Jörg Hickl

Jörg Hickl

Großmeister, Schachtrainer, Schachreisen- und -seminarveranstalter.
Weitere Informationen im Trainingsbereich dieser Website
oder unter Schachreisen
Samstag, 26 April 2014 20:07

Nach Cisha nun auch Schach mit FIDE

Jahre dauerte und Millionen kostete es – vor gut zwei Monaten ging das Hamburger Unternehmen Cisha unter der Adresse www.chess24.com mit einer Schachplattform online. Olaf Steffens berichtete: Na Cisha, Alter - ein gut gemachter Auftritt, doch ohne die Schachszene um etwas wirklich Neues zu bereichern.

Das fehlende Alleinstellungsmerkmal ließ schnell die Frage nach der Wirtschaftlichkeit aufkommen. Was ist so besonders, um die Kunden zum Wechsel von Plattformen wie der Institution chessbase, chess.com oder anderer der vielen bereits etablierten Portalen zu bewegen?

Doch Gründer Enrique Guzman sieht riesiges Potenzial im Schachmarkt und gibt sich zuversichtlich: Im kürzlich in der Zeitschrift Schach erschienen Interview geht er von weltweit 600 Millionen schachspielenden Menschen aus, 17 Millionen davon allein in Deutschland.

Bei diesem Szenario erscheinen die ständig sinkenden Mitgliederzahlen des Schachbundes verwunderlich (Zeit für eine Schachplattform?).

Nun auch die FIDE

Doch nun gibt auf dem Gebiet der der Onlineplattformen einen weiteren Big Player: Der Weltschachbund FIDE himself ist unter der Adresse Premiumchess.net (http://www.premiumchess.net) online erreichbar und verkündet vollmundig „Join the chess revolution“.

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Auch auf mich übte das Schachspielen online vor einigen Jahren einen großen Reiz aus, siehe Nakamura – Hickl 14:0 mit der bitteren Erkenntnis:

„Einige Zeit nach diesem Desaster gelangte auch ich zur Einsicht, dass man auf Schachservern kaum etwas lernen kann und zu viel Lebenszeit vergeudet. Der anfängliche Fun-Aspekt tritt schnell in den Hintergrund. Seit 5 Jahren bin ich clean!“

skf14250Trotzdem gab ich dem neuen FIDE-Server eine 5 minütige Chance. Nach einem kurzen Registrierungsprozess und dem Download einer App kann es losgehen. Doch Halt - ohne Java geht gar nichts. Bereits hier geht wohl einen nennenswerte Useranzahl verloren. Schafft man diese Hürde, erwartet einen eine der üblichen Spiel-Plattformen, nicht besonders aufgeräumt, aber tauglich. Aber deren Test können gerne Andere vornehmen. Sollte ich rückfällig werden, dann auf dem ChessBase-Server. Hier kenne ich mich aus, hier darf ich sein!

Dienstag, 15 April 2014 00:00

Von schwarzen Pferden und schweren Schafen

Nach Olaf Steffens Beitrag "Abstieg ist ein schwarzes Pferd" häuften sich die Leseranfragen - nicht jeder konnte mit dem Titel etwas anfangen. Auch ich nicht unbedingt, gäbe es da nicht eine kurze You-Tube Tonaufnahme, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte:

 

 

Die nach den Zügen 1.d4 Sf6 2. c4 g6 3. Sc3 Lg7 4.e4 d6 entstehende Königsindische Verteidigung wurde in der Nachkriegszeit durch Partien diverser russischer Spitzengroßmeister, u. a. David Bronstein und Efim Geller, zur Modeeröffnung. Sie hat bis heute nichts an Popularität eingebüßt und gehört zu den meistgespielten Eröffnungen gegen 1. d4 (und 1.c4).

IM David Lobzhanidze geht in seinem Wochenendseminar „Königsindisch für Vereinsspieler“ auf die spezifischen taktischen und positionellen Merkmale ein und berücksichtigt dabei besonders die Bedürfnisse der Klubspieler.

Anhand vieler Beispielpartien und Analysen werden aus schwarzer Sicht die verschiedenen Abspiele in ihren Haupt- und Nebenvarianten betrachtet. Dabei liegt der Schwerpunkt auf sicheren Abwicklungen, die wenig Risiko beinhalten. Das Repertoire ist schlank gehalten, doch kommen auch konkrete Varianten dabei nicht zu kurz.

