Bobby Fischer 1960 in Leipzig
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Dienstag, 02 April 2013 11:01

Zweimal Bobby Fischer

Ein hochspannendes Kandidatenturnier ging gestern in London zu Ende. Mit Magnus Carlsen qualifiziert sich am Ende äußerst knapp und etwas glücklich der dominierende Spieler unserer Zeit für den Weltmeisterschaftskampf gegen Vishy Anand. Carlsens elomäßiger Abstand zum Rest der Welt erinnert sehr an die Ära Bobby Fischers, die noch immer sehr präsent ist. Kein Schachlernender kommt an seinen Partien vorbei, und auch für die Medien ist er noch immer von größtem Interesse. Jüngst holte ihn Liz Garbus mit einer absolut sehenswerten Dokumentation in den Fokus der Öffentlichkeit zurück (Schach wichtiger als Watergate (2) - Zug um Zug in den Wahnsinn).
 
Letzten Freitag wurde ich gleich zweimal auf die amerikanische Schachlegende aufmerksam:
 
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"Bobby Fischer Teaches Chess" aus dem Jahr 1966 - eines von Olaf Steffens Lieblingsbüchern, steht auf einer amerikanischen Auktions-Plattform nur noch gut drei Tage zum, Verkauf.
Robert Fischers Unterschrift macht es für Liebhaber hiistorischer Bücher sicherlich besonders interessant. Der aktuelle Preis liegt bei 100 US$. ZUR AUKTION.
 
 
 

 

Einige Stunden später fiel mir in einem alten Sportverlagbuch das folgende Diagramm auf:

Fischerr Reshevsky

Fischer - Reschevsky, Weiß am Zug, Stellung nach 9. - Se8.

Der Beginn des Machtwechsels im amerikanischen Schach. Das 15-jährige Wunderkind besiegt das ehemalige.

Donnerstag, 22 Dezember 2011 21:53

Wünsche an Caissa

Da nun die Hochsaison für Wunschzettel an das Christkind, den Weihnachtsmann und weitere bekannte, aber dennoch anonyme Bittempfänger ist, hat sich die Krennwurzn in ihrer kindlichen Unbefangenheit aufraffen können ebenfalls einen Wunschzettel an die Schachgöttin zu schreiben.

Liebe Caissa,

bevor ich zu meinen Wünschen komme, möchte ich Dir herzlich für das Schachjahr 2011 danken – es hätte für mich wohl nicht besser kommen können. Trotz wenig Zeit für Schach kam ich in den heurigen Urlauben an schönen Orten mit Schach in Berührung. Zuerst im Frühling in Budapest der Besuch des legendären Szechenyi-Bad und dann noch im September eine Werbeveranstaltung für Sport in Florenz vor der Kirche Santa Maria Novella.

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(Schachbretter vor der Kirche Santa Maria Novella in Florenz)

Am Brett hast Du mich dieses Jahr total verwöhnt – ich spielte zwar wie meist grottenschlecht, aber dafür punktete ich hervorragend und blieb bis jetzt ohne Niederlage in einer Turnierpartie – mir ist klar, dass diese Serie beim 20. Donauopen in Aschach enden muss!

Nun aber zu meinem Wünschen – vor allem wünsche ich mir mehr Realitätssinn bei uns Schachspielern und ein wenig mehr Farbe im Denken. Das typische schwarz-weiß-Denken wird zwar vom Spiel vorgegeben, eröffnet aber abseits des Brettes in Kombination mit sportlich ehrgeizigem Sieg oder Niederlagedenken mehr Konfliktpotential und lässt vor allem wenig Raum für das schachtypische Remis – das sich dann Kompromiss nennt – oder sich im Grundsatz „Leben und leben lassen“ wiederspiegelt.

Dann wünsche ich mir weniger Neid im Schach – manchmal hat man das Gefühl, dass sich die Akteure nicht einmal das Schwarze unter den Fingernägeln vergönnt sind. Nahezu endlose Diskussion zu Bezügen von Funktionären und Spielern auf Verbandsebene legen hier ein sehr schlechtes Zeugnis ab, wie auch die unsäglichen Diskussion über die Verteilung der Preisgelder. Sei es die unsinnige Frage, ob man Rückflüsse an die Masse der Einzahler (Ratingpreise) zulassen soll oder nicht oder die ebenfalls endlose Fragerei welche Zweitwertung bei Turnieren angewandt werden sollte. Ein besonders krasses Beispiel hierzu ist, dass ein namhafter Schachspieler in diesem Zusammenhang sogar von Gelddiebstahl spricht und offensichtlich gar nicht daran denkt, dass man das als Wunsch nach jener Zweitwertung sehen könnte, die aktuell persönlich das meiste Geld ins Tascherl spült. Ein Wunsch, den nicht einmal Sie verehrte Caissa erfüllen können, denn Zweitwertung kann nicht bedeuten: jedem das Meiste, sondern bedeutet zwangsläufig fast immer „ungerecht“ Teilen. 

