April 2015
Einer muss der Letzte sein
Freigegeben in Blog

Werder Bremen II wieder in der Zweiten Bundesliga (!)

Es ist ja immer ein Leiden mit den Schachturnieren. Wenn man doch nur vorher wüsste, wie sie ausgehen und ob man erfolgreich ist – man könnte sich lange Tage am Schachbrett und viele enttäuschende DWZ-Auswertungen ersparen. Indes, vor dem Turnier ahnen letztlich nur die Schachgöttin Caissa und/ oder der Turnierleiter, wie ihre Schäfchen im Turnierrennen abschneiden werden.

Erst gestern wieder fasste ich mir ein Herz und reiste ins nahe Städtchen Achim. Dieser Ort hat nur einen Vornamen und war gestern Schauplatz eines Quickstep- Schachturniers.
Quickstep, die älteren Leser erinnern sich möglicherweise, trägt man hier im rauhen Nordwesten mit Vorliebe aus. Zwischen Oldenburg, Aurich, Wildeshausen und Bremen treffen sich die Apologeten des vierundsechzigfeldrigen Wahns in schöner Regelmäßigkeit und hauen an einem einzigen Tag drei stramme Turnierpartien aufs Brett. Bei einer Bedenkzeit von 60 Minuten für 30 Züge und weiteren 30 Minuten für den ganzen Rest ist es eine Art extensives Schnellschach-Rundenturnier, gefolgt von einer intensiven  DWZ-Auswertung.owensmall                                      Wenn es schnell gehen soll, empfehlen sich Bauernzüge (aber kein Doppelschritt!)

Und hier liegt auch zugleich das Problem – denn wenn es mal nicht läuft, verliert man zwischen Sonnenauf- und untergang gerne mal so um die 30 bis 40 Ranglistenpunkte.
Andererseits – it´s a free country, und wo Verlierer sind, gibt es auch Gewinner. Bei wem es gut läuft, der fährt mit einem feinen DWZ-Plus zurück nach Oldenburg, Aurich, Wildeshausen und Bremen, und auch ein kleines Preisgeld ist Teil der Anreizstruktur.

Ohne Vorwarnung fand ich mich am gestrigen Tag leider in der Gruppe der Verlierer wieder. In einer Runde zusammen mit IM Tobias Jugelt (DWZ 2378), Sven Charmeteau (DWZ 2250) und Dirk Bredemeier (DWZ 2220) hatte ich reichlich gute Chancen, nutzte sie aber allesamt nicht und ritt am Abend ohne jeglichen Punkt einsam und einmal mehr als Tabellenletzter dem Sonnenuntergang entgegen.

QuickstepAchim
Hier stehe ich wohl schon ganz gut,
     fuhrwerkte mich bei knapper Zeit aber noch zielsicher zu einer schönen Niederlage.

Meine Gegner hingegen teilten sich lächelnd den ersten Platz mit je 2 Punkten aus 3 Partien und versüßten sich den Abend mit ihrem Teil des Preisgeldes, für jeden waren es genau 11,-€.

Ein Blick auf die Tabelle belegt, wie ungerecht die verfügbaren Punkte aus dem Gesamtbudget aufgeteilt wurden:

1.-3. Tobias Jugelt, Sven Charmeteau, Dirk Bredemeier   je 2 Punkte

4.     Olaf Steffens                                                                    je 0 Punkte

Auch wenn dieses Ergebnis einen guten Anlass böte, endlich mit dem Schach aufzuhören und stattdessen Katzen zu züchten oder einen Teich zu bauen – diese edlen Projekte müssen noch ein wenig warten. Letztlich ist jedes maue Turnier ja auch Ansporn, noch ein paar Schachbücher zusätzlich unters Kopfkissen zu legen und es beim nächsten Mal einfach wieder zu probieren. Es muss ja nicht gleich wieder der letzte Platz werden.

Und damit kommen wir zu den guten Nachrichten, denn die gab es gestern ja auch – unbedingt!

Werder II ist zurück

Denn es war während der späten Abendrunde des Turniers, als jemand in den Raum fragte, wie denn eigentlich der HSV gespielt habe. Jemand antwortete, drei zu zwei gewonnen gegen Augsburg! – und ich wusste, der Tag war gerettet, egal wie meine letzte Partie ausgehen würde. Neue Hoffnung im Abstiegsrennen – gut gemacht, Hamburger!

hsv2

Und dann war da noch diese Mail. Vor zwei Wochen hatte meine Mannschaft, der SV Werder II, in der letzten Ligarunde gegen Tabellenführer Hannover 96 gewonnen und war dadurch Meister geworden in der Oberliga-Nordwest (man ahnt es schon – ebenso wie Quickstep-Turniere wird auch diese Liga vornehmlich im Nordwesten ausgetragen).

Allerdings hatte Werderzwo eines seiner Spiele kampflos mit 8 : 0 gewonnen, als Turm Lüneburg in der siebten Runde kurzfristig nicht angetreten war. Diese kampflosen Brettpunkte führten nun zu Ungemach, denn das nordwestdeutsche Titelrennen wurde nur sehr knapp aufgrund von Brettpunkten entschieden.
Turnierleiter Jürgen Kohlstädt sah daher in dem 8 : 0 eine Benachteiligung der Hannoveraner und nahm das Ergebnis aus der Wertung, ebenso wie das 4,5 : 3,5, das Hannover im Spiel gegen die Lüneburger erreicht hatte. Mit einem Mal also stand Hannover auf Platz Eins, und nichts war es also mit einer Rückkehr von Werderzwo in die zwote Liga?
Man kann beide Sichtweisen verstehen – Werder allerdings protestierte und argumentierte dagegen, schrieb einen langen Brief an das Norddeutsche Schiedsgericht, und so wurde das Geschehen gestern in Hamburg von berufener Seite gesichtet und bewertet.
Und am Abend dann eine Mail von Werder-Kapitän Stephan Buchal – das Schiedsgericht hatte für uns entschieden! Werderzwo ist zurück in der Zweiten Liga – hurra! Oder: HURRA!

