Nadelstichpolitik
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Sonntag, 29 Juli 2012 10:49

Nadelstichpolitik

Ich möchte hier einmal einen modernen Langzüger präsentieren. Dabei möchte ich erst einmal mit einem Vorurteil aufräumen: Eine hohe Zugzahl bedeutet nicht unbedingt hohe Schwierigkeit. Gerade im 15-20-zügigen Bereich gibt es einige Stücke, bei denen man lediglich die Logik des Stücks durchschauen muss, was mal schwieriger mal einfacher ist.

Besonders hart sind meistens eher Stücke, die sich nicht logisch erschließen lassen. Die lassen sich dann selbst mit Rechnerhilfe gelegentlich kaum lösen.

Das Stück, das ich diesmal herausgesucht habe, habe ich selbst gelöst bekommen, was mich hoffen lässt, dass die Leser dieses Blogs es mir gleich zu tun in der Lage sind. Meine Begeisterung über diesen 17-Züger, der 2011 in der österreichischen Schach Aktiv erschien, teilte auch der Preisrichter und wies den ersten Platz zu.

Wer keine Tipps haben möchte, sollte hier aufhören zu lesen und gleich loslegen. Es handelt sich bei diesem Stück um einen modernen Mehrzüger, bei dem Weiß durch Schachgebote und kurzzügige Mattdrohungen Nadelstiche setzt, um eine geringfügige Stellungsveränderung herbeizuführen. Nach dieser Stellungsveränderung wird der Urzustand bei den anderen Figuren wiederhergestellt und eben jene ausgenutzt.

Munz 2011

Rupert Munz, 2011.

Auch wenn die schwarzen Figuren rechts unten und der weiße König rechts oben ein wenig merkwürdig anmuten, wirkt die Stellung im Vergleich zu anderen Problemen doch halbwegs normal und dürfte zum Lösen reizen. Also auf geht's, Weiß am Zug, matt in 17. Viel Spaß, Lösungen und Bemerkungen bitte als Kommentar.

Eingebaut
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Montag, 30 April 2012 23:39

Eingebaut

Wieder auf den letzten Drücker kommt das Problem des Monats. Heute stelle ich euch, liebe Leser, das Motiv des Seebergers vor. Was das ist, wird im Titel schon angedeutet. Schwarz wird zu etwas gezwungen, was wohl jedem von uns schon einmal passiert ist: eine Figur wird eingebaut. Jüngst habe ich das als grobes Versehen bei Nigel Short (London Chess Classics 2011 gegen Kramnik) gesehen, aber im Schachproblem ist das natürlich alles erzwungen.

Das Motiv ist nach seinem Erfinder benannt, der 1860 ein Problem dazu entwarf, ein Vierzüger, der glücklicherweise auch die Computerprüfung überstand. Ich habe jedoch ein zeitgenössisches Stück des Neckargemünders Ralf Krätschmer herausgesucht. Es erschien in der Rhein-Main-Presse, kurz bevor diese die Schachecke einstellte.

Seeberger Krätschmer 2002

Materiell ist es vielleicht noch ausgeglichen, aber der schwarze König ist in schlechter Verfassung. Mit vier gut durchdachten Zügen erzwingt Weiß das Matt.

Viel Spaß beim Lösen, Lösungsvorschläge, Gedankengänge und alles, was euch sonst noch zu diesem Stück einfällt, gerne als Kommentar.

Die Kamikaze-Lady
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Samstag, 31 März 2012 16:46

Die Kamikaze-Lady

Als ich mit meiner Tätigkeit als Kolumnist bei schach-welt begann, prophezeite mir Jörg Hickl eher mäßigen Erfolg. Er sagte sinngemäß, dass die Themen Politik, Blut und Tit... am meisten gelesen würden. Nachdem meine Beiträge die mit Abstand am wenigsten gelesenen auf diesem Blog sind, versuchte ich, mich mit dem Titel dieses Beitrags diesem Themenkreis zumindest ein wenig anzunähern. Über die (Miss-)Erfolge berichte ich gerne.

 

Vorgestern Abend merkte ich, dass der Monat sich langsam dem Ende entgegen neigt, aber das Problem des Monats noch auf sich warten lässt. Auf das folgende Stück stieß ich dann beim Blättern im FIDE-Album, in dem die besten oder zumindest am meisten veröffentlichungswürdigen Stücke dokumentiert sind. Es erregte sofort meine Aufmerksamkeit als konsumentenfreundliches Stück mit leicht nachzuvollziehendem Thema, das im Titel schon mitklingt. Denn tatsächlich kommen diejenigen, die eine Schwäche für Damen mit suizidalen Tendenzen hegen, bei diesem Dreizüger von Sychev auf Ihre Kosten.

Sychev3

Weiß am Zug, matt in drei. Lösungsvorschläge und Anmerkungen wie immer als Kommentar! Viel Spaß beim Lösen!

Mittwoch, 29 Februar 2012 21:26

Junge, komm bald wieder

Schaltjahre sind ja eigentlich etwas gräßliches, da man einen Arbeitstag mehr für das gleiche Geld als einfacher Arbeitnehmer hat. Ich habe diesen Schalttag dafür genutzt, ein hübsches und auch lösbares Problem für Euch, liebe Leser, herauszusuchen und damit aus der Not eine Tugend gemacht, hatte ich dadurch doch einen ganzen Tag mehr Zeit für meine Kolumne.


Der Schalttag ist ein alle vier Jahre wiederkehrendes Ereignis und um Rückkehrer geht es auch im Problem des Monats des Mehrzügerspezialisten Dieter Kutzborski (veröffentlicht in Schach Aktiv 10/2011).Die Rücknahme eines Zuges wirkt auch im Problemschach paradox. Im Partieschach spricht man in dem Fall oft vom Tempoverlust und ein Problemkomponist muss sich einen Grund ausdenken, warum es nach einem gegnerischen Zug Sinn macht, den vorherigen Zug wieder zurückzunehmen. Schauen wir also auf unser Stück.

Kutzborski 4 SA 10-2011

Weiß am Zug setzt in vier Zügen matt. Zwar hat er neben dem schwarzen König nur einen einzigen Bauern zu zähmen, aber sowohl Drohung als auch Abspiel müssen erst einmal gefunden werden.

Lösungsvorschläge und Anmerkungen bitte als Kommentar.