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Was ich dem DSB nicht vorschlug

Der DSB rief bezüglich der Fragen um die Nationalmannschaft zu einer öffentlichen Umfrage „Sie fragen, wir antworten!“ auf! Anonyme sind aber wie zu lesen ist („Ihre Fragen schicken Sie mit Ihrem Vor- und Familiennamen – nur diese werden beantwortet – bitte bis 30. November an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!“) ausgeschlossen.

Da mich das als Österreicher rein gar nichts angeht und mich nur ärgert, dass die Deutschen einen Jahrhunderterfolg besser als wir Österreicher zermatschkern können, schrieb ich folgendes Email NICHT an den DSB:  


Sehr verehrter, hochwohlgeborener Herr Präsident!

Vorerst möchte ich Ihnen herzlich zu Ihrer Wahl gratulieren, die meiner Meinung nach viel zu spät erfolgte, denn unter Ihrer Präsidentschaft kommen nun endlich jene Erfolge, die dem deutschen Schach schon lange zustehen, zu Stande. Der Gewinn des Mitropa Cups und der Europameisterschaft zeigt, dass Sie genau auf dem richtigen Weg in eine glorreiche Zukunft des deutschen Schachs sind. Leider führte der Erfolg nicht zu der gewünschten Harmonie und es müssen noch Probleme, deren Ursachen in der Vergangenheit und damit nicht in Ihrer Verantwortung liegen, gelöst werden. Aus dem Fußball ist Ihnen sicherlich die Usance bekannt, dass es leichter ist den Trainer zu feuern als die Mannschaft. Aber warum nicht den mutigen Schritt wagen und die aufmüpfige Mannschaft zu ersetzen, wie dies ein mexikanischer Fußballklub schon angedacht hat.

Natürlich besteht dann die Gefahr - wie bei der Olympiade 2010 - dass der sportliche Erfolg nicht darstellbar ist, wenn man eine B oder gar C Mannschaft zum Bewerb schicken muss. Als Lösung schlage ich vor, Spieler die bereits einen starken Deutschlandbezug haben in die deutsche Nationalmannschaft zu integrieren. Als erster bietet sich hier der schon bewährte Rustam Kasimdzhanov an, der die Mannschaft schon zur Europameisterschaft führte und er könnte natürlich dann seinen Schützling Viswanathan Anand mitbringen, der in Wirklichkeit nicht der Tiger von Madras, sondern ein waschechter Chesstiger aus der Karnevalstadt Mainz ist. Dass dem Berliner Levon Aronian ein Fixplatz zusteht ist ebenso klar wie jener für den vielfachen Dortmundsieger Vladimir Kramnik mit seinem deutschen Manager. Das erste Ersatzbrett geht dann an den netten „Gusti nationale“ um für eine positive Stimmung auf seinem Blog zu sorgen!

Nationalmannschaft: Anand, Aronian, Kramnik, Kasimdzhanov

Mit dieser Mannschaft braucht man dann auch beinahe kein Glück bei zukünftigen Bewerben – es genügt allein die Teilnahme, um Erfolge zu garantieren. Mittelfristig sollte man daran denken auch Magnus Carlsen in die Nationalmannschaft einzubauen – kurzfristig genügt es den Alterspassus (keine Spieler über 40), der ohnehin diskriminierend ist, aus den Bestimmungen zu streichen.

Nun bietet sich Ihnen die einmalige Möglichkeit es allen Recht zu machen! Die aufmüpfigen Spieler wurden bereits aus der Nationalmannschaft ausgeschlossen und nun können Sie sich daran machen die Forderung nach einem neuen Bundestrainer ebenfalls zu erfüllen. Da Ihrem Vorgänger es nicht gelungen ist, die größten K‘s der Schachgeschichte an der FIDE Spitze zu etablieren, steht der Weg offen für einen Teammanager Karpov für das Organisatorische und Politische und einen Bundestrainer Kasparov, dessen Eröffnungskenntnisse und -datenbank legendär sind – zudem könnte er das zweite Ersatzbrett als selten spielender Kapitän besetzen, falls er wie viele andere Sportler über 40 den Rücktritt vom Rücktritt machen sollte.

