1972 war ein gutes Jahr
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Dienstag, 02 Juni 2015 01:19

Bobby is back, und der HSV auch

Endlich ist es soweit! Ein Film bahnt sich den Weg in die Kinos, auf den ich schon lange gewartet habe. Wir kehren zurück zum Schach-Match des Jahrhunderts, Bobby Fischer gegen Boris Spassky in Reykjavik 1972, und können bald schon diese große Geschichte im Kino noch einmal nacherleben.

Lange, lange schon war Pawn Sacrifice (Bauernopfer) angekündigt. Doch während er sich offenbar entspannt auf diversen Festivals tummelte, fand man beim Wühlen im Netz nurmehr kleine Werbeschnipsel und sah nie mehr als einzelne Bilder - doch nun hat das Warten ein Ende, und auch das ständige gespannte Nägelkauen. Der Film läuft im Herbst in den USA an, und hier, für unsere treuen Leser, ist nun der erste Trailer.


Im Zentrum von Pawn Sacrifice steht das große WM-Match 1972, doch geht es auch um die Vorgeschichte, Bobbys Jugend, seine Exzentrik in den Turnieren auf dem Weg zur Meisterschaft, und - selbst wenn es traurig ist zu sehen - die anwachsende Paranoia, die auch durch den Gewinn des Weltmeister-Titels leider nicht befriedet wurde. 

In ersten Kritiken heißt es, dass der Film handwerklich recht solide seine Geschichte vorträgt, wenngleich ohne viel erzählerische Kreativität. Macht aber nichts, denn das Setting der 60er und 70er Jahre scheint mir hervorragend eingefangen mit viel Liebe zum Detail (und hoffen wir, mit richtig aufgebauten Schachfiguren), und sowohl Tobey Maguire als Bobby Fischer und fast mehr noch Liev Schreiber als brummiger Boris Spassky machen es dem Zuschauer leicht, sich auf den Film einzulassen.  

BobbyFischer1960inLeipzigUlrichKohls
Der echte Bobby Fischer sehr stilvoll bei der Olympiade in Leipzig, 1960 (Bild: Ulrich Kohls)

Wer bis zum Filmstart in Deutschland schon mehr über Bobbys schwierige Beziehung mit der Welt und seine psychische Erkrankung erfahren möchte, dem sei mit "Facing Bobby Fischer" ein längerer Artikel von Dirk Jan ten Geuzendam im neuen New in Chess ans Herz gelegt.

hsv

  Soweit zum schachlichen Teil dieses kleinen 
  Artikels - nun kommt Fußball, denn es gibt ja (aus
  norddeutscher Sicht) noch etwas zu feiern!
  Der HSV gewann gestern mit einem knappen 2 : 1
  das zweite Relegationsspiel in Karlsruhe und bleibt
  damit zumindest für ein weiteres Jahr in der ersten
  Liga. Hurra!
  Wenn auch manche (Karlsruher und viele
  Bremer) den Sieg für nicht verdient halten, und der
  Hamburger Freistoß in den letzten Sekunden des  
  Spiels wohl eher eine glückliche Fügung war, so
  kam die Rettung für den HSV noch gerade eben in
  der letzten Minute des Spiels - in letzter Minute nach
  51 Jahren und rund 270 Tagen in der Fußball-
  Bundesliga. Glück gehabt, Hamburger,
  aber auch gut gekämpft bis zum Schluss. Das
  zweite Relegationsschweinchen ist Euch gewiss!
  Es ist bitter für den Karlsruher SC, doch wie im
  Schach ist die Partie erst beendet, wenn der
  Gegner aufgibt.
  An alle KSCer - nächstes Jahr seid Ihr dann an der
  Reihe mit dem Aufstieg!

Gawain Jones ist einfach erstmal Erster
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Freitag, 23 März 2012 20:33

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Die Schachwelt schaut nach Bulgarien. Von der Weltöffentlichkeit unbemerkt, werden dort seit dem Dienstag die Europameisterschaften der Herren ausgetragen.
Ein erlesenes Feld von 348 Spielern hat sich auf den Weg nach Plovdiv gemacht. Wir informierten
uns zur Sicherheit in der Wikipedia über den Austragungsort und fanden:

"Plovdiv liegt in der Thrakischen Ebene an beiden Ufern der Mariza am Fuß der Rhodopen."

