Open-Sieger 2018: Nikolas Wachinger!, neben Turnierleiter David Kardoeus
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Donnerstag, 12 Dezember 2019 15:12

Bewegte Bilder: Bremer Silvesteropen 2019!

Wie muss es heißen?

O Ein Bier sagt mehr als tausend Worte.

O Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.

Die richtige Antwort ist: kommt drauf an, denn je nach Situation kann ein Bier erhellender sein als tausend Bilder.

Doch wer weiß! Wir halten es zumindest heute aber mit dem bewegten Bild, und weisen mit einem schönen Clip gerne auf ein Turnier hin, das zwischen den Jahren (= between the years?) in der alten Hafenstadt Bremen ausgetragen wird.

Es ist die dritte Auflage des Bremer Silvester-Opens, organisiert von David Kardoeus im Namen von und mit Hilfe von Werder Bremen. Davids Vision: ein Schachturnier für alle ausrichten, in dem das Ambiente stimmt, wo man genügend Platz hat am Tisch, wo es hübsch aussieht im Turniersaal, und das alles in freundlicher Atmosphäre. (Kurze Zwischenfrage - ist der Kaffee denn auch ok? Aus eigener Erfahrung vom Vorjahr möchte ich sagen: eine sehr wichtige und eine sehr berechtigte Frage, und jepp, der Kaffee ist ok!, wird stets frisch gekocht, und man bekommt ihn zu einem fairen Preis.)

Nun aber zum bewegten Bild - der Trailer zum Turnier:

Wer Lust bekommen hat, mehr über das Turnier zu erfahren, surfe schnell hin zur Webseite www.imperialchess.de. Dort finden sich alle Details zu Startgeld, Uhrzeiten, Preisgeldern, Siegerlisten, und über die bereits angemeldeten Teilnehmer.

(Noch eine Zwischenfrage: Fehlt bei den Anmeldungen nicht noch Spartak Grigorian? Ein Turnier ohne Spartak Grigorian? Aber nun gut, vielleicht meldet er sich ja bald noch an.)

Spartak
        Silvester 2018: Platz 2 für Spartak!

Wahlspruch der niedersächsischen Schachjugend
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Freitag, 01 November 2019 20:14

Neulich noch Schachjugend, heut' schon GM

Jüngst fand sich in Bremen die Schachjugend des Landes zusammen, um unbeeindruckt vom übrigen Weltgeschehen und eines fantasmagorischen 6:2 - Heimsiegs des HSV ihre Schnellschachmeister der U10, U12, U14 und U (alle weiteren Zahlen) in der gebotenen sportlichen Freundschaft zu ermitteln. Rund 50 Youngster waren dem Ruf von Turnierleiter Dennis Webner gefolgt und machten sich um zehn Uhr in der Gesamtschule Mitte bereit, ihre ersten Schachzüge erfolgreich aufs Brett zu feuern.

Sieben Runden waren zu spielen, hübsch getaktet und ohne große Pausen, und es blieb ausreichend Zeit für einen oder auch zwei, wenn nicht sogar drei Besuche am sehr schönen und beinahe opulenten Büffet, das von einigen Eltern kredenzt und für faires Geld feilgeboten wurde.

Ausrichter der Veranstaltung war der SV Werder Bremen, und dies sozusagen in Gestalt der neuen Jugendwartin Caroline Detjen, die in umsichtiger Detailarbeit zusammen mit der Bremer Schachjugend (BSJ) ein wunderbares Org-Team ins Leben gerufen hatte.
Brettschiedsrichter, Aufbauhelfer, Turnierleiterassistenten, Catering und Kaffee - das alles lief sehr rund bei Carolines erstem Turnier, ein großes Kompliment dafür!, und mit einem "Wir kommen gerne wieder" dankte auch alsgleich Dennis Webner als Repräsentant der BSJ.

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     Ohne die Turnierleitung geht nichts: Dennis Webner und Hayo Hoffer vom Bremer Landesverband

Gespielt wurde an 27 Brettern, wenn auch nicht während der gesamten Zeit. Die jüngsten der jungen Leute wissen auch in zwanzigminütigen Schnellpartien bereits innerhalb weniger Minuten eine Entscheidung herbeizuführen und eilen dann mit oder ohne Punktgewinn hinaus zum Fußball, zur Analyse, zum Büffet oder zur Vorbereitung der kommenden Runde - oder auch zu allem gleichzeitig.
Wir Älteren, was sind wir doch manchmal behäbig, unentschlossen, vorsichtig! Vor einigen Jahren überlegte ich bei einem niedersächsischen Open in Verden fünf Minuten an meinem ersten Zug, während am Nebenbrett die Figuren schon nur so hin-und herflogen, abgetauscht wurden, sich zu Mattdrohungen formierten - ich machte meinen ersten Zug, und mein junger Nebenmann stand bereits auf Verlust.

Konsequente Jugend - man kann seine Zeit ja schließlich auch anders verbringen als mit langen Schachpartien. Schnell sein war also die radikale Devise einiger Debütanten auch jetzt beim Bremer Schnellschach, und so waren nach gut acht Minuten oft nur noch zwei Drittel der Bretter besetzt. Sei's drum!

