicht weil sie weniger interessant sind als Partiestellungen, aber um es abzuheben. Das musste man sehen und richtig beurteilen, eigentlich auch noch wie es weitergeht: 43.Kb7 Kxf5 44.b4 Kf4 45.Kxa6 Kxf3 46.b5 e4 47.b6 e3 48.b7 e2 49.b8D e1D und nun wird entweder b2 oder h4 fallen und das Damenendspiel ist remis. Übergänge in andere Endspiele sind immer möglich. So kam es allerdings nicht, sonst gäbe es diesen Artikel nicht.

Stattdessen geschah 37.-Sd7 38.Sa5 Sb8. Die weissen Bauernschwächen sind nun irrelevant. Warum sagte ich eigentlich "der Randbauer ist der grösste Feind des Springers"? Dazu komme ich noch, bzw. das wird in der Partie ein Thema. 39. Kc4 Ke7 40. f4?! - Weiss sollte am Königsflügel nichts tun! Richtig war 40.Kc5 f5 41. Sxc6+ Sxc6 42. Kxc6 Ke6 (42.-g5 43. hxg5 f4 44. gxf4 exf4 45. g6 h4 46. g7 Kf7 47. e5 h3 48. e6+ Kxg7 49. e7 h2 50. e8D h1D 51. De5+ Kh7 52. Dxf4 mit jedenfalls klar besserem Damenendspiel)

van Schee Postma Analyse 1

43.exf5+! gxf5 44.Kc5! e4 45.Kd4! Hier breche ich mal ab, sage dass das Bauernendspiel für Weiss gewonnen ist und dass die letzten drei Züge ein Ausrufezeichen bekamen, da in diesem Sinne die einzigen.

Zurück zur Partie: 40.f4?! 40.-f6 41.Kc5? Kd7? (41.-exf4! 42.gxf4 g5!) 42.Kb6? (42.fxe5 fxe5 43.Nc4 Ke6 44.b4 Zugzwang und Bauerngewinn) und ab hier läuft es besser für meinen Teamkollegen: 42.-exf4 43.gxf4 g5!

van Schee Postma move 43

44.fxg5 fxg5 45.hxg5 Ke6 und schon hat Schwarz einen h-Freibauern! Hier eine lange verzweigte Variante, nichts davon kam aufs Brett: 46.Kc7 h4 47.g6 Sd7 (47.-Kf6?

van Schee Postma Analyse 2

48.e5+!! Kxg6 49.e6 Kf6 50.Kd6 h3 51.e7 Kf7 52.Sb7!! [Zwei Ausrufezeichen nicht unbedingt dafür, dass Weiss es nun sieht - aber dafür dass er es bei 48.e5+ gesehen hatte] 52.-h2 53.Sd8+ Ke8 54.Se6 h1D 55.Sc7+ Kf7 56.e8D+ Kf6 57.Dxb8 - Dame und Springer gegen Dame sollte gewonnen sein, da Weiss ja auch noch Bauern hat.)

Zurück zu 47.g6 Sd7 48.Sxc6 h3 49.e5 Sf6!

van Schee Postma Analyse 3

Desperado! Allerdings geht auch 49.-Sxe5 50. Sxe5 Kxe5 51. g7 h2 52. g8D h1D 53. Dg5+ Kd4 54. Dd2+ Ke4 55. De2+ Kd5 56. Dxa6 Dc1+ 57. Kb7 Dxb2 58. Dc4+ Ke5! (58.-Kd6? 59. b4 +-) 59. b4 Kf5!

van Schee Postma Analyse 4

Denn das ist, wenn Schwarz auch weiterhin Tablebases kennt, remis - 58.-Ke5 und (ohne gegnerische Aufforderung) 59.-Kf5 war dafür nötig. Aber Damenendspiele sprengt nun den Rahmen dieses Beitrags, und aus schwarzer Sicht musste es nicht sein.

