Die unerträgliche Leichtigkeit des Cheatings
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Früher – ja da war alles besser – war Betrug einmal eine schwerwiegende Angelegenheit und wurde heftig diskutiert. Es ging aber nicht so sehr um einzelne Züge, sondern es ging um Absprachen oder präziser um die mögliche Existenz von Absprachen zu Gunsten des Einen und zu Ungunsten des Anderen. Dem geneigten Leser werden hier Interzonenturniere und dergleichen mehr einfallen. Die eingesagten Züge von stärkeren Spielern gab es zwar auch, aber die waren mit dem Risiko des Nichtverstehens der Idee verbunden oder sie waren doch nicht so stark wie erhofft.

Heute ist alles viel, viel leichter und locker geworden. Der Betrug oder Cheating wie man es im Onlineschach nennt, hat eine unerträgliche Leichtigkeit entwickelt und die Züge sind gegen menschliche Gegner nahezu immer ausreichend und sicher. Es wird zwar ebenfalls heftig – teilweise in Ermangelung von Argumenten persönlich und untergriffig – diskutiert, aber niemand versucht ernsthaft die Probleme zu analysieren und dann nach brauchbaren und haltbaren Lösungen zu suchen, denn die für jeden passenden reflexartigen Antworten sind verführerisch einfach.

Der Mythos, dass Cheater Computerexperten und Mausakrobaten erster Klasse sein müssen, gilt schon lange als gebusted, denn jeder der ein Programm installieren kann und schneller lesen kann als Varianten berechnen, kann ganz leicht betrügen. Die entsprechenden Tools findet man im Internet und wer sich in die Tiefen des Darknets begibt, findet dort nahezu unzählige Tools – viele davon mit mehr oder besseren Verschleierungsfeatures. Also Cheaten ist leicht – wirklich unerträglich leicht und für das schicke nebenbei cheaten gibt es noch das Smartphone. Wer cheaten möchte, kann dies leicht und ohne Anstrengung machen – herrlich.

Klar, dass dies eine andere Fraktion auf die Palme trieb und diese nennen wir sie uncharmant „Cheating Paranoide“ reagierte anfangs sehr verstört auf obige Erkenntnisse und versuchten diese zu negieren. Aber als dies scheitern musste, entwickelte man umgehend eine ebenfalls unerträgliche Leichtigkeit in der Problemlösung: Anticheatingalgorithmen! Schon in den Nullerjahren wurden diese Programme in den Himmel gelobt und da man heute über viel mehr Daten verfügt und zudem ganz modern KI (Künstliche Intelligenz) zum Einsatz kommt, wurden sämtliche Zweifel, die es methodisch zwingend geben sollte, schnell über Bord geworfen. Unschuldsvermutung und Rechte der Beschuldigten werden mit einer unerträglichen Leichtigkeit ignoriert – und dass es bei so einer hohen Zahl an Beschuldigten eine zwar geringe Anzahl an „false positive“ geben müsste, wird mit dem Satz „Wer sich nichts zu Schulden kommen lässt, der braucht keine Strafe zu fürchten“ schnurstracks ignoriert, denn der Hass auf die Cheater vernebelt jegliche Objektivität und lässt Zweifel an der Leichtigkeit erst gar nicht aufkommen.

