November 2014
Auf Großfahrt
Freigegeben in Blog
27. November 2014

Auf Großfahrt

Letztes Wochenende hat mein Schachverein die zweite Vereinsfahrt seiner jungen Geschichte durchgeführt. Neun Kinder und sechs Erwachsene waren zusammen unterwegs. Für Organisation und Trainingsprogramm war ich zuständig. Dabei durften die stärkeren Spieler auch Studien lösen.

Das folgende Stück wurde dabei nur fast vollständig gelöst, das letzte Motiv blieb den Lösern verborgen. Vielleicht haben die Leser des Blogs ja mehr Erfolg.

Didukh remis

Das Stück stammt aus der Feder von Sergej Didukh, der ein Schmuckstück nach dem nächsten auf das Brett setzt und derzeit das Maß aller Dinge bei den Studienkomponisten ist.

Weiß am Zug, remis. Viel Erfolg!

Simon in Wonderland
Freigegeben in Blog
22. November 2014

Simon in Wonderland

Most amazing moves

Von  Simon Williams

 

Most amazing Moves, die erstaunlichsten/verblüffendsten Züge! Wer würde die nicht gerne spielen in seinen eigenen Partien? Einmal mit einer genialen Kombination im Mittelpunkt stehen und den Augenblick des Triumphs genießen. Leider hat man nur sehr selten die Möglichkeit zu solch einem Zug oder einer Kombination. Sei es, dass der Gegner gekonnt alle diesbezüglichen Begehrlichkeiten Ihrerseits abblockt oder Sie den entscheidenden Zug vielleicht manchmal einfach nicht sehen. Natürlich kann man mit fleißigem Taktiktraining schon sehr viel erreichen aber eben nicht alles. Manchmal fehlt halt doch noch eine gewisse Portion Phantasie, Kreativität und Einfallsreichtum. Dieses Element, das für mich erstaunlicherweise sehr selten in der Schachliteratur vorkommt, hat keinen Namen und auch keine Bezeichnung. Es lässt sich nicht einordnen in irgendwelche Schubladen geschweige denn katalogisieren in verschiedene Bereiche. Dieses ganz spezielle Element entsteht dort, wo sich zwischen den 100 Billionen Synapsen die Grinsekatze und der verrückte Hutmacher zu einem Tässchen Tee mit dem Märzhasen treffen.

In diesem Sinne müssen sie in Ihren Partien manchmal wie Alice im Wunderland sein: neugierig, offen und aufgeschlossen für Neues, experimentier- und risikofreudig. Wer nur nach Schema F spielt und das Schachspiel als Abfolge von bestimmten Regeln sieht wird niemals die wahre Schönheit des Spiels erfassen, wird sich niemals über einen scheinbar verrückten Zug genauso freuen können wie ein Kind auf seine erste Schultüte, hört nie die Symphonie einer brillanten Kombination und schmeckt nie den süßen Wein des kreativen Geistes. Wenn man heutzutage Schachübertragungen im Internet verfolgt, könnte man leicht auf die Idee kommen, das Schachspiel ist durch die ständig präsenten Schachengines entmystifiziert, berechenbar und letztendlich tote Materie.

Dass dem nicht so ist, beweist eindrucksvoll die berühmte Behting-Studie:

behting c-001

Heutigen Schachengines dürfte es immer noch schwer fallen, hier in annehmbarer Zeit auf dem Lösungszug zu kommen. Lösung am Ende des Artikels!

 

12244

Auch hier in dieser bekannten Stellung finden die Engines nicht den richtigen Zug (zumindest nicht in einer annehmbaren Zeit). Ist es nicht wunderbar, dass hier das menschliche Gehirn auf einen Zug wie 1.Sc6!! kam? Das dazu große Phantasie und Kreativität gefragt sind ist klar, doch wie kann man dies trainieren?

Noch ein schönes Beispiel:

22113

Weiß am Zug. Der Computer sieht hier nichts, in Wirklichkeit ist Schwarz nach dem phantastischen 1.e6!! in jeder Variante verloren (1.e6 gxh6 2.gxh6 Kf8 3.Tdf1)

Der englische GM Simon Williams hat mit der vorliegenden DVD viele verblüffende Beispiele zusammengetragen. In diesen Beispielen erzählt er erst Allgemeines zu der jeweiligen Stellung um dann an der entscheidenden Stelle nach dem richtigen Zug zu fragen. Im Videofeedback erläutert Williams falsche und konkretisiert richtige Züge. Dazu befinden sich auf der DVD 2 verschiedene Datenbanken. In der Hauptdatenbank befinden sich 37 Partien und auf einer Extradatenbank nochmals 50 Beispiele. Ich finde, GM Williams hat seinen Job sehr gut gemacht. Er erklärt sehr viel und führt den Lernenden gut an die jeweilige Stellung heran.

Lernt man daraus etwas oder bleibt zumindest was hängen?

Die wichtigste Frage überhaupt! Anhand der Beispiele wird dem eigenen Kreativitätszentrum im Gehirn einiges abverlangt! Ich für meinen Teil habe sicherlich einiges dazugelernt. Selbstverständlich ist man nach dem Studium der einzelnen Stellungen noch kein Taktikgott aber man hat zumindest einen Teil des schachlichen Denkens neu belebt und reaktiviert. Wenn man so will ein Schachkreativitätsupdate 2.0!

Für wen ist die DVD geeignet?

In erster Linie für alle die noch nicht aufgehört haben, Schach zu lernen und zu verstehen. Ansonsten ist die DVD sicher kein Muss, es ist aber schön, sie im Regal griffbereit zu haben wenn man mal wieder etwas eingerostet ist.

 

Auflösung der Studie:

Der Schlüsselzug lautet 1.Kc6!

 

Technische Daten:

• Trainings-Videos: 5 Stunden 30 Minuten
• Interaktives Training mit Videofeedback 
• Datenbank mit 50 ausgewählten Partien
• Mit CB 12 – Reader

Sprachen:

Englisch

ISBN:

978-3-86681-447-9

Lieferung:

Download, Post

Kostenlose Lieferung innerhalb Deutschlands

 

Systemvoraussetzungen

Mindestens: Pentium III 1 GHz, 1 GB RAM, Windows Vista, XP (Service Pack 3), DirectX9 Grafikkarte mit 256 MB RAM, DVD-ROM Laufwerk, Windows Media Player 9, Chessbase12/Fritz 13 oder mitgelieferter Reader und Internetverbindung zur Programmaktivierung. Empfohlen: PC Intel Core i7, 2.8 GHz, 4 GB RAM, Windows 7 oder Windows 8, DirectX10 Grafikkarte (oder kompatibel) mit 512 MB RAM oder mehr, 100% DirectX10 kompatible Soundkarte, Windows Media Player 11, DVD-ROM Laufwerk und Internetverbindung zur Programmaktivierung.

Krennwurzn in the Cloud with ChessBase 13
Freigegeben in Blog

Musste die Krennwurzn vor zwei Jahren noch leiden – nachzulesen im Artikel „ChessBase12 die Leiden der jungen Krennwurzn“ – so trällert nun der Beatles Song „Lucy in the Sky with Diamonds“ in krennwurzisch typischer Abwandlung durch meinen Kopf und mit fröhlichen und bunten Gefühlen denke ich: Apple, Microsoft, Google und wie sie alle heißen bieten Clouds an – sogar beim Kauf meines Laptops war eine Gratiscloud dabei und Dropbox verwendet beinahe schon jeder. Die NSA kennt sowieso alles von mir – sogar die geänderten, gelöschten und verworfenen Teile dieses Artikels – da ist es nur zu logisch, dass auch die Hamburger den Weg in die Wolke wagen.

Datenbanken in den Wolken

CB13 01

Vom System werden automatisch drei leere Datenbanken (Meine Partien und Repertoire W&S) angelegt und wieviel Onlinespeicherplatz dem User zusteht, das bestimmt die Art der Mitgliedschaft. Wer will der kann auch sein Repertoire in die Wolke speichern und dann auch mit dem Smartphone oder einem anderen Gerät seine eigenen Eröffnungen ein wenig wiederholen. Denn der Vorteil der Wolke ist ja, dass man nicht nur mit CB13 sondern auch ganz einfach mit einem Browser auf die eigenen Daten zugreifen kann.

CB13 02

Damit kann man eigene Partien schnell und unkompliziert überall herzeigen und auch beispielsweise kommentierte Partien schnell mal einem Freund zeigen. Jede Datenbank kann auch mit anderen Nutzern geteilt werden oder sogar im Web veröffentlicht werden (inkl. PGN-Download). Ich finde das sind sehr praktische Möglichkeiten auch für Vereine und vor allem für Trainer, die ihren Schüler damit individuell Zugriff auf bestimmte Datenbanken für Eröffnung, Training, etc. geben können. Wenn der Platz dafür nicht mehr reicht, könnte ich mir vorstellen, dass man bei ChessBase mehr Speicherplatz gegen Geld anmieten wird können – aktuell habe ich da aber noch keine Angebote gefunden.