Zurück zu 49.-Sf6! 50.exf6 Kxf6 51.Se5! Kg7! 52.Sg4 Kxg6 53.Kb6 Kg5 54.Sh2 Kf4 55.Kxa6 Kg3 56.Sf1+ Kg2 57.Se3+ Kf3 58.Sf1 Kg2

van Schee Postma Analyse 5

Mehrbauer und Mehrfigur nützt Weiss nichts, es ist remis. In der Partie konnte er allerdings weniger bekommen, zuerst nochmal die Partiestellung nach 45.-Ke6:

van Schee Postma move 45

Es folgte 46.Sc4 h4 47.Se3 h3 48.Sg4?! (besser 48.Sf1, da Schwarz dann länger braucht, um diesen Springer anzugreifen) 48.-Sd7+ 49.Kxa6 (dieser Bauer ist unwichtig, der auf c6 natürlich vergiftet - 49.Kxc6?? Se5+, auch ein Springer kann Opfer einer Springergabel werden! Besser war allerdings 49.Kc7) 49.-Se5 50.Sh2?! (50.Sf2 h2 51.Kb6 Kf7 52.Kc7 Kg6 53.Kd6 Sf7+ 54.Kxc6 Kxg5 55.b4 Kf4 56.b5 Kf3 57.Sh1 Kg2 58.b6 Kxh1 59.Kc7 Kg1 60.b7 h1D 61.b8D ist remis, beiderseits am einfachsten nach 61.Dxe4 62.Dg8+ Kh1 63.Dxf7 De5+ 64.Kc6 Dxb2) 50.-Kf7 51.Kb7?

van Schee Postma move 51

Das war nun eigentlich ein Tempoverlust zu viel, immer noch remis war (mit König auf a6) 51.b4 Kg6 52.b5 cxb5 53.Kxb5 Kxg5 54.b4 Kf4 55.Kb6 Kg3 56.b5 Kxh2 57.Kc7 Sc4 58.e5! Sxe5 59.b6 Sd3 60.Kc6!

van Schee Postma Analyse 6

Aber zum Schluss nicht (statt 60.Kc6) 60.b7?? Sc5 61.b8D Sa6+

Zurück zur Partie: 51.-Kg6 52.b4 Kxg5 53.Kc7 Kf4 54.Kb6 Kxe4 (Diesen Bauern kann Schwarz sicherheitshalber verhaften, musste allerdings nicht sein: 54.-Kg3 55.Sf1+ Kf2 56.Sh2 Kg2 -+) 55.b5 cxb5 56.Kxb5

van Schee Postma move 56

Nun war 56.-Ke3, 56.-Kf4 oder 56.-Sf3 am einfachsten, 56.-Sd3 verdarb noch nichts, erst nach 57.b3 Kd4? war der Sieg dahin. Ein paar Züge wurden noch gespielt, allerdings in beiderseitiger Zeitnot nicht mehr notiert. Wir brauchten auch nicht unbedingt einen Sieg, Stand im Mannschaftskampf zuvor 4-3 für uns.

Alles gibt es hier zum Durchklicken, und auch die beiden Bonuspartien aus der Bundesliga zu denen ich mich kürzer fasse:

GM Naumann (2563) - IM Thiede (2411) 1-0

Das ist der Anfang des Springerendspiels nach 47.-Txd1 48.Sxd1

Naumann Thiede move 48

Weiss hat den etwas aktiveren König und die bessere Bauernstruktur am Damenflügel. Stand im Match Solingen-Berlin 3,5-3,5 (u.a. wegen IM Baldauf - GM van Wely 1-0), Naumann musste also gewinnen. Später drohte (mit weissen Bauern auf g4 und h5, Springer auf f5 und schwarzem Springer auf e6) eventuell mal Sxg7! Sxg7 g5! hxg5 h6 +- aber die Entscheidung fiel am Damenflügel, das ist die Schlusstellung nach 76.b5+:

Naumann Thiede move 76 final

Ich kann nicht beurteilen (auch nicht mit Computerhilfe, natürlich hat Stockfish bei diesem Beitrag geholfen), wo Schwarz den entscheidenden Fehler machte - vielleicht war es von Anfang an zumindest sehr schwierig, jedenfalls auf Dauer: Geradlinig war Naumanns Gewinnführung nicht unbedingt, er versuchte eben dies und das und jenes und war am Ende erfolgreich. Viel früher in der Partie - einzige Variante die ich hier zeige - konnte Schwarz wohl unter Bauernopfer ausgleichen, da hatten beide neben Springern auch noch zwei Türme.

