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Schach in Zeiten der Remiskrise

Fußball und Schach sind eigentlich seelenverwandt Fußball und Schach sind eigentlich seelenverwandt OSt

Während die Weltöffentlichkeit ihren prüfenden Blick nach Moskau richtet, finden an allerlei anderen Orten allerlei andere unbeschwerte Veranstaltungen mit schachlichem Bezug statt. Schach-Welt, der Blog mit der globalen Note, schaut sich darum einfach mal ein wenig um – auf dass alle davon erfahren mögen.


1) US- Meisterschaften in Saint Louis

Hiraku Nakamura hat sich mit einem satten Schwarzsieg gegen Gata Kamsky an die Spitze der Tabelle gespielt. Kurz vor Schluss hat er alle Chancen, sich in diesem bestens besetzten Turnier den ersten Platz zu sichern und damit den sich anbahnenden Titel-Hattrick von Kamsky zu verhindern.

Viele sagen ja, die amerikanischen Meisterschaften zeigen das wahre Schach – hier wird noch gekämpft, gerechnet und auf den vollen Punkt gespielt.

Der parallel dazu ausgetragene Showdown in Moskau wird dagegen oft nur noch als Schatten eines Wettbewerbs wahrgenommen. Ob wir bei Weltmeisterschaften wohl jemals nochmal eine gewonnene und/oder spannende Partie sehen werden?
Verfolgt man die engagierten Diskussionen im Kommentarbereich von chessvibes.com, stößt die nun schon einigermaßen lange Serie von Unentschieden zwischen Anand und Gelfand nicht auf große Sympathien – dabei ist doch die Punkteteilung das natürlichste aller Ergebnisse im Schach! Immerhin sehen wir bei der WM fehlerfreie Partien. Ich für meinen Teil wäre froh, würde ich sechsmal in Folge gegen Anand nicht verlieren. Auch würde ich mich freuen, sechs Spiele hintereinander gegen Gelfand zu remisieren. Das ist doch schon ein schöner Erfolg!


2.HaSpa-Pokal in Bargteheide

Beim Pokal der Hamburger Sparkasse, der eigenartigerweise im schleswig-holsteinischen Bargteheide stattfindet, wird gerade die sechste von sieben Runden gespielt. Ähnlich wie bei den Open in Wunsiedel, Potsdam, Ditzingen oder den US-Meisterschaften nutzen viele Spieler das Himmelfahrtswochenende, um in der Hektik des Berufslebens ein kleines Turnier einzustreuen.

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Bargteheide - ein schachbegeisterter Ort zwischen Hamburg und Lübeck

Wir sehen heute die Spitzenpaarungen zwischen Michail Kopylov (Norderstedt) und Dusan Nedic (SF Hamburg), und gleich am Brett daneben ringt Schachwelt-Leser Holger Hebbinghaus (SK Marmstorf) ein weiteres Mal mit den Meistern – heute mit Weiß wieder einmal gegen GM Dorian Rogocenko (HSK), der (entsprechend dem Moskauer Trend zum Remis) bislang zwei Unentschieden abgegeben hat.


3) Champions League Finale in München

Findet heute statt! Doch es hat fast keinen schachlichen Bezug, und darum gleich weiter zum ...

4) Fußball-Schachturnier in Bremen

Die Saison ist zu Ende, doch im fußballverrückten Bremen wird einfach immer weitergespielt. Morgen zum Beispiel – am Sonntag treffen sich trotz Schach-Weltmeisterschaft und HaSpa-Cup sechs Mannschaften aus der ganzen Welt und stellen sich einem herausfordernden Wettbewerb, in dem nicht nur Fußball, sondern auch Schachkunst gefordert ist.

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Aus der Region sind der SK Bremen West, der Delmenhorster SK und Vorjahressieger Werder Bremen dabei. Als quasi internationale Gäste gehen der Hamburger SK (im letzten Jahr mit IM Merijn van Delft und GM Dorian Rogocenko – ebenjener, der heute gegen Holger Hebbinghaus spielt!) und die Werksmannschaft von Deep Chess aus dem Ruhrgebiet an den Start. In Bremen noch unbekannt sind die Fußbrothers aus Jena – man darf gespannt sein, ob sie ähnlich wie die Bluesbrothers mit einem besonderen Outfit an den Start gehen!

Die Teams treten am Vormittag zunächst im Fußball gegeneinander an, bevor am Nachmittag ein Blitzturnier der Mannschaften folgt. „Was man nicht im Kopf hat, muss man in den Beinen haben.“ – denn die Punkte aus beiden Wettbewerben werden verrechnet. (Gespielt wird ab 9:30 Uhr in den Räumen/ Hallen des Werder Vereinsheims in der Hemelinger Straße 17.) 

PS Nur am Rande - der Bremer Teamchef hat mich nachnominiert für das Fußball-Schachturnier. Morgen muss ich also schnell laufen, schnell denken, Tore verhindern und keine Bauern einstellen - das sind die Zutaten zum Erfolg. Ob ich das alles so auf die Reihe bekomme? Und dann kommt ja auch noch Deep Chess und dreht vielleicht wieder einen Film! Aber was soll´s, Sorgen gehören zum Sport dazu - und am Ende wird es bestimmt ein feiner Tag, der schnell vorbeifliegen wird.

Mehr kann man sich doch eigentlich nicht wünschen. Obwohl, doch - vielleicht einfach mal eine spannende Partie bei der WM!

Olaf Steffens

Olaf Steffens, Diplom-Handelslehrer, unterrichtet an einer Bremer Berufsschule. FIDE-Meister seit 1997, ELO um die 2200, aufgewachsen in Schleswig-Holstein. Spielte für den Schleswiger Schachverein von 1919 (moinmoin!), den MTV Leck (hoch an der dänischen Grenze!), den Lübecker Schachverein, die Bremer Schachgesellschaft und nun für Werder Bremen.

Seit 2012 Manager des Schachbundesliga-Teams des SV Werder Bremen.

Größte Erfolge:
Landesmeister von Schleswig-Holstein 1994, Erster Deutscher Amateur-Meister 2002, 5.Platz beim letztenTravemünder Open 2013, und Sieger des Bremer Hans-Wild-Turniers 2018.

Größte Misserfolge:
Werd´ ich hier lieber nicht sagen!

Größte Leidenschaften:
früh in der Partie irgendetwas mit Randbauern und/ oder g-Bauern auszuprobieren und die Partie trotzdem nicht zu verlieren – klappt aber nicht immer.

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