Gut ausgerüstet!

Gut ausgerüstet! Martin Rieger

Ein Schachspieler gleicht einem Ritter. Seine Waffenrüstung muss komplett und funktionsfähig sein. Sein Schwert muss scharf sein und sein Schutzschild muss wuchtige Schläge aushalten können. Genau wie der Ritter, so muss auch der Schachspieler ständig seine Ausrüstung in Schuss halten, sie pflegen und vervollständigen. Im Gegensatz zum armen Ritter hat der Schächer heutiger Zeit dabei aber großmeisterliche Hilfe in Form des zu besprechenden Buches:

 

 

Vassilios Kotronias, Kotronias on the King´s Indian, Vol. 1 Fianchetto Systems 720 Seiten, gebunden, 1. Auflage 2013.

Das Buch ist erhältlich bei Schach Niggemann (http://www.schachversand.de/)

Manchmal ist das Besprechen von neuen Schachbüchern wirklich ein einfacher Job. Taugt das Buch wenig oder nichts sollte man schon gut begründen, wie man zu diesem Entschluss gekommen ist. Ist es Durchschnitt, fällt es schwer, Worte darüber zu verlieren. Was aber, wenn es sehr gut, ja schon fast herausragend ist? Die Zehn Gebote begnügen sich mit 297 Worten, die Bill of Rights mit 463 und das Vaterunser mit 67. Ich fasse mich deshalb kurz: Kotronias on the Kings Indian wurde von dem griechischen GM Vassilios Kotronias geschrieben. Er fasst in diesem imposanten Werk (720 Seiten!) ein Lebenslangwohlfühlrepertoire mit Königsindisch gegen g3 Systeme (z.B. 1.d4 Sf6 2.c4 g6 3.g3 Lg7 4.Lg2 0-0 5.Sf3 d6 6.Sc3 Sbd7 7.0-0 e5) zusammen. Zu diesem Zweck hat er alles was es zu diesem Thema gibt, gesichtet, geprüft, bewertet und in ein stimmiges Schwarzrepertoire eingegliedert. Zu Beginn des Buches setzt Kotronias dem Leser 120 Übungsaufgaben (die Stellungen stammen alle aus dem Buch, sie beinhalten alle einen besonderen Moment) vor.

Kritik:

GM Kotronias hat hier ein phantastisches Werk geschaffen! Ich habe tagelang versucht, bewaffnet mit den stärksten Engines, einigen Referenzwerken und aktuellen Datenbanken in einer der unzähligen Varianten irgendwo einen Fehler zu entdecken. Ergebnis: Selbst Untervarianten a´la B222 wurden anscheinend sehr sorgfältig und sehr gewissenhaft mit Computerprogrammen geprüft (Kotronias geht darauf auch kurz in seinem Vorwort ein. Aber wer glaubt so etwas schon ungesehen?). Davon abgesehen liefert er für meinen Geschmack ganz starke Analysen und ausgezeichnete Kommentare! Eröffnungsvarianten in solch einer Tiefe habe ich bisher selten gesehen. Ein, für mich, außergewöhnliches Eröffnungsbuch das jeden (davon bin ich fest überzeugt) positiv überrascht!

Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von der Firma Schach Niggemann überreicht.

Kommentare   

#1 Roggenossi 2013-08-03 14:26
Es scheint sich um eine Dokumentation bzw. ein Nachschlagewerk zu handeln, das Fernschachspieler zu schätzen wissen werden.

Wenn man eine Teilmenge einer Variante behandelt (Weiß könnte ja lästigerweise auf g2-g3 verzichten; dem widmet sich vermutlich Vol. 2), so denke ich daß für 99% der Nahschachspieler eine solide Abhandlung im Umfang von sieben Seiten wertvoller ist als eine von siebenhundert Seiten...

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