Abgerundet wird die Wochenendveranstaltung durch einen späteren Online-Workshop, bei dem Erfahrungen der Teilnehmer näher beleuchtet sowie Fragen zum Seminar beantwortet werden.

Kostenlose Online-Einführungsveranstaltung am 10.April auf www.schach-seminare.eu

Zur Seminarausschreibung auf www.schachreisen.eu

Beim Durchstöbern des Tagesgeschehens auf focus.de wurde ich, neben der wichtigen Meldung über einen oscarlosen Leonardo DiCaprio und dem allseits präsenten Konterfeis Uli Hoeneß, eines Artikels gewahr, dessen Schlagzeile mich unmittelbar in den Bann zog. Es handelte sich um den Aufmacher zu The Huffington Post: "Plan für den Notfall, Wie man einen Flugzeugabsturz überlebt!" 

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Ein schneller Klick - ein flüchtiger Blick - ein großer Schmerz:

flugzeugabsturz-focus-200"Behalten Sie Ihre Schuhe und Socken an" klingt logisch, genauso wie "Besorgen Sie sich einen Plan (und einen Plan B)" - sieh an, eine Parallele zwischen Schach und Flugzeug-abstürzen.
Doch führte beides zu einem schnellen Schließen des Browserfensters.

Mit solchen Hilfestellungen kann ich Ihnen nicht dienen, aber vielleicht beim Überleben eines Schachbuchs behilflich sein oder besser noch , vor dessen Kauf bewahren.

 


Jacob Aagaard: Attack & Defence, 29,99 €, Quality chess,

304 Seiten, kartoniert, 1. Auflage 2014.

Schachbücher stellen im Allgemeinen einen hohen Anspruch an den Leser. Man kann Sie nicht wie einen Roman behandeln - die ordenttliche Beschäftigung mit der Materie erfordert zuweilen Monate und auch die Erstellung einer (üblicherweise nicht bezahlten) Schachbuchrezension ist entsprechend aufwändig.

Nachdem auch mir das von Martin Rieger zur Weihnachtszeit vorgestellte Buch vorliegt, hier nun einige Anmerkungen, die über die üblichen, zumeist überaus freundlichen Besprechungen hinausgehen:

Wie lassen sich allgemeine Themen des Schachs wie Angriff und Verteidigung in einem Buch lesererhellend darstellen? Eine Frage, die Jakob Aagard mit seinem neuesten Werk Attack&Defense aufwirft, doch leider nicht beantworten kann. Uns erwartet ein Taktikbuch auf höchstem (Computer-) Niveau.

Die Aufschlüsselung in ebenfalls schwammige Unterkapitel wie „Angriff auf den stärksten (schwächsten) Punkt“, „Momentum“ oder auch „Prophylaxe“ bringt dabei kein Licht ins Dunkel. Grundlage sind jeweils einige wenige Partien extrem hoher taktischer Komplexität, die in brauchbarer Form kommentiert werden, gefolgt von diversen Taktikaufgaben. Houdini ist dabei omnipräsent und scheint die Hauptarbeit geleistet zu haben. Praxisnähe/-relevanz und die damit verbundene menschliche Komponente gehen vollkommen unter.

banner-seminarturnier300-anz2014Wie leicht zu merken ist, konnte das Werk keinen Blumentopf bei mir gewinnen. Aus der Sicht des Trainers erwarte ich weiterverwertbare Erkenntnisse oder zumindest brauchbare Aufgaben für den Unterricht.

Aus Sicht des Lesers/Lernenden rührt wahrscheinlich das größte Frustrationsgefühl: Zugegeben, das Buch diente wochenlang als Gute-Nacht-Lektüre bei einem gewissen Dämmerzustand, doch eine Ausbeute bei Taktikaufgaben im Bereich von gefühlten 10% ist mir fremd. Und selbst nach Konsultation der (Houdini-) Lösung glaube ich nicht, bei meinen zukünftigen Partien daraus etwas anbringen zu können.

Das größte Problem ist wohl die permanente Verwendung von Computerprogrammen. Es überrascht wenig, dass in der überwiegenden Anzahl der vorgestellten Beispiele auch starke Großmeister nicht in der Lage waren, das Stellungsproblem zu lösen; Aagard im Anschluss anscheinend schon… Der Höhepunkt ist wohl die Vorstellung eines Diagrammes, bei dem es ihm nicht unbedingt auf den (schwierigen) Anfang der Kombination ankommt. Die Hauptproblem sieht er im dritten Zug, den zu finden WELTWEIT wohl kein Spieler in der Lage sei…

Eine solche Herangehensweise kann uns sicher ein beeindrucktes „Oha“ oder „Mann, sind die Computer gut!“ entlocken. Letztendlich stellt sich jedoch die Frage nach dem Nutzen für den Leser.

