Jindrich Sulc (1911 - 1998)
Freigegeben in Blog

Von Dr. Oliver Höpfner, Bremen

In der dritten Folge der kleinen Kolumne „Endspielmagie - Studien für die Praxis“ möchte ich diesmal eine der Lieblings-Studien der russischen Trainer-Legende Mark Dworetski (1947 – 2016) vorstellen.

Wie schon in der ersten Kolumne ausgeführt, war auch Dworetski ein großer Freund praxisnaher Studien. In seiner Einführung in die Zauberwelt der Schachstudie in dem Buch "Studien für Praktiker" aus dem Jahre 2009 schrieb Dworetski in der Einleitung des Werkes (S. 9) zu seinem persönlichen Geschmack bei Studien folgendes:

Ein riesiges Vergnügen bereiten jedem Schachspieler kurze Studien mit spektakulären und unerwarteten Ideen.“

Dworetski bezeichnete solche Aufgaben als „Kleine Perlen“ und zeigte solche Studien deshalb in der Einleitung des oben erwähnten Studienbuches. Es sind Kompositionen, die den Leser für das Thema der Schachstudie begeistern sollten.

Eine dieser kleinen Perlen von Dworetski aus dem Buch ist die folgende elegante kleine Studie des tschechoslowakischen Studienkomponisten Jindrich Šulc (22.3.1911 – 3.12.1998).

Šulc, der Schach mit 10 Jahren lernte und einer der führenden Spieler seines Heimatvereins „Lokomotiva Pardubice“ war, komponierte im Laufe seines Lebens weit über 100 Schachstudien und Schachprobleme.

Die folgende Komposition von Šulc aus dem Jahre 1941 fand bei Dworetski sowohl Aufnahme in sein Buch "Studien für Praktiker" als auch in sein weltberühmtes Endspiel-Standardwerk „Die Endspieluniversität: Essentielles Endspielwissen für Amateur und Profi“ (Erstauflage aus dem Jahr 2002).

Sulc

Wie kann Weiß in der Diagrammstellung seinen a-Bauern zur Umwandlung und damit zum Sieg führen? Die Aufgabe ist nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint und man muss schon ein wenig Fantasie haben für die richtige Lösung des Problems. Es ist ein wahrhaftiger „Probierstein des Gehirns“, wie es Johann Wolfgang Goethe einmal in Bezug auf das Schachspiel formuliert hat.

Viel Spaß bei der Lösung der Aufgabe.

***
Nun wird es Zeit für die Auflösung - auch wenn im Kommentarbereich ansich ja schon alles hervorragend gelöst und aufgeschlüsselt wurde. Hier die Varianten!

 

Ran an die Bretter!
Freigegeben in Blog

Von Dr. Oliver Höpfner, Bremen

Nach der ersten Folge der kleinen Kolumne „Endspielmagie - Studien für die Praxis“ soll diese Artikelserie nun fortgesetzt werden.

Vorgestellt werden sollen dabei gemäß dem Credo des früheren Trainers der Schachabteilung von Werder Bremen Claus Dieter Meyer (1946 – 2020) – von allen nur C. D. genannt – Studien, die auch eine gewisse Praxisnähe haben.

Wie schon in der ersten Folge der Kolumne kurz ausgeführt, war C. D. ein großer Freund der praxisnahen Studien des französischen Schachmeisters und Studienkomponisten russischer Herkunft Alexei Sergejewitsch Selesnjow (1888 – 1967).

Selesnjow
Alexei Selesnjow (1888 - 1967)

Studien von Selesnjow verwendete C. D. deshalb auch regelmäßig in seinen Trainingsstunden. So daher auch die folgende Studienkomposition von Selesnjow aus dem Jahr 1912.

Sie zeigt – ebenso wie die erste Aufgabe dieser Kolumne – ein Turmendspiel. In diesem materiell völlig ausgeglichenen Endspiel spielen allerdings ganz andere Motive eine Rolle als in der ersten Aufgabe. Nun sind also die LeserInnen am Zug.

Selesnjow 2 Diagramm

Schwarz scheint in der Diagrammstellung – mit seinem aktiven König und seinem gut positionierten Turm hinter dem weißen Freibauern – sogar ein wenig besser zu stehen. In Wahrheit ist es aber der Anziehende, der diese Position mit präzisem und kreativem Spiel für sich entscheiden kann. Viel Spaß bei der Lösung der Aufgabe.

UPDATE 31.Januar: Genug des Knobelns - ob der Kommentarbereich die richtigen Lösungen gefunden hat, könnt Ihr ab jetzt nachsehen! (Und ich glaube, es sieht gut aus - Glückwunsch an den Chat!)

Harold van der Heijden im Gespräch mit Losso
Freigegeben in Blog

Auch Losso hat sich bewogen gefühlt, zur Interviewserie beizutragen. Sein interessanter Gesprächspartner ist der Niederländer Harold van der Heijden.  

Losso: Hallo Harold. Trotz Deines außerordentlichen Beitrags zur Kunst des Schachs bist Du eventuell noch nicht allen Lesern unseres Blogs bekannt. Diese können natürlich bei Wiki nachsehen, wo es Artikel über Dich in mehreren Sprachen gibt. Magst Du Dich dennoch kurz vorstellen?

HvdH: Gerne. Mein Name ist Harold van der Heijden und ich bin aus den Niederlanden. Ich bin einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Schachstudie, aber darauf kommen wir sicherlich noch zu sprechen. Schach ist dabei aber nur mein Hobby. Beruflich leite ich ein Forschungslabor für Veterinärmedizin.