Teammanger Karpov – Bundestrainer Kasparov

Da nun jegliche Probleme mit der Nationalmannschaft zweifelsfrei geklärt sind, müssen Sie sich nur mehr der Kommunikation und Außenwirkung widmen und auch diese radikal umstellen. Als erste Maßnahme ist die Durchsetzung des Hausrechts des DSB klarzustellen. Kein Schachspieler darf sich – auch nicht im privaten Bereich – in irgendeiner Form negativ über Schach und schon gar nicht Schachpolitik äußern. Da aber schon der Begriff „negativ“ nicht positiv ist und auch zu Diskussionen führen könnte, gilt ab sofort das totale Äußerungsverbot für alle Schachspieler, Funktionäre, Blogger, usw. Nur positive Jubelmeldungen mit vielen Fotos am besten ohne Text – das verringert auch die Anzahl der Rechtschreibfehler – dürfen in Zukunft auf der Homepage des DSB und untergeordneten Partnerseiten veröffentlicht werden! Denn ein Bild sagt mehr als tausend Worte! Und ein Präsidentenfoto mit einem oder mehreren Pokalen – was will man da noch mehr?

Da man die Bloggerszene leider nicht vollständig kontrollieren kann und diese Anonymen ziemlich lästig sein können und überall ihren Senf, Kren oder sonst was dazugeben müssen, ist es notwendig auch dort meinungsbildend präsent zu sein. Ich schlage daher vor, dass Sie sich zwar öffentlich niemals zu nichts äußern, aber gerade deswegen mit verschiedenen wechselnden Pseudonymen an diversen Blogdiskussionen teilnehmen und dort auch bei konträren Diskussionen beide Standpunkte einnehmen zu können, denn nur so können Sie sicherstellen, dass Sie schon vorher wussten was richtig oder falsch war! Wie schon bei der Problemlösung Nationalmannschaft gilt: nur wer beiden Seiten recht gibt, steht als Gewinner da!

Hausrecht – nur Jubelmeldungen – keine Kritik

Wie sollte man das alles finanzieren höre ich die Kritiker, die es nun bald gar nicht geben dürfte, dennoch fragen. Auch das ist ganz einfach! Da Beitragserhöhungen beim Schachvolk nicht gut ankommen, Sponsoren schwer zu finden sind und auch noch Gegenleistungen wollen, muss auf eine sichere Einnahmenquelle umgestellt werden: einer Partieabgabe von lächerlichen 10 Cent pro Partie. Das können sich sogar die knausrigsten Schachspieler leisten.

Wie uns zuverlässige Statistiker – auch undiplomatische – sagen, werden alleine am deutschen weltgrößten Schachserver täglich um die 200.000 Partien gespielt, daneben gibt es noch den weltgrößten browserbasierten Schachserver ebenfalls mit Sitz in Deutschland und natürlich werden auch anderswo in Deutschland in Klublokalen, Kaffeehäusern, privaten Wohnungen, etc. täglich unzählige Partien gespielt. Bei vorsichtiger Schätzung von 300.000 Partien täglich ergeben sich Jahreseinnahmen von über 10 Millionen Euro (30.000 Euro täglich).

Finanzierung: Partieabgabe von nur 10 Cent

Sollten sich dennoch Finanzierungsprobleme ergeben, sollte man auch noch checken, ob nicht auch Analysestellungsabgaben, Taktikstellungsabgaben, Tablebase- und Enginestellungsberechnungsabgaben als Einnahmequellen zu erschließen wären.

Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr ergebenster gschamsta Diener
Krennwurzn 


 ANHANG

Zur Unperson

Krennwurzn, geht seit einem Jahr = Jahrgang, Volksschulabschluss, Tanzkurs, österreichischer Dauernörgler, größter schachlicher Erfolg: Remis gegen Kasparov in Gewinnstellung (2006)

Sprachliche Eigenheiten

Da sich die Deutschen und Österreicher vor allem durch die gemeinsame Sprache unterscheiden (Karl Kraus):

zermatschkern

Gschamsta Diener

Nörgler

Thema Anonymität

Hier möchte ich auf die bemerkenswerten Zeilen des Schachfreundes „hiphappy“ verweisen - danke für die schöne Ausformulierung:

Zur bösen Anonymität: auch ich werde hier nicht mit meinem Namen unterschreiben. Ein Pseudonym (welches ich seit knapp 10 Jahren verwende) reicht, einigen ist meine Identität bekannt, und wer will, kann meinen Namen wahrscheinlich binnen einer Minute ermitteln. Trotzdem muss ich nicht ALLES mit meinem Namen in Verbindung bringen (Stichwort: neuer Arbeitgeber und Google: der kann nämlich diverse Diskussionsbeiträge unter Umständen überhaupt nicht richtig einordnen). Das halte ich für mein und jedermanns gutes Recht. In jedem regelmäßig geführten Blog/Forum hat man nach kurzer Zeit raus, wer sinnvoll schreibt und wer nicht. Ob da nun realer Name oder Irgendwas steht ist völlig unerheblich.

Schachlicher Erfolg

Remis gegen IM Sergej Kasparov bei einem Onlineblitzturnier – gegen den Garry würde ich mich wohl gar nicht spielen trauen und die Stellung war vorher natürlich für mich verloren.

Zum Nachspielen einfach in ein Schachprogramm kopieren oder als PGN abspeichern.

 

[Event "Wertungspartie, 5m + 0s BLITZ"]
[Site "SCHACH.DE Offiziell B"]
[Date "2006.01.20"]
[Round "2"]
[White "Krennwurzn"]
[Black "Masis"]
[Result "1/2-1/2"]
[ECO "A57"]
[WhiteElo "1718"]
[BlackElo "2647"]
[SetUp "1"]
[FEN "8/1r2pk2/p2p1p2/P2P2p1/4P3/5PK1/qpQ3P1/1R6 w - - 0 45"]
[PlyCount "23"]
[EventDate "2006.01.20"]
[EventType "blitz"]

{Masis = IM Sergej Kasparov - Sie dachten doch wohl nicht an Garry - es war für mich das schon ein toller Erfolg :-))} 45. e5 {in verlorener Stellung darf man alles spielen!} dxe5 $4 {oops -der hat die Partie schon abgehakt} (45... Qxd5 $19) 46. Qh7+ Ke8 $4 und Remis will er auch nicht} (46... Kf8 47. Qh8+ Kf7 48. Qh7+ {Dauerschach}) 47. Qg8+ {GEWINNSTELLUNG} Kd7 48. Qe6+ Kc7 (48... Kd8 49. Rh1 $18 {wird matt}) (48... Ke8 49. Rh1 {detto matt}) 49. Qxe7+ {Zeitnot- den Gewinn sehe ich nicht - ich mache Zugwiederholung} (49. d6+ $1 exd6 50. Qxa2 $18 {und die Dame ist weg - leichter Gewinn}) 49... Kb8 50. Qf8+ Ka7 51. Qc5+ Ka8 52. Qc8+ Ka7 53. Qc5+ Kb8 54. Qf8+ (54. Rh1 {wird schon fad - aber das wird wieder matt}) 54... Kc7 55. Qe7+ (55. Qc5+ Kd7 56. Rh1 {nicht schon wieder #6 :-))}) 55... Kb8 00:06]} 56. Qf8+ {GESCHAFFT REMIS - dem Sieg erfolgreich aus dem Weg gegangen!!} 1/2-1/2

Krennwurzn

Anonymer aber dennoch vielen bekannter kritischer Schachösterreicher! Ironisch, sarkastisch und dennoch im Reallife ein netter Mensch - so lautet meine Selbstüberschätzung! Natürlich darf jeder wissen wer die Krennwurzn ist und man darf es auch weitererzählen, aber man sollte es nicht schreiben, denn die Krennwurzn hat so eine abkindliche Freude damit „anonym“ zu sein – lassen wir ihr doch bitte diese Illusion!

Motto: Erfreue Dich am Spiel, nicht an der Ratingzahl! Das Leben ist hart, aber ungerecht (raunzender Ösi)!
 

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