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    Auch am Serviceschalter waren Nachwuchskräfte zu finden

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       Die Schachjugend, wo hat sie sich verborgen?

Jugend kombiniert

Andernorts im Turniersaal wurde nicht intensiver, gleichwohl aber langwieriger gerungen, und am meisten natürlich an den vorderen Brettern. Hier, weit vorne, dominierte viele Runden lang die einst für die Mongolei spielende neunzehnjährige Kirchweyher Nachwuchskraft Nomin-Erdene Davaademberel (ich gebe gerne zu, dass ich ihren Namen aus dem Turnierbericht der BSJ einfach herüberkopiert habe).

Nomin-Erdene ist bereits eine veritable Internationale Meisterin und hat eine ELO von 2415, was beachtlich und gewaltig ist. Ich beispielsweise bin ungefähr mehr als doppelt so alt, und es wäre ein Irrtum zu glauben, dass meine ELO daher auch doppelt so hoch sei - eher im Gegenteil. Wie machen das die jungen Leute nur?

Zum Glück weilte ich nur als kaffeesierender, salatverzehrender und zitronenkuchentestender Zuschauer vor Ort, so dass ich einem direkten Aufeinandertreffen mit der starken Nomin-Erdene zumindest für dieses Mal noch entkam.

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       Long vs Nomin-Erdene: im Finale geht es um alles          (Foto: Bremer Schachjugend)

Tatsächlich holte die Spielerin aus dem im Bremer Umland gelegenen Kirchweyhe zunächst vier Punkte in steter Folge, wackelte aber bereits dort an manchen Stellen ein ganz klein wenig. Die Binnenbremer Konkurrenz, rund 400 oder mehr Weltranglistenpunkte hinter ihr plaziert, schlug sich beachtlich, und in Runde 5 war es dann soweit - Vorjahressieger Erik Pahl vom SK Delmenhorst nahm der jungen Meisterin fast sensationell einen vollen Punkt ab und setzte sich auf Platz Eins.

Indes, dort blieb er nicht allzulange, denn nun war es Long Lai-Hop, die schnelle Hand vom SK Bremen-West, der den neuen Tabellenführer alsbald mutig entthronte - nur um dann seinerseits gegen Nomin-Erdene Davaademberel in einer turbulenten Schlussrunde (vier Bauern gegen einen Läufer - diese Jugend!) das Nachsehen zu haben.

Gesamtsieg damit für die Mongolin, zweiter Platz für Erik Pahl, direkt gefolgt von Long Lai-Hop - und dann waren da noch viele Einzelwertungen in den verschiedenen U-Kategorien. Jugend ist ja nicht gleich Jugend, die Altersklassen sind fein austariert, und der Chancen auf einen würdigen Pokal sind viele, selbst für die Allerjüngsten.

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     Aufregung an Brett 27 - was war da los? Am Ende aber Punkt für Laurenz gegen Sophie!

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     Es muss nicht immer Philidor sein: wer schon fertig war, konnte draußen dem Brudersport Fußball frönen

Früh übt sich

Nun könnte man ganz unbedarft denken, nun gut, Jugendschach, das ist ja alles noch gaanz, gaaanz weit weg von der Weltspitze, so wie wir sie kennen. Dazu sagen wir: weit gefehlt! Denn noch gar nicht lange ist es her, 2013 erst, da saß an ebenjenen Bremer Turnierbrettern der junge Dimitrij Kollars und punktete sich souverän zum Turniersieg und dem Eintrag seines Namens auf dem hansestädtischen Wanderpokal für Jugendschnellschachmeister.

Spieler für Werder, für Delmenhorst, Bundesliga beim Hamburger SK und heute bei den SF Deizisau - Dimitrij eroberte 2017 mit Rasanz den Großmeistertitel und gehört damit zu den rund 1600 GMs auf der ganzen Welt. Phantastisch, und begonnen hat das alles bei Jugendturnieren hier irgendwo in der Republik, die Dimitrij mit seinem Vater Michael ausgiebig bereiste. Neulich noch Schachjugend, heute schon GM - wenn das mal kein Ansporn ist für nachrückende Generationen!

Auch der Nicht-Bremer Vincent Keymer hat ja mal jung angefangen, just in dieser Woche schaffte er seine letzte Großmeisternorm, zu der wir uns sehr freuen und herzlich gratulieren!

Schon 2013 vertrat Vincent die deutschen U10- Farben bei der Jugend-EM in der Slowakei. In diesem Alter kletterte ich noch in den Bäumen hinter unserem Haus herum, erst mit 13 besuchte ich das erste Mal die Jugendgruppe des Schleswiger Schachvereins und schaute jeden Abend "Turnier der Schachgroßmeister" in einem der drei Fernsehprogramme, die es damals gab.

Und man sieht, viel ist aus mir nicht geworden, und schon gar kein Großmeister. Hätte ich mal früher angefangen? Aber was soll es - wichtig ist ja, dass man gerne einige Stunden am Schachbrett oder fußballspielend mit der Schachjugend auf dem Kleinfeld verbringt, und das geht prima, ganz egal mit welcher Spielstärke!

