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Nutzen der Betrugserkennung

Als ein Grund für den Niedergang des Kommunismus wird u.a. angesehen, dass es dem System nicht gelungen ist, technische Erkenntnisse aus der militärischen Forschung für die zivile Wirtschaft nutzbar zu machen. Unter diesem Aspekt möchte ich als Abschluss der „Betrugsserie“ einen Blick auf eine mögliche Zusatznutzung von Betrugserkennung für das Schach machen.

Ein wesentliches Problem beim Schach ist, dass es für den Zuseher sehr schwierig ist, die Lage am Brett schnell und richtig einzuschätzen. Zwar gibt es heute die Möglichkeit mit Engines eine Bewertung vornehmen zu lassen, allerdings ist diese nicht wirklich informativ. Viele Schachspieler nervt bei Übertragungen beispielsweise, dass einige Schachfreunde lange Computervarianten posten und sagen Engine X bewertet das mit 0,50 und Engine Y mit 0,90 im Plus. Dann wird ausgiebig darüber gestritten, ob 0,90 zum Gewinn führt und 0,50 nur zum Remis. Die Geheimnisse der Stellung bleiben aber weiterhin für die Masse verborgen.

Anderseits lauschen viele Schachfreunde gerne den Kommentaren von stärkeren Spielern bei Übertragungen – auch wenn diese mit ihren Einschätzungen manchmal daneben liegen. Das liegt natürlich auch daran, dass diese Kommentare mit Anekdoten gewürzt sind, aber interessant ist auch das Beleuchten warum etwas auf dem Brett passiert oder eben nicht passieren wird. Allerdings kosten menschliche Kommentatoren Geld und das ist mit den wenigen zahlenden Zusehern wiederrum auf die Dauer nicht finanzierbar.

Und genau hier könnte man die Betrugserkennung als Hilfsmittel einsetzen. Die normale Enginebewertung wird mit Erkenntnissen aus der Betrugserkennung aufgepeppt. Man könnte beispielsweise auf typische Fehlermöglichkeiten hinweisen oder die Stellung daraufhin untersuchen, ob sie ruhig oder schwierig ist. Möglicherweise gibt es neben abenteuerlichen Verwicklungen auch einen ruhigen für Menschen einfach zu sehenden Ausweg, den die Engines gar nicht anzeigen, weil er nicht so gut bewertet wird. Zudem könnte man auch Informationen des „persönlichen Profils“ eines Spielers in die automatischen Kommentierung einfließen lassen: beispielsweise die Wahrscheinlichkeit, dass Shirov den schwierigeren Weg wählen wird oder aber auch wo er patzen könnte, patzen wird usw. Zudem könnte man auch zeigen, dass dieser oder jener Zug wahrscheinlich nicht aufs Brett kommen wird, obwohl er eine gute Enginebewertung hat, weil er für einen Menschen schwer zu finden ist – aber im Umkehrschluss auch zeigen, dass ein Zug wohl nach längerer Berechnung kommen wird, obwohl er schwierig zu finden ist für einen starken Spieler einfach auf der Hand liegt. Man könnte den Laien damit einen kleinen Einblick in die Mustererkennung der Topspieler geben. Das wäre nicht nur informativ und spannend während einer Partie, sondern dieses Wissen könnte für uns Patzer auch für eigene Partien genutzt werden.

Man könnte die aus der Betrugserkennung gewonnen Erfahrungen somit ohne große zusätzliche Kosten einem breiteren Publikum zugänglich machen und sich somit auch Vorteile bei Übertragungen gegenüber anderen Anbietern verschaffen, die nur auf reine Engineausgaben setzen.

Nebenbei würde eine derartige Kommentierung es auch realen Betrügern - wie im aktuellen Fall Feller - schwerer machen, denn es würde viel mehr Leuten auffallen, dass ein Spieler gerade in kritischsten Situationen immer die richtigen Entscheidungen trifft. Natürlich kann dies immer noch alles Zufall sein, aber jedes Wochenende ein Lottohauptgewinn – daran glauben auch nur wenige!

Natürlich schadet dies den menschlichen Kommentatoren, aber da diese in der Realität sowieso nicht finanzierbar sind, hält sich der Schaden meiner Meinung diesbezüglich in vertretbaren Grenzen – und bis ein Computer unterhaltsam Anekdoten erzählt dauert es noch sicherlich sehr sehr lange!


Artikelserie:

  1. Betrugserkennung
  2. Betrugserkennung Wurznpraxis
  3. Betrugserkennung ökomomischer Blick
  4. Betrugserkennung Mythbusting
  5. Nutzen der Betrugserkennung
Krennwurzn

Anonymer aber dennoch vielen bekannter kritischer Schachösterreicher! Ironisch, sarkastisch und dennoch im Reallife ein netter Mensch - so lautet meine Selbstüberschätzung! Natürlich darf jeder wissen wer die Krennwurzn ist und man darf es auch weitererzählen, aber man sollte es nicht schreiben, denn die Krennwurzn hat so eine abkindliche Freude damit „anonym“ zu sein – lassen wir ihr doch bitte diese Illusion!

Motto: Erfreue Dich am Spiel, nicht an der Ratingzahl! Das Leben ist hart, aber ungerecht (raunzender Ösi)!
 

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