Hoch ging es her an den Brettern, doch es endete mit einem Tiefpunkt: nach einem knappen 2,5 – 3,5 gegen Nordstrand Sjakklub aus Norwegen findet sich die ECC-Mannschaft des SV Werder nun im europäischen Mittelfeld wieder.
Zu stark waren am Ende die Skandinavier, als dass Team Hansestadt an diesem Tag noch etwas hätte ausrichten können. Und doch, fast wäre es geglückt, denn in einer umkämpften Stellung ging es für Christian Richter drunter, drüber, seitlich und kopfüber (Springer weniger! Freibauer auf der Siebten!). Es bot sich kurz vor dem Ende eine überraschende Möglichkeit zum vollen Punkt und damit zum Ausgleich für Bremen. Indes, nach vielen Stunden der Anspannung am Brett und in beiderseitig hoher Zeitnot übersah Christian die unerwartete Chance und musste sein Spiel in den sicheren Remishafen steuern.
Zuvor hatte Großmeister Vlastimil Babula eine unternehmungslustig angelegte Partie druckvoll mit einem Punkt für Werder zu Ende geführt, und auch Gerlef Meins und Jan Werle ließen in ihren Begegnungen gegen gut aufgelegte Nordmänner nichts anbrennen. Nachdem zuvor aber Spartak Grigorian im Mittelspiel etwas den Faden verloren hatte und ebenso wie Martin Zumsande in einer schwerblütigen Partie die Hand zur Aufgabe reichen musste, hatten die Bremer in der Endabrechnung einen Punkt weniger als ihre Gegner – eine an diesem Tag letztlich wohl verdiente Niederlage (wenn nicht sogar Norderlage) gegen die von ihrem Mannschaftsführer Paal Nordquelle (sic!) bestens eingestellte Nordstrander. Wir sagen: Hjertelig til lykke!
Die anderen deutschen Vereine oder auch die Vereine mit deutschen Spielern waren da heute etwas erfolgreicher, und wir denken dabei zuallererst natürlich an den DJK Aufwärts Aachen! Zwar verloren sie relativ deutlich gegen das relativ starke Team von Valerenga Sjakklubb (schon wieder Norwegen - was ist denn da los beim ECC?), doch was soll man sagen? Es gab ein Remis der Stärke in diesem Kampf, und zwar von Alexander Donchenko, mit den schwarzen Steinen im Spiel gegen den Weltmeister Magnus Carlsen! Was für ein Tag - wir freuen uns mit Alexander, der mit diesem irren Ergebnis alle anderen schmerzvollen Begebenheiten dieser Runde so gut wie vergessen macht. GLÜCKWUNSCH nach Aachen - ein großartiges Kampfremis, und eine Partie für die Kolumnen! Auch auf der DJK-Webseite wird die Partie ausgiebig besprochen.
Remis gegen den Weltmeister! (Bild: Chess24-Webseite, vielen Dank)
Mit diesem schönen Ergebnis könnte man das Turnier gerne auch schon für beendet erklären, denn besser kann es nun ja fast nicht mehr werden. Doch drei Runden stehen noch an, und bevor es morgen weitergeht, schnell ein vertraulicher Blick auf die weiteren (deutschen) Ergebnisse der heutigen Runde in Porto Carras:
- Werder - Nordstrand Sjakklub: wir haben nochmal nachgeschaut, aber leider steht es noch immer 2,5 - 3,5
- SF Berlin - leider verloren und auch hoch, gegen ein bärig aufgestelltes Équipe von Molodezhka. Wo ist das? Wir tippen auf ... Georgien, aber vielleicht wissen die LeserInnen da mehr? Den Ehrenpunkt für die Hauptstadt holte SF Rainer Polzin gegen IM Semyon Lomasov (ELO 2540).
- die SG Solingen trennt sich gegen Wood Green aus England mit einem verantwortungsvollen 3 - 3. Auch hier war für beide Mannschaften mehr drin, besonders aber wohl für Wood Green. Doch aus mehr als 2.000 km Entfernung lässt sich das immer sehr leicht sagen Ein 3- 3 macht nichts kaputt.
- Elisabeth Pähtz' Team von Caissa Italia Pentole Agnelli (klingt schön!) kam heute leider unter die Räder gegen Cercle d'Echecs de Monte-Carlo (was aber auch ganz gut klingt).
- Schachwelt-Leser Michael Buschers Echiquier Amaytois setzte sich mehr als souverän durch mit 4 -2 gegen Drejtesia (auch hier die Frage an alle LeserInnen - wo nur ist Drejtesia?)
und schließlich
- die SG Zürich gewinnt gemeinsam mit Lother Vogt gegen die Rehovot Chess School aus Israel: 3,5 - 2,5!
- Michael Hoffmann, Großmeister, hat mit seinem belgischen Team Eynatten 3,5 - 2,5 gegen Alexander Khalfimans Overtime gewonnen. Das ist doch was!
- Grantham Sharks - Blackthrone Russia 3 - 3. Beides sind im Übrigen, auch wenn die Namen das nicht ganz offenlegen, englische Vereine!
Damit enden wir heute und lecken - wenn wir Werderaner sind - unsere Wunden. Doch morgen geht es weiter. Frischauf, Gesellen, seid zur Hand - um 14:15 Uhr in einer Art Derby gegen die Schachfreunde Berlin!
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