Losso: Du zeichnest Dich verantwortlich für die größte Endspielstudiendatenbank, bist Chefredakteur des einzigen mir bekannten Endspielstudienmagazins EG, richtest Studienturniere (das bedeutet, die schönsten Kompositionen eines Jahrgangs auszuwählen) und übernimmst auch den Posten des Studienbeauftragten innerhalb des Weltproblemschachverbands. Zudem hat Dir die FIDE den Fide-Meister-Titel für Schachkomposition verliehen. Wie kam es zu diesem Hobby und wie viel Zeit verbringst Du damit?

HvdH: Endspielstudien sind schon mein Hobby seit ich das Schachspiel in den 70ern erlernt habe. Ende der 80er fing ich dann an, Studien zu sammeln. Mit diesem Hobby verbringe ich zwei bis vier Stunden am Tag, wobei es momentan eher die zwei Stunden sind.

Losso: Die fünfte Version deiner Studiendatenbank ist Ende letzten Jahres erschienen. Ich selbst habe bisher vier Studien in vier unterschiedlichen Magazinen publiziert, z.B. auch im weniger bekannten Schach in Schleswig-Holstein, die alle ihren Weg in die Datenbank gefunden haben. Wie schaffst Du es, mit der Datenbank so komplett zu sein und wie viele Quellen sind enthalten?

HvdH: Nahezu alle größeren Magazine lassen ihre eingesandten Studien von mir auf Korrektheit überprüfen, dadurch kommen schon einige tausend Magazinjahrgänge zustande. Darüber hinaus habe ich hunderte von Schachspalten aus Zeitungen durchsucht, die teilweise schon über Jahrzehnte laufen. Das ist allerdings nur in seltenen Fällen von Erfolg gekrönt, denn dort werden nur wenige Studienoriginale abgedruckt. Einige Leute weisen mich auch auf Studien aus eher abseitigen Quellen hin und unterstützen mich dabei, vollständig zu sein.

Losso: Heißt das, dass Du viele Rechenknechte zu Hause stehen hast, die für Dich arbeiten, so dass das Endspielmagazin EG und auch die Datenbank fast schon als Nebenprodukt entstehen?

HvdH: Ganz so ist das nicht. Ich überprüfe die Studien auch nicht kontinuierlich, da müsste man bei jeder neuen Endspieldatenbank und Rechnergeneration von vorne anfangen und selbst wenn man da nur ein paar Minuten pro Studie reinstecken würde, wäre das unheimlich zeitaufwendig.

Losso: Das ist sicherlich richtig bei inzwischen über 85.000 Studien in Deiner Datenbank. Wie viele arbeiten denn an dem Datenbankprojekt?

HvdH: Die Arbeit an der Datenbank erledige ich alleine, aber es gibt ein paar Schachfreunde, die mir zuarbeiten, insgesamt fünf bis zehn. Mario Guido Garcia aus Argentinien ist sehr aktiv, wenn es darum geht, die Korrektheit von Studien zu überprüfen. Andere schicken mir Dateien mit neuen Studien. Dabei ist es mit einer simplen Aufnahme in meine Datenbank allerdings nicht getan, denn ich habe sehr strenge Standards, was die Präsentation in der Datenbank anbetrifft. Beispielsweise muss ein weißer Fehlversuch immer mit einem schwarzen Zug enden, es sei denn, Weiß setzt patt.

Losso: In einer bekannten deutschen Schachzeitung gibt es eine Interviewserie, in der Großmeister gefragt werden, wie man sich im Schach verbessern kann. Die Schachstudie kommt in den Antworten oft vor. Die Spatzen pfeifen es also von den Dächern, dass Studien einen wichtigen Anteil in der Entwicklung eines Schachspielers einnehmen, da sie vor allem die Berechnung von Varianten verbessern. Wurdest Du schon von starken Spielern oder deren Trainern kontaktiert, damit diese von deinen Kenntnissen profitieren können? Oder kurz: Hat Magnus Deine Datenbank schon geordert?

HvdH: Der Holländische Trainer Cor van Wijgerden nutzt Studien in seinem Training, vor allem für junge Spieler. Auch Artur Jussupow berichtete mir, dass er meine Datenbank für Trainigszwecke nutzt, vor allem für den taktischen Blick und die Rechenfähigkeiten, da Schachstudien eine konkrete Lösung besitzen. Carlsen habe ich in Wijk aan Zee beim Tata-Turnier getroffen, aber er wird sich wahrscheinlich nicht an mich erinnern und hat auch noch keine Version der Datenbank geordert. Ich würde ihm diese kostenlos zur Verfügung stellen, wenn er nachfragt.

Losso: Da bin ich gespannt, ob es zu dem Deal kommt. Jetzt, da wir die Brücke zum Normalschach geschlagen haben: Wie finde ich in der Datenbank eine Studie, die für mich interessant sein könnte, so dass ich als Schachspieler davon profitiere?

HvdH: Sehenswert sind zumeist diejenigen Studien, die mit einem Preis ausgezeichnet worden sind. Dies kann man als Suchkriterium hinterlegen. Ansonsten kann man nach bestimmten Komponisten suchen, im klassischen Bereich denke ich da an Liburkin, Mitrofanov und Kasparyan, zeitgenössische Komponisten sind Kralin, Gurgenidze, Pervakov und Afek. Neuere Talente sind Didukh und der Norweger Ostmoe. Man sollte versuchen, die Studien zu lösen, aber da der Schwierigkeitsgrad mitunter sehr hoch ist, sollte man sich zumindest erlauben, die Figuren auf dem Brett bewegen zu dürfen.