CB13 03

Hier die Schaltzentrale für Clouddateien inklusive Veröffentlichungsmöglichkeit im Web – die Webseite wird dynamisch generiert, das bedeutet Änderungen in der Datenbank werden innerhalb kürzester Zeit ohne eigenes Zutun auch auf der Webseite geändert. Wie ich denke ein sehr praktisches Feature, denn damit können beispielsweise kleine Vereine mal auch eine Liveübertragung im Netz machen ohne großen finanziellen Aufwand zu treiben. Ein kleiner Kritikpunkt ist, dass man jeden User individuell freigeben muss und man auch keinen Zugriff auf die Freundesliste hat, obwohl man doch gerne mit Freunden teilt.

„Lucy in the Sky with Diamonds“ manche Zeitgenossen sahen 1967 in den Anfangsbuchstaben des Titel einen versteckten Hinweis auf LSD gefunden zu haben. Drogen sind zwar heute auch noch immer gefährlich, aber 2014 bewegt vor allem die Sicherheitsfrage die Wolkenbewohner – LSD „Leben Schachspieler dort!?“ und wenn ja, wie sicher ist das? Nun die Geheimdienste wissen alles meist schon bevor es in die Cloud kommt und ansonsten hängt es von der Sicherheit des Servers ab und des verwendeten Passworts des Users. Ich denke mal für Normaluser eine ausreichende Sicherheit, ob Profis Eröffnungs- und Analysegeheimnisse in die Cloud stellen sollten – naja Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. LSD – Lieber sichere Daten?!

Repertoiredatenbanken

Eigentlich kommentiere ich Funktionen, die ich nicht oder kaum verwende nicht gerne, aber hier gibt es einen langjährigen Konflikt zwischen den Wünschen der Krennwurzn und der Ausführung von ChessBase. Im Vergleich zur Vorgängerversion werden nun die Repertoiredatenbanken automatisch in Weiß und Schwarz getrennt (eine Importfunktion für das alte Format ist vorhanden) und zusätzlich besteht die Möglichkeit diese auch in die Cloud zu heben. Mit Repertoiredatenbank erzeugen werden aus den eigenen Partien (oder auch anderen wie man möchte) zwei Datenbanken Repertoire Black&White erzeugt.

CB13 04

In diesen sieht man dann eine Eröffnungsliste

CB13 05

und wenn man dann auf eine Eröffnung klickt, erscheint

CB13 06

Blau markiert sind die Repertoirezüge, die entweder die Maschine automatisch festgelegt hat oder aber der User händisch abgeändert hat. Und nun kommt die Kritik der Krennwurzn: das ist alles sehr schön, aber eigentlich nicht die Information, die ich haben möchte oder nicht so wie ich sie gerne aufbereitet hätte. Wie zu sehen ist, geht die Eröffnung mit 0,5:3,5 ganz schön in die Hose für die Krennwurzn, denn nach Livebook sollte man um die 53% der Punkte machen:

CB13 07

Die Gründe für die Abweichung können vielfältig sein – die Krennwurzn könnte die Eröffnung einfach nicht verstehen – unter uns die wahrscheinlichste Erklärung. Dazu würde passen, dass die Krennwurzn immer einen bereits bekannten Fehler immer wieder macht, dann wäre es nett, wenn das Programm sagen würde, die Variante 4. Sxd4 ist ja ok, aber dein Zug xy in der Folge verliert mit hoher Wahrscheinlichkeit, spiele daher besser den Zug yx an dieser Stelle.

Ganz fies wäre, wenn in der Variante eine aktuelle Neuerung versteckt wäre und die 53% von der Vergangenheit leben und in Wirklichkeit noch kein Gegenmittel gefunden worden wäre bzw. die Variante einfach nicht mehr spielbar wäre.

Und wie hier im aktuellen Fall könnte es auch sein, dass das schlechte Ergebnis nichts mit der Eröffnung im Speziellen zu tun hat, sondern schlicht daran liegt, dass die Gegner einfach zu stark für die Krennwurzn waren – diesem Problem sind wohl viele von uns ebenfalls ausgeliefert.

Man kann zwar einen umfassenden Repertoirebericht aus einer großen Datenbank (Achtung dauert etwas länger) erstellen lassen,

CB13 08

aber der ist mir einfach zu technisch und zu wenig persönlich. Ich würde mir hier wünschen, dass das Programm versucht mehr personalisierte Rückmeldungen zu generieren wie: 7. Lg5 ist ein bekannter Eröffnungsfehler und Du spielst ihn immer wieder, Du verlierst zu viel Partien in der Königsindischen Abtauschvariante, usw... Sollte ich in einer Variante überdurchschnittlich gut punkten, so könnte dies an den Gegnern liegen und ist nicht so relevant.

Gut finde ich, dass man „seine“ Repertoiredatenbanken in die Cloud legen kann und auch von Mobilgeräten via Apps (das soll noch eingebaut werden) oder aber über den Browser zugreifen kann

CB13 09

und damit auch unterwegs mal die eigenen Eröffnungen wiederholen und pauken kann! Ideal bei Reisen oder wenn mal eine Wartezeit zu überbrücken ist. Handy, Tablett oder Laptop anwerfen und es ist Schachzeit!

Notation, Spielerheader, Spielerlexikon, Elozahlen

In diesem Bereich gibt es viele kleine nette Verbesserungen – keine Revolutionen, aber wirklich gute Evolutionen, das zieht sich durch das gesamte Produkt und macht einen Kauf bzw. Upgrade für uns User attraktiv. Beispielsweise wurde die Kommentierung erweitert.

CB13 10

Man muss nicht mehr die rechte Maus bemühen, man kann aus der Leiste direkt kommentieren – eine Kleinigkeit, aber wirklich nett und praktisch!

Ebenso wurde der Partieheader um Bilder und Funktionen ergänzt...

CB13 11

mit einem Klick kann man das Bild auch noch vergrößern, klickt man auf den Namen, kommt der gesamte Personalausweis und ein Klick auf das Turnier zeigt die Turniertabelle.

CB13 12

CB13 13

Ratingzahlen gibt es mittlerweile ja für jeden Spieler fast schon wie Sand am Meer und auch diesem Umstand wurde Rechnung getragen – nun kann man diese auch mit den Partien abspeichern.

CB13 14

Es stehen Internationale (FIDE-Elo und Fernschach) in den verschiedenen Kategorien ebenso wie nationale Zahlen zur Auswahl.

In der Warteschleife befinden sich wohl auch noch Funktionen zum Spielerlexikon, wie eine Maske im Datenbankfenster Spieler zeigt:

CB13 15

Man kann die Spielersuche im Lexikon, in der Datenbank oder in Turnieren machen und es gibt einen Ich-Button und man braucht den eigenen Namen nicht mehr voll ausschreiben – eine gerade für faule Krennwurzn sehr wichtige Neuerung.

Eine weitere Kleinigkeit, die allerdings schon via Updates den Eingang in ältere ChessBase Produkte gefunden hat, ist die Möglichkeit sofort aus dem Programm heraus Nachrichten an die Entwickler zu schicken.

CB13 16

Neben Text kann man auch ein Bildschirmfoto beilegen und damit die Bearbeitung etwas vereinfachen, ebenso kann man optional seine E-Mailadresse angeben und erhält dann wohl eine Rückmeldung. Interessant finde ich, dass man nicht nur meckern kann, sondern den Entwicklern auch „ein Lächeln“ senden kann. Da man heutzutage – oder war das nicht schon immer so – viel leichter schimpft als lobt, erscheint diese Funktion auf den ersten Blick etwas komisch. Lobt man die Entwickler nicht alleine schon mit dem Kauf der Software genug? Sicherlich, aber werden bestimmte Funktionen von vielen gelobt, so ist das für die Entwickler doch auch eine wichtige Information diese Funktionen auszubauen – also ist „Loben“ auf den zweiten Blick sogar sehr nützlich – nutzen wir sie!

Jetzt plappere ich mal ein wenig aus dem Nähkästchen und hoffe ich verrate nicht zu viel: in den Betaversionen wurden auch noch ein paar weitere interessante Kleinigkeiten „angedacht“, die es nicht in die Finalversion geschafft haben, also können wir User uns Hoffnungen machen, dass diese wie schon öfter in der Vergangenheit bei späteren Updates als Goodies den Weg ins Programm finden.

Analyseaufträge (NEU)

Musste ChessBase anders als die Fritz-GUI bisher auf Analysefunktionen verzichten,

CB13 17

so bekommt nun die Version CB13 eine solche spendiert!

CB13 18

Allerdings keine von Fritz schon bekannte, sondern eine Neue! Ob und wann es 25 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung auch zu einer logischen Vereinigung der beiden GUI‘s (graphical user interface“) kommt, können namenlose Experten nicht abschätzen – aber das ist ein anderes Thema.

Endlich kann man der Maschine Aufgaben zuweisen und die muss diese abarbeiten. Das kann für Fernschachspieler ebenso interessant sein wie für Eröffnungstheoretiker, aber durchaus auch zur Analyse von eigenen Partien, die man nicht komplett, sondern nur punktuell an ausgewählten Stellen überprüfen lassen möchte.

CB13 19

Man füllt die Analyseaufträge, wählt die Einstellungen und die Waffen – äh Engines - und schon kann man sich einen schönen Fernsehabend machen oder ins Theater gehen und die Maschine darf arbeiten! Schade nur, dass die Ergebnisse nicht auch gleich automatisch ins eigene Gehirn übernommen werden können, sondern erst am nächsten Morgen vom Rechner abgelesen werden können.

