Wie oft im Leben gibt es verlockende Ausblicke auf eine heile Welt, denn mannigfaltige technische Möglichkeiten lassen uns von nahezu paradiesischen Zuständen träumen – beispielsweise von einer Onlineschachwelt in der Betrug durch ausgefeilte Methoden erkannt und effektiv bekämpft wird.
Aber leider ist nicht alles was technisch möglich ist auch praktisch realisierbar; besonders dann nicht, wenn man auch einen Blick auf die Kosten werfen muss. Es ist doch klar, dass man aus den reinen Zügen nicht erkennen kann, ob die Hilfe einer Engine in Anspruch genommen wurde, das bedeutet, dass wir für jeden Halbzug eine Computerbewertung benötigen und danach noch die gesamte Partie aus statistischer Sicht bewerten müssen.
Für untenstehende Tabelle habe ich folgende Annahmen getroffen und diese eher günstig für die Serverbetreiber gewählt. Werden beispielsweise 200.000 Partien am Tag gespielt und dauern diese durchschnittlich 20 Züge (40 Halbzüge) so werden für die Computerbewertung pro Halbzug eine Sekunde angesetzt. Für die statistische Gesamtbewertung der Partie wird ebenfalls eine Sekunde angenommen und schon mit diesen Vorgaben ergibt sich, dass man 95 Tage (ein Tag hat 86.400 Sekunden) rechnen müsste, nur um die 200.000 an einem Tag gespielten Partien zu überprüfen. Oder man verwendet 95 Computer, um die Arbeit an einem Tag erledigen zu können.
Nimmt man nun an, dass ein Computer zirka 150 Watt Strom pro Stunde verbraucht, würden sich daraus ein Stromverbrauch von 124.000 kWh pro Jahr ergeben, dass entspräche dem Jahresverbrauch von 35 Haushalten und die anfallenden Kosten von 31.000 muss auch jemand bezahlen – die Kosten für die Computer selbst sind in dieser Rechnung noch gar nicht enthalten.
Nimmt man die durchschnittliche Partielänge mit 26 Zügen und die Rechenzeit mit 3 Sekunden an, würde man fast ein Jahr benötigen, um die nur an einem Tag auf einem Server gespielten Partien auf Betrug zu überprüfen. Mit dieser zugegebener Weise sehr einfachen Milchmädchenrechnung kann man markige Marketingsprüche demaskieren – es lohnt aber dennoch sich ein paar selbständige Gedanken zu machen und nicht vollmundigen, aber praktisch unrealisierbaren Versprechungen zu glauben.
Angeblich werden täglich 1,5 Millionen Partien weltweit auf Schachservern gespielt!
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