ElfKekse1
                    Rückkehr in die zweithöchste Etage

Es war ein sehr spannendes Jahr in der Oberliga, und nun kommen wieder Spiele in Hambuuurch, gegen die aus der Bundesliga zurückgekehrten Rostocker und auch gegen unsere Berliner Freunde von König Texel. Wir freuen uns!

So kam es, dass ich gestern vom Quickstep als verdienter Tabellenletzter nach Hause fuhr, und dann doch in die Zweite Bundesliga aufstieg!
Wenn auch Juristen einwenden mögen, dass beides nicht ursächlich miteinander zusammenhängt – ist egal!

********************

Wenn Sie diesen Blog-Artikel gerne gelesen haben, wäre es schön, könnten Sie einen kleinen Betrag für die Erdbebenopfer in Nepal, oder für die Arbeit von Sea Shepherd ("Defending Ocean Wildlife Worldwide") spenden.
Herzlichen Dank!

Gestern gab es eine Pressekonferenz in St. Louis - vorab angekündigt als "grösste Meldung im internationalen Schach seit 1988". "Neue Ära im Schach" stammt von chess24, die es mit einem Fragezeichen versehen, das tue ich auch. Worum geht es? Das neue, naja nicht wirklich neue Projekt besteht darin, dass ein paar Superturniere sich unter dem Namen "Chess Tour" zusammentun, vorher wurde der Name 'Golden League' zirkuliert [der Seitenhieb sei erlaubt, chess24 hiess anfangs cisha - da ist nachvollziehbar, dass sie später einen international markanteren Namen wählten]. Was ist weiterhin neu? Sie haben sich geeinigt, dass Spieler wie Gelfand, Svidler oder auch Naiditsch (einer von vielen möglichen Namen, aber ich schreibe ja für ein deutsches Publikum) draussen bleiben müssen - nur die allerbesten (plus jeweils eine Wildcard) sind willkommen. Sie haben jede Menge Geld und geben das aus - wie gesagt nur für Spieler die ohnehin bereits reich oder zumindest vermögend sind. Last but not least: Kasparov (in einer Nebenrolle auch Short) wollen sich damit schachpolitisch profilieren. Disclaimer vorab: nicht alles was ich nun schreibe ist absolut ernst gemeint, mitunter bin ich eben ironisch bis sarkastisch.

Die drei Turniere - Norway Chess, Sinquefield Cup und London Classic - sind alle relativ neu, alle ein Produkt der Carlsen-Ära und des Carlsen-Hypes, alle dem Kasparov - Carlsen - Sinquefield - anti-FIDE Lager zuzuordnen. Vielleicht deshalb wurde Gashimov-Memorial nicht eingeladen - Aserbaidschan hat allgemein ein neutrales bis positives Verhältnis zur FIDE. Zum Bild passt, dass anfangs gesagt wurde "das ist völlig unabhängig von FIDE!". Das trifft doch auf alle private (Super)Turniere zu? Es kann dann drei Dinge bedeuten: 1) Es ist schlichtweg Blablabla oder schachpolitische Propaganda. 2) Sie sind konsequent, und die Turniere werden nicht Elo-ausgewertet. 3) Sie wollen das Ganze als alternative Weltmeisterschaft inszenieren oder verkaufen. Dazu später mehr ... .

Erst ein bisschen Schachgeschichte zu meinen Lebzeiten. Was meinen sie mit 1988? Damals gab es - Idee von Kasparov - eine World Cup Turnierserie der Grandmasters Association. Die Turnierserie gab es einmal, und auch die GMA verschwand schnell von der Bühne - warum sie daran erinnern, ist ihr Geheimnis. Nächster Versuch war der Grand Slam, Idee von Danailov, ähnliches Konzept wie nun die Chess Tour: einige Superturniere tun sich zusammen, in dem Fall immerhin mit (neu) extra Finale in Bilbao. Da hat dann zunächst Danailovs Schützling Topalov das Interesse verloren (da das Preisgeld in Bilbao nicht seinen Vorstellungen entsprach). Später verschwanden drei der vier Turniere: nur Wijk aan Zee gibt es nach wie vor und hoffentlich noch viele Jahre, Bilbao gibt es auch noch aber es ist ein Schatten seiner selbst verglichen mit den ersten Jahren. Damals gab es übrigens Gerüchte über neue Superturniere in Seattle und Argentinien; nun gibt es Gerüchte betrifft ein Turnier in Indonesien, und in der Pressekonferenz wurde auch die Schachhochburg Afrika erwähnt - was daraus wird, abwarten.

Wie genau wurde die Chess Tour bzw. Golden League angekündigt? Zuerst gab es Gerüchte in norwegischen Zeitungen, dann wurde eine offizielle Pressekonferenz mehrfach angekündigt und wieder verschoben, dann Bühne frei in St. Louis. Weitestgehend klopften sich die drei Turniere gegenseitig kräftig auf die Schulter. Zum Beispiel Tony Rich (der vor kurzem Wesley So disqualifizierte): "They really represent the pinnacle of chess around the world. It's the gold standard. These three events have established themselves as the premiere, the flagship events, down to every detail, from organization and execution to spectator experience and conditions for the players." Sinngemässe und knappe Übersetzung: "Wir sind soooooo toll!". Auch Kasparov wurde gelobt, Heimspiel (und Freibier) für alle! Dann wurden die Teilnehmer genannt, angeblich wollen sie (sagte Rich) aus allen Superstars machen - bisher taten sie das nur für Carlsen und auch Nakamura. Grundlage war die Ratingliste Januar 2015, von oben nach immer noch sehr weit oben, also: Carlsen, Caruana, Grischuk, Topalov, Anand, Aronian, Giri, Nakamura. Moment mal, warum fehlt die damalige Nummer 8 Kramnik? Er hat die Einladung abgelehnt, vielleicht hat er keine Lust auf diese Kasparov-Show.