Mariza? Rhodopen? Verblüffendes Bulgarien - unbekannte Welt, selten gehörte Namen! Doch das spricht natürlich nicht gegen das Land, denn immerhin kommt mit Vesselin Topalov einer der letzten FIDE-Weltmeister von dort, und ebenso der Präsident der Europäischen Schachunion (ECU) – Silvio Danailov, Erfinder des Dresscodes, der Sofia-Remisbekämpfungsregel und des wackelnden Daumens.

regional ethnographic museum plovdiv- klearchos kapoutsis

Plovdiv, ein Ort mit tollen Gebäuden: hier das Völkerkundemuseum
                                     (Photo: Klearchos Kapoutsis, danke, mit Grüßen nach Griechenland!)

Nun also die Europameisterschaften – und wie der Schachbund informiert, nehmen auch insgesamt 14 Spieler aus Deutschland daran teil. Team Germany ist wieder da!

Wir schauen vorsichtig auf das Teilnehmerfeld und finden Arkadij Naiditsch auf Platz 13 der Rangliste, dicht gefolgt unter anderem vom neuen Deutschen Meister Daniel Fridman, den vormaligen Deutschen Meistern Igor Khenkin und Niklas Huschenbeth (HSV? HSK!) und dem vielleicht zukünftigen Deutschen Meister Rainer Buhmann.

Von der Weltöffentlichkeit unbemerkt, haben noch weitere IMs und FMs aus D ihren Hut in den Ring geworfen. Und dann ... ist da noch Richard Meyes, der bei diesen offenen Europameisterschaften das Feld von hinten aufrollen könnte.
Auch wenn seine ELO mit 1786 Punkten auf viele Gegner nur bedingt furchteinflößend wirken mag – nach der Partie ist man immer klüger, und es ist ehrenvoll, wie Meyes (DJK Aufwärts Aachen) sich in Bulgarien einem geballten internationalen Feld entgegenwirft.
Schau´n mer mal!
Verblüffend ist es dennoch, dass der Schachbund bei der Aufstellung des vierzehnköpfigen deutschen Kaders eher den Aachener Newcomer Meyes berücksichtigte, und verdiente (Europa-) Meister wie Jan Gustafsson und Ilya Schneider stattdessen nicht für die Meisterschaften in Bulgarien nominierte.
Schach-Welt fragt: nach welchen Kriterien wurde aufgestellt? Und bahnt sich da neuer Ärger für das Nationalteam an? Wir werden weiter recherchieren.
hidden champion-blume

           Team D ist wieder da!

Während Richard Meyes in Plovdiv bislang noch auf den ersten Punkt hinarbeitet, sieht es bei seinem Teamkollegen Arkadij Naiditsch schon deutlich besser aus. Mit 3 aus 3 hatte der Baden-Badener einen glänzenden Start, und das Remis von heute gegen Yuriy Kuzubov (2615) wird sicherlich auch noch nichts verderben.
Niklas Huschenbeth (HSK!), Frank Holzke, Igor Khenkin und Michael Fedorovsky sammelten aus den ersten drei Partien je 2 Punkte.

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Viele norddeutsche Großmeister haben ein Faible für tolle Fußballclubs


Da die ersten 12 Bretter von der Weltöffentlichkeit unbemerkt fast alle Remis endeten, konnte sich der Brite Gawain Jones als Sieger der einzigen entschiedenen Partie heute erst einmal an die Spitze des Feldes setzen. Doch das heißt noch nicht viel, denn es werden ja noch weitere sieben Runden gespielt.
Übertragen werden die ersten 47 Bretter
täglich ab 15 Uhr Ortszeit – es gibt also einiges zu sehen. Wir grüßen nach Bulgarien!