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        Großer Pokal mit großem Namen

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         Siegerehrung - und oben im Fensterrahmen tanzen die Fans (Foto: BSJ)

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      Viel Schach an einem Tag: Bremer Meister und Bremer Org-Team! (Foto: BSJ)

Für einen Blick auf den sportlichen Ausgang in den unterschiedlichen Altersklassen möchten wir hinweisen auf Bericht und Ergebnisse bei der Bremer Schachjugend.

Und sonst bleibt nur zu sagen - vielen Dank für schöne (Schach- und Fußball-) Stunden bei einem tollen Turnier!

Postscriptum: Mit Grüßen und Dank aus Bremen an die Niedersächsische Schachjugend - Quadratisch, taktisch, klug ein kleines, feines Regelvideo:

Roland-Michel's coming home!
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Montag, 27 August 2018 20:46

HH - HB: Roland Michel's coming home!

Diese Bremer! Über Jahre hielten sie im prestigeträchtigen Vergleichskampf "Hansestädter spielen Schach" gegen Hamburg den Ball ganz ganz flach, verloren mal hier, verloren mal dort, und eigentlich war es stets die andere, die größere Stadt an der Elbe, die die inoffizielle hansestädtische Mannschaftsweltmeisterschaft für sich entschied.

Hamburg rules, doch offenbar nicht für immer - denn kaum hatten Boris Bruhn, Chef des Hamburger Schachverbandes, und Oliver Höpfner, ebensolcher Chef des Bremer Komitats, in diesem Jahr erstmalig einen Pokal ausgelobt für die siegreiche Équipe, schon rissen sich die Bremer am Riemen und zack!, gewannen das große 2018er Match mit einem verwegenen und durchaus historischen 32,5 : 27,5 Erfolg in Hamburg. Auswärtssieg, Pokalsieg - was für ein Tag für das Bremer Schach!

Der prunkvolle Roland-Michel-Pokal, so heißt die nach den beiden Wahrzeichen Michel (Hambuurch) und Roland (Brrremen) sehr hübsch benannte Trophäe, wird nun für zwölf Monate einen würdevollen Platz in den Bremer Stadtmauern erhalten und Ruhm, Ehre, Ansehen und Reichtum der Hansestadt mehren.

Präs
            Boris Bruhn und Oliver Höpfner eröffnen die Spiele

HH HB 1
Ehre wem Ehre gebührt: der Roland-Michel-Pokal geht an das Bremer Team!

Selbst die Älteren unter den Bremern vermochten sich nicht daran zu erinnern, dass es in diesem noch sehr jungen Jahrtausend jemals einen Bremer Sieg gegen Hamburg gegeben hatte (außer wenn Werder Fußball gegen den HSV spielte natürlich, und da dann (leider) auch umso öfter).

Doch im Schach, und darum geht es ja in unserem kleinen Blog, da waren die Hamburger einfach immer zu stark gewesen. Andreas Calic, ein profunder Kenner des bremischen Schachs, wusste zu berichten, dass dieser norddeutsche Vergleichskampf allerdings eine sehr lange und schöne Tradition hat, und schon nach dem Krieg in den späten Vierzigern waren wohl um die 100 Bremer zu einem großen Match an die Elbe gereist.

Und vorher!, hundert Jahre und mehr ist es her, auch da schon hieß es Bremen-Hamburg, oder Hamburg-Bremen, immer wieder, ein Highlight des jährlichen Turnierkalenders im Norden. Oft besuchten sich auch weniger die Landesverbände als eher die großen Vereine der Stadt, in Gestalt der Bremer Schachgesellschaft von 1877 und ihres Hamburger Gegenparts.
So war die 2018er- Auflage in den Worten von Andreas mit einem Match an dreißig Brettern zwar nicht die größte, doch immerhin die neueste in dieser langen Reihe von freundschaftlichen Veranstaltungen. Es ist wundervoll und auch inspirierend, dass diese Tradition in 2018 eine weitere Fortsetzung fand, toll und gemeinsam organisiert vom Hamburger und Bremer Verband - und Kinners, was vergeht die Zeit doch immer schnell!

BSG Hamburger Schachheim 1924
Ein Blick zurück: 1924 empfängt die Bremer SG das Hamburger Schachheim
                                                     Foto: Schach-Archiv der Bremer Schachgesellschaft (super!)

Gegen Bremen kamama verlier'n

Dreißig wackere Bremer machten sich also am letzten August-Sonntag auf den Weg, erst fix mit der Bahn bis Hamburg Hauptbahnhof, dann mit der Unter(?)grundbahn U3 überraschenderweise über der Erde entlang der Elbe bis zum Schlump. Und dort, im Hamburger Haus des Schachsports, empfingen dreißig ausgewählte Elbstädter ihre Gegner für zwei mittellange Schachpartien mit je einer Stunde Bedenkzeit (kein Zuschlag!).