Carlsen-Adjutant Tarjei Svensen hat eine andere Theorie: Auf Twitter fragte er, ob Kramnik demnächst seinen Rücktritt vom Turnierschach erklärt - diesbezüglich ist er Wiederholungstäter, er tat es bereits im Juli 2014 nach oder während Kramniks schlechter Vorstellung in Dortmund. Nun wieder einmal Salz in Kramniks Wunden streuen, wobei das Timing vielleicht nicht ganz zufällig war. Im Stile einer Boulevardzeitung: "Tritt er (Politiker oder Fussballtrainer) zurück?" - Carlsens Sponsor ist übrigens die norwegische Boulevardzeitung VG. Einige andere (Europe Echecs und DeepMikey von den Chesstigers) fanden das geschmacklos, ich auch. Hintergrund ist, dass Kramnik in 2011 mal sagte, dass für ihn mit etwa 40 Jahren vielleicht Schluss ist. Zumindest ein bisschen länger spielt er wohl: Dortmund 2015 direkt nach seinem 40. Geburtstag.

Damit haben sie acht Spieler, vorgesehen sind neun, immer dieselben, plus eine Wildcard. Den neunten Namen haben sie auf der Pressekonferenz nicht verraten, sondern erst kurz danach auf ihrer Webseite: Maxime Vachier-Lagrave. Da kann man sich nun wundern: Grundlage war die Eloliste Januar 2015, da war MVL Dreizehnter noch hinter So, Karjakin und Mamedyarov. Es gibt diverse Gründe, um Karjakin nicht einzuladen: 1) Er hat zweimal hintereinander Norway Chess gewonnen, vorgesehener Turniersieger war Carlsen. Höchste Zeit, um mit einer Tradition zu brechen - eigentlich wird bei allen Turnieren der Vorjahressieger wieder eingeladen. 2) Kasparov mag seine politischen Meinungen nicht. 3) Meinetwegen auch: man mag seine Art Schach zu spielen nicht. Aber erst sagen sie "Elo entscheidet, und zwar diese Liste", und dann weichen sie davon ab wobei sie es auf der Pressekonferenz nicht erwähnen. Vielleicht wollen sie ja neun Spieler aus neun Ländern, dann sollen sie das sagen. Ich habe übrigens absolut nichts gegen Vachier-Lagrave.

In der Pressekonferenz gab es nur Fragen von 'befreundeten' Journalisten, z.B. "Was ist der Unterschied zur FIDE Grand Prix Serie?" - Steilvorlage für Nigel Short: "Wir sind besser!". Das wurde dann näher erläutert mit "wir haben die allerbesten Spieler, einschliesslich Carlsen!". Carlsen haben sie, weil sie dem Carlsen-Lager zuzuordnen sind, die anderen bekommen sie weil das Preisgeld stimmt. Ansonsten sind es eben unterschiedliche Konzepte: die FIDE Grand Prix Serie wendet sich an einen etwas breiteren Spielerkreis - ein bisschen mehr Demokratie statt nur Elo-Diktatur. Natürlich konnte man sich über Elo für die GP-Serie qualifizieren, aber auch z.B. über den Weltcup. Dann haben die Weltcup-(Halb)Finalisten Andreikin und Tomashevsky jeweils ein GP-Turnier gewonnen, derlei Überraschungen sind bei der Chess Tour nicht drin. Generell kann bei der FIDE im Prinzip jeder Weltmeister werden bzw. zumindest am WM-Zyklus teilnehmen - auch ich könnte mich theoretisch bei der Europameisterschaft für den Weltcup qualifizieren, und dann beim Weltcup für das Kandidatenturnier. Es ist eben ein anderes Konzept, vielleicht nicht besser aber auch nicht schlechter?

Meine Meinung zur Chess Tour: Warum nicht, sie können das schon machen und inszenieren. Ob drei nahezu identische Turniere wirklich eine neue Ära im Schach einläuten, bleibt Ansichtssache. Und es ist doch nix Neues, nur bereits Vorhandenes anders verpackt und lauter vermarktet? Zum Glück (sagt Thomas Richter) gibt es weiterhin Turniere wie Wijk aan Zee, Dortmund, Biel, ... die nicht nur die absoluteste Weltspitze einladen. So, ich mache Schluss - ich habe bewusst ein bisschen übertrieben ... .

Kleine Gehirne – wenn das Nachdenken Short geht
Freigegeben in Blog

Und täglich grüßt das Murmeltier mag man sich denken und Schach ist ja eine der letzten Oasen des Machismo, denn auch in der Wissenschaft und in der Kunst ist das Thema schon lange durch und auch die weltberühmten Wiener Philharmoniker haben schon Frauen in ihren Reihen!

Nun hat Nigel Short im New in Chess Magazin einen Artikel „Vive la difference“ im Vorfeld seines Wettkampfs am 25+26. April gegen Kasparow in Saint Louisettkampfs am 25+26. April gegen Kasparow in Saint Louis veröffentlicht und dort geschrieben: „Männer und Frauen sollten einfach akzeptieren, dass sie anders verdrahtet sind" und in der folgenden Diskussion auf Twitter noch nachgelegt: „Männer und Frauen haben unterschiedliche Gehirne. Das ist ein biologischer Fakt.“ Eine gute Übersicht über die Ereignisse liefert ChessBase im Artikel „Zu kleine Gehirne“ mit vielen Links zum ausgelösten Rauschen im Medienwald!

2015Gehirn01


Nun gibt es Studien, dass der Spielstärkeunterschied der Weltspitze im Schach zwischen Männern und Frauen nur darauf beruht, dass einfach weniger Frauen im Spitzenschach vertreten sind und natürlich auch Studien, die dies bezweifeln. In den Expertenstreit möchte ich gar nicht eingreifen, sondern ganz einfach einmal annehmen, dass Short mit seinem vermuteten geschlechtsspezifischen Leistungsunterschied Recht hat und dann darüber nachdenken wie sich dieser in der Realität darstellen würde und dann aus diesen Erkenntnissen den geschlechtsspezifischen Leistungsunterschied abschätzen zu versuchen. Machen wir daher einen Blick auf einen Sport, wo es tatsächliche anatomisch bedingte geschlechtsspezifische Leistungsunterschiede gibt und wählen den 100 Meter Sprint. Frauen sind da 1 Sekunde langsamer als Männer was die Weltrekorde betrifft - 9,50 zu 10,5 ganz grob gesprochen.