Da ich ja unersättlich bin, habe ich noch einen Wunsch, den die FIDE erfüllen könnte und der den meisten Ländern, die keine Schachspieler „exportieren“, helfen würde: ein Spieler ein Verein und zwar weltweit! Die Mitgliederzahlen sinken und viele beklagen, dass es immer schwieriger wird als Profi das Auslangen zu finden und da sollen „Wanderarbeiter“ die Lösung sein? Junge Leute kann man auf Vereinsebene leichter heranführen, wenn es fix bezahlte Profis im Verein gibt, deren Aufgabe neben den Meisterschaftsspielen auch das Trainieren und Sichten von jungen Talenten ist. Ein Verein kann sich dann schwerer eine Kaderliste voller Profis leisten, die nur zu den Spielen anreisen und sonst nicht zur Verfügung stehen. Vielleicht entwickelt sich aus einem fix angestellten Spieler ein „Localhero“ und dieser lockt dann seinerseits junge Spieler und Sponsoren an – wäre das nicht eine Zukunftsvision – gerade für die reichen mitteleuropäischen Länder?

Und da wir schon bei den Sponsoren sind, kannst Du, liebe Caissa, den Profis einmal im Schlaf den Unterschied zwischen einem Mäzen, der Geld zur eigenen Freude verschenkt und einem Sponsor, der für sein Geld eine Gegenleistung haben möchte, klar und verständlich erklären? Auch ein Sebastian Vettel muss Sponsorentermine wahrnehmen und sein Arbeitgeber nagt bei Gott nicht am Hungertuch.

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(legendäres Szechenyi-Bad in Budapest) 

Damit wir mit Schach nicht baden gehen, wäre es auch Zeit mit dem längst nicht mehr gültigen und widerlegten „Mythos vom Talent“ aufzuräumen – sogar in der Fischerdokumentation wurde klar angesprochen was viele moderne Studien längst bewiesen haben: der Erfolg, der zur Meisterschaft führt, kommt vom Arbeiten (viele 10.000e Stunden)!

Ich hätte noch so viele Wünsche, aber der Zettel neigt sich dem Ende, so bleibt mir nur noch zu sagen, dass es mich als Österreicher ungeheuer gefreut hat, dass der schachliche Underdog Deutschland Europameister wurde und mich als Zyniker die Aftershowparty zu wahren Begeisterungsstürmen hingerissen hat. Schade nur, dass uns Österreichern auch in Zukunft so eine Chance nicht geboten werden kann.

Deine Krennwurzn

"Zug um Zug in den Wahnsinn" - der Film
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Mittwoch, 07 Dezember 2011 15:15

"Zug um Zug in den Wahnsinn" - der Film

Sie haben den Film über die Schachlegende Bobby Fischer gestern Abend verpasst? Kein Problem, ARTE wiederholt am 19.12.2012 um 10 Uhr. Nachfplgend finden Sie die Dokumentation als LIvestream von der ARTE-Website (verfügbar nur bis zum 12.12.).

 

 

Zug um Zug in den Wahnsinn

Seit seiner Erfindung im sechsten Jahrhundert gilt Schach als Spiel der Könige, als klassisches Kriegsspiel und ultimative Herausforderung an den menschlichen Geist. Im 20. Jahrhundert überragte ein Spieler alle anderen: Der Amerikaner Robert James "Bobby" Fischer wurde von Beobachtern als Schachgenie und unberechenbarer Exzentriker beschrieben. Mit 15 Jahren war Fischer bereits Schachmeister der USA, sein größtes Ziel war es, Weltmeister zu werden und es auch für ungefähr 20 Jahre zu bleiben.
1972 war es soweit: Im isländischen Reykjavík trat der 29-Jährige im "Match des Jahrhunderts" gegen den amtierenden Schachweltmeister an, den Russen Boris Spasski. Seit Jahrzehnten dominierten sowjetische Spieler die Schachweltspitze. Doch in 18 Monaten Vorbereitungszeit auf die Begegnung hatte Fischer in einer beispiellosen Gewinnstrecke von 20 Spielen eine Reihe der besten sowjetischen Spieler besiegt.
Aber in Zeiten des Kalten Krieges war das Match um den Weltmeistertitel nicht nur für die Schachwelt bedeutend. Es war gleichzeitig ein Kampf der Ideologien. Fischer und Spasski wurden in der Öffentlichkeit als Feinde wahrgenommen, die einen Stellvertreterkrieg am Schachbrett führten. Henry Kissinger, der spätere US-Außenminister, hielt es für "gut für Amerika - und die Demokratie -, einen Amerikaner als Gewinner zu haben." Und den bekam die Welt. Fischer besiegte Spasski in einem nervenaufreibenden Match und wurde Weltmeister.
Schach ist ein Spiel wie kein anderes - bereits nach zwei Zügen können über 70.000 verschiedene Figurenkonstellationen entstehen. Manche besessene Spitzenspieler leben in einer abstrakten Welt aus Figuren, Feldern, unvorstellbar vielen möglichen Zügen und Stellungen. Einige finden aus dieser Welt nicht mehr zurück ins normale Leben. In ihrem Dokumentarfilm rekonstruiert Filmemacherin Liz Garbus aus Originalmaterial und Aussagen zahlreicher Zeitzeugen die Ereignisse um das "Match des Jahrhunderts". Gleichzeitig entwickelt sie das Psychogramm eines genialen Schachspielers, der sich Zug um Zug in den Wahnsinn spielte.