Losso: Unser Web- und Großmeister Jörg Hickl hat noch eine alte Version der Datenbank. Er sagte mir, dass heutige Studien deutlich mehr analytische Computervarianten haben und sich daher weniger für Trainingszwecke eignen als früher und sieht daher auch keinen guten Grund, sich die neuere Version zu besorgen.

HvdH: Für einige der zeitgenössischen Stücke trifft dies sicherlich zu. Allerdings hat die HHdbv auch viele zusätzliche Kommentare zu klassischen Studien, bei denen sich auch viele als nicht korrekt erwiesen. Außerdem gibt es auch heute noch spannende neue Studien, die bestimmt auch Großmeistern gefallen können, die denken, dass früher alles besser war.

Losso: Kannst Du Dich eigentlich auch an gespielten Endspielen erfreuen?

HvdH: Natürlich begrenzt sich meine Liebe zum Schach nicht nur auf die Schachstudie. Interessanterweise sind aber fast alle grandiosen Endspielzüge schon einmal als Motiv in einer Studie gezeigt worden. Eine berühmte Ausnahme ist 47.-Lh3!! aus Topalov-Shirov (siehe nachstehendes Diagramm), Linares 1998. Ich habe auf Basis dieser Stellung die Studienkomponisten aufgefordert, aus diesem Thema noch mehr zu machen, aber das Resultat war eher enttäuschend.

topalovshirovbh3

Losso: Dann war die Partiestellung wohl schon mehr oder minder die Optimalfassung. Hast Du eigentlich einen Lieblingskomponisten und eine Lieblingsstudie?

HvdH: Mein Favorit bei den Komponisten ist Leopold Mitrofanov, der sowohl romantische als auch tiefgründige Studien angefertigt hat. Der Titel seines Buches, "Deceptive Simplicity" ("Trügerische Einfachheit"), trifft es genau. Seine berühmte Studie (gab es auch schon auf schach-welt.de) war lange mein persönlicher Liebling. Sie wurde aber abgelöst, als der Kompositionsgroßmeister Oleg Pervakov mir eine seiner besten Studien anlässlich eines Kompostionsturniers zu meinem 50. Geburtstag zur Verfügung stellte. Vielleicht kannst Du sie ja mal bei der Schach-Welt zeigen, da wäre ich nämlich sehr interessiert, was Jörg Hickl davon hält.

Pervakovwin1pvdh50

Weiß am Zug gewinnt, Oleg Pervakov, 2011

Losso: In der Tat eine handfeste Rauferei. Deine Datenbanken haben eine eigene URL, die mit www.hhdbstartet, worauf die römische Ziffer der Version und .nl folgt. Aktuell also www.hhdbv.nl. Was bringt die Zukunft, hast Du Dir www.hhdbx.nlschon gesichert?

HvdH: Als ich die vierte Version veröffentlichte, plante ich, dass die fünfte die letzte Version ist. Da ich aber immer noch Spaß daran habe, habe ich schon die HHdbvi für 2020 angekündigt. Längerfristig sollte die Datenbank ein offenes Internet-Projekt werden, mit dedizierten Moderatoren. Die benötigt man auch, denn ich erhalte oft Meldungen, dass Studien nicht korrekt sind, ohne dass dies stimmt. Noch schlimmer bestellt ist es um die Vorschläge, unkorrekte Studien zu reparieren, die oft absolut fürchterlich sind. In meiner Datenbank habe ich nur Berichtigungen aus ausgewählten Quellen, bei denen ich darauf hoffen kann, dass der Editor einen Minimalstandard einhält.

Losso: Hast Du noch ein letztes Wort an unsere Leser?

HvdH: Eine kleine Studie von mir, die ich oft nutze, um die Studie der Schachöffentlichkeit schmackhaft zu machen, ist nachstehende. Auf gehts, Sven-Hendrik, versuche sie zu lösen, ohne in der Datenbank nachzuschlagen! Artur Jussupow benötigte nur ein paar Sekunden dafür und nannte auch das richtige Motiv. Ich denke, dass fast jeder das lösen und sich daran erfreuen kann, denn sie ist einerseits für stärkere Vereinsspieler ein Denktraining, aber auch für schwächere Schachfreunde verständlich.

vanderheijdenwinalgemdagblad

 Weiß am Zug gewinnt, Harold van der Heijden, 2003

Losso: Oh ja, die gefällt mir sehr gut und zeigt auch, dass es noch viel zu entdecken gibt, wenn es sogar heutzutage noch unentdeckte Bauernendspiele mit zwei gegen einen Bauern gibt. Jeder Schachspieler kann eine Studie wie diese komponieren. Ich habe meine minderwertigen Lösefähigkeiten im Studiensektor bereits in einigen Turnieren nachgewiesen, aber bei dieser Studie brauche ich nicht lange nachzudenken, denn sie war mir schon bekannt und war auch schon Kandidat für das Studienlösen im Verein. Daher gebe ich hiermit ab an unsere Leser, die dieses Stück als Starter für Pervakovs Werk weiter oben nutzen können. Vielen Dank an Dich, Harold, für das Interview!

Lösungen und Hinweise wie immer als Kommentar. Bitte wartet eine Woche (30.01.), damit noch mehr Leser sich an diesen schönen Stücken probieren können!