Schachweltmeister Edi Wüllenweber, auch bekannt als "Deep Fritz"
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Auf der Homepage des Schachbundes wird die Ankunft von Fritz 13 gefeiert. Der Entwickler der neuen Schach-Software schreibt einen lobenden Artikel. Eigenartig ist nur: niemand weist darauf hin, dass es sich hier um Werbung handelt. Doch bevor wir anfangen, uns darüber Sorgen zu machen, klären wir erst noch eine andere Frage: Wer ist eigentlich dieser Fritz?

Fritz wurde an der Elbe geboren, er ist ein Hamburger Jung und, wie sollte es anders sein, ein Freund des HSV. Schon früh brachte Matthias Wüllenweber, der Vater, seinem Zögling schachliche Kniffe und viele Rechentricks bei. Bald bemerkte er, dass Fritz talentiert und besonders auch in Blitzpartien unheimlich stark war. Beide spielten so viel Schach in den Büroräumen des Vaters, dass dieses Büro in der Familie auch schon die Chessbase genannt wurde.

Auch wenn man immer nur von Fritzens Vater und eigentlich nie von seiner Mutter hört, so hatte Fritz doch auch viele Geschwister. Sie bekamen zwar bei der Geburt alle ihre eigenen Namen, doch weil die Eltern praktisch veranlagt waren, nannten sie sie im Alltag alle einfach nur Fritz und hängten zur besseren Unterscheidung eine Zahl dahinter. So verbrachte ich in jüngeren Jahren bei Freunden zum Beispiel einige Zeit mit Fritz 5 und Fritz 6, die mit bürgerlichem Namen eigentlich Rudi und Guildo hießen. Beide waren bärenstark und haben mich oft im Blitzschach deprimiert. Sogar zur Analyse meiner schrecklichen Verlustpartien wären sie bereit gewesen, doch meistens fehlte mir die Geduld und ein ausreichender Drang zur Sorgfalt, so dass ich nicht immer auf das Ende ihre Überlegungen zu warten bereit war.

Edi, ein weiterer Sohn der Wüllenweber-Familie, war auch im Turnierschach ausgesprochen erfolgreich. Auf einem der umstrittenen Quickstep-Turniere in Wildeshausen luchste er seinem Vater Matthias sogar einmal 38 DWZ-Punkte an nur einem Tag ab. Nun sind 38 Punkte eine ganze Menge, und der Vater ärgerte sich sehr. Wieder zurück in Hamburg bezeichnete er seinen Sohn beim Abendbrot dann auch prompt als „Dieb“ – natürlich nur scherzhaft und mit dem gebotenen Maß an Ironie, doch der Name blieb haften. Fortan hatte Edi mit „Dieb Fritz“ seinen familieninternen Spitznamen (oder auch Fritznamen) weg, und weil so etwas ja nie lange geheim bleibt, griffen die anwesenden Papparazzi diesen Namen gerne auf und wandelten ihn für die internationale Presse mit „Deep Fritz“ lediglich ein wenig um. Als Deep Fritz später Wladimir Kramnik spektakulär auf h7 mattsetzte und dadurch Weltmeister wurde, wusste kaum jemand, dass sein wahrer Name eigentlich Edi Wüllenweber war.

kramnik vs deep fritz

Kramnik im Spiel gegen Edi Wüllenweber (Deep Fritz), 1.Runde in Bonn 2006   (Zeichnung von Emese Kazár - vielen Dank!)

Weitere Fritzen erblickten das Licht der Welt, doch auch andere Familien hatten dazugelernt und schickten nunmehr sehr starken Nachwuchs zu den Turnieren. Beispielsweise gelten die Houdinis mittlerweile als gewitzter, und der junge Stockfisch soll sogar auch mal umsonst für eine Trainingsstunde vorbeikommen. Manche Spieler dieser neuen Generation spielen zwar stark, aber nehmen es mit der Etikette nicht so genau – erst kürzlich wurde dem jungen Rybka ein wichtiger Titel aberkannt.

Neu geboren, oder wie man auch scherzhaft sagen könnte, auf den Markt gebracht wurde nun Lothar Wüllenweber, der familienintern wohl als Fritz 13 ins Rennen gehen wird.
Die Freude war bei den Wüllenwebers natürlich wieder sehr groß, und auch wir bei der Schach-Welt freuen uns im Rahmen unserer Möglichkeiten mit. Herzlichen Glückwunsch nach Hamburg!