Mir gefällt an dieser Funktion vor allem, dass hier Mensch und Maschine gut zusammenarbeiten können. Man im Gegensatz zu einer Vollanalyse individuelle Schwerpunkte setzen und so in wahrscheinlich geringerer Zeit mehr Informationen aus der Partie holen kann oder aber bei gleicher Zeit vielleicht tiefere Informationen. Gut auch bei der Analyse von eigenen Partien, wo man dann doch ein paar Stellen genauer durchleuchten möchte und andere wieder nur auf taktische Schläge überprüfen möchte.

Fazit der Krennwurzn

CB13 ist eine konsequente Weiterentwicklung der Vorgängerversion, die meiner Meinung nach ChessBase wieder in die richtige Spur gebracht hat und daher möchte ich auch auf das Fazit aus dem Artikel „ChessBase12 die Leiden der jungen Krennwurzn“ verweisen, das großteils immer noch seine Gültigkeit hat

Was mir neu gut gefiel:

  • Clouddatenbanken inkl. vielfältiger Zugriffsmöglichkeiten (NEU)
  • Analyseaufträge (NEU)
  • Kleine Verbesserungen und
  • wenig optische Veränderungen zur Vorversion

Was mir noch fehlt:

  • Analyseaufträge könnten mit Let’s Check zusammenarbeiten
  • Schreibweise verbessern und Spielerlexikon haben auch noch Potential
  • individuelle Anpassungsmöglichkeiten in der Ribbon Button Leiste
  • Übersicht über alle Einstellungen, Abos, ... in einem Report (html)
  • Firmeneigenes Supportforum – ein MUSS in diesen wolkigen Zeiten

Und zuletzt die ewige Frage: welches Paket soll man nehmen? Nun diese Frage muss jeder User für sich selbst entscheiden – die sparsame (geizige?!) Krennwurzn gibt der Downloadversion mit 100 Euro eine klare Empfehlung! Aber auch die anderen Angebote haben ihren Reiz und so soll sich jeder das für sich selbst passende aussuchen!

Kommen wir zur entscheidenden Frage: braucht man CB13 überhaupt? Ganz ehrliche Antwort „NEIN“ und trotzdem gebe ich wie vor zwei Jahren meine ganz persönliche Empfehlung zum Kauf!!

CB13 20

Warum etwas kaufen, was man nicht wirklich braucht? Klingt irgendwie nicht logisch, ist es aber doch. Es stimmt zwar, dass schon ältere Versionen der Software die Grundbedürfnisse der meisten User mehr als übererfüllen, aber wir sollten auch bedenken, dass neben den neuen Funktionen viele, viele kleine Verbesserungen - inklusive Fehlerbehebungen - uns Usern Vorteile bringen und dem Unternehmen Geld kosten. CB13 ist keine Revolution, aber eine gute und solide Evolution!

CB13 21

Und noch ein Grund spricht für einen Kauf: in den zwei Jahren nach dem Erscheinen von CB12 sind 37 Updates auch mit kleinen Funktionserweiterungen uns Usern kostenlos zur Verfügung gestellt worden – und damit mehr als die üblichen monatlichen Updates der Großen der Softwarebranche – vielleicht ist es deshalb durchaus fair auch mal wieder ins eigene Geldbörserl zu greifen, aber vor allem denken Sie nicht an andere sondern ruhig mal an sich selbst:

Weihnachten steht vor der Tür – gönnen Sie sich etwas für Ihr Hobby!


Systemanforderungen ChessBase 13 - Herstellerangaben

Mindestens: Pentium III 1 GHz, 1 GB RAM, Windows Vista, XP (Service Pack 3), DirectX9 Grafikkarte mit 256 MB RAM, DVD-ROM Laufwerk, Windows Media Player 9 und Internetverbindung (Aktivieren des Programms, Playchess.com, Let’s Check, Engine Cloud und Updates).

Empfohlen: PC Intel Core i7, 2.8 GHz, 8 GB RAM, Windows 7 (64 Bit) oder Windows 8 (64 Bit), DirectX10 Grafikkarte (oder kompatibel) mit 512 MB RAM oder mehr, 100% DirectX10 kompatible Soundkarte, Windows Media Player 11, DVD-ROM Laufwerk und Internetverbindung (Aktivieren des Programms, Playchess.com, Let’s Check, Engine Cloud und Updates).

Internet: Info und Shop www.chessbase.de

Kleingedrucktes (nicht lesenswert)

Lob, Geschenkkörbe, Weinflaschen und Sympathiebekundungen per Email an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Kritik, Beschwerden, Unmutsäußerungen bitte nur an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! – aber bitte nur bezüglich des Programms, nicht aber über die Krennwurzn – dafür können die nichts!

Ich lege auch eine pdf-Version zum Download bereit – wer ganz erzürnt ist, bitte ausdrucken und ganz genüsslich ganz heftig klein zerreißen und dann gemütlich hinsetzen und ein gutes Glas österreichischen Rotwein trinken!

PDF: ChessBase12 die Leiden der jungen Krennwurzn
PDF: Krennwurzn in the Cloud with ChessBase 13

Artikel ChessBase12 die Leiden der jungen Krennwurzn (SCHACHWELT)

Danksagung

An jene Leser, die es so weit geschafft haben und noch nicht eingeschlafen sind!

Und zu guter Letzt an ChessBase Hamburg für die Bereitstellung der Betaversionen und der Geduld mit der Krennwurzn!

Die Reiterstadt Verden grüßt Ihre Gäste
Freigegeben in Blog

Deutsche Meisterschaften beginnen am Freitag

Wenn Ralph Alt den sonnigen Freistaat Bayern verlässt und den Rest des Landes besucht, steht meist ein wichtiges Schachturnier vor der Tür. Denn Ralph Alt arbeitet nicht nur als Richter am Münchner Landgericht - auch beim Deutschen Schachbund hat er als Bundesturnierdirektor eine wesentliche Funktion. Er ist der Mann für die großen Veranstaltungen, und bei den allermeisten, wenn nicht sogar allen nationalen Meisterschaften der letzten Jahre - Schnellschach, Blitzschach, Turnierschach- war er vor Ort und sorgte mit viel Umsicht und einem dezenten bayerischen Flair stets für einen reibungslosen Ablauf.

In ein paar Tagen wird sich der Turnierdirektor einmal mehr auf den Weg machen und die bayerischen Landesgrenzen für einige Zeit hinter sich lassen. Es ruft der Norden, denn in Verden an der Aller beginnen am kommenden Freitag die 85. Deutschen Schach-Meisterschaften!

VerdenVonauenXocolatl
                                                           Verden von außen gesehen (Foto: Xocolatl)

Ausgerichtet wird der Wettbewerb in diesem Jahr von gleich zwei Landesverbänden – Schulter an Schulter zeichnen sowohl der Niedersächsische Schachverband als auch der Landesschachbund Bremen für die Durchführung des großen Turniers verantwortlich. Michael S. Langer (Niedersachsen und Deutscher Schachbund), Dr. Oliver Höpfner (Bremen) und Michael Woltmann (Bremen und Deutscher Schachbund) waren die Männer mit der Vision für dieses gemeinsame Turnier, und nach langen Monaten des Vorbereitens, Abstimmens, Arrangierens und Telefonierens ist es nun endlich soweit. Mögen die Züge beginnen!

Unterstützt wird die Veranstaltung im Herzen der norddeutschen Tiefebene maßgeblich von der Toto Lotto Stiftung Niedersachsen (und damit auch ein ganz klein bisschen von mir, denn jede Woche riskiere ich einen Euro zwanzig für Lotto), und dem Apotheken Verbund Koop in Lingen. Danke an die Sponsoren!

Was bisher geschah

JosephBlackburne
Da ist er, Haudegen und zweiter Deutsche Meister: Joseph Blackburne

 

Deutsche Schach-Meisterschaften gibt es ja schon seit einiger Zeit, die Älteren unter uns werden sich erinnern, und tatsächlich begann alles ganz offiziell im Jahre 1879 in Leipzig mit einem Internationalen Schachkongress – was ja allein schon sehr würdig klingt.

Sieger damals wurde der Österreicher Berthold Englisch, bevor zwei Jahre darauf bereits der berühmte Joseph Blackburne den Titel eroberte.
Die 1914 in Mannheim ausgetragene Meisterschaft wurde vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges überschattet und musste abgebrochen werden. Ab 1920 war der Wettbewerb nur noch für deutsche Spieler zugelassen, und seit den frühen 1950er Jahren fand das Turnier nicht mehr gemeinsam, sondern geteilt nach Ost (Wolfgang Uhlmann! Rainer Knaak!) und West (Wolfgang Unzicker! Eric Lobron!) statt.

Im Jahr 1991 kam es schachlich zur Wiedervereinigung, und es war Vlastimil Hort, der das erste gesamtdeutsche Turnier in Bad Neuenahr für sich entschied.