Fazit:

Bedenkt man, dass weit über 90% der Schachspieler ein DWZ-Niveau unter 2100 haben und wohl die Hauptkäuferschicht darstellen, geht dieses Buch komplett an dieser Gruppe vorbei. Ähnlich verlief vor Jahren auch meine Einschätzung eines anderen Aagard-Buches „Variantenberechnung“, doch diesmal überbot er dieses um Längen.

Martin Riegers Aussage aus der Rezension vom 25.12.2013, „Selbstverständlich aber reiht es sich ein in die Liste der sehr guten Trainingsbücher.“ Kann ich nicht im Entferntesten nachvollziehen, den Rest des Absatzes hingegen schon:

„Und der sehr schwierigen! Die Aufgaben und Übungsbeispiele erfordern höchste Konzentration und Ausdauer. Die Frustrationsgrenze sollte beim Leser auf das höchstmögliche Maximum eingestellt sein, andernfalls landet das Buch womöglich mit einem weiten Wurf aus dem offenen (oder auch geschlossenen) Fenster!“

Fly Baby, fly!

Obwohl in dem Buch nichts Falsches steht, Layout und Erscheinungsbild ebenfalls kaum Beanstandung finden und auch größtenteils neue Partien aus den Jahren 2012 und 13 verwendet wurden (was für ein Lehrbuch letztendlich unwesentlich ist), bleibt für mich nur ein Urteil:

Nutzwert für Spieler unter DWZ 2200: 0 von 5 Punkten

Geht man davon aus, dass das Buch zur anspruchsvollen Serie "Grandmaster preparation" gehört und auch nur solche, bzw. entsprechende Anwärter ansprechen möchte, was letztlich zu einer unrealistischen Käuferbasis führt, so vergebe ich

mit etwas gutem Willen für Spieler jenseits 2600: 1 von 5 Punkten

Spieler mit Faible für Computerschach hingegen, mögen die Aufgaben vielleicht anders zu würdigen wissen als ich. Entsprechende Kommentare sind willkommen.

Eine kleine Liste mit weiteren Buchempfehlungen (oder auch Warnungen) finden Sie auf der Schachreisen-Website.

Das Rezensionsexemplar wurde freundlicherweise von Schach Niggemann überlassen.

Montag, 30 Dezember 2013 19:59

Schach-Aus durch Noroviren

Nach Stefan Löfflers heutigem Bericht zum Weltjugendschach, nun eine etwas andere Meldung zum Thema:

Das Jugendschach in Deutschland boomt wie selten zuvor. Mit 500 Jugendlichen und 200 Betreuern bekamen die Deutschen Schach- Jugendmeisterschaften der Vereine in Magdeburg den Charakter einer Großveranstaltung – mit all ihren Problemen.

Rund 30 Kinder litten unter Durchfall und Erbrechen. Das von der Deutschen Schachjugend organisierte Turnier wurde am Sonntag durch den Chef des Gesundheitsamtes aufgrund einer Norovireninfektion abgebrochen.

Der in der Geschichte bisher einmalige Vorfall zieht weitere Probleme nach sich: Wie wertet man ein durch außergewöhnliche Umstände vorzeitig abgebrochenes Turnier?

Auch in den Sommerferien hält die neue Plattform www.schach-seminare.eu ein reichhaltiges Programm für Sie bereit.

Es beginnt am Mittwoch mit dem Highlight, der "Partie des Monats". Analog zur bekannten Sendung "Schach der Großmeister" treten zwei unserer Referenten gegeneinander an und kommentieren die Partie abwechselnd live.

Kaum eine Möglichkeit eignet sich besser, direkt das Denken und die Gefühlswelt eines fortgeschrittenen Spielers zu verfolgen. Ich begrüße diesmal als Gegner unseren neuen Referenten IM Jonathan Carlstedt.