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Die unerträgliche Leichtigkeit hat sich auch auf die Serverbetreiber übertragen – wurden früher Cheater mit martialischen Worten (Computerbetrug, Sportbetrug, usw.) zwangsgeoutet, was in wenigen Fällen zu juristischen Problemen für die Server führte, so hat man viel Kreide gefressen und viel mildere Worte gefunden: Schutzsperren, Disqualifikation in einem Turnier ohne weitere Konsequenzen und wenn es gar nicht anders geht, werden Accounts wegen Verstoß gegen die Allgemeinen Geschäfts- und Nutzungsbedingungen reklamtionsschonend geschlossen. Vorbei die Zeiten als man hasstriefende Artikel über die Abartigkeit der Cheater lesen musste, weil die Serverbetreiber rasch erkannt haben, dass zwar zu viele Cheater geschäftsschädigend sind, aber zu viele „false positives“ ein ebensolches rufschädigendes Potential haben. Aus gut informierten – aber nicht bestätigten – Quellen hört man rauschen, dass Serverbetreiber bei Reklamationen wegen Cheatings sehr unnachgiebig und auch sehr wortkarg reagieren, aber andererseits bei Einbringung einer Klage sofort den Vergleichsweg beschreiten und Verschwiegenheit vereinbaren, weil Urteile über die Anticheatingalgorithmen und die Rechtmäßigkeit der Eingriffe in die Endgeräte der User und deren Daten von unabhängiger Gerichten könnte die unerträgliche Leichtigkeit etwas trüben.

Am Ende bleiben die Verbände übrig, die bei diesem Thema ebenfalls die unerträgliche Leichtigkeit des Wegsehens praktizieren indem sie den Serverbetreibern ihre Blackbox Cheatererkennung einfach als Privatangelegenheit überlassen. Ist es im Sportbetrug (Doping) üblich, dass Methoden von den Verbänden geprüft und freigegeben werden müssen, bevor sie angewendet werden dürfen, so zeigen weder nationale noch internationale Verbände ein Schutzinteresse der unter ihrer Flagge spielenden Personen.

Die unerträgliche Leichtigkeit des Cheatings ist einfach zu bequem – und jeder findet seine Wohlfühlecke ohne Anstrengung … wir leben im Paradies – vergessen wir doch die paar Wenigen, die wirklich komplett unschuldig des Betrugs bezichtigt wurden und werden! Außerdem kennt ja nur der „false positive“ mit 100%iger Sicherheit sein Schicksal und zudem kann man die definitionsgemäße Unschuld eines „false positive“ in Zeiten von fake news und Verschwörungstheorien auch noch anzweifeln.

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Das Schielen auf Elozahlen, nur der Gewinn zählt, usw … das wären die Punkte wo man gegen Cheating ansetzen müsste. Die Freude am Spiel, an der eigenen Leistung und auch die simple Erkenntnis, dass niemand eine Partie gewinnen kann ohne, dass ein anderer diese verliert, usw. würden der Schachwelt mehr helfen. Wäre diese Leichtigkeit wirklich unerträglich schwer zu erreichen?

Let's check - it's tea time!
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Samstag, 01 Oktober 2011 12:24

Let's check - it's tea time!

Ein nicht gegebenes und nicht autorisiertes Interview mit dem Schachexperten und Diplomaten: Anton Karl Neidl

Krennwurzn: Herr Neidl – dieser Tage erscheint auf dem Weltmarkt eine Technologie, die die Schachwelt ähnlich wie der Buchdruck und die Schachdatenbanken revolutionieren wird.

Neidl: ???

Krennwurzn: Eine Firma, die man nicht zu nennen braucht, weil jeder sie kennt, verwirklicht den Schachkommunismus: jeder kann seine Eröffnungskenntnisse in eine große abrufbare Datenbank einspielen! - „Engine- und Computertuner aller Länder vereinigt Euch!"

Neidl: ??? ???

Krennwurzn: Endlich hat das Engine laufen lassen mehr Sinn als warme Zehen für den Nutzer durch die Abwärme und gute Einnahmen für die Stromkonzerne: es wird endlich wie bei SETI  die kollektive Rechenkraft sinnvoll genutzt!

Neidl: Und haben die schon was gefunden?

Krennwurzn: Naja – nichts, aber außerirdische Intelligenz das ist schwierig – hapert es doch schon oft mit irdischer.

Neidl: Ok – was dort nicht funktioniert, sollte hier funktionieren und wer denkt an die Profis – oder wird der gute Freund Kasparov ebenfalls seine legendäre Eröffnungsdatenbank in das System einspielen?