 

Annäherung ans Faszinosum Endspiel
Freigegeben in Blog
Donnerstag, 10 Januar 2013 01:00

Annäherung ans Faszinosum Endspiel

Vor etwa zwei Wochen äußerte ich in einem Kommentar den Vorschlag, dass ich in diesem Blog eine Endspielrubrik eröffnen könnte. Es handelte sich um eine ziemlich spontane Idee, über die ich nicht groß nachgedacht habe. Inzwischen ist der Deal tatsächlich zustande gekommen und es ist sicherlich angebracht, dass ich zunächst erkläre, was ich eigentlich vorhabe. Ehrlich gesagt muss ich da selbst erst einmal nachdenken. Es gehört zu den Mysterien der menschlichen Psyche, dass man das Zustandekommen seiner eigenen Entscheidungen selten (manche Experten sagen sogar: nie) wirklich nachvollziehen kann. Dies ist übrigens auch ein faszinierendes Thema, das gerade für Schachspieler von Interesse ist, führt hier aber zu weit.

 

Ich werde also nach besten Kräften (alle Angaben ohne Gewähr) versuchen zu erklären, worum es mir geht. Mein Ausgangspunkt ist, dass das Endspiel eine Materie ist, die stark polarisiert. Natürlich gibt es viele Schattierungen und ich übertreibe in der Folge ein bisschen, aber vereinfacht ausgedrückt gibt es zwei „Pole“, d.h. zwei grundsätzlich verschiedene Sichtweisen, die ich unter Schachfreunden beobachtet habe.

 

Sichtweise Nr. 1 (v.a. unter Amateuren sehr weit verbreitet): Endspiele sind langweilig. Eine technische Angelegenheit, zäh, trocken, oft passiert lange Zeit „nichts“. Es fehlt das Feuer der Kombinationen, es fehlt die Dynamik, die Romantik, kurz: alles, was Schach spannend macht! Endspielbücher sind voll von irgendwelchen abstrakten Manövern, die kein normaler Mensch versteht. Angeblich soll man die auch noch auswendig lernen, obwohl sie doch so gut wie nie aufs Brett kommen. Komische Namen haben sie oft auch noch. Wie bitte, „Van?ura-Stellung“, was soll das sein? Hat man in 20 Jahren Turnierschach noch nie gebraucht, also wird es wohl auch die nächsten 20 Jahre ohne gehen. Das ist doch nur was für Freaks. Ein richtig guter Spieler ist auf das Endspiel sowieso nicht angewiesen, der gewinnt sein Partien schon vorher. Eine starke Eröffnung, im Mittelspiel den Vorteil ausbauen, zünftig angreifen, mattsetzen und fertig. So spielt man Schach!

 

Sichtweise Nr. 2: Endspiele sind großartig, sie sind eigentlich das Schönste am Schach, quasi Schach pur. Unglaublich, was für subtile, raffinierte Wendungen selbst mit ganz wenigen Steinen möglich sind! Und diese klare, kraftvolle Logik ist einfach hinreißend; im Endspiel kann man endlich vollkommen in die Stellung eindringen und ihre innersten Zusammenhänge erkennen, alle Gesetze liegen einem vor Augen, alles passt zusammen, man ist praktisch wie Gott, es ist unglaublich. Wenn man seine wenigen Einheiten perfekt zu koordinieren versteht, so dass sie geradezu Wunder vollbringen, das ist wahre Harmonie, das ist die ganz große Kunst! In den Partiephasen davor, seien wir ehrlich, da wird doch viel herumgepfuscht. Man versucht halt, den Gegner irgendwie übers Ohr zu hauen, da ist jedes Mittel recht. Klar, so eine Opferkombination zum Beispiel ist nicht schlecht, aber letztlich ist das nicht viel mehr als Schaumschlägerei, ein seichtes Amüsement für die geistig einfach Gestrickten. Dieses taktische Geplänkel kann doch jeder lernen, wenn er unbedingt will. Im Endspiel hingegen trennt sich die Spreu vom Weizen, hier zeigt sich der wahre Könner!

 

bansem300Man könnte sich jetzt noch fragen, ob es nicht auch eine Sichtweise Nr. 3 gibt, nach der im Schach alles gleichermaßen toll ist, aber diese Einstellung habe ich noch selten angetroffen. Das heißt nicht, dass es sie nicht gibt, aber sie kann hier außer Betracht bleiben (ebenso wie die Sichtweise Nr. 4, dass Schach generell total doof ist). Nach meinen Erfahrungen würde ich ohnehin schätzen, dass mindestens 80 % aller Amateure mehr oder weniger der Nr. 1 zuzuordnen sind.

 

So weit, so schön – und welches Lager hat nun recht? Eine reine Geschmacksfrage? Welche Sichtweise bringt denn die besseren Ergebnisse? Nun, die einzige ehrliche Antwort, die ich hierauf geben kann, lautet: ich weiß es nicht. Auch die großen Autoritäten sind sich nicht einig. Manche sagen dieses, andere jenes. Vielleicht liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte oder sonstwo. Wobei sich noch fragt, ob es überhaupt eine Wahrheit gibt oder nicht vielleicht viele individuelle Wahrheiten. Es gibt viele Arten, Schach zu spielen und sich mit Schach zu beschäftigen. Viele von ihnen können zum Erfolg oder zumindest zu großem Genuss führen. Letztlich muss jeder seinen eigenen Weg finden. Ich persönlich neige zur Zeit, wie sich der Leser wahrscheinlich schon gedacht hat, zur Nr. 2 (natürlich in einer etwas gemäßigteren Fassung; ich habe, wie gesagt, bewusst übertrieben), aber ich habe auch lange Zeit Nr. 1 vertreten. Mein Vorteil besteht eben darin, dass ich beide Lager sehr gut verstehen kann. Deshalb sehe ich mich als dazu geeignet an, als Vermittler zwischen ihnen aufzutreten. Ich bin kein Missionar, der die Leute unbedingt von seiner eigenen Meinung überzeugen will, sondern biete den zahlreichen Nr. 1-Anhängern an, sich etwas zu öffnen und sich mehr auf Nr. 2 einzulassen. Ich will versuchen zu zeigen, wie fabelhaft Endspiele sein können, wenn man sie vorurteilsfrei betrachtet.

