Heute wieder Schach

Sonne, Schach und grüne Wiesen! Sonne, Schach und grüne Wiesen! OSt

Gestern konnte die Welt einen Ruhetag einlegen, doch heute müssen wir wieder gebannt nach Moskau schauen. Die letzte Runde der WM wird gespielt, und Anand und sein Herausforderer Gelfand setzen sich zum letzten Mal zu einer Partie im klassischen Turnierschach zusammen, bevor es übermorgen in die Verlängerung geht. Falls erforderlich, wird ab dann im Schnell-und Blitzschach weitergespielt.

Manche spekulieren, dass der Weltmeister in dieser letzten Partie vor dem Elfmeterschießen noch einmal einen Trick aufs Brett zaubert – eine hübsche Überraschung mit den weißen Steinen, eine Finte, etwas Hübsches in dieser an Erbauungen doch irgendwie recht armen WM.

gelfand- anand 78

Bevor es losgeht, ein kurzer Blick nach Moskau - die Spielbedingungen scheinen ok zu sein!

Andererseits ist diese letzte Runde eben die letzte Runde. Ähnlich wie beim Fußball könnte es gefährlich sein, so kurz vor dem Ende nochmal ein Risiko einzugehen. Also lieber kein Königsgambit heute –schließlich reicht ein Patzer, und das grundsolide Ergebnis des bislang unentschiedenen Wettkampfes wäre verspielt. Da kann man lieber auf die Verlängerung warten, denn da zumindest ist wieder mehr Zeit für Risiken – und sollte es schiefgehen, kann man es dann immer noch ausbügeln.

Während ich bei Topalow – Anand klar für Anand die Daumen drückte, und auch damals in Holland stärker mit Euwe als mit Aljechin sympathisierte, bin ich mir bei dieser Weltmeisterschaft gar nicht so sicher, wer es denn nun werden soll.

Schon in der Zeit vor dem Kampf hat mich das Ganze merkwürdig wenig interessiert, und die ein wenig öden Unentschieden der Auftaktrunden trugen nicht dazu bei, die Euphorie weiter zu entfachen. Spannung kam auf mit dem ersten Sieg Gelfands, doch dem folgte sogleich wieder Ernüchterung nach dem sofortigen Ausgleich in einer merkwürdig ruckelnden Partie.

bowie sichert sich den pokal

 Anand oder Gelfand - einer von ihnen wird den Weltpokal mit nach Hause nehmen

Doch ein Weltmeister ist ein Weltmeister, und der Titel hat sein Recht. Auch wenn vielfach gemäkelt wird, dass hier ja gar nicht die beiden aktuell besten Spieler der Welt beisammensitzen, so kann man nur sagen: selbst Schuld! Carlsen hat (allerdings auch aus Protest gegen die FIDE) darauf verzichtet, sich durch die Qualifikation zu kämpfen, andere haben ebendiese Qualifikation nicht überstanden – auch weil Gelfand sie einfach rausgeschmissen hat aus dem Turnier.

Und nun sind sie da, der Israeli und der Inder, und einer von ihnen wird der nächste Weltmeister sein. Auch wenn der Kampf nicht immer atemberaubend war - verdient haben sie sich den Titel auf jeden Fall!

 

PS In Oberhof haben die Deutschen Jugendmeisterschaften begonnen. Junge Menschen aller Altersklassen ermitteln bei strahlendem Sonnenschein ihre Meister, Jan Gustafsson und Spartak Grigorian sind dabei, und es gibt eine imposante Homepage. Ein Blick lohnt.

oberhof 2012

Jeder Weltmeister hat mal als Jugendlicher angefangen
                                    Photo: Deutsche Schachjugend - vielen Dank!

PS 2 Der Hamburger SK, von vielen (und mir) manchmal leichtfertig immer noch als HSV bezeichnet, hat bei Chessbase einen sehr hübschen Artikel zum Bremer Fußballschachturnier online gestellt. Alle Spiele, alle Tore, viele Photos und eine Analyse des Turniers aus HSV-Sicht von Eva Zickelbein - auch hier lohnt ein Blick!

Olaf Steffens

Olaf Steffens, Diplom-Handelslehrer, unterrichtet an einer Bremer Berufsschule. FIDE-Meister seit 1997, ELO um die 2200, aufgewachsen in Schleswig-Holstein. Spielte für den Schleswiger Schachverein von 1919 (moinmoin!), den MTV Leck (hoch an der dänischen Grenze!), den Lübecker Schachverein, die Bremer Schachgesellschaft und nun für Werder Bremen.

Seit 2012 Manager des Schachbundesliga-Teams des SV Werder Bremen.

Größte Erfolge:
Landesmeister von Schleswig-Holstein 1994, Erster Deutscher Amateur-Meister 2002, 5.Platz beim letztenTravemünder Open 2013, und Sieger des Bremer Hans-Wild-Turniers 2018.

Größte Misserfolge:
Werd´ ich hier lieber nicht sagen!

Größte Leidenschaften:
früh in der Partie irgendetwas mit Randbauern und/ oder g-Bauern auszuprobieren und die Partie trotzdem nicht zu verlieren – klappt aber nicht immer.

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