Krennwurzn: Zweifelsfrei! Denn es gibt neben der Ehre, dass eine Variante nach ihm benannt wird, auch einen Wettbewerb bis Ende des Jahres und man kann einen Tag mit einem sehr bekannten Trainer gewinnen.

Neidl: It's tea time!

(Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, Produkten oder Gegebenheiten sind rein zufällig und nicht beabsichtigt)

Salto nullo
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Mittwoch, 30 März 2011 11:11

Salto nullo

Böse Zungen werfen dem ÖSB oftmals gerne Untätigkeit und eine gewisse Abneigung sich modernen Gegebenheiten anzupassen vor. Das weder das eine noch das andere stimmt, kann man leicht daran erkennen, dass der ÖSB eine innovative Internetturnierserie mit Meisterschaftscharakter ins Leben gerufen hat.

Die Serie trägt den stolzen Namen „Österreichischen Meisterschaft im Internetschach“ wird im Schnell- und im Blitzschach ausgetragen und hat alles was notwendig ist: eine Internetseite, Ausschreibung Blitz, Ausschreibung Schnell, Durchführungsbestimmungen, Infos zum Serverzugang, Turnierleiter, Bankverbindung, etc...  – wirklich alles da was man sich nur wünschen kann inklusive ÖSB-Logo und Segen! Es fehlt nur eines: die Mitspieler - jedenfalls traf das auf die ersten beiden Blitzturniere und das erste Schnellschachturnier zu. Und natürlich fehlen auch Berichte über die Turniere - allerdings was soll man über Turniere ohne Teilnehmer schreiben.

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Im Forum des ÖSB nahm der Turnierverantwortliche dazu Stellung und konnte sich das mangelnde Interesse nicht erklären, denn man hatte doch alles so gut geplant, der Präsident und der Generalsekretär waren informiert und man reiste sogar zum Serveranbieter nach Hamburg, um vor Ort ... fast hätte ich geschrieben die Turnierräumlichkeiten zu begutachten, aber dies hätte man ja auch von Österreich mit einem PC mit Internetzugang erledigen können. Zusätzlich hat man noch einige Leute befragt und nur positive Reaktionen bekommen und so ist es vollkommen unerklärlich warum niemand tatsächlich mitgespielt hat.

Da man in Österreich bei einem Misserfolg einen Schuldigen braucht, wurde natürlich schnell einer gefunden: die Krennwurzn! Hatte die doch am 19. März mittags ein Posting zur Betrugsgefahr bei Meisterschaften und beim Spiel um Geld beim Onlineschach mit Verlinkung zur Artikelserie in der Schachwelt abgesetzt und dies muss alle potentiellenTeilnehmer blitzartig davon abgehalten haben, um 19 Uhr beim ersten Blitzturnier teilzunehmen. Eine bis dahin vollkommen unbekannte Gefahr wurde öffentlich gemacht und den österreichischen Schachfreunden muss der Schock tief in die Glieder gefahren sein – langer Rede kurzer Sinn: Schuld ist die Krennwurzn! Eindeutig und logisch total nachvollziehbar!

Komisch ist nur, dass in den Durchführungsbestimmungen vom 1. März bereits ein Passus enthalten ist, der die Verwendung von Schachsoftware untersagt und unter Strafe stellt. Außerdem soll eine Überprüfung aller Partien mit einer Betrugserkennungssoftware durchgeführt werden - vier Tage sollte diese Überprüfung maximal in Anspruch nehmen und erst dann werden die Preisgelder ausbezahlt. Warum war beim Lesen dieser Zeilen niemand geschockt, sondern erst als die Krennwurzn ...

