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Diese Wüllenwebers (Folge 18 – Nico „Schmidtchen“ Schleicher)

Nach den frühjährlichen Turbolenzen um Abstammung und Vaterschaft kehrt in der Vorweihnachtszeit wieder Ordnung, Ruhe und Verlässlichkeit in der hanseatischen Telenovela „Diese Wüllenwebers“ ein. Obwohl manche dachten, dass es längst an der Zeit für eine Tochter wäre, erblickte nun Fritz der 18. Sohn unter dem Namen Nico „Schmidtchen“ Schleicher das Licht der Welt. Mit ihm verabschiedet man sich von den brutalen FAT Versionen und besinnt sich wieder an die niederländischen Wurzeln der Fritz Dynastie und schlägt auch sehr weiche Töne an. 

Dieses namensgebende Lied – wer es nicht aus Jugendtagen noch auswendig kennt –
sollte man sich anhören, um den Text etwas besser zu verstehen zu können ?

Es sind keine Superrechner mit Grafikkarten mit Wärmeabstrahlung von mittleren Atomkraftwerken mehr nötig und ebenso findet man keine protzigen Sprüche über die Spielstärke in den Werbeaussagen, denn dieser Fritz will weichgespült und mit einer väterlichen Wärme die Herzen der User berühren. Und so nennt sich auch die wichtigste Neuerung „GEFÜHRT – BERÜHRT“

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Mit dieser Funktion kann sich der User vom Programm durch die Partie gegen die Engine von Frank Schneider führen lassen. Es sind mehrere Spielstärken wählbar und die Maschine baut dann Fehler ein und hilft mit Tipps - zuerst allgemein und auf Wunsch dann immer konkreter werdend - dem Spieler auf die richtige Fährte. So entstehen oftmals schöne und spannende Angriffspartien, denn die Fehler sind nicht mehr so plump wie in früheren Abspeckversionen, sondern eher subtil schmeichlerisch und führen den User mit elastischen Kombinationen in doch sehr scharfe Stellungen, die meist sehr gut enden.

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Unterwegs wird dem User auch berührend geschmeichelt, was er denn für ein toller Tiger sei und als beispielsweise obige Nachricht das Auge der Krennwurzn erreichte, war diese so umschmeichelt und griff elastisch zur Kreditkarte um den schmeidigen Kaufprozess in Gange zu setzen und hinterher zu seufzen: JA den Fritz 18 Nico „Schmidtchen“ Schleicher muss man sich sofort kaufen: berührt und zum Kauf vergeführt. In der Gewinnabwicklung verzichtet die Funktion dann auf die computertypischen sinnlosen Verlustverzögerung, sondern wählt den klaren menschlichen Weg in die Niederlage.

Einen Nachteil möchte ich nicht verheimlichen – nach einigen geführten Partien wähnte sich die Krennwurzn in großmeisterlichen Höhen und als sie dann wieder alleine – ohne schmeichelnde Unterstützung – am Brett saß, machte sich doch ein wenig Frust breit, weil es nun doch niemanden gibt, der einem ins Ohr flüstert und den Tiger in der Krennwurzn weckt. So schmeichelnd elastisch wie Nico ist die Krennwurzn im Solobetrieb dann doch nicht, aber vielleicht muss ich noch mehr üben.

Optisch wurde mit Türkis eine schmeichlerische Farbe gewählt und Fritz hat sich von den grellen Vorgängerfarben verabschiedet. Unter der Haube wurde auch so manches verändert. Die Bretter sind in Direct2D-Technik mit frischem Look und verbesserten Animationen überarbeitet worden und sollten geschmeidiger laufen, da ist aber noch Luft nach oben und auch die finale Version braucht da noch ein wenig Nachbearbeitung – vor allem bei den 3D-Brettern schaut das nicht sehr geschmeidig aus. Ein kleines Detail für Insider: Fritz ist jetzt eine vollständige Unicode-Version und kann damit leichter in diverse Sprachen übersetzt werden, ob die Krennwurzn eine Übersetzung ins Oberösisische machen wird, ja das steht in den Sternen – in den weichen.