Seitdem wird beinahe in jedem Jahr ein neuer Meister ermittelt, und wer oft dabei war, hat schon viel vom Land gesehen – Spielorte waren unter anderem Binz auf Rügen (hübsch!), Bremen (natürlich auch hübsch), mehrmals Altenkirchen im Westerwald, die alte Hauptstadt Bonn und zuletzt immer mal Saarbrücken – dort auch gewann GM Klaus Bischoff im letzten Jahr seinen ersten Titel, den er in diesem Jahr im Norden verteidigen wird.

Die Teilnehmer 2014

KlausBischoffStefan64
Klaus Bischoff reist als Titelverteidiger nach Niedersachsen (Foto: Stefan64)

Es sind gut 45 Spieler, die aus nah und fern nach Verden reisen werden. Ein weites Feld also, denn wie jedes Jahr entsendet jeder der 16 Landesverbände seine beste(n) Spieler(in). Hinzu kommen Startplätze für Klaus Bischoff als amtierender Meister, Oliver Müller als Meister des Blinden- und Sehbehindertenschachbundes, Michael Schulz als Deutscher Amateurmeister 2013 und Hagen Poetsch als Dähne-Pokalsieger 2013.

Soviele Meister auf einmal, da müssen sich die übrigen Spieler schon auf Einiges gefasst machen!

Und doch, einige werfen davon unbeeindruckt ihren Hut in den Ring, denn die Kommission Leistungssport nominierte unter anderem noch die Schachprinzen Rasmus Svane, Dennis Wagner und den frischgebackenen Großmeister Matthias Blübaum für das Turnier.

Ergänzt wird das Feld durch Vincent Keymer, Jugendspieler vom SV Gau-Algesheim, der mit seinen gerade einmal zehn Jahren vor einer spannenden Herausforderung steht,durch den Bundespräsidenten (Abt. Schach) Herbert Bastian und natürlich durch Lev Gutman, den früheren WM-Sekundanten von Viktor Korchnoi und als solcher bereits eine Schachlegende.

Abgerundet wird das Feld durch eine ganze Reihe von lokalen Matadoren, die von den beiden ausrichtenden Verbände Bremen und Niedersachsen eine Wilde Karte erhielten. Ungefähr zehn werden es sein - schauen wir mal, wie sie sich bewähren. Die Luft in Verden ist ja nicht nur frisch und klar, sondern auch dünn – vor allem im Turniersaal, und jeder Punkt wird schwer verdient sein.

Aktuelle Liste der Teilnehmer

Das Regelwerk

Kein Schachturnier ohne Regeln, auch beim Deutschen Schachbund ist das so, und was an neuen Richtlinien von der FIDE ersonnen wurde, findet sich in der Ausschreibung für Verden wieder:

  • Keine Handys im Turniersaal – zumindest, wenn man Spieler ist
  • Grundsätzlich kein Remis vor dem 40.Zug
  • Pünktlich sein, pünktlich sein, pünktlich sein – es gilt Nullkarenz zum Rundenbeginn, und wer dann noch nicht auf seinem Stuhl sitzt, hat verloren und kann den Nachmittag im Verdener Pferdemuseum verbringen (Montags aber Ruhetag).

Wer kann Deutscher Meister?

Schach ist ja kein Glücksspiel, und somit haben im Prinzip alle 45 Spieler die Möglichkeit, den Titel zu gewinnen.
Da Schach aber kein Glücksspiel ist, stehen die Chancen für einige Teilnehmer wiederum besser als für andere – ob man das nun fair findet oder nicht.

Zu gewinnen gibt es reichlich Geld, es warten 5.000,- € für den ersten Platz, und als Favoriten für diesen Preis nennen wir in diesem Vorbericht natürlich alle Spieler mit einer hohen ELO-Zahl, als da wären GM Daniel Fridman, Meister von 2008 und 2012, Mannschafts-Europameister gar von 2011, zählt unbedingt zu diesem Kreis, ebenso wie Großmeister Igor Khenkin (er gewann 2011 in Bonn) und die GM Vitaly Kunin und Rainer Buhmann, die beide bereits einmal den Wettbewerb als Vize-Meister beendeten und gleichfalls hochrespektable Wertungszahlen haben.

Schwer einzuschätzen sind natürlich auch die gefährlichen Schachprinzen, mit denen der Schachbund in Verden seinen gestandenen Fachkräften einmal mehr das Leben schwer macht, und wer weiß, auch René Stern aus Berlin, der Stadt der Schachtaktiker, mag ebenso zum erweiterten Anwärterkreis zu rechnen sein.
Und natürlich, natürlich steht auch Klaus Bischoff auf unserem Zettel weit oben, denn zum Einen ist er the one, der im letzten Jahr gewann, er ist eine feste Größe im Turnierschach und kennt durch das stetige Kommentieren von Bundesligakämpfen, Kandidatenturnieren und WM-Kämpfen natürlich alle Tricks und Manöver der Weltspitze. Und das kann in Verden ja nur von Vorteil sein!

Ob auch die anderen Teilnehmer in die vorderen Ränge vordringen können? Wir verden sehen! Und damit kommen wir gleich zum nächsten Punkt, der da lautet …

Als Zuschauer in Verden

VerdenGroeStraeTraveler100
                   Die Große Straße im Gegenlicht (Foto: Traveler100)

Verden (ausgesprochen Ferden) liegt ebenso auf einer gedachten Linie zwischen Rügen und dem Ruhrpott, und ebenso direkt zwischen Flensburg und dem Bodensee. Kaum ein anderer Ort des Bundesgebietes bietet sich daher für die Deutschen Schach-Meisterschaften so an wie Verden an der Aller - hier laufen alle Linien in einzigartiger Weise zusammen, und das gilt natürlich auch für die Bahnlinien, die von hier aus bis nach Hannover, Bremen, Bad Harzburg, und darüber hinaus bis nach Rom, Istanbul und Wladiwostok führen (Umsteigen aber nicht vergessen).

Eine Reise nach Verden (op plattdütsch: Veern) lohnt ja eigentlich immer, denn wie wir hörten, gibt es dort das Deutsche Pferdemuseum und tatsächlich auch das einzige Denkmal für John Lennon in der gesamten Bundesrepublik (!). Der Vogelpark Walsrode ist ganz in der Nähe, ebenso wie das Wolfscenter in Dörverden – anders als das bei niedersächsischen Hühnern und Schweinen für seine Mastbetriebe gefürchtete Cloppenburger Land bekundet die Region rund um Verden noch eine sympathische Verbundenheit mit der Natur.

An jedem Freitag abend trifft sich der Schachclub Verden und lädt zum Vereinsabend im (Achtung!) Scharfrichterhaus.
Die Deutsche Meisterschaft dagegen wird ausgetragen im Hotel Niedersachsenhof – einer bewährten und behaglichen (wie man so sagt) Location für wichtige Turniere, denn auch das Schachland Niedersachsen trägt hier alljährlich im Januar seine Meisterschaften aus.

Die Partien in dem neunrundigen Wettbewerb beginnen von Freitag an täglich um 15:00 Uhr Verdener Ortszeit. Die letzte Runde am Sonnabend, dem 29. November, wird dagegen schon in relativer Herrgottsfrühe um 11:00 Uhr eröffnet.

Alle Begegnungen werden bundesweit live ausgestrahlt und, wer weiß, im Netz auch ein wenig kommentiert – wenn Klaus Bischoff einen Augenblick erübrigen kann. Hier auf der Turnierseite veröffentlichen wir an jedem Tag Rundenberichte und Fotos.
Was aber der Blick ins Netz oder das geschriebene Wort nur anzudeuten vermag, findet man direkt im Turniersaal – die Spannung am Brett, das Fiebern der Spieler, und die Atmosphäre bei den Partien vor Ort. Ein Besuch im Niedersachsenhof sei hiermit empfohlen – die Reise mag lang und ermüdend sein, doch die Veranstaltung ist es unbedingt wert. Einen Besuch bei der Deutschen Meisterschaft 2014 wird man so bald nicht wieder machen können.

Möge auch der Münchner Bundesturnierdirektor Ralph Alt eine schöne Woche im hohen Norden verbringen, damit es nachher nicht etwa heißt:

Alles Glück dieser Erden
liegt auf dem Rückweg aus Verden. (?)

Hoffentlich nicht. Auf zur DEM nach Verden! Op nach Veern!

Turnierseite des DSB (mit täglichen Rundenberichten)

Interviews mit den Teilnehmern

 Malene Thyssen, http://commons.wikimedia.org/wiki/User:Malene
Freigegeben in Blog

Eine russische Weihnachtsgeschichte

 

(Veröffentlicht von Jules Welling in der Schachwoche Nr.50 1986)

 
Es war zu früher Morgenstunde im Hotel “Bosrand“ in Oosterwijk (Holland), wo die Teilnehmer des Interpolis-Turniers wohnten, bevor sie vor einigen Jahren ins “De Parel“ zogen.
“Wirf einmal ein Blick auf dieses Stellung“, sagte jemand zu mir. Leider weiß ich nicht mehr, wer mir die Position vor die Nase hielt, die Stellung und die damit verbundene Geschichte werde ich jedoch nie vergessen. Sie ist von seltener Schönheit, und deshalb kümmert es mich nicht, ob sie sich ganz genau so abgespielt hat, wie sie nachfolgend beschrieben wird:

Es handelt sich um die folgende Position:


jw1

Die Person, welche sie mir zeigte, es muss ein sowjetischer Großmeister gewesen sein, aber ich weiß wirklich nicht mehr wer, sagte mir, dass es sich um die Schlussstellung einer Partie aus dem Turnier von St. Petersburg 1909 oder 1914 handeln würde. So genau wusste er es nicht, und auch die Namen der Spieler waren nicht in seinem Gedächtnis haften geblieben, was aber für die Geschichte ohne Belang ist.