GM Kindermann (2502) - GM Adams (2727) 0-1

Das musste aus Mannschaftssicht nicht unbedingt sein, Baden-Baden hatte bereits zuvor gegen MSA Zugzwang mehr als vier Brettpunkte, aber Mickey Adams interessiert eben auch seine eigene Elozahl. Hier mehr als zwei Diagramme, da relativ klar ist, wo Weiss den entscheidenden Fehler machte. So stand es nach 48.Lxb3 axb3 - auch dieses Endspiel also ab dem 48. Zug:

Kindermann Adams move 48

Da steht Schwarz zwar besser, aber musste er einen h-Freibauern bekommen? Wohl eher nicht, so stand es nach 53.-Kc8:

Kindermann Adams move 53

Hier kam 54.Ke2? g4 55.hxg4 Sxg4 -+. Springerschach und wieder zurück war möglich, 54.Sb2 war möglich, 54.Kg2 ging, sogar 54.Ke3 - kurze Anmerkungen nur was den Unterschied zwischen 54.Ke3 und 54.Ke2? betrifft. Wenig später stand es dann so (nach 61.Kxh2 Kxc6):

Kindermann Adams move 61

Nun ist der weisse König auf gut österreichisch (Stefan Kindermann ist ja Schach-Österreicher) a bisserl langsam - mit König auf g2 (allerdings nicht g1) oder noch näher dran am schwarzen b-Freibauern wäre es Tablebase-remis. Am Ende stand es so:

Kindermann Adams move 70 final

Weiss am Zug gab auf.

 

 

 

Ian Nepomniachtchi heute mit einem vollen Punkt gegen Georg Meier
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Letzte Runde der Mannschafts-EM auf Kreta, Deutschland ringt mit der russischen Übermannschaft und muss sich am Ende mit 1 : 3 geschlagen geben - zwei schöne halbe Punkte von Liviu-Dieter Nisipeanu und Daniel Fridman, und zwei umkämpfte Niederlagen von Matthias Blübaum und Georg Meier reichten am Ende (diesmal!) nicht aus, um den Favoriten zu ärgern.

Damit robbt sich Russland auf Platz zwei vor, hat aber das Nachsehen hinter den rasant durchpunktenden Aserbeidschanern. Die Brettpunkte gaben hier den Ausschlag für den Kaukasus, und da Integration alles ist, hier auch herzliche Glückwünsche an Arkadij Naiditsch, der als Ex-Deutscher und Neu-Aserbeidschaner einen guten Anteil am Titelgewinn seiner neuen Heimat hatte. Das deutsche Team aber - Chapeau, Chapeau, meine Herren, eine sehr starke Woche in Griechenland, tolle Partien, große Matches und ein absolut passabler achter Platz am Ende. So soll das sein. Danke!

Doch genug der Worte zur letzten Runde - viel eher lohnt hier der Weg zu Chessbase, die wie immer hübsch und aktuell die letzte Runde für uns Zuschauer aufbereiteten. Sehr cool!

Uns bleibt nur, vor dem nun anstehenden zweiten Bundesliga-Wochenende noch einmal etwas durchzuschnaufen, und dann am Samstag ins Weserstadion (oder zu einer der anderen Austragungsstätten) zu ziehen und Schach live! vor Ort zu schauen. Viel besser als im Netz - so nah ran an die Weltspitze wie in der Bundesliga kommt man nicht so oft! (weder räumlich, noch in Bezug auf ELO). Wenn wir Glück haben in Bremen, sehen wir Rasmus Svane (für den Hamburger SK) sowie Daniel Fridman (für Mülheim-Nord) am Brett - zwei Spieler, die in dieser Woche noch auf Kreta weilten und für Deutschland die EM spielten!

Abschließend noch ein paar lobende Worte an den stets unvergleichlichen MiBu. Im großen Schach-Welt-EM-Tippspiel nahm er mit seherischen Fähigkeiten das heutige Ergebnis von Russland - Deutschland vorweg und tippte verwegen genau auf ein 3 : 1. Das spricht absolut für unseren werten Leser, und das umso mehr, als er in diesem Tippspiel mit Holger Hebbinghaus auch den König, Kaiser und Supertopchecker der Schachprognosen zum Gegner hatte.
Doch MiBu ebenso wie Russland ließen sich heute nicht beirren, und der Vize-Europameistertitel (für die Russen) sowie eine britische Walkers-Chipstüte (für MiBu) sind der verdiente Lohn für ihre Bemühungen. Glückwunsch, MiBu - die Chips gehen in Kürze auf den Weg!