Ganz aus dem Häuschen über den neuerlichen Nachwuchs scheint hingegen der Deutsche Schachbund gewesen zu sein. Die offizielle DSB-Seite präsentiert die Ankunft von Fritz 13 als Top-Meldung. Voller Vaterstolz und mit einigen Bildern erklären die Wüllenwebers in einiger Breite, einiger Tiefe und einiger Länge, was ihr jüngster Sproß so alles kann: "Jetzt anschauen und staunen!".

Wozu kann man Lothar einsetzen, warum Lothar noch klüger, schneller, besser ist als alle seine Geschwister vor ihm, und welche Kaufanreize es noch so gibt – das alles erklärt dieser umfangreiche Artikel mit vielen Details. Auch der direkte Link zum Chessbase- Onlineshop fehlt nicht.

Nun könnte man fast meinen, der DSB hätte einen objektiven, fairen Produkttest auf seiner mir wirklich sympathischen Seite platziert. Das wäre auch sehr schön, und wir glauben ja selber auch, dass Fritz 13 wieder ein tolles Produkt geworden ist. Aber ich verstehe es nicht ganz - hätte der DSB diesen irgendwie doch sehr einseitig werbenden Artikel "Fritz 13 ist endlich da!" nicht auch als Produktwerbung kennzeichnen können/sollen? Fairer wäre das, gegenüber den Lesern. Aber vielleicht wurde es auch einfach nur vergessen.

Hätten wir so etwas im Privatfernsehen (oder bei der ARD) gesehen, würden wir uns wundern und unter Umständen als Schleichwerbung bezeichnen. Doch wir wollen hier nichts Böses unterstellen. Immerhin ist die Firma Chessbase ja auch DER große Sponsor unseres Schachbundes, und da erscheint es selbst uns nur recht und billig, dass der große Sponsor auf der Homepage aus dem Nähkästchen erzählen darf – und damit dann im Gegenzug ein bisschen Geld verdient.

Warten wir also auf die nächsten Artikel – vielleicht dürfen ja auch Versandhändler für Schachmaterial, private Turnierveranstalter, die Bundesregierung oder (bevor sie pleite geht) die Bank of America bald eine längere Eigenwerbung auf der ansonsten immer lesenswerten Homepage des DSB einstellen. Gens uns sumus!

ZackZack - Grübeln kann man immer noch
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Samstag, 13 August 2011 23:25

Ein Paradies für Grübler

Wer gerne grübelt, der möge Turnierpartien spielen! Menschen, die sich gerne Sorgen machen, haben beim Turnierschach ausreichend Gelegenheit dafür – anders als beim Blitzschach, bei dem unser vegetatives Nervensystem den Gang der Partien vollständig steuert. Dort ist Nachdenken ohnehin eher störend. In langen Turnierpartien muss man dagegen noch selber denken, und es bleibt viel Zeit, in der man sich ausgezeichnet Sorgen über den Gang der Partie, das Wetter und die Welt als solche machen kann.

Für seine treuen Leser hat die Schach-Welt einmal mehr Feldforschung betrieben. Wir wollen endlich Licht in ein Dunkel zu bringen und beantworten die Frage: Worüber wird während der Schachpartie eigentlich gegrübelt? 

Hier sind sie, die …


32 Sorgenfalten am Schachbrett

1) Werde ich rechtzeitig da sein?

2) Warum bin ich gestern nicht früher (uah) ins Bett (uah) gegangen?

3) Wird mein Gegner das spielen, worauf ich mich vorbereitet habe?

4) Warum muss ich immer gegen Jugendliche spielen, die stärker sind als ihre DWZ?

5) Wo gibt es hier Kaffee?

6) Ist mein Handy ausgeschaltet?

7) Was werden die anderen zu meiner Eröffnung sagen?

8) Hat sich mein Gegner vorbereitet?

9) Kennt mein Gegner die Widerlegung auf diesen Zug?

10) Vielleicht sollte ich mein Eröffnungsrepertoire mal ändern?

       (Aber: auf keinen Fall Damengambit!)

