Jagt die Enginespieler: Ken Regan
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Freitag, 13 September 2013 16:27

Unter Verdacht

Ein Freund fühlte sich beschissen. Er konnte es nicht beweisen, aber er war überzeugt, dass sein letzter Gegner betrogen hatte. Es gab so viele Verdachtsmomente: Dass sein Gegner anders spielte als in den Partien aus der Datenbank. Dass er ein Remisgebot als 150 Elopunkte Schwächerer sofort ablehnte. Dass er ständig mit den Händen fummelte. Dass er für 0815-Züge in der Eröffnung ewig brauchte, aber fast im Minutentakt zog, als er seinen positionellen Vorteil ausbaute und schließlich mit einem feinen Bauernopfer ein Mattnetz knüpfte.

Kurz vor Ende hatte mein Freund genug und holte die Schiedsrichterin. Er habe nichts Stichhaltiges, aber sein Gegner spiele verdächtig stark. In folgender Stellung forderte die Schiedsrichterin also seinen Gegner auf, seine Taschen zu leeren. Theatralisch packte er ein paar Sachen auf einen Tisch, auch ein ausgeschaltetes Handy, und sagte schließlich ein Matt an. Zum vermeintlichen Beweis schmetterte er in dieser Stellung Kh1-g2 aufs Brett.

Für meinen Freund war das auch eine Art Beweis. Nicht sofort. Aber als er die Partie später am Computer nachspielte, habe fast jeder weiße Zug gepasst. Nur eben Kg2 nicht, was sein Gegner zog, als er durch die Schiedsrichterin unter Druck war. Offensichtlich habe sein Gegner gewusst, dass es matt ist, aber nicht wie. Eine brillante Opferzugfolge hätte tatsächlich mattgesetzt. Sehen Sie wie?

Nach Kh1-g2 droht zwar sowohl h2-h3 matt als auch Se8-f6 matt, aber mein Freund war mit f7-f5 wieder im Spiel. Doch in Zeitnot patzte er gleich wieder und verlor. Der Gegner meines Freundes hatte in dem Turnier damit nun eine um 300 Elo höhere Performance als seine Elozahl erwarten ließ. Das alles schien mir Grund genug, Ken Regan einzuschalten. Der Informatikprofessor an der State University of New York Buffalo ist derzeit die Anlaufstelle für alle, die während eines Turniers einen Betrugsverdacht haben und diskret prüfen lassen wollen. In der Anfangszeit, bis zum Fall Feller bei der Schacholympiade 2010, sei es noch meist darum gegangen, falsche Anschuldigungen zu entkräften, so Regan. Inzwischen habe er fast täglich Anfragen.

Doch die Partien des Gegners meines Freundes zeigen nur eine leicht höhere Übereinstimmung mit Houdini-Zügen als seine Elozahl erwarten lässt. Er wuchs nicht annähernd so über sich hinaus wie ein Jens Kotainy. In den späteren Runden fiel seine Eloleistung wieder ab. Selbst in der besagten Partie muss Regan mehrere Konfigurationen testen, bis die Quote in einen halbverdächtigen Bereich rutscht. Regans Analyse entlastet ihn. Der Fall sei aber interessant, und er will ihn, anonymisiert versteht sich, mit den Kollegen der gemeinsamen Antibetrugskommission von FIDE und Spielervereinigung ACP diskutieren.

Wie es aussieht, bin ich wohl selbst der von mir kürzlich in einem FAZ-Artikel über Betrug im Schach beschriebenen Paranoia verfallen. Wer über seiner Eloleistung spielt und sich ein wenig ungewöhnlich benimmt, macht sich heutzutage verdächtig. Ich glaube nicht, dass der Gegner meines Freunds den Betrugsverdacht mit Absicht weckte. Aber viel spricht dafür, dass wer erfolgreich einen falschen Betrugsverdacht weckt, die Spielleistung seines Gegners ganz schön drücken kann. Wenn ich mir die Züge meines Freund heute nochmal ansehe, wird mir klar: Er hatte einen ziemlich schlechten Tag. Das sieht er mittlerweile selbst so.