 

Die Frage ist natürlich, ob die „1er“ an diesem Angebot überhaupt interessiert sind. Auch das weiß ich nicht, es wird sich zeigen. Wenn nicht, dann höre ich mit dem Schreiben wieder auf, denn für die paar „2er“, die sowieso jede Menge tolle Endspielbücher zu Hause haben, lohnt sich der Aufwand nicht (ich verdiene hier keinen Cent und habe genug andere Sachen zu tun). Meine Theorie ist jedenfalls, dass, genauso wie ich meine Einstellung im Laufe der Zeit geändert habe, etliche 1er in Wirklichkeit verkappte 2er sind oder zumindest dem Endspiel gar nicht so abgeneigt sind, wie sie selber glauben.

 

Schuld an der mutmaßlichen Verirrung ist m.E. vor allem die Propaganda der Schachbuchverlage, auch wenn diese möglicherweise (irgendwie auch verständlich) nichts anderes tun, als die naiven Wünsche ihrer Kunden zu bedienen. Eröffnungsbücher lassen sich am einfachsten vermarkten, denn es werden ja ständig neue Partien gespielt, so dass sich die Theorie laufend verändert. Man kann den Leuten also leicht vorgaukeln, dass sie unbedingt auf dem Laufenden bleiben und ständig neue Bücher kaufen müssen. Dies funktioniert noch besser, wenn man der Eröffnung eine völlig überhöhte Bedeutung zuschreibt. Gute Vorbereitung sei essentiell, wird behauptet, man muss irgendwie einen Vorteil erzielen, der Rest wird sich dann schon finden. „Winning with [Eröffnung XY]“ heißt es doch z.B. so schön. Mit der richtigen Eröffnung gewinnt man also die Partie! 

Besonders raffiniert ist dabei die klassische Zwei-Schritt-Methode, die in vielen Marketingbereichen Anwendung findet:

a) Man bauscht ein Problem auf, dass es eigentlich gar nicht gibt.

Man jagt den potentiellen Kunden (= ganz überwiegend Feld-, Wald- und Wiesenspieler, zu denen ich mich auch zähle) also Angst ein und täuscht sie darüber, was sie angeblich alles wissen müssen. So bringt man sie dazu, dicke, oft mehrbändige Wälzer zu kaufen, die allenfalls für Profis nützlich sind. Dass die Eröffnung eigentlich ihr geringstes Problem ist und durch die Arbeit an anderen Bereichen automatisch auch die Eröffnungsbehandlung besser wird, braucht man ihnen ja nicht zu verraten. Ganz abgesehen von dem Umstand, dass das sture Kopieren von vorgebenen Repertoires der schachlichen Entwicklung mehr schadet als nützt.

b) Die angebliche Lösung des (eigentlich nicht existenten) Problems hat man zufällig auch im Programm.

Sie besteht in weiteren Eröffnungsbüchern, nur anders aufgemacht. Der Inhalt ist fast derselbe, aber sie sind einen Tick billiger und es steht in großen freundlichen Buchstaben „Don't Panic“ darauf. Nein, tut es nicht, da war ich kurz geistig woanders (Douglas Adams-Fans wissen Bescheid), aber man sieht ähnlich beruhigende Floskeln wie „easy guide“, „starting out“ oder „move by move“.

Wenn man diese Strategie verfolgt, sind Endspielbücher natürlich nur noch schwer zu vermarkten. Von John Nunn gibt es z.B. ein relativ neues zweibändiges Werk, das qualitativ überragend ist und viele tiefsinnige Erkenntnisse enthält. Mit der Wahl zum englischen Schachbuch des Jahres erhielt es die wohl prestigeträchtigste Auszeichnung überhaupt. Trotzdem bietet Niggemann die Dinger an wie sauer Bier und verhökert sie letztlich zum Schleuderpreis.

 

Die Geringschätzung des Endspiels durchsetzt alle Ebenen, wie man z.B. an vielen Bedenkzeitmodi erkennen kann. 2 Stunden für 40 Züge und 30 Minuten für den Rest, so lautet die übliche Open-Bedenkzeit. Die implizite Aussage ist klar: Bis zum 40. Zug wird richtiges Schach gespielt, „der Rest“ (man beachte den abwertenden Ausdruck) ist ein unwichtiger Nachklapp. Die Schachpresse macht auch ganz gerne mit. Gelungene Kombinationen werden immer groß gefeiert, gelungene Endspiele hingegen kaum beachtet. Ein Taktiker wie Nakamura gilt als total interessant und darf überall mitspielen, ein Techniker wie Jakowenko, immerhin amtierender Europameister, wird als Langweiler verschrien und bekommt so gut wie gar keine Einladungen. Nichts gegen persönlichen Geschmack, aber diese regelrechte „Nr. 1-Diktatur“ würde ich gerne ein bisschen aufweichen.