Unbestritten ist dann, dass eine noch so gute Frau es niemals ins WM-Finale schaffen würde – auf’s Schach umgelegt ist also ein SUPER-GM (2700+) unmöglich – ebenso würde keine Frau es in ein internationales Event schaffen, was schachlich GM-Niveau entsprechen könnte. Nicht einmal in das Finale vieler Landesmeisterschaften würde es die schnellste Frau schaffen und das lege ich mal locker auf gutes IM-Niveau! Und dennoch ist fast jeder männliche Hobbysportler gegen die schnellste Frau hoffnungslos verloren – möglicherweise wären auch gut trainierte Sportler aus anderen Sportarten (Fußball, Tennis, etc) in der Masse langsamer. Und jetzt bedenken wir, das alles verursacht eine einzige Sekunde oder grob umgerechnet eine um 10% schlechtere geschlechtsspezifische Leistung!

2015Gehirn04

Nun wie sieht das im Schach aus und starten wir bei Landesmeisterschaften und nehmen wir als Land Österreich und schauen ins Jahr 2006 zurück nach Köflach zur geschlossenen Staatsmeisterschaft (Kat. 7 – Eloschnitt 2401 – IM-Niveau), die von der bekannten IM Eva Moser mit 6/9 gewonnen wurde. Vergleichbares ist mir aus der Welt des 100 Meter Sprints nicht bekannt und wohl eher unwahrscheinlich bis sogar möglicherweise schlicht unmöglich!

2015Gehirn03

Im Jänner 2015 spielte die Chinesin Hou Yifan beim Traditionsturnier in Wijk an Zee und ließ dort drei Herren in der Tabelle hinter sich und hatte auf Aronian nur einen halben Punkt Rückstand. Das wäre wie wenn eine Sprinterin beispielsweise am berühmten Letzigrund im 100 Meter Finale nicht nur nicht Letzte würde, sondern ganz knapp hinter einem zwar in etwas schlechter Form befindlichen absoluten Weltklassesprinter ins Ziel käme – das kann man einfach nur mehr unrealistisch einstufen! Möglicherweise wären wir da bei einer halben Sekunde oder einer um 5% schlechteren Leistung angekommen!

2015Gehirn02

Und nicht zu Letzt hat es Judith Polgar im Oktober 2005 auf Rang 8 der Weltrangliste geschafft – nebenbei taucht auf dieser Liste Nigel Short auf Rang 32 unter – und dies wäre auf Sprintverhältnisse umgelegt sogar für Hollywood absolut nicht einmal träumbar, denn wir sprechen von 9,80 und zirka 2,5% Leistungsunterschied und vergessen wir nicht der deutsche Rekord liegt bei 10,05 aus dem Jahr 2014.

Kann man damit einen möglichen geschlechtsspezifischen Leistungsunterschied im Schach ausschließen? Ehrlich gesagt nein, aber ein vergleichender Blick sollte uns sagen, dass falls es ihn doch geben sollte, dieser ziemlich klein – wenn nicht sogar vernachlässigbar - sein könnte. Und möglicherweise existiert er auch gar nicht – dafür würde auch sprechen, wie ein Kind entsteht: aus je einem halben weiblichen und männlichen Satz an Erbinformationen (DNA) entsteht ein einziger Zellkern mit einem neuen, vollständigen Chromosomensatz und würden da von den Frauen „kleinere Gehirne“ weitergegeben, dann könnte das eine Abwärtsspirale auslösen und so funktioniert Evolution erfahrungsgemäß einfach nicht!

Was bleibt? Wir haben einen zu geringen Frauenanteil im Schach und zu viele Machoträumer und Short versteht es immer wieder sich zum richtigen Zeitpunkt auch mit zweifelhaften Aussagen in Sachen PR in eigener Sache in Szene zu setzen!

Ja und der Mensch als Mann und Frau ist doch ein wunderbares Wesen und mit all seinen Schwächen auch unheimlich erfolgreich!

Michael Woltmann bei der DEM 2014 in Verden, kurz nach einem großen Blitzschach-Erfolg gegen Michael Langer
Freigegeben in Blog

Was erlauben Schachbund? Unser aller Verband, seit Jahren geübt und bewährt darin, solide Strukturen für den Schachsport zu schaffen, landesweite Ligen und Meisterschaften erfolgreich zu organisieren, die DWZ zu berechnen und Frauen, Prinzen, die Jugend und alle, die es verdient haben, zu fördern -  unser Verband schlittert offenbar in eine leichte Irritation in der Führungsspitze.

Es begann ja alles schon im Herbst bei den Deutschen Meisterschaften in Verden. Gut zwei Runden vor Schluss des Turniers trat Klaus Bischoff von seinem Amt als Deutscher Meister zurück. Das dadurch entstandene Machtvakuum im DSB füllte sich aber flugs, als man Daniel Fridman nur wenige Tage später als Bischoffs würdigen Nachfolger ausrief und so die Krise bald glücklich überwinden konnte.

Dann aber kam das Frühjahr, und mit ihm verschwand nicht nur das schlechte Wetter, sondern auch Michael Langer aus dem Vorstand des DSB. Der Vizepräsident für Finanzen kündigte an, bei den im Mai anstehenden Wahlen nicht wieder für sein Amt kandidieren zu wollen.
Was war der Hintergrund? In einem Geheim- Interview mit der berüchtigten Krennwurzn blieben die Gründe eher im Vagen - laut Langer war die Arbeit innerhalb des Präsidiums "inhaltlich und atmosphärisch nicht mehr positiv". Als Präsident des Niedersächsischen Schachverbandes wird Michael Langer allerdings weiter ehrenamtlich wirken.

Dennoch, ein kompetenter und langjährig engagierter Mann bereits weg aus der Schachbund-Spitze, schade ist das, doch kaum hatte man sich damit arrangiert, folgte bereits der Nächste: heute meldete sich ein weiterer Michael vom Dienst ab und erklärte ebenfalls, bei der kommenden Wahl nicht wieder zu kandidieren.

