Nadelstichpolitik

Ich möchte hier einmal einen modernen Langzüger präsentieren. Dabei möchte ich erst einmal mit einem Vorurteil aufräumen: Eine hohe Zugzahl bedeutet nicht unbedingt hohe Schwierigkeit. Gerade im 15-20-zügigen Bereich gibt es einige Stücke, bei denen man lediglich die Logik des Stücks durchschauen muss, was mal schwieriger mal einfacher ist.

Besonders hart sind meistens eher Stücke, die sich nicht logisch erschließen lassen. Die lassen sich dann selbst mit Rechnerhilfe gelegentlich kaum lösen.

Das Stück, das ich diesmal herausgesucht habe, habe ich selbst gelöst bekommen, was mich hoffen lässt, dass die Leser dieses Blogs es mir gleich zu tun in der Lage sind. Meine Begeisterung über diesen 17-Züger, der 2011 in der österreichischen Schach Aktiv erschien, teilte auch der Preisrichter und wies den ersten Platz zu.

Wer keine Tipps haben möchte, sollte hier aufhören zu lesen und gleich loslegen. Es handelt sich bei diesem Stück um einen modernen Mehrzüger, bei dem Weiß durch Schachgebote und kurzzügige Mattdrohungen Nadelstiche setzt, um eine geringfügige Stellungsveränderung herbeizuführen. Nach dieser Stellungsveränderung wird der Urzustand bei den anderen Figuren wiederhergestellt und eben jene ausgenutzt.

Munz 2011

Rupert Munz, 2011.

Auch wenn die schwarzen Figuren rechts unten und der weiße König rechts oben ein wenig merkwürdig anmuten, wirkt die Stellung im Vergleich zu anderen Problemen doch halbwegs normal und dürfte zum Lösen reizen. Also auf geht's, Weiß am Zug, matt in 17. Viel Spaß, Lösungen und Bemerkungen bitte als Kommentar.

Kommentare   

#1 MiBu 2012-07-31 11:11
Ob man mit einem preisgekrönten 17-Züger neue Interessenten fürs Problemschach gewinnt, möchte ich mal zumindest in Frage stellen. Auch mir fehlt die Energie zu versuchen, das Ding vollständig selbst zu bearbeiten. Daher werfe ich mangels anderer Idee zunächst mal 1.La4 in die Debatte, was immerhin Matt in 1 droht und wohl nur die Varianten 1.-c3 und 1.-Ke4 zulässt.
#2 Losso 2012-07-31 13:31
Also nach 1.-c3 wird es eine Kurzpartie ;)

Ich finde schon, dass man die besten Stücke rausholen sollte, auch wenn ich zugeben muss, dass man das hier wohl eher nicht vom Blatt löst und man sich die Muße nehmen muss, ein Brett herauszuholen. Außerdem sieht die Stellung nicht so aus als wären die Figuren willkürlich auf das Brett gewürfelt worden, so dass der Löseanreiz doch eigentlich da sein sollte.

Allerdings spielt meine persönliche Präferenz durchaus auch eine Rolle: Ich kann den meisten Zweizügern wenig abgewinnen, würde einen gelungenen Mehrzüger persönlich immer vorziehen.
#3 MiBu 2012-07-31 17:09
Schön, 1.La4 c3(?) 2.Lb3+ Ke4 3.Sc5# scheidet schon mal aus. Bleibt 1.La4 Ke4, wonach 2.Sc5+ Kd5 zu erwarten ist. Ich nehme an, dass es dann mit 3.Sa6 weitergeht. (Sieht für mich wegen der Möglichkeit Sb4 besser aus als Sb7.) Schwarz hat dann wohl wieder nur Ke4, aber die folgenden 14 Züge sind noch sehr im Dunklen verborgen...
#4 Losso 2012-07-31 17:37
Ein Tipp: der Bauer auf d2 dient auch als Block und schränkt die Bewegungsmöglichkeiten des schwarzen Königs ein, denn Weiß beherrscht auch südlich der vierten Reihe eine Menge Raum. Und dort steht dann der schwarze König auch, wenn Weiß die entscheidende Stellungsverbesserung herbeiführt.

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