Nutzen der Betrugserkennung
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Dienstag, 22 März 2011 12:47

Nutzen der Betrugserkennung

Als ein Grund für den Niedergang des Kommunismus wird u.a. angesehen, dass es dem System nicht gelungen ist, technische Erkenntnisse aus der militärischen Forschung für die zivile Wirtschaft nutzbar zu machen. Unter diesem Aspekt möchte ich als Abschluss der „Betrugsserie“ einen Blick auf eine mögliche Zusatznutzung von Betrugserkennung für das Schach machen.

Ein wesentliches Problem beim Schach ist, dass es für den Zuseher sehr schwierig ist, die Lage am Brett schnell und richtig einzuschätzen. Zwar gibt es heute die Möglichkeit mit Engines eine Bewertung vornehmen zu lassen, allerdings ist diese nicht wirklich informativ. Viele Schachspieler nervt bei Übertragungen beispielsweise, dass einige Schachfreunde lange Computervarianten posten und sagen Engine X bewertet das mit 0,50 und Engine Y mit 0,90 im Plus. Dann wird ausgiebig darüber gestritten, ob 0,90 zum Gewinn führt und 0,50 nur zum Remis. Die Geheimnisse der Stellung bleiben aber weiterhin für die Masse verborgen.

Anderseits lauschen viele Schachfreunde gerne den Kommentaren von stärkeren Spielern bei Übertragungen – auch wenn diese mit ihren Einschätzungen manchmal daneben liegen. Das liegt natürlich auch daran, dass diese Kommentare mit Anekdoten gewürzt sind, aber interessant ist auch das Beleuchten warum etwas auf dem Brett passiert oder eben nicht passieren wird. Allerdings kosten menschliche Kommentatoren Geld und das ist mit den wenigen zahlenden Zusehern wiederrum auf die Dauer nicht finanzierbar.

Und genau hier könnte man die Betrugserkennung als Hilfsmittel einsetzen. Die normale Enginebewertung wird mit Erkenntnissen aus der Betrugserkennung aufgepeppt. Man könnte beispielsweise auf typische Fehlermöglichkeiten hinweisen oder die Stellung daraufhin untersuchen, ob sie ruhig oder schwierig ist. Möglicherweise gibt es neben abenteuerlichen Verwicklungen auch einen ruhigen für Menschen einfach zu sehenden Ausweg, den die Engines gar nicht anzeigen, weil er nicht so gut bewertet wird. Zudem könnte man auch Informationen des „persönlichen Profils“ eines Spielers in die automatischen Kommentierung einfließen lassen: beispielsweise die Wahrscheinlichkeit, dass Shirov den schwierigeren Weg wählen wird oder aber auch wo er patzen könnte, patzen wird usw. Zudem könnte man auch zeigen, dass dieser oder jener Zug wahrscheinlich nicht aufs Brett kommen wird, obwohl er eine gute Enginebewertung hat, weil er für einen Menschen schwer zu finden ist – aber im Umkehrschluss auch zeigen, dass ein Zug wohl nach längerer Berechnung kommen wird, obwohl er schwierig zu finden ist für einen starken Spieler einfach auf der Hand liegt. Man könnte den Laien damit einen kleinen Einblick in die Mustererkennung der Topspieler geben. Das wäre nicht nur informativ und spannend während einer Partie, sondern dieses Wissen könnte für uns Patzer auch für eigene Partien genutzt werden.

Man könnte die aus der Betrugserkennung gewonnen Erfahrungen somit ohne große zusätzliche Kosten einem breiteren Publikum zugänglich machen und sich somit auch Vorteile bei Übertragungen gegenüber anderen Anbietern verschaffen, die nur auf reine Engineausgaben setzen.