Seit zwei Jahren hatte der Bremer Michael Woltmann in seiner Funktion als Vizepräsident für Verbandsentwicklung versiert an der Außendarstellung des Schachbundes gefeilt. Unter anderem gehen die neu gestaltete DSB- Homepage und eine neue, inhaltlich spannendere Ausrichtung der Seite mit aktuellen Beiträgen auf seine Initiative zurück, ebenso die Öffentlichkeitsarbeit im virtuellen Raum via Facebook und mit der Schachbund-App.


                            Was ist nur mit den Michaels?

Zwar ist die Datenlage zu beiden Personalien insgesamt noch recht dünn, doch fällt auf, dass nun binnen Kurzem zwei Vize-Präsidenten den alten Tanker DSB verlassen werden.
Solcherlei Wechsel sind natürlich durchaus normal in einem demokratisch gewählten Präsidium, denn die Verbandsarbeit fordert Zeit und permanente Energie von ihren Ehrenamtlichen, und sie bringt Strapazen und Enttäuschungen mit sich. Da hört man dann manchmal einfach lieber auf - aus reinem Selbstschutz, und vielleicht auch, weil die oft zähe Tätigkeit der Funktionäre in Teilen der Schachbevölkerung nicht immer so hoch angesehen und, wie heißt es noch, gewertschätzt wird, wie es angebracht wäre.

Doch darüber hinaus scheint auch das Verhältnis zum vor vier Jahren als Hoffnungsträger gestarteten DSB-Präsidenten Herbert Bastian nicht mehr ganz unbelastet zu sein. In der Kongressbroschüre, die als Vorlauf zum im Mai stattfindenden DSB-Kongress in Halberstadt bereits veröffentlicht wurde, schreibt Michael Langer: 
"In Sachen Strukturrreform erlebte und erlebe ich ein Vorgehen des Präsidenten [...], das ich nicht bereit bin, mitzutragen."

Und: "Die Arbeitsatmosphäre im Präsidium, insbesondere die nicht stattfindende kooperative Führung und die Tatsache, dass nur in den seltensten Fällen überhaupt verbindliche Ergebnisse erzielt wurden, finde ich unerträglich."

Ups! Das sind zwei happige kleine Statements, und für sich allein gesehen werfen sie kein allzu helles Licht auf die (Zusammen-) Arbeit im höchsten schachlichen Gremium der Republik. Nun geht es in den allermeisten Vorständen kaum einmal ohne Reibereien ab, und auch nicht immer gehen alle fröhlich und beseelt nach einer Sitzung wieder zurück nach Hause. Dennoch werden Irritationen nicht ohne Weiteres immer publik gemacht - und die Tatsache, dass dies hier geschehen ist, lässt dann doch eine Deutung zu.


                              Ein Hauch von Unruhe auf dem Schachbrett

Wie ist es also bestellt um die Arbeit im Schachbund und um unseren Verband, unsere Leute in Berlin, die sich mit diffizilen Herausforderungen herumschlagen müssen - dem Mitglieder- und Vereinsschwund, dem steigenden Durchschnittsalter, einer gelinden Finanznot und dem nach wie vor recht mauen Image des Schachs in der Öffentlichkeit?
Wird das alles besser werden ohne die beiden Michaels? Oder werden sie dem DSB und einer inhaltlich-konstruktiven Arbeit sehr fehlen? Aus der Ferne ist das natürlich kaum zu beurteilen, doch stimmen die beiden jetzt erfolgten Personalwechsel  - oder soll man sagen "Rücktritte" - im Präsidium recht nachdenklich.

16. April 2015

Alles Gute, Jörg!

Der Gründer dieses Blogs und Betreiber dieser Website ist heute fünfzig geworden.

Seit vielen Jahren veranstaltet Jörg erfolgreich Schachseminare und Schachreisen - zuletzt  gerne auf Kreuzfahrtschiffen. Für kurze Zeit gab er auch ein monatliches Magazin heraus, das sich am Markt nicht durchsetzen konnte, von dem aber der Name dieses Blogs geblieben ist: Schach-Welt.

Davor war Jörg viele Jahre Nationalspieler. Er knackte die 2600-Elogrenze, als das noch erweiterte Weltspitze bedeutete. Dabei baute er nicht auf Hauptvarianten, sondern darauf, dass seine Gegner irgendwann ihre Stellung überschätzen oder den Faden verlieren. Dass Variantenwissen überschätzt wird, dafür ist Jörgs Schach der beste Beweis. 

MS Langer mit Krennwurzn über Schach und Finanzen
Freigegeben in Blog

In den Reaktionen auf die für manche zu lockeren Gespräche mit DSB-Präsident Bastian im August 2014 war unter anderem auch der Wunsch, die Krennwurzn möge doch auch mal den DSB-Vize Finanzen bequatschen. Ende Jänner 2015 schickte die Krennwurzn also eine Gesprächsanfrage und bekam eine positive Rückmeldung und das Gespräch begann via Email – nach ein paar beiderseitigen beruflichen, privaten und urlaubsbedingten Pausen, kann dieses Gespräch nun endlich online gehen!

Krennwurzn:
Starten wir mit etwas Smalltalk: „Michael S Langer“ langjähriger DSB-Vize Finanzen und aktiver Schachspieler wie der Präsident auch, was sollten unsere Leser noch über Dich als Person wissen?

MSL:
Ich bin 48 Jahre alt, seit 22 Jahren verheiratet und im "richtigen Leben" in einem bundesweit im Bereich der beruflichen Bildung agierenden Unternehmen Regionalleiter Niedersachsen. Neben meinen Aufgaben im Deutschen Schachbund bin ich u.a. seit 2007 Präsident des Niedersächsischen Schachverbandes. Meine Hobbys neben dem Schach sind Lesen und das Reisen mit meiner Frau. Ach ja: Wir haben zwei Katzen!