Die Teilnehmer beim Blitzturnier
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Mein erstes Seminarturnier – die neue Art der Schachturniere
von Ophelia Köllner

Am 1.10.2017 war es soweit, meine erste Veranstaltung mit Schachreisen und dessen Team begann. Während viele der Teilnehmer im malerischen Rotenburg an der Fulda bereits Wiederholungstäter bei der von GM Jörg Hickl gegründeten Schachreisen – Firma sind, war das Seminar-Turnier im 4-Sterne Posthotel für mich eine Premiere. 


Die Mischung aus Turnier Partien, Analysen mit den Internationalen Meistern Eric Zude, Frank Zeller, Jonathan Carlstedt und GM Jörg Hickl, sowie abendlichen Seminaren versprachen lehrreich zu werden. Es wurden fünf runden gespielt, welche aber nicht DWZ oder Elo ausgewertet wurden. Das motivierte alle dazu voll auf Angriff zu spielen, ohne Angst davor zu haben DWZ oder Elo Punkte zu verlieren. Insgesamt ging die Veranstaltung über acht Tage, davon fünf Turniertage, zwei freie Tage mit langen Seminaren und Blitzturnier und Abreisetag. Ein normaler Turniertag lief wie folgt ab: nach dem Frühstück um 10 Uhr eine Turnierpartie, anschließend trug man sich für ein der Referenten zur Partieanalyse ein. Um 18 Uhr gab es Abendessen, gefolgt von einem Seminar zu diversen Themen.

Aber nicht nur das Schachprogramm samt Hotel sorgte bei den Teilnehmern für gute Stimmung, auch die Fulda, sowie ihre Ausläufer und Seen und die Stadt Rotenburg selbst, luden zu ausgiebigen Spaziergängen, Wanderungen und leckeren Restaurantbesuchen ein. Als Neuling hat mir besonders gut gefallen, dass ich sofort in der 31 Schachspielern umfassende Gruppe aufgenommen wurde.

Die Reise ins Posthotel Rotenburg an der Fulda fand bisher alljährlich statt und wird auch im Oktober 2018 an den Start gehen. Aufgrund der großen und guten Resonanz hat sich das Schachreisen - Team dazu entschlossen ab 2019 die Reise nicht nur im Oktober, sondern auch über Ostern zu veranstalten. Mir hat die Reise großen Spaß gemacht und zudem habe ich eine Menge gelernt, damit kann ich jedem lernwilligen Schachspieler diese Reise nur ans Herz legen.

Hier wird noch richtig nachgedacht: Matthias Blübaum und Liviu-Dieter Nisipeanu
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Hoppala, hoppola, Hoppala! Was ist los bei der deutschen Nationalmannschaft? Bei der Europameisterschaft an den wundervollen Gestaden der Insel Kreta holen die fünf Mannen von Teamchef Dorian Rogozenko Punkt um Punkt - nach einem formidablen 2,5 : 1,5 - Sieg gestern gegen Armenien (!) wartete heute mit Israel der Fünfte der Setzliste auf Team Germany. Und was passiert? Wupp, wupp, 3 zu 1, ein schönes Fußballergebnis und ein erneuter Erfolg gegen eine europäische Spitzenmannschaft!

Am obersten Brett federte Liviu-Dieter Nisipeanu mit einem eleganten Bauernopfer Boris Gelfands Angriffsversuche ab und sicherte ebenso ein Remis wie Daniel Fridman, der mit Schwarz eine massive attack von Emil Sutovsky blockte und unter Qualitätsopfer in ein dynamisches Dauerschach-Remis abwickeln konnte.

Nisipeanu
 Nisipeanu entschied sich nun für ... d5-d4, was aus der Sicht eines kleinen Bremer FIDE-Meisters
 einen Bauern verliert für ... nicht viel. Aber Schwarz entwickelte Druck, Druck, Druck - und holte
 sich am Ende den Bauern zurück. Remis!

Während Matthias Blübaum heute pausierte, brachte sein Deizisauer Kollege Georg Meier mit den weißen Steinen Rotshtein in erhebliche Schwierigkeiten. Aus einer unauffälligen Stellung heraus setzte er den schwarzen Damenflügel immer mehr unter Druck, gewann Raum und sperrte am Ende den schwarzen Springer b8 und den nebenstehenden Turm auf ihren Ausgangsfeldern ein. Ein Ausbruchsversuch mit taktischer Hilfe brachte Rotshtein nur in weitere Nöte - und für Georg Meier den vollen Punkt. Beeindruckend!