„Aber lasst uns annehmen, dass Osip Bernstein die weißen Steine führte“ schlug er vor. In dieser Stellung gab der Weiße die Partie auf!
Und hier begann die Geschichte vom georgischen Bauern. Dieser konnte nämlich nicht glauben, dass Weiß in der Diagrammstellung verloren sein sollte. Er übertrug die Position auf sein Taschenschach, welches er auf dem Armaturenbrett  seines Traktors befestigte.

Das Rätsel wurde sein ständiger Begleiter, und immer wenn es möglich war, beschäftigte er sich damit. Die Jahre zogen ins Land, Zeitalter um Zeitalter.
Er ergraute und wurde alt, hatte aber immer noch nicht den Glauben verloren, dass die weiße Position zu retten sei. Mit der Zeit gewann er ein gutes Verständnis der Stellung und konnte immerhin schon ein Remis für Weiß nachweisen!
 Das Taschenschach wurde schließlich gänzlich unnötig,  so gut war er mit der Stellung vertraut.

Dann, eines Tages mitten in der Ernte auf dem Feld, hielt er seinen Traktor an. Er zählte mittlerweile  beinahe siebzig Lenze.
„Das ist es, “ dachte er sich. „Weiß kann doch gewinnen!“ 

Am Abend lud er den lokalen Schulmeister bei sich ein, weil er nämlich seine plötzliche Erleuchtung der wichtigsten Schach-Zeitschrift der UdSSR “64“mitteilen wollte. Zusammen mit dem Lehrer setzte er einen netten Brief auf und adressierte ihn an die Redaktion, welche zur damaligen Zeit von Exweltmeister Trigan Petrosjan geleitet wurde.
Doch dieser war ständig auf Achse, war zu sehr mit seinen Turnieren beschäftigt, als das er dem Anliegen eines georgischen Bauern Zeit widmen konnte. Schlimmer noch; der Brief wurde nicht einmal geöffnet.

Dann (am 13.August 1984) starb Tigran Petrosjan und Antoli Karpow  wurde sein  Nachfolger auf den Chefstuhl von“64“. Als erstes gab er seinem Stab die Anweisung, die liegen gebliebene Post der letzten Jahre zu sichten. Es war Mischa Tal, welcher das Schreiben des georgischen Bauern öffnete, die Stellung auf das Brett übertrug und begann, sie zu analysieren:
           
Ein Schrei erschallte durch das Moskauer Büro, es war Tal:
„Haltet die Druckerpresse an, das ist unglaublich!“
Alles eilte zu seinem Brett und Tal zeigte die Idee des georgischen Bauern:

1.Sf6+, Kg7 

Der einzige Zug. Wenn sich der schwarze König auf die 8.Reihe begibt, ist er schnell verloren:
1.-, Kh8 2.d8=D, Kg7 3. Sh5+, Kg6 4. Df6+, Kh7 5.Dg7#  oder 3.-, Kh7 4.De7 mit schnellen Matt.
Falsch ist auch 1.-, Kg6 wegen 2.Lh5+, Kf6: 3.d8=D

2.Sh5+, Kg6

Wieder gibt es keine Wahl. Nach 2.-, Kh7 spielt Weiß 3. Lc2+ was den schwarzen König auf die 8.Reihe zwingt, wonach Weiß seinen Bauern mit Schach in die Dame führt und schnell mattsetzt.

3. Lc2, Kxh5

Wiederum erzwungen. „Aber nun fängt die Party erst richtig an!“ bemerkte Tal.

4.d8=D!!

Verblüffend. Weiß opfert seinen einzigen Stolz, den vorgerückten d-Bauern.

4.-, Sf7+ 5. Ke6! , Sxd8+  6.Kf5!

Damit schließt sich das Mattnetz um den schwarzen König; 7. Ld1 matt!

6.-, e2

Offensichtlich wieder der einzige Zug.

7. Le4!

Droht diesmal  8.Lf3 matt. Dagegen gibt es nur eine Verteidigung: Schwarz muss seinen e-Bauern erneut in einen Springer verwandeln.

7.-, e1=S  8.Ld5!!

Ein ruhiger, aber wichtiger Zug. Der Springer e1 darf sich nicht vom Flecken rühren, derjenige auf d8 auch nicht wegen Lf7 matt; und außerdem droht Lc4 nebst Le2 matt.

8. -, c2 9. Lc4
! c1=S

Wiederum Pflicht. Nun besitzt Schwarz vier(!!) Springer, aber der weiße Läufer kontrolliert alle Felder.

10. Lb5

Diesmal droht das Unheil von der anderen Seite, vom Feld e8 aus.

10.-, Sc7    Erneut der einzige Zug.

11. La4!

Die Schlussstellung ist ein Diagramm wert:

jw2

Es droht nun Matt durch Ld1, und dagegen ist die schwarze Kavallerie machtlos!
11.-, Se2 12. Ld1, Sf3 13. Lxe2 bedeutet nur einen kleinen Aufschub. Schwarz besitzt ein Extratempo, kann jedoch nicht davon profitieren, weil jeder der vier Springer auf einem falschen Feld steht.


Der redaktionelle Sachbearbeiter von“64“ meinte „Wirklich von einmaliger Schönheit!“
Ein Reporter wurde nach Georgien geschickt, um ein Interview mit dem Entdecker dieser Glanzzüge zu führen. Als der Mann aus Moskau schließlich das Dorf erreichte, traf ihn der Schock seines Lebens:
Zwei Tage zuvor war der georgische Bauer verstorben....


Ich hätte viele Möglichkeiten gehabt, diese phantastische Geschichte auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen, wollte mir aber die schöne Illusion erhalten.
Anatoli Karpov war damals Teilnehmer am Interpolis-Turnier und Michael Tal eingeladener Gast. Die Turnierbücher von St. Petersburg  1909 und 1914 befinden sich in meinen Regalen, es wäre leicht, sie zu durchstöbern. Aber ich werde davon absehen. Manchmal ist es besser, eine Geschichte so zu belassen, wie sie einem dargeboten wurde, statt sich auf die Suche nach der historischen „Wahrheit“ zu machen.

 

Über den Autor: Jules Welling (Jahrgang 1949), war in den 1980-er Jahren ein bekannter niederländischer Schachjournalist der über zahlreiche Turniere und Wettkämpfe berichtete. Über seine Erfahrungen mit den Großmeistern des Schachs hat er 1994 in der Edition Marco ein äußerst lesenswertes Büchlein verfasst („Aus erster Hand“). Heute widmet sich Jules Welling wieder seiner großen Leidenschaft, dem Gedichte schreiben. Die vorliegende Geschichte erschien erstmals in der Schachwoche Nr. 50/1986. Für die Schach-Welt hat mir Jules Welling die Erlaubnis erteilt, die Geschichte hier zu veröffentlichen.





Moderne Klassiker
Freigegeben in Blog
09. November 2014

Moderne Klassiker

Moderne Klassiker Band 1 und 2

von  Dr. Helmut Pfleger, Vlastimil Hort

 Das Dreamteam des deutschen Schachfernsehens ist zurück!

Dr. Helmut Pfleger und Vlastimil Hort, die beiden kongenialen TV-Koryphäen, die jahrelang in den dritten Programmen über Schach der Großmeister gemütlich plauderten und in so manch Anekdoten schwelgten, kehren für die beiden DVDs Moderne Klassiker Band 1 und 2 aus ihrem TV-Ruhestand zurück und analysieren noch einmal bedeutende Partien der Schachgeschichte.

vlcsnap-2014-11-02-08h44m58s245

Es war einmal anno 1984…der erste Auftritt des Duos Pfleger/Hort im TV!

vlcsnap-2014-11-02-08h57m40s6

Dr. Pfleger und Hort fachsimpeln über die gerade laufende Partie in der Glaskabine hinter ihnen.

Im Jahr 2005 kam dann mit der Pensionierung von Dr. Claus Spahn auch das Aus für die Schachsendung. Leider wurde die beliebte Sendung nicht weitergeführt und bis auf den heutigen Tag findet sich weder Platz noch Zeit für eine regelmäßige Schachsendung im deutschen Fernsehen. Mit Neid blickt man z.B. auf die Niederlande, wo regelmäßige Sendungen übers Schach laufen und das zur besten Sendezeit. Wie dem auch sei, die Schachgöttin Caissa hatte mit uns ein einsehen und führte das Duo Pfleger/Hort wieder gemeinsam vor eine Kamera. Diesmal war es aber nicht in den heimischen Gefilden des NDR sondern im Chessbase Studio in Hamburg wo noch einmal eine goldene Ära des TV-Schachs erweckt wurde.