HH HB 3
Das Haus des Schachsports am Schlump  (Foto: Andreas Calic)

Hamburg war dabei vollauf mit seiner Gastgeberrolle ausgefüllt, und Boris Bruhn (siehe oben, der Hamburger Vorsitzende) war zusammen mit seinem Landesturnierleiter Hendrik Schüler vollauf beschäftigt, für die insgesamt 60 Denksportler Kaffee zu brauen, die feine Hamburger Mischung, ganz in der großen Kaffee-Tradition der Hansestadt (Tchibo! Darboven!). So fehlten Boris und Henrik allerdings am Brett, während Präses Höpfner (Bremen) mit seinen Mannen Schulter an Schulter am Brett sitzen konnte und gegen einen Schachfreund aus Fischbek zwei wichtige präsidiale Punkte angelte.

Webner
Ein vortreffliches Handgemenge bei Ole Poeck (HH) - Dennis Webner (HB). Mit sechs
Sekunden auf der Uhr setzte Dennis am Ende noch Matt!

Calic
Die Kunst der Springerführung - Andreas Calic spielte die Eröffnung wie Jörg Hickl
und holt einen wichtigen Punkt!

Während Team Hamburg sowohl an den oberen Brettern (2 starke IMs!) als auch an den unteren Brettern favorisiert schien, brachte Team Bremen an den zahlreichen mittleren Brettern die leicht höhere DWZ an den Start. Da konnte auch Fritz Fegebank, Urgestein von den SF Hamburg (und seit vielen, vielen Jahren... treues Werder-Mitglied) nichts ändern, denn im Mittelbereich sammelten die Bremer gerade am Vormittag deutlich Punkte. Und obwohl Dirk Stieglitz sich zwischenzeitlich sogar von einer HSV-Wespe angegriffen wähnte, fuhr seine Mannschaft letztlich einen klaren 17,5:12,5- Auftaktsieg ein. Fünf Punkte vor, das war schon mal ein Pfund vor dem Rückspiel am Nachmittag, und beruhigend, denn immerhin ging es ja in diesem Jahr um den Roland-Michel-Pokal!

Nach einigen recht mauen Turnierergebnissen in den langen letzten Monaten und leichter Schachunfreude noch während der Anreise startete auch ich gut in den Tag:

Steffens Serrer
Olaf Steffens - Christoph Serrer: Schwarz am Zug sicherte
mit 10. ... Sb8-a6 das Feld c7.
Was war darauf eine gute Antwort?

Es ist wahrscheinlich nur ein schöner Zufall, dass im Haus des Schachsports im Erdgeschoss eine Burger-Bar logiert - nach dem wohltuenden Ergebnis am Morgen konnten die Bremer hier gleich noch ein paar schöne (Achtung, Kalauer) Hamburger verputzen!

Im unvermeidlichen Rückkampf wurden streng die Bretter gedreht, und dieselben Gegner beharkten sich aufs Neue. Team Hansestadt Hamburg blies noch einmal energisch zur Aufholjagd, und tatsächlich wackelten einige Bremer Stellungen bedenklich im Elbwind hin und her. Doch dann, Überraschung, ein solides 15:15 auch am Nachmittag, und wenn man dann beide Ergebnisse zusammenzählte ... ein klarer Gesamtsieg für die kleinere Hansestadt!

"Nach so einer bitteren Niederlage wird traditionell der Trainer gefeuert - dummerweise hatten wir gar keinen." (Hauke Reddmann, auf der Seite des Hamburger Schachverbands)

HH HB 6
Team Wesertiger vor der Heimreise:
             wer entdeckt den Roland-Michel-Pokal?      (Foto: Andreas Calic)

Danke an die Hamburger für einen schönen Tag voller Schach - Ihr wart tolle Gastgeber. Wir Bremer freuen uns (vor allem über den Pokalsieg, aber auch) auf den Rückkampf im nächsten Jahr. Dann wird neu ausgespielt. Hummel Hummel!

Grün-weißer Sport am schwarz-weißen Brett
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Ein buntes ELO-Treiben und viel Kaffee erwartet die Besucher ab heute in den Vereinsräumen des SV Werder Bremen. Ab 14 Uhr werden die ersten Züge gespielt im Werder Bremen IM-Turnier 2018, bei dem junge Talente aus dem Nordwesten und auch von weiter weg die Figuren aufspielen lassen gegen renommierte Titelträger aus internationalen Landen - aus Schweden, Polen und der Ukraine.

Kommentiert von Werder-Coach Matthias Krallmann und ebenso von GM Sigurds Lanka entstehen dabei täglich neue spannende Konstellationen im Rennen um Preisgeld, Ruhm, Ehre, ELO-Punkte und vor allem natürlich auch eine begehrte IM-Norm.