Meier
Der schwarze Springer, wohin soll er sich wenden? Und wie ist es mit dem Turm? Nach dem trickreichen
...Sb8-a6!? musste Georg Meier noch einiges berechnen, doch - es wurde ein ganzer Punkt am Ende!

Ein Punkt von Deizisau - da will auch der Norden nicht lange zurückstehen, und so war es Rasmus Svane vom Hamburger SK, der Ilia Smirin am vierten Brett erst positionell (Doppelbauer auf c6 und c7) und dann taktisch in trübe Wasser lockte und trotz trickreicher Gegenwehr Smirins Läufer gewann, der sich auf das Feld d1 verirrt hatte. Was Jann-Fiete Arp für den HSV ist, ist Rasmus Svane für die Schach-Nationalmannschaft: 5,5 Tore in 7 Spielen!

Svane
Hier folgte De3-c3!, und der schwarze Läufer muss ausweichen nach d1, wo er schließlich gefangengenommen wurde.

Lübeck2Rasmus
   Keine Angst vor renommierten Gegnern: Jann-Fiete Svane vom Hamburger SK

Wir zählen noch einmal zusammen und kommen auf ... drei Brettpunkte für das deutsche Team gegen Israel  - eine phantastische Leistung, heute, und auf das gesamte Turnier gesehen. Hup hup, würde man in den Niederlande sagen, und auch auf der Insel Texel!

Wir sind gespannt auf die letzte Runde am morgigen Montag, und weil das ja manchmal doch hilft, drücken wir alle Daumen für das Schlussrunden-Match gegen ... Russland? Aserbeidschan? Wir schauen mal.

In unserer mit Liebe handgefertigten Blitztabelle der aktuelle Stand nach 8 Runden:

1. Aserbeidschan 13 Punkte

2./ 3. Russische Schachschule 12 Punkte

         Ukraine 12 Punkte

4./5./6.  Team Germany 11 Punkte (Elf Punkte sollt Ihr sein)(erstmal!)

              Türkiye 11 Punkte

              Croatia 11 Punkte

Und weil's so schön ist, ein kleines Schachwelt-Tippspiel anlässlich der tollen Serie unserer Jungs. Wir fragen: Wie geht das Spiel morgen (9.Runde) für Deutschland/ Alemania/ Duitsland/ Tyskland/ Allemagne aus? Die Auslosung ist gerade raus - die Ansetzung lautet

Germany - Russia

Einsendungen via Kommentarbereich bis morgen 13 Uhr Blogzeit (Rundenbeginn eine Stunde früher als sonst). Unter allen richtigen Einsendungen verlosen wir eine internationale Chipstüte der Firma Walkers (Großbritannien), 25 Gramm, Geschmacksrichtung "Chess/Cheese and Onion". Lecker!

Goldene Fußball-Ära? Die Borussia ist dabei!
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Imperien lösen sich auf, Monarchien zerbröckeln, Vorherrschaften schwinden - in der Welt der Politik, und nun auch im Werder-Monatsblitz. Zur großen Überraschung aller anwesenden Zeitzeugen endete das Novemberturnier nicht mit einem erneuten Gesamtsieg des Delmenhorsters David Höffer. Diesmal war es der pfeilschnelle Werderaner Sven Charmeteau, der den Wettbewerb an diesem wahrlich historischen Abend für sich entschied. Damit klang eine im Welt- wie auch im Bremer Schach einmalige Serie von Turniererfolgen aus - seit gefühlt 75 Jahren hatte David den Monatsblitz dominiert und stets gewonnen. Potztausend!

Selbst wenn man es etwas objektiver nachprüft, so besagt die amtliche Statistik noch immer, dass SF Höffer zumindest die letzten sieben Turniere seit Januar 2017 erfolgreich für sich verbuchte. 

Oder anders formuliert: seit dem Herbst 2015 holte sich David bei seinen zahlreichen Teilnahmen nur dreimal NICHT den Turniersieg - eine großartige Serie! Einmal gewann Spartak Grigorian (SVW) vor David Höffer, einmal Markus Lammers (strong! Zugzwang München!) vor einem gewissen David Höffer, und im Januar 2017 der Bremer Rechtsanwalt und FIDE-Meister Joachim Asendorf, ebenfalls vor Blitzschachungeheuer Höffer.