Pfleger-1

Die Gesamtlaufzeit beider DVDs erstreckt sich auf sagenhafte 14 Stunden und ich muss sagen, es wurde nie auch nur ansatzweise langweilig! Es macht einfach Spaß den beiden Experten zuzuhören! Selbstverständlich sind es nicht nur die fundierten Kenntnisse ehemaliger Spitzenspieler (Hort war lange Zeit in der absoluten Weltspitze und scheiterte 1977 nur denkbar knapp im WM-Viertelfinale an Boris Spasski, Dr. Pfleger war lange Jahre Mitglied im deutschen Olympiateam und konnte bei der Schacholympiade 1964 in Tel Aviv-Jaffa 12,5 Punkte aus 15 Partien erzielen und somit das beste Einzelergebnis an Brett 4 erreichen) sondern auch die Geschichten aus der Welt des Schachs, die den Zuschauer sofort in ihren Bann ziehen. Diese Erzählungen stehen in keinem Informator, in keiner Datenbank, sie müssen eigentlich fast immer der mündlichen Überlieferung überlassen werden. Man blickt dadurch hinter die Kulissen, in eine längst vergangene Zeit wo scheinbar noch alles im Reinen war.

Über Vlastimil Hort brauche ich glaube ich nicht viel erzählen, „ein großer Geschichtenerzähler, der spitzbübisch verschmitzt auf seine Pointen zusteuert oder reihenweise tschechische Witze aus dem Ärmel schüttelt. Er ist ein großer Jammerer, der so wehleidig über sein herannahendes Greisenalter, seine nachlassende Spielstärke, seine zunehmenden Wehwehchen und überhaupt über all die üblen Tricks des Schicksals, über Gott und die Welt klagen kann, dass man ihn schon fast bemitleidet“. (Turnier der Schachgroßmeister 1983, Pfleger/Kurz). Dr. Helmut Pfleger, das Bamberger Urgestein, Anchorman des deutschen TV-Schachs und Märchenonkel für Erwachsene ist ebenfalls ein Quell nie versiegender Anekdoten und Geschichten aus der Welt des Schachs. Mit einer, ihm eigenen, Engelsgeduld erklärte er jahrelang einfache Schachzusammenhänge im TV und war auch als Autor diverser Projekte (zahlreiche Bücher und Zeitungsartikel) äußerst produktiv und auch erfolgreich.

PflegerHortBand4

Hort: "Waisst Duu, Chelmut, diesärr Zuug, ärrr ist nicht möglich."

Pfleger: "Was, wieso nicht?"

Hort: "Äs isst wägen Rägel. Waiß ist gar nicht am Zug!"

Natürlich wird man mit den beiden DVDs nicht nur prächtig unterhalten sondern man lernt auch daraus! Dafür sorgen neben den kommentierten Partien auch die zahlreichen Testaufgaben (Video). Abwechselnd stellen Ihnen Dr. Pfleger und Hort Aufgaben die es zu lösen gilt!

Zusammenfassung:

Nachträglich empfinde ich es als ein sehr großes Versäumnis seitens der Fernsehanstalten, dass sie die Schachsendungen eingestellt haben und ein noch größeres Versäumnis, Dr. Pfleger und Hort gehen zu lassen. Zu meiner großen Freude fanden sich die beiden noch einmal vor den Chessbasekameras zusammen und schwelgten in vergangenen Tagen! Man weiß selten, was Glück ist, aber man weiß meistens was Glück war, an diesen Spruch musste ich denken als ich mir die DVDs angesehen habe. Erst wenn etwas vorbei ist, weiß man es oft erst richtig zu schätzen! Ich kann die beiden DVDs nur uneingeschränkt jedem empfehlen der das Schachspiel liebt und es schätzt. Großartige Unterhaltung mit zwei alten Bekannten!

Image1

 

Sprachen:

Deutsch

ISBN:

978-3-86681-420-2

Lieferung:

Download, Post

Kostenlose Lieferung innerhalb Deutschlands

Band 1:

• Videospielzeit:6 Std. 48 Min. (Deutsch) 
• Interaktiver Abschlusstest mit Videofeedback
• Mit CB 12 – Reader

Band 2:

• Videospielzeit:7 Std. 29 Min. (Deutsch) 
• Interaktiver Abschlusstest mit Videofeedback
• Mit CB 12 – Reader

Systemvoraussetzungen

Mindestens: Pentium III 1 GHz, 1 GB RAM, Windows Vista, XP (Service Pack 3), DirectX9 Grafikkarte mit 256 MB RAM, DVD-ROM Laufwerk, Windows Media Player 9, Chessbase12/Fritz 13 oder mitgelieferter Reader und Internetverbindung zur Programmaktivierung. Empfohlen: PC Intel Core i7, 2.8 GHz, 4 GB RAM, Windows 7 oder Windows 8, DirectX10 Grafikkarte (oder kompatibel) mit 512 MB RAM oder mehr, 100% DirectX10 kompatible Soundkarte, Windows Media Player 11, DVD-ROM Laufwerk und Internetverbindung zur Programmaktivierung.

Gentlemen no Engines please
Freigegeben in Blog

Die WM wird wieder auf vielen Webseiten und Servern kommentiert und da kommt gleich wieder ein ganz heißes Thema aufs Tapet: darf man Engines verwenden oder muss man gefälligst selber rechnen? In so manchem Chat genügt es „+1,27“ fallen zu lassen, um sofort einen Sturm der Entrüstung loszulassen und anderswo wird sofort gekontert „Nein – jetzt nur mehr +1,03 bei Tiefe 35“ und „achwo mein selbstkompilierter, optimierter Fischimagix auf Stickstoff gekühlter Hardware sagt +08,15 – game over!“ „Schleicht‘s Euch mit Euren Enginebewertungen oder ich zucke aus – rechnet endlich selber“ bereichert ein anderer wiederum die Diskussion.

Wer hat nun Recht? Nun diese Frage lässt sich ganz einfach beantworten: BEIDE!!

Beleuchten wir aber für die jüngeren Leser ein wenig den geschichtlichen Aspekt der Lagerbildung – zuerst waren die Computer einfach nur schwach, richtige Lachnummern wie der Mephisto I im Jahre 1980 mit 1250 Elo oder dann später ungeheuer groß und teuer wie „Deep Thought“, der als „Deep Blue“ unter IBM Flagge 1997 im zweiten Wettkampf sogar den Weltmeister Garri Kasparov unter Turnierbedingungen besiegen konnte.

Auch auf handelsüblichen PC und dann Laptops waren bekannte Programme wie Fritz, Shredder & Co dann dem Menschen vor allem taktisch und bei kurzen Bedenkzeiten überlegen, aber bei den Anfang der Nullerjahre aufkommenden Videoübertragungen von Schachturnieren kam es zu technischen Problemen. Laptops – damals noch mit Singlecore CPUs ausgestattet - konnten nicht gleichzeitig eine Engine rechnen lassen und Livevideos an den Server schicken ohne komplett in die Knie zu gehen oder gar abzustürzen. Also wurde aus der Not eine Tugend geboren: Kommentatoren mussten ohne Engineunterstützung auskommen – auch auf die Gefahr hin, dass User zu Hause vor dem Computer mit Engineunterstützung andere Einblicke in das Geschehen bekamen. Dass es heute für einen Laptop kein großes Problem darstellt Videos zu übertagen während auf den restlichen Kernen eine Engine als Blunderchecker agiert oder noch besser der Laptop via Cloud auf einen starken Computer mit Engine zugreifen kann – ja dies ist an manchen Kommentatoren spurlos vorbei gegangen. Und warum haben Sie dann trotzdem auch Recht mit dem „Selberrechnen“? Klar nur damit kann man seine eigene Spielstärke steigern, denn durch stumpfes Ablesen einer Enginebewertung wird man nicht wirklich ein besserer Schachspieler ... auch wenn manche davon träumen mögen!

Und warum haben dann die Enginebefürworter bei Übertragungen auch Recht? Nun ich schaue mir Übertragungen zur Unterhaltung als Fan an und nicht um meine Spielstärke zu erhöhen, die schon fast 20 Jahre auf gleichem Niveau dahinvegetiert. Mich interessiert auch nicht die Rechenstärke des Kommentators während seiner Arbeit – ich will wissen, was am Brett los ist und mir ist klar, dass die Engines stärker sind als jeder Mensch!

Bei einer Übertragung vom Gewichtheben der Klasse +105 kg und 260 kg auf der Hantel zeigt mir der Übertragungsexperte auch nicht wie er locker 200 kg hochstemmen kann und sagt mir ich sollte mich endlich mehr anstrengen, damit ich mal mehr als 60 kg schaffe und auch die Tatsache, dass jeder Kran 260 kg locker heben kann will ich nicht hören – nein, ich möchte vom Experten seine Einschätzung hören, ob der Athlet die ihm gestellt Aufgabe schaffen kann oder nicht.

Und zurück zum Schach: die Einbeziehung von Enginebewertungen kann die Sache auch interessanter machen, denn die Superstars treffen oft und mit ehrlichen Mitteln die Enginezüge und einem guten Kommentator können Enginebewertungen helfen, Gefahren der Stellungen und Ideen der Superstars zu erkennen und so aufzubereiten, dass auch wir die Masse der Zuhörer die Chance auf einen Einblick in diese uns verborgene Welt zu gewähren.

Während Carlsen gegen Anand spielt, will ich keine Trainingsstunden für mein Schach nehmen, ich möchte ein wenig verstehen können was sich am Brett abspielt und dafür brauche ich keine Engine und keinen Schachoberlehrer sondern einen KOMMENTATOR!!