ChessBase richtig bedienen

Mitte August erläutert unser Neuzugang dann den effektiven Umgang mit dem führenden Schachdatenbanksystem ChessBase (ChessBase richtig bedienen,)

Die Englische Eröffnung inkl. kostenlosem Buch

Kurz darauf erläutert Carlstedt in einem 4-teiligen Kurs sein Repertoire zur Englischen Eröffnung. Kursteilnehmer erhalten Carlstedts dazu passendes Buch kostenlos als PDF!

Großmeistertraining jetzt auch für DWZ 1300

Unser Trainingsangebot wurde erweitert: Neben den beiden Serien für DWZ 1700 und 1900, bieten wir nun auch eine Einheit für die DWZ-Gruppe darunter an. Start des "Großmeistertrainings 1300" ist bereits am kommenden Mittwoch.

Wir freuen uns, die neuen Seminare aktiv mit Ihnen zu gestalten.

Alle Veranstaltungen auch zum Download!

Infos auch unter  www.schach-seminare.eu

Andere Länder – andere Urteile

Falko Bindrichs Auslegung der Smartphonenutzung war eines der bestimmenden Themen der Schachmedienwelt des letzten Jahres (siehe Artikel im Blog ff). Auch einige wenige unserer Leser teilten seine Meinung zu Persönlichkeitsrechten und dass es einem Spieler nicht zuzumuten wäre, bei bestehendem Betrugsverdacht sein Smartphone vorzuzeigen.

Unterstützung erhält er nun aus der Schweiz: Hier argumentierte das Verbandsschiedsgericht bei seinem jüngsten Handyurteil ganz in seinem Sinn:

„Das VSG (Verbandsschiedsgericht) gelangte nämlich in seinem zwölfseitigen Urteil zur Ansicht, dass es keine solche Verpflichtung gebe: «Weder die FIDE-Regeln noch das SMM/SGM-Reglement enthalten eine aus­drückliche Bestimmung, welche einen Spieler verpflichten würde, das Mobil­telefon zur Überprüfung vorzuweisen. Nicht zu verkennen ist, dass eine sol­che Verpflichtung einen erheblichen Eingriff in die Privatsphäre der Spieler bedeuten würde.»

Sein deutscher Bundesligaverein trennte sich nach dem Vorfall letztes Jahr von Bindrich. Mit dem SC Turm Lüneburg fand er nun einen neuen Verein. In der Schweiz durfte er die ganze Zeit unbehelligt weiter für Luzern an die Bretter gehen.

Verstehen kann ich die Argumentation des Verbandsschiedgerichts nicht. Wir bewegen uns im Sportbereich - kein Muss, jeder unterwirft sich freiwillig den Regularien.

Zum Beispiel akzeptiert jeder Spieler der obersten schweizer Liga die Dopingregeln des IOKs, die die Verweigerung einer Urinprobe einem positiven Test gleich stellen.

Kein Recht am Urin, aber am Handy? Ist das Messen mit zweierlei Maß?

Wie wird es weitergehen? Bringen nun alle Schachspieler Smartphones mit, oder verweigert der nächste die Dopingprobe?

Doch urteilen Sie selbst.

Der in der aktuellen Ausgabe der Schweizerischen Schachzeitung (SSZ) erschiene Artikel wurde uns freundlicherweise von Markus Angst (im redaktionellen Text ma) in voller Länge zur Verfügung gestellt.

Urteil des Verbandsschiedsgerichts

Öfter was Neues zum Thema Handy…

Muss ein Spieler selbst im begründeten Verdachtsfall dem Schiedsrichter sein Mobiltelefon vorweisen? Nein – muss er nicht, entschied das Verbandsschiedsgericht (VSG) des Schweizerischen Schachbundes (SSB) in seinem jüngsten Handy-Urteil mit Grundsatzcharakter. Denn im Gegensatz zur deutschen Bundesliga, die eine entsprechende Regelung vorsieht, gibt es in der Schweiz keine Vorweisungspflicht. Auch die FIDE-Regeln sehen eine solche nicht vor. Und: Es könnte ja sein, dass ein beschuldigter Spieler gar kein Handy auf sich trägt.

Allerdings kann sich laut VSG eine faktische Vorweisungs«pflicht» ergeben, wenn ein Schiedsrichter – aufgrund eigener Wahrnehmung oder aufgrund von Zeugenaussagen – davon ausgeht, dass das Mobiltelefon eines Spielers geläutet hat, so dass dieser, wenn er einen Partieverlust vermeiden will, gezwungen ist, sich mittels Vorweisung des Mobiltelefons zu entlasten.