2015MSL1DSB Vize Finanzen Michael S Langer

Krennwurzn:
Nun die Katze ist ja schon aus dem Sack: Du hast bekanntgegeben für keine weitere Funktionsperiode als Vize-Finanzen zur Verfügung zu stehen – es stellt sich daher die logische, aber kurze Frage: warum?

MSL:
Ich bin nach 12 Jahren an den Punkt gekommen, an dem ich meine Tätigkeit im DSB nachhaltig hinterfragt habe. Und ich bin dabei zu dem Ergebnis gekommen, dass ich die Arbeit im Präsidium inhaltlich und atmosphärisch nicht mehr positiv genug bewerten kann, als dass ich mir ein „weiter so“ hätte abringen können. Details über meine Unzufriedenheit werden im Rahmen des DSB-Kongresses sicher intensiv diskutiert und sind vorab in meinem schriftlichen Kongressbericht nachzulesen.

Krennwurzn:
Kurze Zwischenfrage: Präsident Niedersachsen bleibst Du?

MSL:
Ich werde mich ab Mai mit (noch) mehr Intensität der Arbeit als Präsident des Niedersächsischen Schachverbandes zuwenden. Und darauf freue ich mich!

Krennwurzn:
Schauen wir erst einmal ein wenig zurück: 2014 mit dem drohenden „Supergau“ des Verlust des Status „förderungswürdiger Sport“ für Schach war sicherlich schwierig – wie sieht Dein Rückblick auf 2014 aus?

MSL:
Ich antworte mal in Schlagworten! Anstrengend, nervenaufreibend, die Grenzen des Ehrenamtes austestend und am Ende so erfolgreich wie eben unter den derzeitigen Rahmenbedingungen möglich. Wir dürfen jetzt (weiter) Anträge an das BMI stellen! In welcher Höhe diese Anträge beschieden werden, wissen wir im Laufe des Jahres! Aber: Das ist mehr, als im Mai 2014 zu erwarten war! Die Haushaltslage des DSB hat sich durch die sehr späte Zahlung der BMI-Gelder im Dezember 2014 und die damit verbundene "Nichtmöglichkeit", das Geld auszugeben, nachhaltig konsolidiert. Der Jahresabschluss weist ein Plus von knapp 90.000,--€ aus und steigert unsere Liquiditätsrücklage auf knapp 260.000,-- €. Ich habe dem Präsidium trotz dieser positiv klingenden Zahlen einen ersten Entwurf des Nachtragshaushaltes vorgelegt, der eine Fortsetzung des Sparkurses, zumindest bis zum Zeitpunkt des Vorliegens eines für die kommenden Jahre mehr Sicherheit vermittelnden Bewilligungsbescheides, vorsieht.

Krennwurzn:
Viele Funktionäre klagen über die immer steigende Belastungen und dennoch hat man das Gefühl, dass die Masse der Schachspieler – sagen wir es salopp - Unmut gegenüber den Funktionären empfindet. Da muss doch was falsch laufen?

MSL:
Je weiter sich die Arbeit von der Basis der SchachspielerInnen entfernt, desto skeptischer wird diese Arbeit beurteilt. Es ist uns, wie so vielen anderen Verbänden und Institutionen, niemals wirklich gelungen, die intensive ehrenamtliche Arbeit im Dachverband (die manchmal weit über ein eigentlich verträgliches Maß hinaus geht) als nutzbringend für die Basis darzulegen. Um dieses Ansinnen nachhaltig zu verfolgen, bedarf es m.E. einer schriftlichen Ausarbeitung, die das, was der DSB leistet, in Gänze und vor allem transparent abbildet. In Stichworten: Spielbetrieb, Wertungen, stabile Finanzen, Leistungssportförderung….! Und das für 10,-- Euro im Jahr! Und natürlich: Das eine oder andere lässt sich auch inhaltlich verbessern.

Krennwurzn:
Kontrovers diskutiert wird auch, inwieweit Spitzensportförderung Aufgabe des DSB ist. Das Schachjahr zeigt super Erfolge, erscheint aber auch irgendwie sinnlos, wenn die Leute dann (berechtigterweise) studieren gehen!

MSL:
Die Förderung der Prinzen hat gezeigt, dass gesetzte Ziele mit der notwendigen Stringenz erreicht werden können. Und Ja: Ich finde es in fast allen Fällen richtig, dass erst der Beruf bzw. der Weg in denselben kommt. Ich plädiere dafür, dass wir mit diesem Thema realistisch umgehen. Der DSB wird keinen Weltmeister "produzieren" können!

Krennwurzn:
Ich würde gerne ein wenig noch in die Zahlen gehen und da drängt sich die Frage nach der doch sehr hohen Liquiditätsreserve gerade im Hintergrund von kolportierten, möglichen Beitragserhöhungen auf.

MSL:
Mein vorgelegter Haushaltsentwurf zielt darauf ab, dass keine Beitragserhöhung (zumindest für die Jahre 2016 und 2017) notwendig wird! Für den Kongress habe ich deswegen einen Antrag auf Beibehaltung der derzeitigen Beitragsstruktur gestellt.
Du beanstandest die Höhe der Liquiditätsrücklage!? Seit ich im Amt bin, lege ich fast schon gebetsmühlenartig dar, dass der DSB eine Rücklage von ca. 220.000,--€ benötigt. Dies begründet sich damit, dass im ersten Quartal keine Einnahmen erzielt werden können, die erste Beitragsrate unserer Mitgliedsverbände wird im April gezahlt, und nichts desto trotz Gehälter, Miete und anfallende Rechnungen gezahlt werden müssen. Rechnet man dann noch einen Aufschlag für unvorhergesehene Ausgaben hinzu, kommt man auf die von mir genannte Summe!

Krennwurzn:
Den großen Brocken Personalkosten möchte ich eher außen vor lassen, aber ein Blick auf 94T Kosten für Ehrenamt und 63T für die Geschäftsführung im Gegensatz zu 108T Leistungssportförderung in der auch 25T für Bundestrainer enthalten sind, schaut doch etwas „ungleichgewichtet“ aus.