So und lassen wir die Emotionen hinter uns und versuchen rational an das Thema heranzugehen. Eine Schachpartie endet nicht +1,27 sondern entweder gewonnen, verloren oder remis und dies gilt für jede einzelne der fast unendlichen Stellungen unseres schönen Spiels. Betrachten wir ein ganz einfaches Beispiel:

2014Engine01

Dass Weiß am Zug gewinnt ist logisch und mit einer einfachen Regel erklärt: König auf der 6. Reihe vor dem Bauer gewinnt immer! Nach Tablebases ist das ein Matt in 12, aber das rechnet ja kein Mensch tatsächlich aus – uns reicht die Info Bauer wird Dame und damit gewonnen. Nehmen wir nun mal eine ganz alte Engine an, die keinen Tablebasezugriff hatte und auch keine Tiefe von 24 Halbzügen erreichen konnte. Die würde wohl dann mit einer Bewertung von +9 für den Damenwert oder etwas mehr für die Hilflosigkeit des Schwarzen bewerten und damit einen Weißsieg mit hoher Wahrscheinlichkeit vorhersagen. Was uns +9 aber nicht sagt, sind welche Gefahren der Weiße noch umschiffen muss, um zu gewinnen. Hier natürlich extra widersinnig gewählt, aber Weiß kann diese Stellung auch noch verlieren und ein Remis ist ja immer möglich solange kein Matt die Partie beendet hat. Aber lassen wir Weiß den Bauern e6 schlagen und unsere Primitivengine würde wieder +9 für die zu erwartende Dame bewerten, obwohl jetzt ein Verlust total ausgeschlossen ist, aber ein Remis immer noch möglich ist!

Enginebewertungen sagen uns nur auf welches Ergebnis (1, 0 oder =) die Engines setzen würden. Hohe Bewertungen zeugen von einer höheren Gewinnwahrscheinlichkeit – Remiswahrscheinlichkeiten lassen sich aus den Enginebewertungen sehr schwer bis gar nicht ablesen – ebenso gibt es keine Informationen zur Schwierigkeit des Gewinn- oder Remisweges. Schauen wir uns noch ein Beispiel an:

2014Engine02

Das ist Matt in 549 wie uns die Tablebases sagen - allerdings ohne Berücksichtigung der 50 Züge Regel, aber das ist für unser Beispiel hier vernachlässigbar auch wenn die Engines den Braten möglicherweise riechen könnten, weil der Bauer schnell zu einem Springer wird und dann der Turm erst im 509. Zug geschlagen wird. Schauen wir uns trotzdem die Enginebewertungen im Detail an: Stockfish tippt auf auf klar gewonnen und hat liegt damit richtig und falsch zu gleich: Komodo sagt gute Gewinnchancen für Weiß voraus - allerdings ist ein Remis durchaus im Bereich des Möglichen und Houdini tippt auf Remis, aber die Bewertung +0,12 gibt uns keinen Hinweis auf die 50 Züge Regel.

Aber eigentlich ist dieses Beispiel nicht viel schwieriger als unser Babyendspiel vorhin, denn wir wissen mit oder ohne Engine beide können gewinnen und Remis ist immer möglich! Die Engines geben uns den Tipp Richtung Gewinn von Weiß mit mehr oder weniger Chancen auf Remis. 

Und jetzt kommt unser Kommentator ins Spiel, der möglicherweise in der Hitze des Gefechts und der Doppelbelastung den Fehler machen könnte zu denken, dass statt des Springereinzuges auch Dameneinzug möglich sei und das Endspiel Dame gegen Turm und Springer aufgrund des etwas abseits stehenden Turms für Weiß gewonnen sein könnte – obwohl auf jedem Rechner im Wohnzimmer schon Remis angezeigt wird!

2014Engine03

Was wollen wir also von ihm hören?

Dass er besser ist als wir im Schach – nein, das wissen wir sowieso!
Dass er schwächer als die Superstars ist – nein, auch das wissen wir!
Dass er nicht so gut wie Engines rechnen kann – nein, auch das ist uns bekannt!

NEIN – wir wollen nur seine Einschätzung der Stellung mit Hilfe aller auch uns auch zugänglichen Informationen hören – also auch inklusive Enginebewertungen, weil er schachlich näher an den Superstars dran ist und eher verstehen kann, was die sehen können und was nicht. Und diese Aufgabe wird mit stärken Engines, Tablebases nicht leichter werden, sondern viel, viel schwieriger, weil immer öfter erklärt werden muss, dass manches für den Menschen nicht sichtbar und schon gar nicht berechenbar ist! Es ist klar, dass Kommentatoren Fehler machen müssen, aber es ist nicht zwingend vorgeschrieben, dass sie sich laufend mit hochrotem angestrengten Kopf lächerlich machen und Untervarianten am Leben erhalten wollen, obwohl schon der Einstieg ein Fehler ist und das nur weil sie auf Hilfsmittel verzichten wollen, weil sie Belehrer und nicht Erklärer sein wollen.

Ich habe bisher bewusst keine Namen von Kommentatoren im Artikel genannt, möchte aber doch einen herausheben: Klaus Bischoff auf schach.de – zwar auch kein Freund von Engineanalysen, aber einer der wenigen, die wenn solche eingeworfen werden, sehr schnell die Ideen hinter den Enginevorschlägen versteht und in die Kommentierung einbaut, auch wenn er gerade eine andere Idee bespricht und berechnet. Vielleicht liegt es daran, dass er 1980 hinter Kasparov und Short den geteilten 3. Rang bei der Jugendweltmeisterschaft in Dortmund belegt hat und damit selbst einmal in der Welt der Superstars war!

Yet another Carlsen Anand WM Kampf
Freigegeben in Blog

„Yet another“ oder „net schon wieder“ wie es im Original gelangweilt durch den Kopf der Krennwurzn schallt: Sotchi, Anand, Carlsen, Schachweltmeisterschaft! In Sotchi wunderschön am Schwarzen Meer gelegen fand heuer die Olympiade statt, dann der Formel 1 Grand Prix und nun die Schachweltmeisterschaft! Wer beim Grand Prix nicht eingeschlafen ist, der bekommt nun eine zweite Chance und da eine Schachpartie vor allem mit Carlsen länger dauert als ein Grand Prix, dürfte der Erholungswert noch besser ausfallen.

2014WM1

Schaut man sich die Wettqouten an ist klar, Carlsen wird mit 1:1,20 seinen Titel locker verteidigen und wer seine Kröten auf Vishy setzt dem ist wohl nicht mehr zu helfen. Überhaupt urfad immer dieses Sotchi, dieser Anand schon ewig in WM Finalen und Carlsen mit seinem Gequetsche in faden Endspielen - igitt, urfad – wo ist da die Spannung, die Action?

ABER HALLO!!!
Ich hasse zwar diesen Ausdruck mehr als jede Fadesse, aber wie sollte ich mich und die Schachwelt sonst aus diesem negativen Gefühl der Wiederholung herausreißen?
ABER HALLO!!!

Es geht um die Krone im Schach und ja wir hatten jetzt jährlich eine WM und das bei einem Zweijahreszyklus und Anand ist wirklich schon lange in der Weltspitze und aus dem Wunderkind Magnus ist ein junger Mann Carlsen geworden! Aber – ohne Hallo – wird es wirklich so fad wie wir uns das gerne glauben machen wollen, weil wir uns andere WM Paarungen erhofften?

Klar neben dem Altersunterschied von 21 Jahren ist auch der Elounterschied enorm: um die 70 Punkte liegt Magnus da vor Vishy und noch dazu hat dieser im letzten WM Kampf keine einzige Partie gewonnen – die Vorzeichen sind klar: Carlsen wird diese WM gewinnen! „Ja das stimmt!“ sagt auch die Krennwurzn, „aber Hallo“ muss das wirklich fad werden? NEIN ist meine klare Antwort! Carlsen hatte im Vorjahr den Druck endlich Weltmeister zu werden und Anand wollte das „Unvermeidliche“ nur verhindern und aus dieser Kombination ist dann ein etwas fader einseitiger WM Kampf entstanden. Warum soll das gerade heuer in Sotchi anders werden? Carlsen darf den Titel nicht verlieren, weil er dadurch seinen Überfliegerstatus verlieren würde und Anand ist mit seinem Sieg gegen die junge Garde beim Kandidatenturnier in Chanty-Mansijsk endgültig in den Olymp der Schachgötter aufgestiegen. Anand kann nichts mehr verlieren und das wird seinem Spiel gut tun und Carlsen wird darauf reagieren und daher glaube ich, dass wir vor einer spannenden WM stehen und es - ABER HALLO!!! - nur nicht wahr haben wollen!


Links und Spielplan

Offizelle WM Seite der FIDE

Neu die WM-Teilnehmer bei Twitter
Anand bei Twitter
Carlsen bei Twitter

2014WM2

Türme unterwegs
Freigegeben in Blog
05. November 2014

Türme unterwegs

Ich hatte eigentlich schon ein anderes Stück ausgesucht, als ich bei der Durchsicht des Preisberichts 2013 der Schwalbe über folgenden Fünfzüger stolperte. "Ein unglaublicher Fund, der eigentlich schon 1000 Jahre alt sein müsste...!" schrieb der Preisrichter.