Nebenbei würde eine derartige Kommentierung es auch realen Betrügern - wie im aktuellen Fall Feller - schwerer machen, denn es würde viel mehr Leuten auffallen, dass ein Spieler gerade in kritischsten Situationen immer die richtigen Entscheidungen trifft. Natürlich kann dies immer noch alles Zufall sein, aber jedes Wochenende ein Lottohauptgewinn – daran glauben auch nur wenige!

Natürlich schadet dies den menschlichen Kommentatoren, aber da diese in der Realität sowieso nicht finanzierbar sind, hält sich der Schaden meiner Meinung diesbezüglich in vertretbaren Grenzen – und bis ein Computer unterhaltsam Anekdoten erzählt dauert es noch sicherlich sehr sehr lange!


Artikelserie:

  1. Betrugserkennung
  2. Betrugserkennung Wurznpraxis
  3. Betrugserkennung ökomomischer Blick
  4. Betrugserkennung Mythbusting
  5. Nutzen der Betrugserkennung
Betrug Mythbusting
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Samstag, 05 März 2011 20:28

Betrug Mythbusting

In der Schachwelt halten sich hartnäckig Mythen über die Betrugsmöglichkeiten beim Onlineschach.

Die Mythen besagen, dass Betrügen nur wahren Hackergöttern möglich ist, dass man mindestens noch einen zweiten Computer dazu benötigt und dass Betrug bei Blitzpartien mit geringer Zeit (unter 3 Minuten pro Partie) praktisch ausgeschlossen ist. Der computertechnische Laie hat also gar keine Möglichkeit zu betrügen – außer in Windeseile die Züge von seinem Rechner auf den Laptop neben ihm zu übertragen und Weltrekorde in beidhändiger Mausakrobatik und Kopfdrehungen aufzustellen.

Nun ist es vielen Mythen eigen, dass sie einfach nicht stimmen, aber nicht aufgeklärt werden, weil es so Manchem nicht ins Konzept passt und weil der bequeme Wunsch besteht, dass der Mythos doch war sein sollte, weil die Wahrheit einfach unbequem ist.

Wer das bekannte SKYPE bedienen kann, hat schon die erste Betrugsmöglichkeit und dazu sind keine aufregenden Computerkenntnisse nötig. Allerdings braucht man einen zweiten Menschen, der einem beim Betrug hilft. Dieser kann ein stärkerer Schachspieler sein oder einer der eine Engine bedienen kann. Mit der Funktion „Skype-Bildschirmfreigabe“ kann ich meinem Skype-Partner einen Livezugriff auf meinem Bildschirm gewähren – eine Funktion, die auch beim Schachtraining verwendet wird – und schon kann mir dieser dann Züge einsagen. Nachteilig ist, dass ein zweiter Mensch benötigt wird und dass die Zeit doch knapp werden könnte, da die Bildübertragung je nach Leitungsqualität schon etwas zeitkritisch ist.

Ja, ja höre ich die Mythengläubigen jetzt sagen: man muss zwar kein Computergott sein, es reicht einfache Standardsoftware wie Skype oder auch andere Fernwartungssoftware, aber man braucht einen Mittäter – also dem einzelnem Betrüger bleibt nur die Mausakrobatikchance!

Abermals ein hartnäckiger Irrglaube – es geht ganz einfach mit einem Tool, das es meines Wissens seit 2006 oder schon länger gibt. Anfangs wollte der Autor 10 Dollar für die Software, aber ziemlich rasch hat er sie dann gratis abgegeben. Mir  liegt die Software inkl. Sourcecode vor, ich möchte aber weder den Namen noch Downloadmöglichkeiten nennen. Zudem ist diese Software vielen Serverbetreibern bekannt und es werden soweit wie möglich Gegenmaßnahmen unternommen.