2015MSL2„Einnahmen_und_Ausgaben_2013“ – PDF von DSB-Homepage

MSL:
Es stimmt! Unsere Personalausgaben sind gemessen am Gesamthaushalt hoch. Aber, wie soll der DSB denn ohne Hauptamtlichkeit überhaupt funktionieren? In den Personalausgaben sind die Kosten für unsere Trainer inkludiert. In den Kosten für die ehrenamtlichen Aufwendungen sind alle Kosten, die für den DSB im Laufe eines Jahres (also auch Kongress, Kommissionen, Präsidiumssitzungen….) enthalten. Und dass eine Geschäftsstelle Kosten (Miete, Dienstreisen, Geräte, laufende Renovierungen….) verursacht, ist selbstverständlich. Der Leistungssport hatte in den letzten Jahren mehr Geld zur Verfügung. Die geringe Summe des Jahres 2013 begründet sich u.a. mit erst in 2014 zu zahlenden Rechnungen.

Krennwurzn:
Ein weiteres heikles Thema in der Öffentlichkeit ist die etwas intransparente Sache mit der DSB Wirtschaftsdienst GmbH. Ist die noch notwendig, zeitgerecht oder soll die abgewickelt werden?

MSL:
Die WD GmbH tätigt vom Grundsatz her alle Aufgaben unseres wirtschaftlichen Zweckbetriebs. Und wirklich heikel war und ist sie nicht. Sie gehört mittlerweile zu 100% dem DSB! Von ihrer Gründung im Jahr 1985 gehörte sie bis in das Jahr 2010 verdienten (Einzel-)Mitgliedern des DSB. Ihre Einlage in Höhe von damals jeweils 10.000,-- DM haben sie zwei oder dreimal mit einer kleinen Dividende „entlohnt“ bekommen. Man braucht viel Enthusiasmus für die Sache, um das als lohnende Anlage zu bewerten. Der DSB hat die Anteile dann in zwei Schritten gekauft. Erst wollten Erben der Eigner ihre Anteile „loswerden“ und dann hat das BMI sich den Restankauf „gewünscht“. Die Irritationen und Spekulationen über diese Minifirma begründen sich wohl hautsächlich damit, dass der Jahresabschluss nicht Bestandteil der Kassenprüfung war.

Krennwurzn:
Noch heikler erscheint mir der Komplex den man mit Compliance bezeichnet. Immer wieder werden im Umfeld von FIDE Wahlen Korruptionsverdachtsfälle in die Öffentlichkeit gespielt. Wie damit umgehen und vor allem auch mit dem Problem, dass es natürlich Funktionäre geben kann, die in die eigene Tasche arbeiten.

MSL:
Ich beschränke mich in meiner Antwort erst mal auf den DSB. Ich kenne keinen Fall, in dem in Deutschland während meiner 12-jährigen Amtszeit tatsächlich Korruption nachgewiesen wurde. Dass es immer mal wieder Gerüchte gibt, liegt auch an der mittlerweile oft zu recht sehr kritischen und misstrauischen Betrachtung aller großen Sportorganisationen.

Krennwurzn:
„Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube..“ wird sich hier in Erinnerung an einen Dichterfürsten ein Großteil der Leserschaft denken, obwohl es auch nach meinen Informationen keinen gerichtlich nachgewiesen Korruptionsfall gegeben hat. Aber in der öffentlichen Wahrnehmung gab es doch Vorfälle die eine „schiefe Optik“ aufwiesen – sowohl in Deutschland als auch natürlich international. Dürfen sich da der DSB und seine Funktionäre da so einfach in die Burg „juristisch Bewiesenes gibt es nicht“ zurückziehen?

MSL:
Was soll ich antworten? Natürlich kenne ich auch Gerüchte! Und ich weiß auch, wie wir intern mit diesen Gerüchten umgegangen sind. Aber: es gibt in dem Zeitraum, in dem ich in erster Reihe gearbeitet habe, eben keinen nachgewiesenen bzw. beweisbaren Korruptionsfall. Ich mache es mir etwas einfacher und weiche ein bisschen ab: Die Art und Weise, in welcher der Wahlkampf in der FIDE geführt wurde, empfand ich in vielfacher Hinsicht als grenzwertig! Ich möchte nicht, dass diese Form der Politik so Einzug in den DSB hält. Und last but not least: Nein! Der DSB darf nicht die Augen verschließen!


Ältere Gespräche DSB-Spitze mit der Krennwurzn

Dez 2013 - DSB Vize Woltmann im Interview mit der Krennwurzn

Aug 2014 – Bastian mit Krennwurzn
                   über Olympia, Prinzen und Geld
                   über FIDE und Frauen

Und nun zur Werbung
Freigegeben in Blog
04. April 2015

Und nun zur Werbung

Jedes Jahr gibt es in verschiedensten Lebensbereichen Wahlen von Repräsentanten. Ich denke da beispielsweise an die Weinköniginnen. Hier in Hannover gibt es die so genannten Bruchmeister, die ein Jahr lang die niedersächsische Landeshauptstadt bei offiziellen Anlässen vertritt.

Eine solche Wahl gibt es auch bei Studien. Die Studie des Jahres soll zu Marketing-Zwecken genutzt werden und zur Verbreitung des Studienwesens unter Schachspielern genutzt werden. Einmal habe ich hier bereits eine solche Studie veröffentlicht, inzwischen ist aber auch die Studie des Jahres 2013 gewählt. Bei der Wahl kam es allerdings zu einem tragischen Zwischenfall - der Organisator der Wahl, Juri Akobia, verstarb überraschend. Die Arves (ein niederländisch-belgischer Verein für Endspielstudien) sprang schnell ein und so konnte Anfang des Jahres der Sieger gekürt werden.

Dabei handelt es sich um eine Studie von Pavel Arestov.

Arestov remis

Weiß am Zug, remis, lautet die Forderung.

Lösungen gerne als Kommentar, es gibt eine wichige Verzweigung im 5. schwarzen Zug.

Auch Meinungen, ob das Stück seinen Zweck, Werbung für die Studie machen, sind gern genommen.