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Kommen wir zu etwas Erfreulicherem: Preisgelder gibt es zu gewinnen! In den Durchführungsbestimmungen steht: Preisgelder werden in den Ausschreibungen bekannt gegeben - in den Ausschreibungen steht: es werden mindestens drei Geldpreise ausgespielt; wie hoch die sein könnten oder nach welchem Schlüssel die berechnet werden – Fehlanzeige! Gut Preisgelder sind der Krennwurzn total egal, denn die Gefahr in einen Preisgeldrang zu kommen hält sich in überschaubaren Grenzen. Aber es sollte doch Spieler geben für die Preisgelder interessant sind und bei offiziellen Meisterschaften sollten entweder fixe Preise ausgelobt werden oder aber von Teilnehmerzahlen abhängige fixe Verteilungsschlüssel angegeben werden. Dazu kann man in den Durchführungsbestimmungen nur lesen, dass das Nenngeld abzüglich Organisationskosten ausgespielt wird.

Nenngeld muss man natürlich bezahlen, das leuchtet sogar der Krennwurzn ein: 12 Euro fürs Blitz- und 15 Euro für Schnellschach. Und das für eine Turnierserie mit dem klingenden Namen  „Österreichischen Meisterschaft im Internetschach“ – da bin ich dabei! Aber halt - das Kleingedruckte soll man immer lesen!

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Das Nenngeld ist nicht für die Serie sondern für jedes einzelne Turnier, dann mal schnell den Taschenrechner zücken und rechnen: 13x Blitz + 1x Bundesland + Finale sind 180 Euro und für Schnellschach dann 225 Euro – in Summe 405 Euro Nenngeld – etwas weniger, wenn man’s nicht ins Finale schafft! Gut dafür hat man keine Extrakosten für Anreise und Unterkunft, aber möchte man nicht auch gerne Menschen treffen.

In den Durchführungsbestimmungen wird dann auch noch verlangt, dass man die Bankdaten bekannt gibt, damit mögliche Gewinne überwiesen werden können. In den Medien wird immer zu Recht gewarnt, dass man mit der Weitergabe von Bankdaten sehr vorsichtig sein sollte und es ist nicht ersichtlich, warum man dies dann für mögliche Gewinne vorab machen sollte – wo doch den meisten klar sein sollte, dass sie keine machen werden und jenen die welche machen werden die Höhe unklar ist.

Zudem muss man am Server, der von einer privaten Firma betrieben wird, zwingend seinen Namen bei den Benutzerdaten eintragen, was aber laut Serverbedingungen eine freiwillige Angelegenheit ist. Zusätzlich seine ÖSB-ID bei den persönlichen Daten eintragen. Selbstverständlich ist klar, dass man bei der „Österreichischen Meisterschaft im Internetschach“ seinen Namen glaubhaft machen muss – es sollte aber genügen, wenn man dies dem Veranstalter ÖSB gegenüber macht und aus datenschutzrechtlicher Vorsicht sollte man nicht einen Veröffentlichungszwang auf einem privaten Server vorschreiben.

s0_anmeldung

Natürlich hat man sich auch über die möglichen Teilnehmerzahlen Gedanken gemacht und der Turnierverantwortliche hat im ÖSB-Forum die Zahl von 10 Teilnehmern als Kalkulationsgrundlage angegeben. In Worten ZEHN in Zeichen ##### ##### um diese gigantische Anzahl anschaulich zu machen – und ja es geht um die „Österreichischen Meisterschaft im Internetschach“. Hoffentlich fängt da jetzt ja kein Preisgeldjäger zum Rechnen an.

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Und all diese Planung, diese Arbeit mit Ausschreibung, Durchführungsbestimmungen, Abschätzungen von Risiken, usw. wird mit ein paar Tastendrucken einer Krennwurzn bezüglich Betrugsmöglichkeiten zunichte gemacht! Ich sage es Ihnen ehrlich: an so einer Selbstüberschätzung leidet nicht einmal die Krennwurzn! Wäre es daher doch nicht denkbar, dass man ...

NEIN! Daran darf man als gelernter Österreicher erst gar nicht denken!

Betrug Mythbusting
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Samstag, 05 März 2011 20:28

Betrug Mythbusting

In der Schachwelt halten sich hartnäckig Mythen über die Betrugsmöglichkeiten beim Onlineschach.

