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Nochmals Kandidatenkrämpfe

by on19. Mai 2011
An diesem Donnerstag gehen die Kandidatenkrämpfe in die letzte Runde. In einer Woche ist die Qualifikation ausgestanden. Für diejenigen, die wie ich am Modus leiden, ist sie es jetzt schon, denn der Schaden ist ja bereits angerichtet, und im Finale zocken spielen Gelfand und Grischtschuk (live ab 13 Uhr, der Sonntag ist dieses Mal frei) den Herausforderer über vertretbarere sechs statt vier Partien aus. Für die FIDE und Weltmeister Anand fängt die Qual dagegen gerade an. Ein Mindestgebot von einer Million Euro Preisgeld und an die 300 000 für diverse FIDE-Töpfe ist von Bewerbern ums WM-Finale gefordert. In Europa ist das für ein sportlich wahrscheinlich einseitiges Match nicht zu holen. Vielleicht in Indien. Das Zeitfenster für eine Debatte um ein besseres System ist kurz. Vor dem Weltcup, der heuer schon am 26.August in Chanti-Mansisk beginnt und den nächsten WM-Zyklus eröffnet, muss Klarheit herrschen.

nic2Für die taz ist dieser Donnerstag aber aus ganz anderen Gründen ein besonderer Schachtag. Autor Hartmut Metz erzählt allerdings nur die halbe Geschichte, Chessbase ist etwas ausführlicher und bildreicher, lässt aber auch ein interessantes Detail aus. Vor genau 25 Jahren traf ein Bonner Physikstudent einen gleichaltrigen Schachprofi aus Baku in Basel, wo der gerade einen englischen Kollegen in einem Schaukampf zerzauste und zeigte ihm eine 200 Partien umfassende Datenbank. Garri Kasparow war begeistert, und die deutsche Erfindung half ihm dank seiner schnellen Auffassungsgabe in den folgenden Jahren, seine Rivalen zu dominieren. Matthias Wüllenweber wurde nicht Physikprofessor sondern Mitinhaber einer mittelständischen Firma, die heute jeder Schachspieler kennt, nämlich Chessbase, und das nur weil die Niederländer, die zu dem Zeitpunkt schon seit mindestens zwei Jahren eine funktionierende Schachdatenbank am laufen hatten, so sehr mit der Produktion ihrer New in Chess-Magazine und -Jahrbücher beschäftigt waren, dass sie nicht erkannten, dass sie ein Produkt mit rasch wachsenden Absatzchancen und vor allem einer höheren Marge nur intern nutzten (auch Wüllenweber konnte sie nicht abkupfern, sondern programmierte selbst), statt es auf den Markt zu bringen. Die später lancierte NiC-Base holte den Vorsprung von Chessbase nie mehr auf.       

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