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Gewinnen mit Spartak Grigorian

Spartak (links) gegen Hannes Meyner in Travemünde, 2011 Spartak (links) gegen Hannes Meyner in Travemünde, 2011 O.St.

Schon seit Jahrzehnten hat unser schöner Schachsport mit Imageproblemen zu kämpfen. Mal hatten die Schachspieler zu lange Haare und zu weite Hosen, mal waren sie nicht witzig genug. Anders als beim Boxen, beim Radsport oder beim Dart ist es für Außenstehende eher schwierig, das Spiel zu verstehen. Und dann gab es auch noch mittelgroße Irritationen um Toiletgate, Handybetrug, von Außerirdischen entführte FIDE-Präsidenten und um Differenzen zwischen der Nationalmannschaft und dem Bundestrainer. Schachsportler haben es nicht leicht. Ob wir wohl jemals ankommen werden in der Mitte der Gesellschaft?

Doch Hoffnung ist in Sicht. Die Nordwestdeutsche Zeitung aus Oldenburg in Oldenburg hat eine Wahl ausgeschrieben zum Sportler des Jahres 2011 – und oh Wunder über Wunder!, ein Schachspieler ist mit im Rennen. Der junge Spartak Grigorian vom SK Wildeshausen, Lesern dieses Blogs vielleicht nicht ganz unbekannt, wurde von einer berufenen Jury unter die letzten Sechs berufen in der Kategorie „Bester Einzelsportler“ – und nun ist es an den Lesern im Lande, die endgültige Entscheidung zu fällen.

Wir loben diese Jury! Denn zum Einen hat sie Schach (zu Recht? zu Unrecht? aber immerhin!) überhaupt erst einmal als Sport eingestuft. Ich selbst bin mir ja nie so sicher, ob das, was wir machen, nun wirklich ein Sport ist, doch – es klingt eigentlich ganz gut!
Und außerdem hat sie einen Schachspieler unter die letzten Fünf gebracht – das ist doch mal was!
Zwar geht es hier „nur“ um die Region Oldenburg, das heißt in diesem Fall Wildeshausen, Oldenburg, und vielleicht noch Wiefelstede und umzu. Und doch können wir Aktivisten des Schachsports ein Zeichen setzen und Spartak zum Sportler des Jahres wählen – in einer gemeinsamen, bundesweiten Schach-Welt-Aktion.

kasparov-12

Viele passable Schachspieler waren noch nie Oldenburger Sportler des Jahres
                                         (Photo: Owen Williams, The Kasparov Agency)

Nach einer intensiven Prüfung kam ich auf insgesamt vier gute Gründe, die für die Wahl Spartaks sprechen:

1) Er ist der einzige Schachspieler in diesem Feld.

2) Er ist auch der stärkste Schachspieler in diesem Feld:  es gibt einen Golf- Vereinsmeister, zwei Fußballer (einer davon ein Torschützenkönig!), einen Faustballer, der Deutscher Vizemeister wurde, sowie einen engagierten Tischtennisspieler. Aber würden sie im Schach gegen Spartak bestehen? Ich denke nein.

3) Spartak spielt ein pfiffiges, unbeschwertes Schach, hat Titel gewonnen allein 2011 über 20 Turniere absolviert


Doch wir müssen objektiv bleiben. Gibt es vielleicht auch etwas, das gegen Spartak spricht?

1) Spartak Grigorian hat im Europameisterschafts-Endspiel 2011 im Spiel Deutschland vs Armenien für … Armenien die Daumen gedrückt (!!). Wir prangern das an. (Allerdings, Spartak – genützt hat es leider nichts (!!).)

2) Er hat mich erst vor kurzem geschlagen und dabei gute Nerven bewiesen. Nett fand ich das nicht!

Drei Gründe dafür, zwei dagegen – unsere Spieler-Analyse kommt zu einem klaren, unbestechlichen Ergebnis. Schach-Welt, der Blog mit der manipulativen Note, empfiehlt daher seinen Leserinnen und auch seinen Lesern, Spartak bei dieser wichtigen Wahl zu unterstützen und dabei auch ein Zeichen zu setzen für den Schachsport in diesem Lande.
(Und wem diese guten Gründe für eine Teilnahme noch nicht genügen, der kann auch etwas gewinnen – Flachbildschirme locken!)

Einsendeschluss ist am Montag, dem 20.Februar. (An alle Kölner: nicht vergessen, das ist der Rosenmontag.)
Also – hopp auf, Schachfreunde, und auf zur Abstimmung! (Hier ist nochmal der Link.) -


Wer nun noch immer zweifeln sollte, ob Spartak der richtige Mann ist für den Titel "Sportler des Jahres", der werfe einen sachkundigen Blick auf die folgende Stellung:

grigorian spartak gegen wendland tobias

Wir sehen das Spiel Grigorian - Tobias Wendland bei den deutschen U12-Meisterschaften in Willingen, 2009. Weiß ist am Zug. Was kann er tun gegen die gefährliche Drohung Dd7xd4?

Olaf Steffens

Olaf Steffens, Diplom-Handelslehrer, unterrichtet an einer Bremer Berufsschule. FIDE-Meister seit 1997, ELO um die 2200, aufgewachsen in Schleswig-Holstein. Spielte für den Schleswiger Schachverein von 1919 (moinmoin!), den MTV Leck (hoch an der dänischen Grenze!), den Lübecker Schachverein, die Bremer Schachgesellschaft und nun für Werder Bremen.

Seit 2012 Manager des Schachbundesliga-Teams des SV Werder Bremen.

Größte Erfolge:
Landesmeister von Schleswig-Holstein 1994, Erster Deutscher Amateur-Meister 2002, 5.Platz beim letztenTravemünder Open 2013, und Sieger des Bremer Hans-Wild-Turniers 2018.

Größte Misserfolge:
Werd´ ich hier lieber nicht sagen!

Größte Leidenschaften:
früh in der Partie irgendetwas mit Randbauern und/ oder g-Bauern auszuprobieren und die Partie trotzdem nicht zu verlieren – klappt aber nicht immer.

Kommentare   

#1 Gerhard 2012-02-15 08:02
Nimmst Du meinen, nehm ich deinen..
In einem Punkt muß ich Olaf widersprechen: Boxen wird auch als sweet science bezeichnet, ist also garnicht so einfach und durchsichtig wie es scheint.
#2 Krennwurzn 2012-02-15 09:27
Vielleicht schafft er den Sieg wie Markus Ragger 2005 bei der Wahl zum Kärnter Sportler des Jahres und danach auch den Weg in die Top 100! de.wikipedia.org/wiki/Markus_Ragger

Auf dem Foto schaut der Junge aber ziemlich untrainiert aus - in diesem Bereich muss er auch was machen, sonst wird's wohl kaum was mit der Weltspitze!
#3 Incho 2012-02-15 15:57
vielleicht hat Schach auch deswegen solche Schwierigkeiten mit der gesellschaftlichen Anerkennung, weil hier (s.Partie) anders als dort die Damen manchmal die entbehrlichsten Figuren auf dem Brett sind!
#4 Jens Kahlenberg 2012-03-01 12:55
Es wurde ein Zeichen gesetzt für den Schachsport in diesem Lande ...
;-) Video zur Sportlerwahl 2011
#5 Olaf Steffens 2012-03-01 14:11
Herzlichen Glückwunsch, Spartak!

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