Der zweitbeste Spieler der Welt

Der neue Vize-Weltmeister bei der Arbeit Der neue Vize-Weltmeister bei der Arbeit Foto: Werder Bremen

Da reden wir alle ohn´ Unterlass von Falko Bindrich, Mitgliederschwünden im DSB und den absurden Kürzungen des Bundesinnenministeriums, und was macht der Bremer FM Oliver Müller? Er erweist sich als Mann der Tat, reist mit zur Weltmeisterschaft der Blinden und Sehbehinderten nach Griechenland und fährt dort den großartigen Titel des Vizeweltmeisters ein. Großartig und in neun langen Runden sehr verdient herausgespielt in einem auch in der Spitze breit aufgestellten Feld – Glückwunsch dazu, Oliver!

 

Der Werderaner setzte damit ein Zeichen gegen die allgemeinen Krisenmeldungen für das deutsche Schach und gab sozusagen die Antwort auf dem Brett. Allein dem polnischen FIDE-Meister Jacek Stachanczyk musste er in Katerini den Vortritt lassen, sonst aber überflügelte er das starke Teilnehmerfeld nach der neunten Runde, so dass selbst die zahlreichen russischen und ukrainischen Vertreter, vor deren Schach man sich ja zu Recht immer so fürchtet, diesmal keine Chance hatten. Der Vize-Weltmeistertitel des IBCA und wer weiß, auch ein glamouröser Pokal gehen nach Deutschland und sogar an die Weser (hurra!). Mit Recht können wir darum feststellen: „Deutsches Schach? Da geht noch was!“

Vielleicht wussten die Teilnehmer der WM einfach nicht, was für ein zäher Spieler Oliver ist? Die insgesamt zehn deutschen Spieler vor Ort und auch der Hamelner Wilfried Bode als Coach und Betreuer des Verbandes kennen sicherlich die unglaubliche Ausdauer des WM-Zweiten, der auch in offiziell schon längst verlorenen Stellungen weiterackert, fast frohgemut noch einmal jeden Trick ausprobiert und durch seinen Erfindungsreichtum die Sorgfalt der gegnerischen Spielführung bis zum Ende strapaziert. Das hat ihm nicht nur in der letzten Zweitligasaison einen verblüffenden Sieg gegen Rostock eingebracht, auch der Berichterstatter hatte vor Jahren schon die Ehre und das noch größere Vergnügen, eine Gewinnstellung gegen Oliver „Die Wand“ Müller noch so nach und nach verlieren zu dürfen. Fast könnte man vermuten, Magnus Carlsen hat sich seinen Stil bei ihm abgeschaut, denn Olivers Schach stützt sich nicht nur auf große Verteidigungsleistungen – sowohl aus der Eröffnung heraus findet er seine Stellungen, und mit der Filigranität eines Vize-Weltmeisters spielt er natürlich auch jedes Endspiel.

Glückwunsch, Oliver, zu Deinem tollen Ergebnis in Griechenland - im Namen unseres Blogs, und von Deinen Werderanern aus Bremen!

Olaf Steffens

Olaf Steffens, Diplom-Handelslehrer, unterrichtet an einer Bremer Berufsschule. FIDE-Meister seit 1997, ELO um die 2200, aufgewachsen in Schleswig-Holstein. Spielte für den Schleswiger Schachverein von 1919 (moinmoin!), den MTV Leck (hoch an der dänischen Grenze!), den Lübecker Schachverein, die Bremer Schachgesellschaft und nun für Werder Bremen.

Seit 2012 Manager des Schachbundesliga-Teams des SV Werder Bremen.

Größte Erfolge:
Landesmeister von Schleswig-Holstein 1994, Erster Deutscher Amateur-Meister 2002, 5.Platz beim letztenTravemünder Open 2013, und Sieger des Bremer Hans-Wild-Turniers 2018.

Größte Misserfolge:
Werd´ ich hier lieber nicht sagen!

Größte Leidenschaften:
früh in der Partie irgendetwas mit Randbauern und/ oder g-Bauern auszuprobieren und die Partie trotzdem nicht zu verlieren – klappt aber nicht immer.

Medien

Kommentare   

#1 Olaf Steffens 2014-06-12 00:25
Update - hier noch ein Film vom feierlichen Empfang für Vize-Weltmeister Oliver in der Werder Schachabteilung:

http://www.werder.tv/de/sportline.php?page=1&id=3260&type=sportline

Die Teilnahme an unserer Kommentarfunktion ist nur registrierten Mitgliedern möglich.
Login und Registrierung finden Sie in der rechten Spalte.