Urelo in Kreta entdeckt!
Freigegeben in Blog

Bereits im September des Vorjahres war die Krennwurzn nicht wie viele dachten wieder einmal auf Urlaub und ließ sich in der Bratpfanne (Balos Peach) in Nordwestkreta die Sonne auf den schon ganz beachtlichen Bauch scheinen, sondern diesmal war es eine geheime archelogische Expedition in die Geheimnisse der Schachgeschichte.

2015Elo01Hier in der Bratpfanne hätte die Krennwurzn unbeschwerte Ferien verbringen können, aber was tut man nicht alles fürs Schach!

Nahe der heutigen Ortschaft Elos im Westen Kretas grub ein internationales Expertenteam nicht nur nach antiken Bauten, sondern ging auch einem Hinweis eines 1958 entdeckten Kommentars zu Platons Ideenlehre nach indem gesagt wird, dass das Elosystem schon den alten Griechen bekannt war und im Eloheiligtum in Kreta verehrt wurde. Wahrscheinlich wurde Schach und das Wertungssystem von kretischen Rückkehrern aus Truppen, die mit Alexander dem Großen in Persien und an den Grenzen Indiens waren, schon viel früher nach Europa gebracht.

2015Elo02Das Ausgrabungsteam bei der Arbeit in der griechischen Septembersonne!

Natürlich steht das im krassen Widerspruch zur bekannten Lehre wonach das Elosystem von Arpad Elo erfunden wurde. 1959 – ein Jahr nach dem Fund eines kleinen Hinweis auf ein Eloheiligtum in Kreta – begann der Ungar das heute bekannte System zu entwickeln - natürlich kann das Zufall gewesen sein, aber wir werden es nie mit Sicherheit wissen, aber es besteht die Möglichkeit, dass er von einem Freund auf der Universität von Milwaukee Kenntnis vom antiken Elosystem gehabt haben könnte.

2015Elo03Moderne Archeologie mit altertümlichen Geräten kann schweißtreibende Arbeit sein - aber dafür kann man sogar eine Krennwurzn gebrauchen!

Mit Sicherheit wissen wir allerdings, dass das Elosystem so seine Schwächen hat und nur auf statistischen Berechnungen fußt und uns daher viele, viele Probleme beschert. Die Elozahlen sind nicht fixe Größen sondern die Wahrheit liegt in einem Nebel vergraben – man kann nur die Wahrscheinlichkeit für den Spielausgang angeben und aus einer Partie und schon gar nicht aus einem Zug kann man keine wirklich haltbaren Schlüsse ziehen, weil – ja weil – ein fixer Bezugspunkt fehlt. Nun wurde bei den Grabungen im September ein URELO gefunden, das genau diese Probleme löst – genau wie beim Urkilogramm und Urmeter gibt es nun auch eine fixe Referenz auf die alles exakt zurückgerechnet werden kann. Inflation, Normalverteilung und Standardabweichung sind ab jetzt nur etwas für Weicheier! Jetzt wird einfach und auch richtig gemessen und die Zahlen lügen nun mal nicht.

2015Elo04Aber auch Präzesionstechnik wurde verwendet ... natürlich ohne Krennwurznhilfe!

Was hat das für praktische Auswirkungen auf das Schach? Nun jetzt kann man die Elozahl für jeden einzelnen Zug eines jeden einzelnen Spielers berechnen. Betrüger werden also sofort aufgedeckt, weil ein von einer Maschine gespielter Zug vom URELO sofort erkannt wird. Aber wie darf man sich das vorstellen? Nun fangen wir ganz einfach an und legen eine Notation einer Krennwurzn Partie neben das URELO und starten wir die Berechnungen und wir sehen, dass der Zug 1. e4 am 15. November 2014 mit einer Elozahl von 1815 gespielt wurde und der Gegner mit 1. ... c5 und 2266 Elo geantwortet hat, was unweigerlich – wenn auch nicht verwunderlich – zu einer Niederlage der Krennwurzn führte! Doch viel wichtiger wurde am gleichen Tag auch von Magnus Carlsen der Zug 1. e4 gespielt, aber mit einer Rekord-Elo von 3325 und sein Gegner Vishy Anand antwortet ebenfalls mit 1. ... c5 aber nur mit einer Elo von 2637 und schon da war klar, dass Vishy an diesem Tag auch den Fehler 26. Kd2 (Elo 2593) nicht bestrafen wird können und nur den Zug 26. ... a4 mit Elo 2599 bringen wird können, da für den Hammer 26. ... Sxe5 der Elobedarf für Vishy bei unglaublichen 4753 Elo gelegen wäre!

War bisher und bei oberflächlicher Betrachtung der Zug 1. e4 immer gleich stark, weil ja die zugrunde liegende Stellung nur remis, gewonnen oder verloren sein kann - was auch durch das URELO nicht bestritten wird – so kann nun jeder einzelne Zug von dieser Ebene, die den Maschinen vorbehalten ist, weggehoben werden und individualisiert werden. Das URELO kann in Kombination mit der Person, dem Ort und der Zeit die Stärke eines Zuges berechnen. So spielte Carlsen den Zug 1. e4 in Wijk gegen Saric nur mit Elo 2702 und dies reichte an diesem Tag nicht aus um einen Sieg einzufahren.

2015Elo05Der Flug des Elophönix

Leider ist es zur Zeit noch notwendig, dass sich das Urmeter in unmittelbarer Nähe zur Originalnotation befindet um genaue Werte zu liefern, aber die Forscher arbeiten hart daran auch historische Partien auswerten zu können und wir dürfen schon gespannt sein, was uns diese Auswertungen an neuen Erkenntnissen bringen werden und für das Jahr 2016 ist ein eigener Server geplant auf dem alle gespielten Partien in Echtzeit ausgewertet werden können – gegen eine geringe Gebühr von 0,815 EuroCent pro Partie! Aus steuerlichen Gründen sollte dieser mit eigenem Solarstrom betriebene Server in der Nähe des antiken Eloheiligtum in Kreta stehen und zu einem Eloheiligtum 2.0 werden.