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Dazu kommen noch neue Analysefunktionen im Enginefenster. Im Multivariantenmodus gibt es anfangs Antworten auf „wieso geht denn nicht...?“ und auch Drohungen werden explizit aufgeführt. Neu ist die visuelle Bewertung für die Figuren auf einer Farbskala von Rot (schlecht) über gelb bis Grün (gut). Auch wenn Königssicherheit und Bauernstruktur darin enthalten sein sollen, so wirklich angetörnt hat die Funktion die Krennwurzn nicht, die auch hier ein paar Schwächen bei Tablebaseabgleichen gefunden hat.

Was ist sonst noch neu? Auch wenn es der Krennwurzn schwerfällt, lassen wir mal dem Hersteller das letzte Wort.

Außerdem neu in FRITZ 18:

• Intelligente Tipps: Fritz liefert subtile Hinweise in komplizierten Stellungen
• Visuelle Bewertung: Bauernstruktur, Königssicherheit, Figurenaktivität und Schärfe der Stellung.
• Neues Schachbrett in Direct2D-Technik mit frischem Look und verbesserten Animationen.
• Neue Engine-Analyse für Drohungen, Verführungen und die Partiefortsetzung.
• Animierte Engine-Varianten: Intuitive Anzeige der besten Fortsetzung.
• Verbessertes Rechentraining für schnellen Elo-Boost.
• Stärkere Fritz 18-Engine von Frank Schneider, optimiert für kurze Bedenkzeiten


SYSTEMVORAUSSETZUNGEN FRITZ 18 (Herstellerangaben)

Minimum (ohne Raytracing):
PC Intel i3 oder i5 oder Ryzen 3, 4 GB RAM, Windows 8.1 (32- oder 64-Bit), DirectX11, Grafikkarte mit 512 MB RAM, DVD-ROM-Laufwerk, Windows Media Player und Internetzugang.

Empfehlung:
PC Intel i7, i9 oder Ryzen 7/9, 8 GB RAM, Windows 11 oder 10 mit 64-Bit, Windows Media Player, Grafikkarte mit 1 GB RAM, RTX Grafikkarte für real time Raytrace board, (DVD-ROM Laufwerk) und Internetzugang.

Systemvoraussetzungen für ChessBase Account:
Internetzugang und aktueller Browser, z.B. Chrome, Safari. Für Windows, OS X, iOS, Android, Linux.


Offenlegung:

Danke an ChessBase Hamburg für die Zurverfügungstellung der Betaversionen! Das finale Fritz 18 Paket habe ich mir dann selbst gekauft.

Krennwurzn

Anonymer aber dennoch vielen bekannter kritischer Schachösterreicher! Ironisch, sarkastisch und dennoch im Reallife ein netter Mensch - so lautet meine Selbstüberschätzung! Natürlich darf jeder wissen wer die Krennwurzn ist und man darf es auch weitererzählen, aber man sollte es nicht schreiben, denn die Krennwurzn hat so eine abkindliche Freude damit „anonym“ zu sein – lassen wir ihr doch bitte diese Illusion!

Motto: Erfreue Dich am Spiel, nicht an der Ratingzahl! Das Leben ist hart, aber ungerecht (raunzender Ösi)!
 

Kommentare   

#1 Tiger-Oli 2021-11-19 16:46
Hey die österreichische Krennwurzn,

danke für die Rezension - ich wusste erst nicht, was ich mit diesem neuen Modus anfangen soll, und ob es mich nicht zu (noch größerer) Denkfaulheit verleiten würde. Immerhin bekommt man ja für jeden Zug eine Hilfe, auch wenn man nicht so lange knobelt.

Trotzdem klingt es toll. Läuft der Schmidtchen Schleicher (ja, man nennt ihn ...) aber auch auf alternativen Systemen wie Apple oder Linux?

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