Die Mythen besagen, dass Betrügen nur wahren Hackergöttern möglich ist, dass man mindestens noch einen zweiten Computer dazu benötigt und dass Betrug bei Blitzpartien mit geringer Zeit (unter 3 Minuten pro Partie) praktisch ausgeschlossen ist. Der computertechnische Laie hat also gar keine Möglichkeit zu betrügen – außer in Windeseile die Züge von seinem Rechner auf den Laptop neben ihm zu übertragen und Weltrekorde in beidhändiger Mausakrobatik und Kopfdrehungen aufzustellen.

Nun ist es vielen Mythen eigen, dass sie einfach nicht stimmen, aber nicht aufgeklärt werden, weil es so Manchem nicht ins Konzept passt und weil der bequeme Wunsch besteht, dass der Mythos doch war sein sollte, weil die Wahrheit einfach unbequem ist.

Wer das bekannte SKYPE bedienen kann, hat schon die erste Betrugsmöglichkeit und dazu sind keine aufregenden Computerkenntnisse nötig. Allerdings braucht man einen zweiten Menschen, der einem beim Betrug hilft. Dieser kann ein stärkerer Schachspieler sein oder einer der eine Engine bedienen kann. Mit der Funktion „Skype-Bildschirmfreigabe“ kann ich meinem Skype-Partner einen Livezugriff auf meinem Bildschirm gewähren – eine Funktion, die auch beim Schachtraining verwendet wird – und schon kann mir dieser dann Züge einsagen. Nachteilig ist, dass ein zweiter Mensch benötigt wird und dass die Zeit doch knapp werden könnte, da die Bildübertragung je nach Leitungsqualität schon etwas zeitkritisch ist.

Ja, ja höre ich die Mythengläubigen jetzt sagen: man muss zwar kein Computergott sein, es reicht einfache Standardsoftware wie Skype oder auch andere Fernwartungssoftware, aber man braucht einen Mittäter – also dem einzelnem Betrüger bleibt nur die Mausakrobatikchance!

Abermals ein hartnäckiger Irrglaube – es geht ganz einfach mit einem Tool, das es meines Wissens seit 2006 oder schon länger gibt. Anfangs wollte der Autor 10 Dollar für die Software, aber ziemlich rasch hat er sie dann gratis abgegeben. Mir  liegt die Software inkl. Sourcecode vor, ich möchte aber weder den Namen noch Downloadmöglichkeiten nennen. Zudem ist diese Software vielen Serverbetreibern bekannt und es werden soweit wie möglich Gegenmaßnahmen unternommen.

Nun wie funktioniert das Wunderding? Im Prinzip ist das ganz einfach – nämlich wie bei Skype wird der Bildschirminhalt analysiert. Erkennt die Software am Bildschirm ein Schachbrett, so wird eine Engine - man kann sogar wählen welche – gestartet und die Analyseergebnisse der Engine in den Bildschirm eingeblendet. Natürlich genauso wie wir das von Engineausgaben kennen: mit mehreren Varianten und Bewertungen. Alles bequem am Bildschirm ablesbar – es ist keine Mausakrobatik notwendig, man muss nur schneller lesen als Variantenrechnen können.

Aber wie erkennt die Software ein Schachbrett höre ich die Mythengläubigen jetzt schon ein wenig kleinlauter fragen?

So schwierig ist das nun auch wieder nicht – beispielsweise gibt es Picasa von Google und das erkennt Gesichter auf verschiedenen Fotos in verschiedenen Größen – wo bitte soll es da dann ein technisches Problem bei einer Schachfigur, die entweder auf einem weißen oder schwarzen Feld stehen kann, auftreten?

Oje – betrügen ist ja kinderleicht, höre ich entmutigt und leicht deprimiert die Mythengläubigen sagen und wir werden wohl nur betrogen und betrogen und ...