 

So, nun habe ich schon ziemlich viel geschrieben, mehr als ich ursprünglich wollte. So richtig los geht es dann beim nächsten Mal (in ca. zwei Wochen), aber einen kleinen Appetitanreger will ich hier schon noch präsentieren. Ich will dem Kollegen Losso nicht zu sehr das Wasser abgraben, aber die eine oder andere Endspielstudie gehört sicherlich zu meinem Thema dazu. Ich persönlich mag vor allem partienahe Studien, in denen mit einfachen Mitteln elegante Ideen verwirklicht werden. Das folgende Exemplar von Wladimir Korolkow ist ein schönes Beispiel. Die Studie ist auch gar nicht so fürchterlich schwer zu lösen, d.h. wer sie noch nicht kennt, kann ruhig einmal sein Glück versuchen.

1koro1

1.f7 liegt auf der Hand und wegen 1...Tf6? 2.Lb2 sowie 1...Tg8? 2.fxg8D+ Kxg8 3.Se7+ ist 1...Ta6 eindeutig die einzige Chance. Nun verstellt 2.Kb2 das Feld b2, erlaubt also 2...Tf6, und nach 2.Kb1? fällt der Springer mit Schach. Also 2.La3! Txa3+ 3.Kb2 und auf den ersten Blick ist es schon aus, aber Schwarz hat noch eine Menge trickreiche Schachs, da der weiße König bestimmte Felder nicht betreten darf. 3...Tb3+? ist nun von der Idee her richtig (4.Kxb3 Le6+), aber nach 4.Ka2! ist die Diagonale a2-g8 verstellt und man hat schon kein gutes Schach mehr. Deshalb 3...Ta2+ und nun muss Weiß sich genau überlegen, wo er hinläuft. 4.Kc1!! ist der einzige Gewinnzug. 4.Kc3? liefe hingegen in eine Sackgasse: 4...Tc2+! 5.Kb4 (5.Kd4 Td2+ nebst 6...Td8) Tb2+ 6.Kc5 Tc2+ 7.Kb6 Tb2+ und der König findet nirgends eine Zuflucht (8.Kc7 Tb7+). Am Königsflügel gibt es bessere Versteckmöglichkeiten, daher ist die folgende Sequenz klar: 4...Ta1+ 5.Kd2 Ta2+ 6.Ke3 Ta3+ 7.Kf4 Ta4+ 8.Kg5

1koro2

 

Nun gibt es schon mal kein Schach von der Seite mehr, aber deshalb ist Schwarz mit seinem Latein noch nicht am Ende: 8...Tg4+! und das Remis scheint doch gesichert zu sein, denn Weiß darf den Turm nicht schlagen (9.Kxg4 Lxf5+ 10.Kxf5 Kg7 ist remis) und wenn er ihn nicht schlägt, folgt 9...Tg8! mit Neutralisation des Bauern. Wir brauchen also eine neue Idee und allmählich dämmert uns, dass es nicht nur um Bauernumwandlung und Vermeidung von Dauerschach geht, sondern auch um Mattangriff! Deshalb 9.Kh6! (nun hat der König vollends das ganze Brett überquert!) 9...Tg8! (9...Tg6+ 10.Kxg6 Lxf5+ 11.Kf6! oder 11.Kh6!) 10.Se7! und der Turm kann nicht ziehen (10...Tf8 11.Sg6#). Das ist immer noch nicht das Ende vom Lied, denn Schwarz kann den Turm mit 10...Le6! decken. Nützt ihm aber nichts, denn 11.fxg8D+ (oder natürlich 11.fxg8T+, aber so etwas zählt nicht als Doppellösung) Lxg8 12.Sg6# führt zu einem reizenden Mattbild, das zu Beginn keiner erwartet hätte.

 

Ich zitiere dazu aus „Secrets of Spectacular Chess“ von Jonathan Levitt und David Friedgood (meine Übersetzung): „Wenn Sie diese Studie nie zuvor gesehen haben und an ihr nichts Aufregendes finden können, besteht unser einziger Rat darin, das Spiel aufzugeben. Sie werden im Schach keine Zukunft haben!“ Mir persönlich ist das einen Tick zu missionarisch, auch wenn es wahrscheinlich stimmt. Ich orientiere mich lieber an Loriot: Wenn Ihnen diese Studie nicht gefallen hat, werden Sie meine weiteren Artikel auch nicht recht mögen. Sie brauchen sie also nicht zu lesen.

Weiß am Zug gewinnt
Freigegeben in Blog
Samstag, 11 Februar 2012 11:12

Und nun zur Werbung

Auch die Studie des Monats geht in seine erste Runde. Ich habe mir vorgenommen, partienahe und weniger partienahe Studie hier in ausgewogener Häufigkeit zu bringen und bin gespannt, welche Studien hier gut ankommen. Auf gehts!

Einmal im Jahr findet die Problemlöseweltmeisterschaft statt, meines Wissens dieses Jahr in Kobe /Japan. Am Rande dieser Veranstaltung tagen auch die Funktionäre des Problemschachweltverbandes WFCC. Dort gibt es auch ein "endgame study committee". Dieses hat bei der WM 2011 in Italien die Studie des Jahres 2010 gewählt und schreibt dazu: 

"[...]the endgame study committee selected the following study from 2010 as the best one for promoting endgame studies to a general chess public."