In dem von Dr. Oliver Höpfner, dem Vorsitzenden der Werder Schachabteilung, gemeinsam mit Wolfgang Pajeken, Trainer der Bremer Schachjugend, angebahnten Wettbewerb begibt sich ein sehr interessantes Teilnehmerfeld an die Bretter. Regionale Spieler aus Bremen und drumherum sind Jari Reuker (SV Union Oldenburg und Deutscher U18 Meister (!), Spartak Grigorian (Werder Bremen und ehemaliger Deutscher U18-Meister (!), David Kardoeus (SV Werder, Bremer Vizemeister der Herren 2018), Nikolas Wachinger (SV Werder, Dritter der Deutschen U16-Meisterschaften 2018) und Sven Charmeteau (SV Werder Bremen, FIDE-Meister und erfahrenes, wenngleich junges Urgestein der Werder Zweitliga-, Europapokal- und Blitzmannschaft!)

https://www.werder.de/de/schach/aktuell/informationen/news/2018/int-20180521-kra/

Hier eine Übersicht über die SpielerInnen und die von ihnen genannten größten Erfolge, mit Umsicht kompiliert von Stephan Buchal für das aktuelle Werder Schachmagazin:
 
GM Miroslav Grabarczyk (POL)
Jahrgang 1971
ELO 2402
Schach-Professional
• Polnischer Vizemeister 1993 und 1995
•1. Platz in Rivoltella del Garda 2009
 
IM Björn Ahlander (SWE)
Jahrgang 1963
ELO 2435
IT-Professional
• 4. Platz im Kadetten World-Cup 1980
• Mehrere erste Plätze in schwedischen Open
•2. Platz im Malta Open 2015
 
IM Viktor Skliarov (UKR)
Jahrgang 1993
ELO 2359
Lehrer für Mathematik und Physik
• Meister von Kiew
• 3.Platz ukrainische Mannschaftsmeisterschaft
• IM-Titel!
 
WIM Filiz Osmanodja (Dresden)
Jahrgang 1996
ELO 2352
Studentin (Medizin)
• Vizeweltmeisterin 2014 U18w in Südafrika
• IM-Norm bei der Frauen-EM 2018
 
FM Oleksii Molchanov (UKR)
Jahrgang 1991
ELO 2350
Schach-Trainer
• Meister Region Zaporizhzhya (2014 und 2017)
• Meister Region Odessa (rapid 2011)
• 3. Platz ukrainische Mannschafts-Meisterschaft (2015)
 
FM Sven Charmeteau (FRA, Werder)
Jahrgang 1991
ELO 2287
Student (Maschinenbau)
• Teilnehmer Jugend-WM U14 2005
• 5. Platz franz. Jugendm. U16 2006
• 1. Platz Open de Gonfreville 2013
 
Jari Reuker (Oldenburg)
Jahrgang 2001
ELO 2389
Schüler
• 1. Platz Bremer Silvester Open (2017)
• 1. Platz DJEM U18 (2018)
 
Spartak Grigorian (Werder)
Jahrgang 1998
ELO 2359
Student (Logistik)
• 1. Platz DJEM U18
• 2. Platz DJEM U16
• IM-Norm beim ECC 2016 in Novi Sad
 
David Kardoeus (Werder)
Jahrgang 1997
ELO 2226
Auszubildender (Mechatronik)
• Bremer Vizemeister 2015 und 2018
• Sieg im Qualifikationsturnier Ramada-Cup A-Gruppe
• Nord-West-Cup 2018 (Platz 13)
 
Nikolas Wachinger (Werder)
Jahrgang 2003
ELO 2292
Schüler
• 6. Platz "Young Champions" Uppsala
• Bremer Jugendmeister 2018
• 3. Platz DJEM U16 (2018

 

Mehr Informationen zum Teilnehmern, Paarungen und Spielzeiten auf der Turnierseite:

https://www.werder.de/schach/turniere/werder-im-turnier/2018/

Alle Spiele werden live ins Netz übertragen und rauben damit leider der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland einige Zuschauer. Doch das sei in Kauf genommen - Schach ist ja der Brudersport des Fußballs, und somit soll das wohl in Ordnung sein. Hier geht es zu den Live-Partien:

http://view.livechesscloud.com/5389b71c-a89c-4c94-b54f-c0464d1a37bc

Und damit gleich zur Partie Molchanov (Ukraine) - Grigorian (HB) aus Runde eins:

Molchanov Grigorian

Foto: DGT Liveübertragung

Schwarz hat bereits ausgeglichen und drängt nun die weiße Dame zurück nach d2.

a) Mit welchen interessanten Idee würzte Spartak Grigorian den weiteren Spielverlauf? (Tipp: wiir sagen "Lasker-Bauer"!)

b) Und: gewinnt Schwarz mit diesem Motiv, oder hat Weiß danach Vorteil?

c) Und warum endete es dann am Ende doch Remis?

Die Lösung zu diesen und weiteren die Welt betreffenden Fragen findet sich hier.

Spartak

                                       Spartak mit inspiriertem Start in das Turnier

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Als weiteres Highlight der Bremer Schachwoche hat die Bremer Schachjugend einen Wettkampf "Meister gegen Talente" ausgerufen und dafür sowohl einige der allerstärksten Jungspieler der Hansestadt als auch fünf renommierte, etablierte und versierte Spieler aus Bremer Ligen als Gegner gefunden. Sie alle werden sich in einem Scheveninger System- Turnier mit den fünf Vertretern der jeweils anderen Gruppe behaken - schauen wir, wer am Ende die Nase (oder den Freibauern, oder den König) vorne hat!

https://www.werder.de/de/schach/aktuell/informationen/news/2018/int-20180616-kra/

Zu allen Veranstaltungen, Spielen, Kommentierungen sind ZuschauerInnen wie immer herzlich willkommen. Bis bald, in der Hemelinger Straße 17 im Werder Vereinsheim!