Nun wie funktioniert das Wunderding? Im Prinzip ist das ganz einfach – nämlich wie bei Skype wird der Bildschirminhalt analysiert. Erkennt die Software am Bildschirm ein Schachbrett, so wird eine Engine - man kann sogar wählen welche – gestartet und die Analyseergebnisse der Engine in den Bildschirm eingeblendet. Natürlich genauso wie wir das von Engineausgaben kennen: mit mehreren Varianten und Bewertungen. Alles bequem am Bildschirm ablesbar – es ist keine Mausakrobatik notwendig, man muss nur schneller lesen als Variantenrechnen können.

Aber wie erkennt die Software ein Schachbrett höre ich die Mythengläubigen jetzt schon ein wenig kleinlauter fragen?

So schwierig ist das nun auch wieder nicht – beispielsweise gibt es Picasa von Google und das erkennt Gesichter auf verschiedenen Fotos in verschiedenen Größen – wo bitte soll es da dann ein technisches Problem bei einer Schachfigur, die entweder auf einem weißen oder schwarzen Feld stehen kann, auftreten?

Oje – betrügen ist ja kinderleicht, höre ich entmutigt und leicht deprimiert die Mythengläubigen sagen und wir werden wohl nur betrogen und betrogen und ...

Schon wieder falsch! Von einem Extrem ins andere fallen mag vielleicht typisch für Mythengläubige sein, aber die reale Welt ist weder so gut wie vorher gedacht, noch so schlecht wie jetzt befürchtet.

Nicht nur meiner Meinung nach ist Betrug beim Onlineschach eine Randerscheinung, denn im Endeffekt betrügt der Betrüger vor allem sich selbst – und er kann nur still und heimlich seinen „Ruhm“ genießen, denn wenn reale Welt und Onlinewelt zu sehr voneinander abweichen, dann glaubt das ja keiner! Oder würden sie einen Artikel „Krennwurzn – Hickl 14:0 beim Onlineblitz“ ernst nehmen?

Also bleiben Sie cool und bedenken Sie: wenn Sie gewinnen ist alles ok, bei Remis oder Verlust muss es Betrug gewesen sein ;-)


Anmerkung:

Der Autor distanziert sich hiermit ausdrücklich vom Betrug mit Software – es wurde daher auf die Nennung des Namens der Software und der Downloadmöglichkeiten bewusst verzichtet – ebenso führt eine Nennung des Namens in Postings zur Löschung derselben. Sollte es Fragen zum Artikel geben, die nicht öffentlich diskutiert werden sollten, bitte ich diese an meine Emailadresse Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! zu schicken.


Artikelserie:

  1. Betrugserkennung
  2. Betrugserkennung Wurznpraxis
  3. Betrugserkennung ökomomischer Blick
  4. Betrugserkennung Mythbusting
  5. Nutzen der Betrugserkennung

 

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Betrugserkennung ökonomischer Blick
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Donnerstag, 10 Februar 2011 00:38

Betrugserkennung ökonomischer Blick

Wie oft im Leben gibt es verlockende Ausblicke auf eine heile Welt, denn mannigfaltige technische Möglichkeiten lassen uns von nahezu paradiesischen Zuständen träumen – beispielsweise von einer Onlineschachwelt in der Betrug durch ausgefeilte Methoden erkannt und effektiv bekämpft wird.

Aber leider ist nicht alles was technisch möglich ist auch praktisch realisierbar; besonders dann nicht, wenn man auch einen Blick auf die Kosten werfen muss. Es ist doch klar, dass man aus den reinen Zügen nicht erkennen kann, ob die Hilfe einer Engine in Anspruch genommen wurde, das bedeutet, dass wir für jeden Halbzug eine Computerbewertung benötigen und danach noch die gesamte Partie aus statistischer Sicht bewerten müssen.