Ein Werbestück also. Das gekürte Stück stammt u.a. vom deutschen Studienkomponisten Siegfried Hornecker, der sehr streng mit seinen eigenen Stücken ins Gericht geht. Und so fand er einen Vorgänger zur Studie des Jahres 2010 und diesen möchte ich hier vorstellen (die Studie des Jahres gibt es hier zu sehen - sollte man nicht anklicken, wenn man untere Studie lösen möchte):

Iglesias

Weiß hat die Wahl, wie er in das Bauernendspiel einlenken möchte. Was ist der richtige Weg, um den vollen Punkt einzufahren? Die Studie stammt von einer französischen Schachwebsite und ist nach meinen Erkenntnissen von Iglesias. Lösungsideen gerne als Kommentar.

Warum Problemschach?
Freigegeben in Blog
Montag, 23 Januar 2012 11:27

Warum Problemschach?

Ich möchte mich an dieser Stelle vorstellen. Ich bin Sven-Hendrik Loßin (kurz: Losso) und Schachliebhaber. Ich bin im „Normalschach“ Spitzenbrett bei einem Verein aus der Region Hannover und spiele dort in der Verbandsliga. Auch im Fernschach war ich aktiv und wurde vor 8 Jahren Landesmeister in Mecklenburg-Vorpommern. Beim Lesen in Blogs bin ich verschiedentlich auf Schachprobleme gestoßen und bin irgendwann in diese Welt eingetaucht.
Bald fing ich an, selber Probleme zu basteln, löse aber auch recht gerne.
 
Wie funktioniert dieses „Eintauchen“? Nun ja, selbst als Normalschachspieler kommt man wohl gelegentlich mit Studien in Berührung. Oft hat man es dann mit Studien zu tun, die nicht sehr partienah sind, sich aber durch eine besondere Schönheit des Motivs, Ablaufs oder der Endstellung auszeichnen.
Wenn man die Studie verlässt und die Zugzahl im Vornherein beschränkt, ergeben sich weitere Möglichkeiten, Interessantes, Außergewöhnliches oder auch Kurioses darzustellen. Insofern sind dies die zwei Hürden, die ein Normalschachspieler nehmen muss, wenn er die Attraktion eines Schachproblems genießen möchte: Er muss einerseits in der Lage sein, partieferne Stellungen zu akzeptieren, andererseits muss er sich mit einer Bedingung anfreunden, die zumeist so ähnlich lautet wie Matt in 2 Zügen. Diese Bedingung bedeutet, dass eine Lösung, in der Schwarz den zweiten Zug überlebt, als solche nicht gültig ist, auch wenn Weiß weiterhin eine gewonnene Stellung besitzt.
 
Wenn ich den Problemschachteil der Rochade, Schach etc. sehe, kann ich übrigens sehr gut nachvollziehen, dass nicht viele Normalschachspieler den Weg zur Schachkomposition finden. Es ist leider so, dass sich dieser Bereich unseres Hobbies eine ziemlich hohe Einstiegshürde erlaubt, die zu nehmen ziemlich schwer ist. Ich habe irgendwann einmal Probehefte gängiger Problemschachzeitschriften geordert, zuvorderst der Schwalbe. Die Schwalbe ist ein gemeinnütziger Verein, in dem die deutschen, aber auch ausländische, Problemschachfreunde Mitglied sind. Die Vereinszeitschrift heißt genau so wie der Verein und das erste Heft, das man liest, wird man zumeist recht schnell beiseite legen, es sei denn, man hat jemanden, der einem das ein oder andere erklärt.

 

Schwalbelogo

Nicht nur ein nostalgischer Motorroller aus Ostdeutschland,
sondern auch die deutsche Vereinigung für Problemschach: die Schwalbe.

 

Das Vokabular, Abkürzungen und nicht gerade anfängerfreundiche Fachartikel sorgen dafür, dass das Feuer sich nur sehr langsam entfacht. Ich kann nach ca. 2 Jahren Problemschach sagen, dass sich das Nehmen dieser Einstiegshürde gelohnt hat. Viele Aufgaben haben sich nachhaltig in mein Gedächtnis eingeprägt und ich denke gerne an diese oder schaue sie mir noch einmal an, so wie man sich ein hübsches Bild immer wieder ansieht oder ein Musikstück immer wieder anhört.
Aber auch im Trainingsbetrieb werden Schachkompositionen genutzt. Und das bezieht sich nicht nur auf Studien, die zum Erlernen des technischen Endspiels auf der einen und der Technik, im Endspiel weit rechnen zu können, den Trainern eine wichtige Stütze sind. Insbesondere in Trainingsbüchern von Alexander Koblenz tauchen aber auch Zwei- und Dreizüger auf (meist unter Verschweigen der Quellenangabe, was in der Schachkomposition gar nicht gerne gesehen wird), die wohl helfen sollen, auch in ungewöhnlichen Situationen eine genaue Berechnung der Züge vornehmen zu können. Ich gehe davon aus, dass seine Schüler wohl auch nicht selten mit Schachproblemen konfrontiert worden sind.
 