Ich zähle lieber nicht, wie oft David auch mich in diesen langen Jahren besiegte. Zum Glück schweigt die Quellenlage dazu relativ diskret - und ich hoffe, niemand wird auch in Zukunft genauere Daten dazu entdecken können.

Schach David ich
David wie immer bester Laune, Steffens dagegen
                         wirkt durchaus etwas schläfrig (Fotos: Andreas Burblies, 2013)

Nun aber - was war anders beim Novemberturnier am letzten Donnerstag?

Gleich in der ersten Runde teilten sich SF Asendorf (Sieger im Januar!) und SF Höffer (Sieger im Februar! ... und auch im März, Mai, August, September und Oktober) den Punkt, und als Prof. Reiner Franke im zweiten Spiel dem Delmenhorster Gast in wildester Zeitnot den vollen Punkt abrang, hatte David bereits eineinhalb Punkte Rückstand auf die vorderen Plätze. Sehr fair von David - er reklamierte einen gegnerischen Fehler bei der Bauernumwandlung nicht, und gab sich kurz darauf geschlagen.

Selbst die allerstärksten Schachmeister haben offenbar mal einen weniger starken Abend, und man muss zu Davids Verteidigung anführen, dass sein Fußballclub, die Borussia aus Dortmund, am Vorabend gerade ein nur wenig erbauliches 1 : 1 im Heimspiel gegen ... Moment .. Apoel Nikosia aus ... Moment ... Zypern abgeliefert hatte. So etwas desillusioniert, und wie soll man da als echter Borusse am Abend darauf auch noch gut Schach spielen?

Hinzu kam, dass die Bremer Novemberrunde nur acht Teilnehmer sah - sei es aufgrund der parallel zum Monatsblitz stattfindenden Europameisterschaft der Mannschaften in Griechenland, dem Tegernsee-Open oder der Fußball Europa League mit dem 1.FC Köln und der SG Hoffenheim, jedenfalls war die Beteiligung diesmal spärlicher als sonst. Bei nur sieben Runden fällt jeder abgegebene Punkt deutlich schwerer ins Gewicht. Es bleibt einfach keine Zeit zum Aufholen!

David
   Der Serienmeister und seine gefürchtete rechte Zughand:
                             David Höffer vom SK Delmenhorst vom Delmenhorster SK

Doch noch lief der Wettbewerb, souverän geleitet von Turnierleiter Stefan Preuschat, und trotz des wackeligen Starts erntete der Titelverteidiger in der Folge eifrig Punkte. Runde vier: Steffens vergurkt ohne jede Chance gegen Höffer und erobert damit seinen ersten Minuspunkt, den er später noch mit einem Remis gegen Asendorf auf Eineinhalb ausbauen kann. Runde fünf: Steffens holt einen glücklichen Punkt gegen Charmeteau, der damit nun auch einen Minuspunkt hat. Höffer ist wieder dran!

Nach wie vor hat David noch seine eineinhalb Miese, und spielt in der siebten und letzten Runde noch gegen ebenjenen Charmeteau (minus 1). Doch Sven Charmeteau, Zweitligaspieler, FIDE-Meister, Franzose, hält dem Druck stand und ringt den Seriensieger zu Boden!
Und damit endet eine Ära: weder Platz eins für Höffer, und auch nicht Platz zwei, nurmehr der geteilte dritte Platz mit Joachim Asendorf, hinter Sven Charmeteau und (hui!) Olaf Steffens. Was für ein Ringen in so wenigen Runden! Da war es doch gut, dass die Kneipe im Werder Vereinsheim noch geöffnet war - bei Fußball, Kaltgetränk und Pommes klang der Abend aus. Und es wurde weiterhin geblitzt - denn wer sagt denn, dass man nicht auch nach dem Ende einer Ära noch ein bisschen Spaß haben darf?

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               Sven Charmeteau - Teimur Radjabov (Europapokal 2015 in Skopje)

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                                Verdienter Monatsblitzsieger: Sven!

Der nächste strenge Monats(karten)blitz ist gebucht für den 07.Dezember. Gäste und Borussen sind herzlich willkommen!