Für untenstehende Tabelle habe ich folgende Annahmen getroffen und diese eher günstig für die Serverbetreiber gewählt. Werden beispielsweise 200.000 Partien am Tag gespielt und dauern diese durchschnittlich 20 Züge (40 Halbzüge) so werden für die Computerbewertung pro Halbzug eine Sekunde angesetzt. Für die statistische Gesamtbewertung der Partie wird ebenfalls eine Sekunde angenommen und schon mit diesen Vorgaben ergibt sich, dass man 95 Tage (ein Tag hat 86.400 Sekunden) rechnen müsste, nur um die 200.000 an einem Tag gespielten Partien zu überprüfen. Oder man verwendet 95 Computer, um die Arbeit an einem Tag erledigen zu können.

betrug_euro

Nimmt man nun an, dass ein Computer zirka 150 Watt Strom pro Stunde verbraucht, würden sich daraus ein Stromverbrauch von 124.000 kWh pro Jahr ergeben, dass entspräche dem Jahresverbrauch von 35 Haushalten und die anfallenden Kosten von 31.000 muss auch jemand bezahlen – die Kosten für die Computer selbst sind in dieser Rechnung noch gar nicht enthalten.

Nimmt man die durchschnittliche Partielänge mit 26 Zügen und die Rechenzeit mit 3 Sekunden an, würde man fast ein Jahr benötigen, um die nur an einem Tag auf einem Server gespielten Partien auf Betrug zu überprüfen. Mit dieser zugegebener Weise sehr einfachen Milchmädchenrechnung kann man markige Marketingsprüche demaskieren – es lohnt aber dennoch sich ein paar selbständige Gedanken zu machen und nicht vollmundigen, aber praktisch unrealisierbaren Versprechungen zu glauben.

Angeblich werden täglich 1,5 Millionen Partien weltweit auf Schachservern gespielt!

 

 


 

Artikelserie:

  1. Betrugserkennung
  2. Betrugserkennung Wurznpraxis
  3. Betrugserkennung ökomomischer Blick
  4. Betrugserkennung Mythbusting
  5. Nutzen der Betrugserkennung

Betrugserkennung Wurznpraxis
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Donnerstag, 03 Februar 2011 11:59

Betrugserkennung Wurznpraxis

Ursprünglich wollte ich versuchen die Probleme der Betrugserkennung mit statistischen Methoden anhand eigener Partien ein wenig zu erklären. Allerdings wurde mir schnell klar, dass dies eine sehr sadistische Methode ist Zeit und Energie zu verschwenden. Es fehlt mir neben schachlichem Können auch die Fähigkeit derart komplexe Zusammenhänge allgemein verständlich zu formulieren.

Der Nachweis, dass beispielsweise ein Zug in einer Partie garantiert geschummelt ist, ist natürlich unmöglich: jeder reguläre Zug darf gespielt werden – auch wenn man nicht weiß, dass dieser Zug äußerst stark ist bzw. warum. Welche sonstigen Probleme sich ergeben, versuche ich anhand der folgenden Turnierpartie nur anzureißen – wie schon gesagt eine wirklich tiefgreifende Beschäftigung ist das nicht – aber die wenige Vorarbeit, die ich gemacht habe, möchte ich Ihnen doch nicht vorenthalten.

Tauchen Sie ein in die Variantenküche einer Krennwurzn und lassen Sie den Gedanken eines möglichen Betrügers und seines Jägers freien Lauf:

NN (1700) - Krennwurzn (1800)

pos0

 

30...Lh6! auf diese Idee kommt der Computer gar nicht - es gibt andere bessere Alternativen - ein idealer Zug, um die Betrugserkennungssoftware zu irritieren.

 

[30...Sd4 sieht der Computer als stärksten Zug - ein "intelligenter" Betrüger sollte diesen Zug wohl meiden - Computerhauptvarianten sollte man nur dann spielen, wenn sie "forciert" sind – vor allem „stille Züge“ sollte man meiden. 31.La1 (31.Lxd4 exd4 32.Tee1 Le5 mit solidem unauffälligem Vorteil) 31...Se2 32.c5 dxc5 33.bxc5 Lh6 (Pos1)

pos1

 

ist die Computerhauptvariante - obwohl jetzt kommt mir diese auch sehr logisch und klar vor - am Brett war das absolut nicht der Fall.] 31.Lxf3? diesen Zug habe ich erwartet, obwohl er schlecht ist.