Hintergrund des jüngsten Handy-Urteils des obersten Schweizer Schachgerichts – das sich in den vergangenen Jahren von nicht deaktivierten Alarmen über Abgangsmelodien bis hin zu in Sporttaschen deponierten, aber nicht abgestellten Mobiltelefonen bereits mehrmals mit Handy-Fällen hat befassen müssen – ist ein mit unschönen Nebengeräuschen und persönlichen Beschimpfungen begleiteter Streitfall aus der vergangenen Saison der Schweizerischen Gruppenmeisterschaft (SGM). Dabei beschuldigte Spieler A seinen Gegner B, dass dessen Handy im Stummmodus geläutet habe, und er forderte ihn auf, ihm sein Handy zu zeigen. B weigerte sich, und A spielte die Partie nicht weiter, worauf SGM-Leiter Bruno Bosco die Partie für B als gewonnen wertete.

A gelangte danach zusammen mit seinem Klub sowie mit einem weiteren Verein ans Verbandsschiedsgericht. Dessen detaillierte Würdigung des mit einigen interessanten Details gespickten Einzelfalles (in der SMM und SGM gibt es keinen neutralen Schiedsrichter, ein als «Spion» anwesender Zuschauer einer Drittmannschaft gab zu, dass er zum kritischen Zeitpunkt ein SMS empfangen habe) würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Viel interessanter sind jedoch die grundsätzlichen Überlegungen, die sich das VSG zur generellen Vorweisungspflicht von Handys gemacht hat.

Das VSG gelangte nämlich in seinem zwölfseitigen Urteil zur Ansicht, dass es keine solche Verpflichtung gebe: «Weder die FIDE-Regeln noch das SMM/SGM-Reglement enthalten eine aus­drückliche Bestimmung, welche einen Spieler verpflichten würde, das Mobil­telefon zur Überprüfung vorzuweisen. Nicht zu verkennen ist, dass eine sol­che Verpflichtung einen erheblichen Eingriff in die Privatsphäre der Spieler bedeuten würde.»

Laut VSG ist eine solche Verpflichtung nicht notwendige Voraussetzung dafür, um den «Handy-Artikel» in den FIDE-Regeln (genauer Wortlaut siehe im Kasten) durchzusetzen: «Wenn ein Mobiltelefon deutlich vernehmbar ein Geräusch von sich gibt, lässt sich dies in der Regel durch Zeugenbeweis belegen und auch einem Spieler zuordnen, ohne dass es hierfür einer Vor­weisungspflicht bedürfte. Entsprechend konnte in den bisher vom Verbands­schiedsgericht zu beurteilenden Fällen der Nachweis auch ohne Vor­weisungspflicht geführt werden.»

Dass der Nachweis eines Regelverstosses unter Umständen nicht möglich ist, liegt laut VSG in der Natur der Sache und be­schränkt sich nicht auf das Läuten oder Vibrieren eines Mobiltelefons. So lasse sich beispielsweise ohne neutralen Zeugen kaum beweisen, dass ein Spieler eine Figur be­rührt hat und sie ziehen muss.


schachseminareanzeigeKommt hinzu dass eine bedingungslose Handy-Vorweisungspflicht laut VSG äusserst problematisch wäre: «Jedenfalls wäre eine Vorweisungspflicht inakzeptabel, wenn sie dazu führen würde, dass ein Spieler, wenn immer der Gegner ei­nen – auch noch so unbegründeten – Verdacht äussert, sein Mobiltelefon vorweisen müsste und die Partie verlieren würde, weil er sein Mobiltelefon nicht vorweist – zumal Spieler, die kein Mobiltelefon auf sich tragen, gar nicht in der Lage wären, ein Mobiltelefon vorzuweisen.»

Aus diesen Gründen verbietet es sich gemäss VSG, aus FIDE-Regel 12.3.b) eine Vorschrift ableiten zu wollen, wonach ein Spieler verpflichtet ist, auf Aufforderung des Schiedsgerichts sein Mobiltelefon vorzuweisen, und im Weigerungsfall die Partie verliert. «Noch viel weniger gibt es eine Verpflichtung, auf Auf­forderung des Gegners das Mobiltelefon vorzuweisen.»