Schon wieder falsch! Von einem Extrem ins andere fallen mag vielleicht typisch für Mythengläubige sein, aber die reale Welt ist weder so gut wie vorher gedacht, noch so schlecht wie jetzt befürchtet.

Nicht nur meiner Meinung nach ist Betrug beim Onlineschach eine Randerscheinung, denn im Endeffekt betrügt der Betrüger vor allem sich selbst – und er kann nur still und heimlich seinen „Ruhm“ genießen, denn wenn reale Welt und Onlinewelt zu sehr voneinander abweichen, dann glaubt das ja keiner! Oder würden sie einen Artikel „Krennwurzn – Hickl 14:0 beim Onlineblitz“ ernst nehmen?

Also bleiben Sie cool und bedenken Sie: wenn Sie gewinnen ist alles ok, bei Remis oder Verlust muss es Betrug gewesen sein ;-)


Anmerkung:

Der Autor distanziert sich hiermit ausdrücklich vom Betrug mit Software – es wurde daher auf die Nennung des Namens der Software und der Downloadmöglichkeiten bewusst verzichtet – ebenso führt eine Nennung des Namens in Postings zur Löschung derselben. Sollte es Fragen zum Artikel geben, die nicht öffentlich diskutiert werden sollten, bitte ich diese an meine Emailadresse Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! zu schicken.


Artikelserie:

  1. Betrugserkennung
  2. Betrugserkennung Wurznpraxis
  3. Betrugserkennung ökomomischer Blick
  4. Betrugserkennung Mythbusting
  5. Nutzen der Betrugserkennung

 

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Betrugserkennung ökonomischer Blick
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Donnerstag, 10 Februar 2011 00:38

Betrugserkennung ökonomischer Blick

Wie oft im Leben gibt es verlockende Ausblicke auf eine heile Welt, denn mannigfaltige technische Möglichkeiten lassen uns von nahezu paradiesischen Zuständen träumen – beispielsweise von einer Onlineschachwelt in der Betrug durch ausgefeilte Methoden erkannt und effektiv bekämpft wird.

Aber leider ist nicht alles was technisch möglich ist auch praktisch realisierbar; besonders dann nicht, wenn man auch einen Blick auf die Kosten werfen muss. Es ist doch klar, dass man aus den reinen Zügen nicht erkennen kann, ob die Hilfe einer Engine in Anspruch genommen wurde, das bedeutet, dass wir für jeden Halbzug eine Computerbewertung benötigen und danach noch die gesamte Partie aus statistischer Sicht bewerten müssen.

Für untenstehende Tabelle habe ich folgende Annahmen getroffen und diese eher günstig für die Serverbetreiber gewählt. Werden beispielsweise 200.000 Partien am Tag gespielt und dauern diese durchschnittlich 20 Züge (40 Halbzüge) so werden für die Computerbewertung pro Halbzug eine Sekunde angesetzt. Für die statistische Gesamtbewertung der Partie wird ebenfalls eine Sekunde angenommen und schon mit diesen Vorgaben ergibt sich, dass man 95 Tage (ein Tag hat 86.400 Sekunden) rechnen müsste, nur um die 200.000 an einem Tag gespielten Partien zu überprüfen. Oder man verwendet 95 Computer, um die Arbeit an einem Tag erledigen zu können.

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Nimmt man nun an, dass ein Computer zirka 150 Watt Strom pro Stunde verbraucht, würden sich daraus ein Stromverbrauch von 124.000 kWh pro Jahr ergeben, dass entspräche dem Jahresverbrauch von 35 Haushalten und die anfallenden Kosten von 31.000 muss auch jemand bezahlen – die Kosten für die Computer selbst sind in dieser Rechnung noch gar nicht enthalten.

Nimmt man die durchschnittliche Partielänge mit 26 Zügen und die Rechenzeit mit 3 Sekunden an, würde man fast ein Jahr benötigen, um die nur an einem Tag auf einem Server gespielten Partien auf Betrug zu überprüfen. Mit dieser zugegebener Weise sehr einfachen Milchmädchenrechnung kann man markige Marketingsprüche demaskieren – es lohnt aber dennoch sich ein paar selbständige Gedanken zu machen und nicht vollmundigen, aber praktisch unrealisierbaren Versprechungen zu glauben.