Nicht mehr weit bis zum Fernschach-Blitz
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Sonntag, 21 August 2016 11:45

In weiter Fernschach, so nah!

Wenn Du zum Fernschach gehst, vergiss das Porto nicht - Friedrich Nietzsches alte Schachweisheit wurde mittlerweile von der Wirklichkeit wuchtig eingeholt, doch wie hätte der große Philosoph das vor über hundert Jahren auch wissen sollen? Seit das Internet, die Email und Whatsapp rulen, brauchen die gemeinen Fernschachspieler keine Portokasse mehr und erst recht keine Briefmarken. Mit modernster Technik werden ihre Fernzüge bis in den letzten Winkel des Erdenballs übertragen und erreichen die Schachfreunde im Himalaya, in Hongkong und Hannover in Windeseile - selbst wenn sie das Porto mal vergessen.

Doch obgleich die guten Züge beim Fernschach nur so durch die Lüfte fliegen - auch hier muss verwaltet werden, geplant, konzipiert, arrangiert, und so gibt es in diesem Bereich ebenfalls einen Weltschachbund, eine Fernschach-FIDE sozusagen, und dieser traf sich in der vergangenen Woche im schönen Bremen an der Weser. Eingeladen zum Welttreffen der ICCF (International Correspondence Chess Federation) hatte wie schon vor zehn Jahren der BdF (Deutscher Fernschachbund), der in diesem Jahr sein siebzigjähriges Jubiläum begeht - dazu noch herzlichen Glückwunsch aus der Nahschach-Redaktion des Schachwelt-Blogs!

keks2

Fernschach, ich war noch nie ein großer Freund davon, leider, doch hat das mit dem Fernschach und dem Versenden von Zügen ansich nichts zu tun. Allein, schon in jungen Jahren war es mir sehr unheimlich, wenn meine Gegner soviel Zeit und Muße hatten, um ihre Antwortzüge auch in komplizierten Stellungen tagelang zu bedenken - wie sollte ich da mit meinen Jahrmarkttricks jemals noch punkten können?

Die lange Bedenkzeit beim Fernschach, das war also nichts für mich, selbst damals, als es - Schachjugend aufgemerkt! - noch gar kein Internet gab und auch nur sehr wenige Computer. Heutzutage hat sie ja eigentlich jedermann, diese kleinen Silikonknechte, die sich für uns durch die vierundsechzig Felder und zweiunddreißig Figuren beißen, und mit diesen Computern sind wir jetzt theoretisch alle Titanen der Schachkunst.

Niemand patzt mehr wüst herum, kein Mensch stolpert noch in eine dumme Bauerngabel, wenn es viel Zeit gibt zum Überlegen, und das Schachprogramm bei möglichen Fehlern schon Stunden vorher wild blinkend zu warnen beginnt. Ich habe das Gefühl, das ganze Spiel wird dadurch so intellektuell und so verantwortungsvoll, dass vom wirklichen Spielen leider nicht mehr so richtig viel übrig bleibt.  Aus lauter Vorsicht würde ich gar nicht mehr ziehen und müsste wohl jede Partie auf Zeit verlieren. Schade! Doch bleibt mir noch das Nahschach, Turnierschach, das krude Blitzen, und heidewitzka! das tollhäusige Tandemschach.

Manche aber, viele sogar mögen das Fernschach, anders als ich sind sie geduldig und vorsichtig genug dafür. Gewiefte Strategen, die sie sind, bohren sie sich in komplexe Stellungen hinein und locken ihre nichtsahnenden Gegner in die filigranen Tiefen der Holländischen Verteidigung, um dort als Menschen Vorteile zu erspähen, die ihre Gegenüber im Himalaya, in Hongkong oder sogar in Hannover selbst mit einer Horde von dampfenden Computern nicht rechtzeitig erspüren würden. Das ist hohe Kunst, das ist langsames Jagen, Schach in der Kunst des Bogenschießens. Für diese Jagd braucht man fürwahr einen langen Atem, oft für mehrere Jahre! bei nur einer Partie, und muss dennoch darauf eingestellt sein, dass sehr viele Begegnungen bei guter Gegnerschaft mittlerweile mit einem tief ausgeschürften, erdigen Unentschieden enden. Doch ist nicht der Weg das Ziel? Die Spannung bleibt.

kis akropolis
Wichtig ist, dass es spannend ist.   (Foto: OSt)

In weiter Ferne? So nah!

Nun also kam das Fernschach nach Bremen, und für eine gute Woche tagte der Kongress und stellte turniertechnische Weichen für die kommenden Jahre. Zur Erbauung lud man abends zum Schachspiele, und sowohl bei einem elfrundigen Blitzturnier als auch bei einem Schnellschach-Wettkampf konnten Gäste aus Bremen und umzu dazustoßen und mit den Fernschachspielern over the board um die Wette tüfteln.