Was sich in solchen Konstellationen, also im Wesentlichen Matt in 2, 3 oder mehr für Motive darstellen lassen, möchte ich in der Rubrik „Problem des Monats“ darstellen. Diese hier zu übernehmen, habe ich Jörg Hickl angeboten, der dankend annahm.
Ich habe mich dabei entschlossen, jedem Artikel ein Thema aus der Schachkomposition zu widmen, dazu ein bis zwei Aufgaben zu präsentieren und dann ca. eine Woche später das Thema vorzustellen. Über das Normalschach hinaus gehende Bereiche werde ich eventuell streifen. Es gibt nämlich über das Normalschach hinaus noch die so genannten Hilfs- und Selbstmatts. Hilfsmatts zeichnen sich durch die Kooperation beider Parteien zum Matt aus, während Selbstmatts sozusagen „Schach paradox“ ist: Wer matt setzt, hat verloren. Selbstmatts sind mein absolutes Steckenpferd. Über 90% der Stücke, die ich komponiere, sind Selbstmatts. Noch abgefahrener wird es dann beim Märchenschach, bei denen es noch weitere Bedingungskomplexe, Figuren und Forderungen gibt. Ein letzter zu nennender Bereich ist die Retroanalyse, bei der die Historie einer Stellung Teil der Aufgabenstellung ist. Dort gibt es einige Aufgaben, die gerne bei Vereinsabenden vorgeführt werden, wie z.B. „König über Bord“.

Schon bald wird es hier mit dem "Problem des Monats" losgehen und auch die "Studie des Monats" werde ich betreuen. Das obige Diagramm entstammt der Geburtszeit der Schachkomposition. Es handelt sich um eine recht bekannte arabische Mansube (so wurden die damals erdachten Stücke genannt; lt. Wiki heißt das so etwas wie "Anordnung") aus dem 10. Jht. Weiß ist am Zug und setzt matt in 5 Zügen.

Jan Timman im Einsatz für Porz
Freigegeben in Blog
Mittwoch, 14 Dezember 2011 12:18

Endspiele für den Jubilar

Nach Karpow, Waganjan, Ribli, Sax und Andersson wird an diesem Mittwoch ein weiterer Altweltklassemann, Jan Timman, sechzig. Es ist ruhig geworden um den nach Robert Hübner in den Achtzigern stärksten Spieler des Westens. Seine 26er-Zahl hat er schon vor fast zehn Jahren eingebüßt. Seine Partieanlage stimmt zwar noch, aber er verpatzt häufig gute Stellungen. In der niederländischen Liga spielte er zuletzt nicht mehr, dafür unverändert für die unaufsteibare SG Porz in Liga zwei West. Sein Interesse gilt heute mehr denn je Endspielstudien. Der Verlag New in Chess, für den er auch noch als Co-Chefredakteur des gleichnamigen Magazins aufscheint, hat anlässlich seines aktuellen Buches die schöne Tradition des Problemwettbewerbs wiederbelebt: Die besten, bis 30. Juni 2012 bei

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

einlangenden Endspielstudien werden prämiert. Einziger Juror ist, versteht sich, Jan Timman persönlich. Die Studien, so sie gelungen sind, sind dann so eine Art verspätete Geschenke.

König über Bord
Freigegeben in Blog
Dienstag, 13 Dezember 2011 02:48

König über Bord

koenigueberbordEs erstaunt immer wieder aufs Neue, zu welch herausragenden Schöpfungen Studien- und Problemkomponisten in der Lage sind. Dabei erfahren Sie nur eine sehr geringe Würdigung ihrer harten, zeitintensiven Arbeit, denn nur eine kleine Anzahl Schachenthusiasten erfreut sich daran. Schade eigentlich, denn gute Aufgaben unterstützen in großem Maße das schachliche Vorwärtskommen.

Bei unserem heutigen Beispiel ist der weiße König irgendwie abhanden gekommen.
Finden Sie heraus, wo er stehen muss und wer am Zug ist.

Komponist: R. Smullyan, Manchester Guardian, 1957

ZUR LÖSUNG

Matt in Drei
Freigegeben in Blog
Mittwoch, 08 Dezember 2010 15:03

Die Studie des Monats, Lösung

Hier nun die Lösung unserer nicht allzu schwierigen Startaufgabe vom 03.12.. ZUM VIDEO (Links werden erst im Artikel sichtbar)

Weitere Trainingsvideos finden Sie in unserer Trainingssektion. die Textlösung nachfolgend

 

Matt in 3 Zügen
Freigegeben in Blog
Freitag, 03 Dezember 2010 22:52

Die Studie des Monats

fällt in den Bereich Problemschach und ist damit streng genommen keine Studie. Weiß am Zug setzt Matt in 3 Zügen. Im Gegensatz zu Studien gibt es im Problemschach immer eine klare Vorgabe, also nicht nur "Weiß gewinnt/hält remis", sondern Matt in 2 Zügen oder Hilfsmatt in 7. Ein Bereich des Schachs, für den ich mich nie erwärmen konnte, werden doch die absonderlichsten Stellungen ersonnen, - einzig die Schachregeln müssen eingehalten werden. Für mich ist jedoch Partienähe die unabdingbare Grundlage einer guten Komposition.

mattindrei

MATT IN 3 ZÜGEN

Eine der wenigen Ausnahmen bildet das vorliegende Diagramm. Natürlich können wir alle mit dem Mehrturm gewinnen, die Herausforderung besteht jedoch darin, dies in 3 Zügen zu schaffen. Strukturelles und prophylaktisches Denken ist gefragt.

Studien und Probleme erfordern zeitlichen Aufwand um einen Lerneffekt zu erzielen. Damit keine Versuchung aufkommt den bequemen Weg zu gehen und schnell nach der Auflösung zu suchen, bringen wir diese erst in der nächsten Woche - dann aber als Videolektion.