11) Wie kann ich meine Kekse auspacken, ohne dass es zu sehr knistert?

12) Wieso spaziere ich soviel herum, anstatt am Brett zu sitzen und nachzudenken?

13) Ist mein Handy auch wirklich aus?

14) Warum habe ich seinen 12.Zug nicht schon vorher gesehen?

15) Warum habe ich seinen 14.Zug nicht schon vorher gesehen?

16) Warum stehe ich schon wieder so schlecht?

17) Wie viele DWZ-Punkte kostet es mich, wenn ich heute verliere?

18) Warum bin ich bei diesem schönen Wetter hier drin?

19) Mache ich mich lächerlich, wenn ich diese Stellung noch weiterspiele?

20) Warum gibt es hier keinen Kaffee?

21) Soll ich etwas opfern und versuchen zu mogeln?

22) Darf ich mich freuen, wenn ich nur durch einen Fehler des Gegners gewinne?

23) Warum spielt mein Gegner plötzlich so stark?

24) Warum ist mein Gegner jetzt so häufig auf der Toilette?!

25) Werde ich den 40.Zug noch schaffen, ohne etwas einzustellen? 

26) Soll ich Remis anbieten?

27) Habe ich den 40.Zug schon geschafft?

28) Wie spielt man dieses Turmendspiel?

29) Kann man das noch gewinnen?

30) Wieso habe ich das nicht gewonnen?

31) Wie viele DWZ-Punkte habe ich heute schon wieder verloren?

32) Soll ich mit dem Schachspielen aufhören?

(Bonus-Sorge im Sommer 2011: Wie komme ich jetzt durch den Regen nach Hause?)


Schach-Welt fragt sich: Lohnen sich alle diese Sorgen am Schachbrett überhaupt? Wäre es nicht sinnvoller, würde man sich stattdessen über die Rettung der Welt/ des Wattenmeeres/ des 1.FC Köln (oder des HSV) Gedanken machen?

Aber das ist eine Frage, über die wir auch noch nachdenken können, wenn die nächste Turnierpartie ansteht. Dann ist ja immer noch Zeit dafür …

Nur einer kann der Hase sein
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Nach der von SF Ilja aufgeworfenen angeregten Diskussion sei an dieser Stelle ein kurzer Bericht eingeflochten, der mit einiger Sicherheit kaum zu Kommentaren anregt und allen Lesern somit ein ruhiges Wochenende verschaffen kann (obwohl - so Diskussionen sind ja ansich viel spannender!)
Drei Spieltage vor dem Saisonende soll an dieser Stelle ganz investigativ ein Blick auf die vier Zweiten Bundesligen geworfen werden. Nord, Süd, West und Ost sind hier (nur auf den ersten Blick) friedlich vereint, und aus jeder dieser Gruppen schafft es jährlich nur eine Mannschaft ins deutsche Oberhaus. Eine Mannschaft ist also der Hase und wird von den anderen Neunen gejagt. Zugleich werden jeweils die letzten drei in die Oberliga zurückverfrachtet, von wo aus sie einen neuen Anlauf nach oben nehmen können.

Aber schauen wir doch einfach mal (mit Dank an den Schachbund unter http://www.schachbund.de/SchachBL/bedh.php?liga=2bln)

Zweite Bundesliga Nord:

Freunde des Slogans „Berlin ist eine Reise wert“ kommen ganz auf ihre Kosten, wenn sie in einer Mannschaft der Nordstaffel antreten. Ganze fünf Berliner Teams schmücken diese Gruppe – neben König Tegel und Kreuzberg finden sich dort Rotation Pankow, Zehlendorf und die SF Berlin 2. Das führt zu einigen Reisekilometern, wenn man so wie Bremen, Hamburg, Lübeck, Neukloster (bei Wismar) oder Rostock nicht ganz um die Ecke wohnt. Vielleicht aber wird es König Tegel schaffen, die Reisekasse der anderen Mannschaften zu entlasten, wenn sie die Liga nach oben hin verlassen. Im Moment liegen sie trotz ihrer ersten Saisonniederlage bei Werder Bremen immer noch fünf Punkte vor dem SC Neukloster. Allerdings haben aber auch schon ein Spiel mehr absolviert. Zweiter sind die Mannen des HSK, die aber nicht aufsteigen können.-  Und weiter unten? Dort zappelt die Hälfte der Liga im Abstiegskampf, ohne dass man sinnvolle Prognosen abgeben kann. So ist für Spannung gesorgt.