Ich war natürlich gewarnt und daher vorsichtig - wie man ja weiß, dauern Fernschachturniere oft mehrere Jahre, und sei es auch nur Blitz, man weiß ja nie! You can check out, but you can never leave, wie im Hotel California? Soviel Zeit hatte ich dann wiederum nicht.
Leicht sorgenvoll betrat ich daher am Dienstagabend die stilvollen Räumlichkeiten des schicken Radisson Blu Hotel, doch bald schon hatten mich sowohl der Turnierleiter als auch der umsichtige BdF-Präsident Uwe Staroske beruhigt. Nach elf Partien und schon vor Mitternacht würde Schluss sein! Nach dieser glaubhaften präsidentiellen Versicherung trug ich mich zusammen mit rund 30 anderen Blitz-Spezis, darunter mit Ralf Mulde, Marco Jostes und Andreas Calic auch drei weiteren locals aus Bremern, voller Vertrauen in die Teilnehmerliste ein.

 (Bleiben Sie dran - Teil zwei folgt!)

So haben Erwachsene noch nie gespielt
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Montag, 29 August 2011 20:20

Weltneuheit beim Hamburch-Wettkampf

Ein bisschen Regen – na gut.
Etwas mehr Regen – wenn´s sein muss, auch gut.
Immer nur Regen – was soll das denn??

So wie es schon Stanislaw Lem in seiner Kurzgeschichte „Der Regenplanet“ beschrieb, gefällt uns Menschen das Regenwetter auf Dauer eher nicht.

Regen
Regen
Regen!

Aber na gut, wir wollen nicht maulen. Es könnte alles noch viel schlimmer sein. Und im Regensommer 2011 kann man immerhin entspannt drinnen sitzen, ohne dass man draußen etwas verpasst. Das dachten sich auch 68 Schachspieler aus Bremen und Hamburg, die am letzten Samstag zusammenkamen, um wie schon im Vorjahr   bei „Hansestädter spielen Schach“ in die neue Saison zu starten.

regenplanet

    Ehrliches Schachwetter in Bremen

Die beiden Präsidenten der Schachverbände, Prof. Dr. Perygrin Warneke (HH) und Dr. Oliver Höpfner (HB), hatten mit viel Detailarbeit und in Kooperation mit dem SK Bremen-West die Veranstaltung auf die Beine gestellt.

Die Hamburger reisten morgens mit dem Zug an, wurde am Bahnhof präsidial von Oliver Höpfner empfangen und in der Straßenbahn bis zum Spielort begleitet. (Die letzten Meter ging man zu Fuß, denn - Überraschung! - es regnete nicht an diesem Tag.) Im Bürgerhaus Oslebshausen spielten dann beide Delegationen je zwei Partien mit je 60 Minuten Bedenkzeit. Eine Auswertung für DWZ oder ELO gab es nicht – das führte zu unbeschwertem Spiel auf beiden Seiten, minderte aber keineswegs die Ernsthaftigkeit.

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Weil nach ein paar kurzfristigen Absagen auf Hamburger Seite die zwei Mannschaften unterschiedlich groß waren, erklärte man einige Bremer für diesen Tag zu Schach-Hamburgern. Derart bremisch verstärkt, gewannen die Hamburger auch gleich die Vormittagsrunde knapp mit 17,5:16,5. Nach einigen Grillwürsten mit Salat rückten die Bremer das Bild am Nachmittag dann aber wieder zurecht und gewannen das Rückspiel mit 15,5:18,5. Der Gesamtstand war also 33 : 35 für die Weserstadt Bremen - so gehört sich das!

Was den Sport angeht, war es für die Hansestadt Hamburg also leider kein so richtig gutes Wochenende, denn auch meine Freunde vom HSV verloren fast zeitgleich mit 3:4 gegen die 1.FC Kölner. Uah!

magnus carlsen

   Beim Welt-Cup in Chanty-Mansijsk nicht dabei, dafür aber an Brett 21 im Bremer Team: Magnus Carlsen!
 (Um die Hamburger nicht zu deprimieren, spielte er jedoch inkognito unter dem Namen Kevin Klosa/ SK Bremen West)

Nach der langen Sommerpause machte es Spaß, Freunde und Bekannte am Brett wiederzutreffen. Auch gab es den ganzen Tag Kaffee – sehr schön!

Wie schon im letzten Jahr spielte ich zwei Partien gegen Dr. Hauke Reddmann vom SK Wilhelmsburg – am Morgen konnte mich Hauke einmal böse austricksen, in der zweiten Partie retteten wir uns bei knapper Zeit in ein Remis.

reddmann - steffens

Hier ein kleines Rätsel aus der ersten Partie:

Weiß (= Hauke) hat sich bereitgemacht für einen wüsten Angriff auf den schwarzen König. Klug wäre nun Te6, aber ich dachte bei wieder mal knapper Restbedenkzeit, ach, ich kann auch gleich auf c5 nehmen, oder? Nach Txf5, das halte ich schon aus, und mehr als Remis hat er dann doch eigentlich nicht.

Also folgte 34.... Dxc5, und es folgte auch 35.Txf5! Aber welche Züge zog Hauke danach aus seinem Ärmel und gewann? Der Leser ist am Zug.-

Eine harte Niederlage, aber eben – kein DWZ-Verlust, da freut man sich ja auch schon.