[31.Tee1 Weiß steht weiterhin schlecht - 31.Txf3 dieser Zug erfordert die meiste Rechenarbeit 31...Tf7!! (Pos2)

pos2 

 

ein typischer Computerzug - solche stillen Züge sollte man als Betrüger meiden. Mir fiel das aus zweierlei Gründen leicht: ich hatte keine Rechnerhilfe und diesen Zug erst gar nicht gesehen!

(31...Lxd2 32.Txf8+ Txf8 33.Dxd2 Le2 Vorteil Schwarz ( Pos 3)

pos3 

 

war meine erste Vorausberechnung und die Stellung war mir wie üblich nicht wirklich klar.

 

31...Tg8–+ ( Pos 4) 32.Tf5 Lxd1) ]

pos4

 

so hätte ich das Problem gelöst und nicht mit Tf7 - das ist viel menschlicher: die Fesselung bleibt aufrecht und die Türme verbunden. Allerdings hatte ich diese Idee erst nachdem mir die Lxd2 Variante nicht mehr klar erschien - aber das ist bei mir immer so - ich sehe mehr Probleme als vorhanden und vorhandene Probleme oft gar nicht.

31...Txf3!! (Pos 5)

pos5

 

einfach zu finden, da Lxf3 nicht funktioniert - das hatte ich bei Lh6 schon gesehen. [31...Lxf3?? 32.Txf3 und Weiß hat Vorteil]

32.Sxf3 (Pos 6)

pos6

 

[32.Txf3 funktioniert nicht - fast jeder Zug widerlegt ihn - unproblematisch für Mensch und Betrüger 32...Sg5 (32...Lxd2 33.Tf5 Lxd1) ]

32...Lxe3 die Gier ist menschlich - aber auch der Computer hängt am Material [32...Sg5 erscheint mir im Nachhinein einfacher und so sollte wohl ein intelligenter Betrüger spielen.] 33.Sxe5 ein netter Schwindelversuch [33.fxe3 Sg5! (Pos 7)

pos7

 

die Aufrechterhaltung einer Fesselung sollte unverdächtig sein. (33...Tf8 die Gewinnalternative ist sehr schwierig und sollte von Betrügern gemieden werden. 34.Sxe5 dxe5 35.Lxe5+ Kg8 36.Txf8+ Sxf8 37.Da1 Ld1 38.Lh8 De2+ 39.Kxh3 Df1+ 40.Kh2 Se6 41.Df6) ] 33...Lxd1 die Dame nehmen kann nicht falsch sein und verdächtig auch nicht! [33...dxe5 ist auch möglich] 34.Sg4+ [34.Sd7+ Ld4; 34.Sf7+ Kg8 35.f3; 34.Sg6+ Kg8] 34...Ld4 nun ist auch auf Wurzenniveau alles geklärt und auch die Betrugserkennungssoftware gönnt sich in solchen Stellungen wohl ein Mittagsschläfchen! 0–1

Partie als PGN

Ja, das ist alles sehr kompliziert und obwohl man keine Angst haben sollte als Betrüger überführt zu werden, wenn man einmal eine tolle Partie (Kombination) spielt, so ist es genauso möglich die Häufigkeit (Wahrscheinlichkeit) einer solchen für jeden Spieler zu ermitteln, wenn man genügend Referenzpartien hat. Wie die Software auf Betrüger reagiert, die über hervorragendes Schachverständnis und auch Einblick in die Funktionsweise statistischer Überwachung haben – darüber kann man nur spekulieren.

Mir fällt dazu nur mehr ein: „Gute Mädchen kommen in den Himmel und böse kommen überall hin!“

 


 

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  1. Betrugserkennung
  2. Betrugserkennung Wurznpraxis
  3. Betrugserkennung ökomomischer Blick
  4. Betrugserkennung Mythbusting
  5. Nutzen der Betrugserkennung