Um den Gegenbeweis anzutreten, kann ein Spieler sein Mobiltelefon natürlich freiwillig vorweisen – erst recht, wenn der Schiedsrichter davon überzeugt ist, dass dessen Mobiltelefon geläutet hat. Dies sollte ein Spieler insbesondere dann tun, wenn der Schiedsrichter seine Partie als verloren werten möchte. «Das Schiedsgericht muss dies­falls überprüfen», so das VSG, «ob das Telefon ein Geräusch von sich gegeben haben könnte. Können die Schiedsrichter dem Spieler das fehlbare Verhalten trotz soforti­ger Vorweisung seines Mobiltelefons nicht zweifelsfrei nachweisen, so ge­lingt dem Spieler der Befreiungsbeweis.»

Allerdings heisst das laut VSG nicht, dass ein Spieler, der sich weigert, sein Mobiltelefon zu zeigen, automatisch verloren hat. «Eine solche Beweiswürdigung wäre nicht angängig, zumal ein Spieler, der kein Mobiltelefon auf sich trägt, gar nicht in der Lage wäre, ein Mobiltelefon vorzuweisen. Auch kann ein Spieler ein berechtigtes Interesse daran haben, sein Mobiltelefon nicht vorzuzeigen (z.B. zum Schutz des Be­rufsgeheimnisses von Ärzten, Anwälten, Pfarrern usw.).»

Das VSG lehnte deshalb die Rekurse, soweit darauf eingetreten wurde, ab. Aufgrund der Würdigung der widersprüchlichen Aussagen und der Aussage eines Zuschauers, dass er im fraglichen Zeitraum ein SMS erhalten habe, bestätigte das VSG die Beweiswürdigung des SGM-Leiters, dass ein Vibrieren des Mobiltelefons von Spieler B nicht hinreichend nachgewiesen sei.

Markus Angs

In Deutschland ist es anders

ma. Anders als im jüngsten Verbandsschiedsgerichts-Urteil für die Schweiz ausgeführt, präsentieren sich analoge Handy-Situationen in den beiden obersten Ligen der deutschen Mannschaftsmeisterschaft. Denn gemäss Artikel 5.3.4. der Bundesliga-Turnierordnung sind Spieler bei begründetem Verdacht auf Benutzung von Geräten auf Verlangen des Schiedsrichters verpflichtet, diese Geräte einzuschalten und zur Überprüfung auszuhändigen.

In der vergangenen Saison wurde diese Regelung prompt einem deutschen Grossmeister zum Verhängnis. Er hatte während der laufenden Partie verdächtig oft die Toilette aufgesucht (was bei seinem Gegenspieler den Verdacht erweckte, er würde auf dem Smartphone Datenbanken verwenden) und wurde danach vom – bei Runden der deutschen Bundesliga immer anwesenden – neutralen Schiedsrichter aufgefordert, sein Handy auszuhändigen. Weil sich der GM (mit Hinweis auf die Privatsphäre) weigerte, wurde die Partie für seinen Gegner als gewonnen erklärt.

 

Handy: das sagt die FIDE-Regel

12.3. b): Ohne Genehmigung des Schiedsrichters ist es dem Spieler untersagt, in das Turnierareal ein Mobiltelefon oder andere elektronische Kommunikationsmittel mitzubringen, sofern diese nicht vollkommen ausgeschaltet sind. Wenn ein derartiges Gerät ein Geräusch verursacht, verliert der Spieler die Partie. Der Gegner gewinnt. Falls der Gegner allerdings die Partie nicht mit einer beliebigen Folge von regelgemässen Zügen gewinnen kann, ist sein Ergebnis remis.

 

Verbessern Sie Ihr Schach online! Schachseminare.eu bietet auf einer Videokonferenzplattform abwechslungsreiches Schachtraining speziell für die breite Gruppe der Vereinsspieler unter DWZ 2100.
Live-Veranstaltungen mit renommierten Referenten, bei denen die Teilnehmer zugeschaltet werden können, vermitteln dabei eine ganz eigene Atmosphäre.
Und wenn Sie eine Veranstaltung verpassen, steht sie als Streaming Video oder auch zum Download zur Verfügung.