Am neunten Brett hatte Walter Blumenberg (SF Sasel) am Vormittag mit dem schönen 1.b2-b4 den vollen Punkt gegen Gerald Jung (Werder Bremen) eingespielt. Es stellte sich heraus, dass er einst als Jugendlicher nach dem Krieg für die Bremer SG gespielt hatte und dabei auch mit Hans Koschnick, dem späteren Bremer Bürgermeister, in denselben Turnieren angetreten war. Bremer Schachgeschichte, große Namen – unheimlich nur, wie lange das alles schon her ist. Wenn wir später mal zurückblicken und von den Zeiten erzählen, in denen es noch kein Chessbase gab, werden die Jüngeren vielleicht ebenso denken: „Meine Herren, ist DAS aber schon lange her!“

ulrich klose und hans koschnick in bonn 1980

Ulrich Klose (Hamburg) und Hans Koschnick (Bremen) bei einem Empfang der Minsterpräsidenten in Bonn, 1980.

(Quelle: WikiCommons)


In der Nachmittagsrunde des Hamburch-Wettkampfes (Gerald Jung) folgte am selben Brett dann die Revanche – und das mit einem spektakulären Figurenaufbau von beinahe schachhistorischem Wert (Ausrufezeichen!) :

Jung,Gerald - Blumenberg,Walter [C11]

1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sc3 Sf6 4.e5 Sfd7 5.Sce2 c5 6.c3 cxd4 7.cxd4 Sc6 8.a3 Sb6 9.Sf4 Ld7 10.b4 Tc8 11.Sf3 a5 12.b5 Sa7 13.a4 Sc4 14.Ld3 Lb4+ 15.Kf1 De7

reddmann - steffens7

 

16.Sh5

Die erste Leichtfigur wagt sich auf die h-Linie.

16. ....f5 17.exf6 gxf6 18.Lh6

reddmann - steffens3

Der Springer bekommt Gesellschaft, doch noch immer ist irgendwie sehr viel Platz am rechten Spielfeldrand.

18.....Tg8

Schwarz sichert vorsichtshalber das Feld g7. Sieht vernünftig aus - doch was kann Weiß nun spielen?

reddmann - steffens4

 19.Lxh7!

Heja, das ist Schach! Der Läufer ist für Schwarz tabu wegen Sxf6. Willkommen im Club - die dritte Leichtfigur nistet sich auf der h-Linie ein.  

19...... Df7

Genug getummelt auf der h-Linie!, sagt die schwarze Dame, und möchte durch den Angriff auf den Springer dem Treiben ein Ende setzen. Was spielte Gerald?

20.Sh4!

 reddmann - steffens5

Sehr schön, sehr kreativ! Die vierte ((!!) Leichtfigur nimmt Platz, und die Dame auf d1 deckt nun den Springer auf h5. Schwarz sieht sich einer WAND, einer WELLE oder, wie Gerald es nannte, einer SÄULE von weißen Figuren gegenüber - nicht einfach, so etwas auszuhalten. (Freunde von Königsblau werden hier wahrscheinlich wehmütig an den berühmten Schalker Kreisel denken.)

 20...Le7 21.Lxg8

Wie sagt man an der Wall Street? "It´s time to cash in."  

21...Dxg8 22.Df3 f5 23.Sg7+ Kd8 24.Df4 Lf6 25.Sh5 Le7 26.Sf3 Dg4 27.Sg7 

reddmann - steffens6

 und die noch intensive schwarze Gegenwehr wurde von Gerald elegant pariert - 1 : 0 im 41.Zug.

 

geraldjung

Gerald Jung in einem Stillleben mit Starkstrom und Apfel, Millerntorstadion, 15.7.2011 (Photo und Bildunterschrift von Gerald Jung in einem Turnierbericht auf der Werder-Homepage)  

Wenn schon die versammelten vier Leichtfiguren verblüffend erscheinen - noch verblüffender ist es vielleicht, dass sich so etwas wie ein Trend zu dieser Figurenkonstellation zu entwickeln scheint! Ihre Erfolgsquote liegt zumindest bei glatt 100%. Bereits vor siebzehn Jahren führte Gerrit Dopatka gegen Patrick Schäffer in einem D-Jugend-Turnier diesen Aufbau herbei - auch wenn alle Figuren eine Reihe nach unten versetzt waren, reichte es zu Schach und Matt in 18 Zügen. Und vor vier Jahren baute sich Monika Motycakova auf den slovakischen U-20-Meisterschaften im Spiel gegen Ivana Kahancova exakt genauso auf wie Gerald - und gewann in 21 Zügen!

motycakova - kahancova

Stellung nach 21.Lxh6 

Sicherheitshalber gab Schwarz an dieser Stelle die Partie auf.

Wir stellen fest: drei Partien, drei Siege für die Weißspieler. Und es geschah zum ersten Mal, dass ein Erwachsener dieser Aufstellung in einer Turnierpartie auf dem Brett hatte. Weltneuheit - herzlichen Glückwunsch, Gerald!

Ob der Sh4 Sh5 Lh6 Lh7- Aufbau vielleicht sogar auch etwas für Daniel Fridman beim Welt-Cup in Chanti-Mansijsk ist? Wir gratulieren jedenfalls zur bravourös gewonnenen ersten Runde!