Bobby Fischer
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Groß war die Enttäuschung als Anfang August der lang erwartete Fischer Films "Zug um Zug in den Wahnsinn" kurzfristig abgesetzt wurde.. Wohl auch aufgrund überraschend vieler Anfragen hat ARTE ihn nun wieder ins Programm aufgenommen:

Am Dienstag, dem 6. Dezember um 22.00 Uhr, ist Showtime. Bis 12.Dezember ist die Sendung noch online:

http://videos.arte.tv/de/videos/zug_um_zug_in_den_wahnsinn-4296374.html

Zug um Zug in den Wahnsinn - Die Legende Bobby Fischer
Dokumentation von Liz  Garbus, USA, 2010
Der wohl begnadetste Schachspieler des 20. Jahrhunderts war der Amerikaner Robert James "Bobby" Fischer. Bereits mit 15 Jahren US-Schachmeister, startet er mit 29 Jahren den Angriff auf den Thron des Weltmeisters und tritt im "Match des Jahrhunderts" gegen den Sowjetrussen Boris Spasski an. Und da Schach ein klassisches Strategie- und Kriegsspiel ist, wird diese Partie in Zeiten des Kalten Krieges zum Kampf der Systeme stilisiert, den der unberechenbare Exzentriker "Bobby" Fischer gewinnt. Der Dokumentarfilm erzählt die Geschichte dieses Matchs und porträtiert das "Schachgenie" Fischer.

Nähere Informationen finden Sie unter http://www.arte.tv/ Rubrik Programm.

 

Robert Fischer
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Donnerstag, 04 August 2011 14:05

Schach wichtiger als Watergate

Update: Kurzfristig erhielt ARTE die Rechte zur Ausstrahlung des Dokumentarfilms „White Terror" zu dem Thema der weltweiten Vernetzung der Rechten Szene.
„Zug um Zug in den Wahnsinn“ fiel der Programmänderung zum Opfer. Und noch bertrüblicher: Die Redaktion reichte den Film bei zwei Festivals in Frankreich. Bobby Fischer wird also voraussichtlich erst Ende des Jahres oder gar erst Anfang 2012 auf ARTE zu sehen sein.

Heute Abend, 22 Uhr, sendet ARTE in deutscher Erstausstrahlung „Zug um Zug in den Wahnsinn – Die Legende Bobby Fischer“ (Programminfo)

Wir hatten Gelegenheit die Produktion bereits im Vorfeld zu sichten:

Liz Garbus Dokumentarfilm schafft in 90 Minuten einen eindrucksvollen Einblick in das Leben des Robert James Fischer, besser bekannt als Bobby Fischer, Schachweltmeister 1972-75.

Zum Teil authentisches Bildmaterial, kombiniert mit Zeitzeugen aus Fischers Umfeld und Anmerkungen Susan Polgars bilden eine kurzweilige Mischung, die auch Nichtschachspielern gute Unterhaltung garantiert.

Besonders beeindruckte mich, als Spieler der Nach-Fischer-Ära, die stimmig umgesetzte politische Bedeutung: So entsandte die Regierung ihren Nationalen Sicherheitsberater, Henry Kissinger, um Fischer zur Teilnahme an dem Jahrhundertmatch gegen Boris Spassky zu bewegen, und Schach war die Topmeldung des amerikanischen Fernsehens noch vor dem Politskandal Watergate 

Fazit: Absolut sehenswert!
Der Film vermittelt einem breiten Publikum Einblick in die Bedeutung des Schachs zu Zeiten des Kalten Krieges. Auch die Nähe von Genie und Wahnsinn wird auf beklemmende Weise spürbar.

Einzige (nicht bedeutende) Schwäche des Films. ist die an einigen Stellen fehlerhafte deutsche Übersetzung der Schachterminologie. Die zur damaligen Zeit im angelsächsischen Raum verbreitete „englische Notation“ bereitete dem wohl nicht schachspielenden Sprecher hörbare Probleme.

Für den Fall, dass Sie die Erstausstrahlung nicht sehen können, stellt die ARTE-Mediathek ARTE+7 den Film noch sieben Tage lang zum kostenlosen Streaming bereit: www.arte.tv/plus7.