Das Programm der nächsten Tage:

26.06.            Partie des Monats: GM Hickl - IM Lobzhanidze (2)
Die Spieler kommentieren ihre laufende Partie – im Anschluss erfolgt eine gemeinsame Analyse. Zuschauerbeteiligung ist erwünscht.
Dauer: 120-150 Minuten, Kosten 12 €

27.06.            IM Frank Zeller: Spanisch für Vereinsspieler (2)
Teil 2: Kampf um das Zentrum
Dauer: 60 Minuten, Kosten: 7 €

Kostenlose Zusatzveranstaltung

28.06.           IM David Lobzhanidze/GM Jörg Hickl: Stellungsbeurteilung und Planfindung
Dauer: 30 Minuten, Kosten: Gratis

29.06.           GM Jörg Hickl: Schach richtig lernen (2)
mit dem provokativen Untertitel "Schach lernt man nicht aus Büchern" beschäftigte Teil 1 sich mit dem analytsichen Schachlernen. Teil 2 stellt die praktische Seite, das Schachspielen, in den Vordergrund und gibt hilfreiche Tipps zu Turniervorbereitung, und -auswahl. Die Partieanalyse stellt auch hier einen gewichtigen Schwerpunkt dar. Die Teilnehmer erhalten im Vorfeld eine Hausaufgabe.
Dauer: 90 Minuten, Kosten: 10 €

 

Das komplette Programm finden Sie auf www.schach-seminare.eu.

Machen Sie sich selbst ein Bild. Dafür stehen Ausschnitte eines Großmeistertrainings (5 Min.) un der "Partie des Monats" zur Verfügung:  

Großmeistertraining DWZ 1900

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Partie des Monats

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Schach-Seminare.eu

Interaktives Schachtraining zuhause mit führenden deutschen Schachtrainern.

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Die browserbasierende Internetlösung kommt ohne Softwareinstallation aus und ist auch MAC-Usern zugänglich. Die Mindestanforderung beschränkt sich auf einen modernen PC mit Lautsprechern und einen schnellen Internetzugang.

Das maßgeschneiderte Programm richtet sich an Vereinsspieler mit einer DWZ unter 2100. Zielgruppengerechtes Training wird von erfahrenen Spitzenspielern durchgeführt. Unter anderem besteht das Team aus GM Robert Hübner, GM Michael Prusikin, GM Jörg Hickl, IM David Lobzhanidze, IM Frank Zeller und WFM Dijana Dengler.

Die Trainingseinheiten behandeln entweder in sich geschlossene Themen oder kleine thematisch ergänzende Serien. Teilnehmer können während des Unterrichts per Audio und Video direkt vom Schachtrainer zugeschaltet werden, um Fragestellungen oder Probleme zu besprechen.

Ab sofort startet das Internetportal mit einer Begrüßungsaktion. Alle Seminare und Veranstaltungen im April können zum Kennenlernen kostenfrei besucht werden.  

Anschließend sind die Kurse ab 5 € pro Unterrichtsstunde buchbar.

Abgerundet wird das abwechslungsreiche Programm durch WFM Dijana Denglers Schachtalk. Sie interviewt Größen und Kenner der Schachszene live.  Aktuelles oder Interessantes zum Themen Schach ergänzen ihre Talkmischung.

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Firmenbeschreibung:

Hinter Schach-Seminare.eu steht der deutsche Schachgroßmeister Jörg Hickl, der seit Jahren Seminare, Turniere und Reisen (www.schachreisen.eu) für Vereinsspieler anbietet. Der Deutsche Meister von 1998 war langjähriges Mitglied der Deutschen Nationalmannschaft. Seine ELO beträgt 2577 Punkte. Seit gut 17 Jahren besteht ein wesentlicher Teil seines Engagements in der Fortbildung von Schachspielern – vor Ort und via Internet. Das führte zur Gründung der Plattform Schach-Seminare.eu, um Vereinsspielern eine günstige Schulungsmöglichkeit auf hohem Niveau anbieten zu können.  

Pressekontakt:

Schach-Seminare Jörg Hickl | Lindenplatz 12 | 65510 Hünstetten
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Dienstag, 02 April 2013 11:01

Zweimal Bobby Fischer

Ein hochspannendes Kandidatenturnier ging gestern in London zu Ende. Mit Magnus Carlsen qualifiziert sich am Ende äußerst knapp und etwas glücklich der dominierende Spieler unserer Zeit für den Weltmeisterschaftskampf gegen Vishy Anand. Carlsens elomäßiger Abstand zum Rest der Welt erinnert sehr an die Ära Bobby Fischers, die noch immer sehr präsent ist. Kein Schachlernender kommt an seinen Partien vorbei, und auch für die Medien ist er noch immer von größtem Interesse. Jüngst holte ihn Liz Garbus mit einer absolut sehenswerten Dokumentation in den Fokus der Öffentlichkeit zurück (Schach wichtiger als Watergate (2) - Zug um Zug in den Wahnsinn).
 