Zweite Bundesliga West

Wo in Deutschland findet man eine Mannschaft, in der Jan Timman, Loek van Wely und Christopher Lutz Schulter und Schulter an den Brettern sitzen? Die Antwort liegt im Westen – und hier ganz genau bei der SG Porz, Urgestein der Bundesliga und seit einigen Jahren sozusagen im Exil der Zweiten Liga. Der Sponsor Wilfried Hilgert hat sich vom Spielbetrieb der Ersten Liga distanziert und spielt darum nun mit seiner Riesentruppe seit 2007 in der Weststaffel. In den letzten beiden Jahren stieg dieses Team auch auf, verzichtete dann aber jeweils auf den Aufstieg. Schade, eigentlich! Bestimmt würden viele gerne wieder diese und andere starke Spieler in der ersten Liga sehen. Im Moment also kreist Porz mit 12:0 Punkten knapp vor Hansa Dortmund und den SF Schöneck– hier ist also noch nicht klar, wer in die obere Klasse aufsteigen wird. „Unten“ dagegen haben mit Gerresheim und Koblenz zwei Rhein-nahe Mannschaften bisher schwer zu ringen, um die nötigen Punkte zu sichern. Aber man weiß ja nie – noch sind es auch hier drei Runden zu spielen. (Wieder was gelernt – seit gerade eben weiß ich, dass Gerresheim ein Stadtteil ist von …. Hamburg? Flensburg? Kiel? Auflösung siehe unten!)

Zweite Liga Ost

Dresden macht´s! Oder Erfurt! Oder Plauen und Bindlach?! Man kann es nur vermuten und vorsichtig einen Tipp abgeben (oder lieber nicht), denn noch lange ist der Wettlauf um den ersten Platz nicht entschieden. Der Bundesliga-Absteiger aus Erfurt lauert zwei Punkte hinter Wolfgang Uhlmanns Mannschaft USV TU Dresden (das "U" in USV wird dann wohl auch für Uhlmann stehen, oder?). Beide Teams treffen in der nächsten Runde aufeinander! Einen Punkt hinter Erfurt liegen mit Plauen im Erzgebirge und Bindlach schon die weiteren Verfolger, die Jagd auf die führenden Hasen machen. Schauen wir also mal!
Weiter unten in der Liga Ost quälen sich Königshofen, Chemnitz, Leipzig und die Münchner Bayern II durch einen harten Abstiegskampf. Auch hier aber – noch alles offen!

Zweite Liga Südkisdsc01856

Im Süden steht der SV Hockenheim trotz eines 4:4 gegen Böblingen an der Spitze der Tabelle – mit zwei Punkten Vorsprung vor dem Baden-Baden II. Beide Teams werden sich in der nächsten Runde behaken. Da Baden-Baden II aber nicht aufsteigen kann, werden sich die Hockenheimer da noch keine Sorgen machen müssen. (Vielleicht auch, weil mit Anatoly Karpov (ja, genau der!) ein Ex-Weltmeister am ersten Brett sitzt, und mit Rainer Buhmann gleich neben ihm ein waschechter Nationalspieler.) Allerdings wartet der Drittplatzierte Heidelberg-Handschuhsheim noch auf einen Ausrutscher, um auf Platz eins vorrücken zu können.
Und am Tabellenende? Noch ist alles drin für Cannstatt, Krumbach und Viernheim – drei Spiele bleiben ja noch! Wir bleiben dran!

Soweit der Blick durch die Ligen. Gens una sumus.

Nachtrag 1: Und noch ganz aktuell aus der ersten Fußball-Liga: Wolfsburg – HSV 0 : 1 ! (muss ja mal gesagt werden!)

Nachtrag 2: Gerresheim ist ein Stadttteil von – Düsseldorf! (Was sagt man dort? Helau? Oder Alaaf?)