Hoffmannm5

In diesem Stück von Martin Hoffmann hat der schwarze Turm alle Hände voll zu tun. Ihn zu überlasten, ist die Aufgabe des Weißen, der nur fünf Züge für das Matt Zeit bekommt.

Der hellste Stern am Schachhimmel
Freigegeben in Blog

Master Class Band 2: Mihail Tal

von  Dorian Rogozenco, Dr. Karsten Müller, Mihail Marin, Oliver Reeh

 

In Band 2 der Master Class Reihe geht es um den 8.Schachweltmeister von 1960-1961, Mihail Tal.

Geboren am 9. November 1936 in Riga, erlernte er im Alter von 7 Jahren das Schachspiel. Mit 13 Jahren bekam er den erfahrenen Trainer Alexander Koblenz zur Seite gestellt und von da an zeigte Tals Erfolgskurve nur noch in eine Richtung, nach oben. Rasch stieg er weiter voran und gewann 1958 das Interzonenturnier in Portoroz, 1959 das Kandidatenturnier in Bled-Zagreb-Belgrad und schließlich das Weltmeisterschaftsmatch 1960 gegen den großen Botvinnik. Seinen Titel verlor er zwar ein Jahr später wieder aber das tat seiner ungeheuren Beliebtheit in der Schachwelt keinen Abbruch. Durch sein kombinationsreiches, phantasievolles und kreatives Spiel eroberte er die Herzen von Millionen Schachliebhabern auf aller Welt.

Nachfolgend eine Partie aus dem Interzonenturnier 1979 in Riga wo Tal mit phantastischen 14 Punkten aus 17 Partien regelrecht wütete:

Kommentar: Chessbase

Polugaevsky,Lev (2625) - Tal,Mihail (2615) [A34]

Interzonal Tournament Riga (2), 1979

19 Jahre nach dem Gewinn des Weltmeistertitels schien Mikhail Tal die Schachwelt erneut zu erobern. Das Turnier der Weltelite in Toronto - doppelrundig und damit den Zufallsfaktor eindämmend - gewann er ohne Niederlage punktgleich mit Karpov. Beim Interzonenturnier in Riga setzte er noch eins drauf: 14 aus 17 und 2,5 Punkte Vorsprung auf den Zweiten, Lev Polugaevsky. 1.Sf3 c5 2.c4 Sf6 3.Sc3 d5 4.cxd5 Sxd5 5.e4 Sb4 6.Lc4 Heute wird mehr 6.Lb5+ gespielt. 6...Le6 7.Lxe6 Sd3+ Der Springer verlässt dieses Feld zwar kurzzeitig, aber selbst in der Schlussstellung steht er zusammen mit dem Lc1 und dem Sd2 wie jetzt. Die Zweiteilung des Brettes ist natürlich für das Zusammenwirken der weißen Figuren Gift. 8.Kf1 fxe6 9.Sg5 Db6 Das war damals neu und Polugaevsky findet nicht die richtige Erwiderung. 10.De2?! [10.Df3] 10...c4 11.b3 h6 12.Sf3 [12.Dh5+ … ¤h3] 12...Sc6 13.bxc4 0-0-0 µ (Tal) 14.g3 [Weiß kann 14.Se1 spielen, aber Schwarz hat ja noch einen Springer für das Feld d3.] 14...g5! 15.Kg2 Dc5 16.Tb1 Lg7 17.Sb5 Dxc4 18.De3 Thf8 19.Tf1 [Es ist keine Zeit für 19.Sxa7+ Sxa7 20.Dxa7 Dxe4-+] 19...g4 20.Sh4

tal11

Schwarz am Zug.

20. …Sxf2

[Einfacher war 20...Txf2+ 21.Txf2 Sxf2 22.Kxf2 Tf8+ 23.Sf5 exf5-+]

Anmerkung von mir:

Die Schach-Engine plädiert hier ganz Tal-untypisch für 20. …Dxa2.

21.Sg6 Td3! 22.Sa3 [22.De1 Tdf3 23.Sxf8 Sd3 24.Dd1 Txf1 25.Dxf1 Dxe4+ 26.Kg1 Ld4+ 27.Sxd4 Sxd4-+] 22...Da4 23.De1 [23.De2 Sd4 24.De1 Tdf3-+] 23...Tdf3 24.Sxf8 Sd3 25.Dd1 Dxe4 26.Txf3 gxf3+ 27.Kf1 Df5 28.Kg1 Ld4+ Quelle: i28/98 0-1

Auf der DVD aus dem Hause Chessbase wird noch einmal der Weg Tals in allen Stationen nachgezeichnet. Wie behandelte er die Eröffnungen? Wie Dorian Rogozenco anmerkt, hat Tal nicht an seinen Eröffnungen gearbeitet, um dem Gegner bereits in der Anfangsphase der Partie überlegen zu sein. Es ging dem achten Weltmeister vor allem darum, die richtigen Stellungen aufs Brett zu bekommen, damit er seine wunderbaren Kombinationen und intuitiven Opfer anbringen konnte. In 3 Videos erläutert Bundestrainer Dorian Rogozenco die Eröffnungsstrategie Tals und untersucht dessen Eröffnungsrepertoire auch im Hinblick auf seine WM-Kämpfe mit Botvinnik und seine spätere Arbeit mit Anatoli Karpov.

tal01

GM Dorian „Bundestrainer“ Rogozenco bringt dem Zuschauer Tals Eröffnungen näher.

Im zweiten Kapitel plaudert GM Mihail Marin in 5 Videos aus dem Nähkästchen. Für Mihail Marin ist der Name Tal ganz anders verknüpft - scharf, brillant, taktisch, überraschend, die Regeln verletzend. Aber das ist natürlich nicht die ganze Wahrheit. Tal war auch ein strategischer Spieler und Belege dafür lassen sich en masse finden. Mihail Marin stellt fünf Partien Tals vor und analysiert sie unter dem Gesichtspunkt Strategie, nebenbei erzählt er noch so manche Anekdote und erinnert sich an seine Begegnung mit Mihail Tal.

tal02

GM Mihail Marin erinnert sich an seine Begegnung mit Mihail Tal.

Im dritten Kapitel stellt IM Oliver Reeh 20 Taktikstellungen aus Tal-Partien zur Diskussion und ladet den Zuschauer ein, daran zu tüfteln und sie zu lösen. Reeh gibt in den Videos eine kurze Einleitung zur jeweiligen Stellung und bespricht anschließend auch die Lösung.

tal03

Taktik-Guru IM Oliver Reeh stellt Sie auf die Probe!

Kapitel 4 untersucht Tals Endspiele in 12 Videos sehr ausführlich. GM Karsten Müller hat das vorhandene Material in drei Kategorien eingeteilt: Magische Momente, Turmendspiele und berühmte Tal-Endspiele.

tal04

GM Karsten Müller bespricht Tals Endspielkunst.

Außerdem enthält die DVD eine Datenbank mit sämtlichen Tal-Partien (2905, viele davon kommentiert) und eine Trainingsdatenbank mit 245 Tal-Stellungen. Abschließend gibt es noch Tals Partien als Eröffnungsbaum.

tal06

 

Zusammenfassung:

Die DVD bietet dem Zuschauer und Lernenden eine ganze Fülle an wertvollem Material für das eigene Training. Angefangen von den Gedanken über Tals Eröffnungsspiel und den strategischen Besonderheiten in seinen Partien, über sein ausgezeichnetes Gespür für Initiative und Angriff bis hin zu seiner subtilen Endspielkunst bringt diese Trainings-DVD dem Zuschauer auch den Menschen Mihail Tal ein ganzes Stück näher. So bleibt nicht nur ein ausgezeichneter Trainingskurs in Sachen Tal sondern auch ein wertvoller Einblick in das Denken und Schaffen eines Schachgenies.

tal9

 

Sprachen:

Deutsch, Englisch

ISBN:

978-3-86681-372-4

EAN:

4027975007960

Lieferung:

Download, Post

 

• Videospielzeit: 4 Std. 22 min (Deutsch)
• Interaktiver Taktiktest mit Videofeedback
• Alle Tal-Partien, Tabellen, Hintergrundwissen, Kurzbiographie
• „Tal-Powerbook“: Das Eröffnungsrepertoire des Weltmeisters als Variantenbaum
• Taktik-Training mit 245 Aufgaben aus Tal Partien
• Mit ChessBase 12 Reader

Systemvoraussetzungen

Mindestens: Pentium III 1 GHz, 1 GB RAM, Windows Vista, XP (Service Pack 3), DirectX9 Grafikkarte mit 256 MB RAM, DVD-ROM Laufwerk, Windows Media Player 9, Chessbase12/Fritz 13 oder mitgelieferter Reader und Internetverbindung zur Programmaktivierung. Empfohlen: PC Intel Core i7, 2.8 GHz, 4 GB RAM, Windows 7 oder Windows 8, DirectX10 Grafikkarte (oder kompatibel) mit 512 MB RAM oder mehr, 100% DirectX10 kompatible Soundkarte, Windows Media Player 11, DVD-ROM Laufwerk und Internetverbindung zur Programmaktivierung.