Angeblich werden täglich 1,5 Millionen Partien weltweit auf Schachservern gespielt!

 

 


 

Artikelserie:

  1. Betrugserkennung
  2. Betrugserkennung Wurznpraxis
  3. Betrugserkennung ökomomischer Blick
  4. Betrugserkennung Mythbusting
  5. Nutzen der Betrugserkennung

Betrugserkennung
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Freitag, 28 Januar 2011 11:34

Betrugserkennung

Gibt es so was im Schach und wie sollte das funktionieren, diese Frage stellen sich viele Schachfreunde. Natürlich ist dies machbar und Matthias Wüllenweber von ChessBase macht auch kein Geheimnis daraus, dass so eine Software entwickelt wurde und eingesetzt wird – schon 2003 wurde darauf in einem Artikel von Harald Fietz hingewiesen.

Ein weiterer guter Artikel zum Thema „Wie man beim Onlineschach bescheißt“ wurde von Lars Bremer veröffentlicht. Also die Möglichkeit mit statistischen Methoden Betrugsmuster zu erkennen gibt es, die theoretischen Grundlagen dazu liefert die „fraud detection“ - allgemeiner spricht man von Data mining Techniken.

Wo liegen dabei die Probleme? Ich probiere das nun populärwissenschaftlich zu erklären, die Fachleute mögen mir die dadurch entstehende Unschärfe bitte nachsehen. Es handelt sich dabei um komplexe statistische Methoden und diese liefern schon per Definition keine exakten Ergebnisse wie 1+1=2, sondern nur die Wahrscheinlichkeit, dass ein Ereignis wahr oder falsch ist.

Im Schach ist beispielsweise eine Aussage über eine Stellung in einem 6-Steiner Endspiel exakt. Eine Aussage über eine Eröffnungsstellung aber mit einer Fehlerwahrscheinlichkeit versehen, obwohl auch für diese Stellung wie für die Endspielstellung gilt, dass sie nur gewonnen, verloren oder remis sein kann. Wenn die Krennwurzn sagt, dass diese Eröffnungsstellung für Weiß gewonnen ist, dann werden natürlich viele daran zweifeln – sagt dies aber Anand werden viele diese Einschätzung glauben und sind viele führende GMs ebenfalls dieser Meinung, dann wird es sehr wahrscheinlich, dass die Stellung gewonnen ist, und dennoch wissen wir es definitiv exakt nicht!

Eine Betrugserkennungssoftware kann nur die Wahrscheinlichkeit angeben, dass ein Betrug vorliegen könnte, das bedeutet aber auch, dass jemand eines Betruges bezichtigt werden könnte, der nicht betrogen hat (false positive) und ebenso dass Betrugsfälle nicht erkannt werden (false negative). Eine zweifelsfreie Erkennung gibt es schlicht und ergreifend nicht!

 

Man könnte sich das so vorstellen: es leuchten Alarmlamperl auf und auch wenn schon sehr viele leuchten und diese schon Flutlichtstärke erreichen, sollte man immer noch im Hinterkopf haben, dass ein „false positive“ möglich ist.

Aber: „When I see a bird that walks like a duck and swims like a duck and quacks like a duck, I call that bird a duck.“ – JAMES WHITCOMB RILEY

Aus diesem Spannungsfeld kann ich Sie nur mit den abgewandelten Worten eines unbedeutenden österreichischen Bundeskanzlers aber verkanntem Philosophen entlassen: Es ist alles sehr kompliziert!


Artikelserie:

  1. Betrugserkennung
  2. Betrugserkennung Wurznpraxis
  3. Betrugserkennung ökomomischer Blick
  4. Betrugserkennung Mythbusting
  5. Nutzen der Betrugserkennung