Letzten Freitag wurde ich gleich zweimal auf die amerikanische Schachlegende aufmerksam:
 
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"Bobby Fischer Teaches Chess" aus dem Jahr 1966 - eines von Olaf Steffens Lieblingsbüchern, steht auf einer amerikanischen Auktions-Plattform nur noch gut drei Tage zum, Verkauf.
Robert Fischers Unterschrift macht es für Liebhaber hiistorischer Bücher sicherlich besonders interessant. Der aktuelle Preis liegt bei 100 US$. ZUR AUKTION.
 
 
 

 

Einige Stunden später fiel mir in einem alten Sportverlagbuch das folgende Diagramm auf:

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Fischer - Reschevsky, Weiß am Zug, Stellung nach 9. - Se8.

Der Beginn des Machtwechsels im amerikanischen Schach. Das 15-jährige Wunderkind besiegt das ehemalige.

Donnerstag, 14 Februar 2013 16:13

Emanuel Lasker vor Robert Hübner

Ein interessantes Ergebnis brachte unsere Kurzumfrage zum „bedeutendsten deutschen Schachspieler“: 70% votierten für Emanuel Lasker, Deutschlands einzigen Weltmeister bisher (1894-1921). Weit abgeschlagen folgt mit 17% Robert Hübner, die klare Nr. 1 zwischen 1965 und 1995.

Arkadij Naiditsch, der Spieler der Neuzeit und unbestrittene aktuelle Nummer 1 des deutschen Schachs, konnte hingegen keine Stimmen für sich verbuchen.

Für mich kam das eindeutige Votum überraschend. Vielleicht liegt es an der jahrelangen Arbeit der Lasker-Gesellschaft, die den ehemaligen Weltmeister präsent hält!? Außerhalb der Schachszene ist Lasker kaum bekannt. Hier ist es Robert Hübner, der der „Bobby Fischer  - Generation“  noch ein Begriff ist. Mit seinen Erfolgen bei den Kandidatenturnieren zur Weltmeisterschaft, schaffte er es wiederholt in die Tagesschau und somit, bei damals nur drei Programmen, in das Blickfeld der Allgemeinheit.

Spürbar wurde dies bei einer Blindschach-Showveranstaltung anlässlich der 3. Schachtage Sonnenalp, als das ältere Publikum interessiert stehenblieb: „Den kenne ich noch.“…

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Robert Hübner und Dijana Dengler 

Vielleicht resultiert meine Bewunderung auch aus einem langen gemeinschaftlichen Schachweg und der Erkenntnis, dass Hübner in einer anderen Liga spielt.

Elomäßig sind wir auf einem Niveau, d. h. meine Erwartung in einer Turnierpartie liegt bei 50%. Analytisch ist er mir jedoch meilenweit voraus:

Beim Abschlussabend der Veranstaltung, kurz nach Mitternacht, galt es, Robert herauszufordern. Wir erwähnten eine Retro-Aufgabe, die zum Trainingsprogramm gehörte:

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Was passierte mit der weißen Dame?

15 Sekunden, nachdem ich ihm die Stellung durchgab, erschallte die Frage „Und was ist das Problem? Die Dame wurde auf XX geschlagen, weil …“ Und die Lösung sprudelte aus ihm heraus.

Sichtlich beeindruckt legte ich eine meiner Lieblingsaufgabe nach (ich habe diese im Artikel „König über Bord“ samt Lösung bereits im Blog veröffentlicht):

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Der weiße König fiel vom Brett. Wo gehört er hin und warum?

Nachdem die Lösung hier noch schneller als bei der Eingangsaufgabe geliefert wurde, musste der ansteigende Frustrationspegel schnell noch durch einen Absacker-Cocktail im Zaum gehalten werden. Bei aufgebautem Brett traue ich mir im Nomalfall nicht zu, die Aufgaben in weniger als 5 Minuten zu lösen (und natürlich nach oben offen)  Trotzdem, der gelungene Abschluss einer schönen Schachwoche.

Versuchen Sie es doch selbst einmal.

Veranstaltungen mit Robert Hübner: Seminarturnier Rotenburg, Schachtage Sonnenalp

Dienstag, 12 Februar 2013 15:11

Doktor- und "GM-Plag"

Nach zu Guttenberg, Koch-Mehrin nun Schavan – die Liste der Doktoranden, die die Auslegung des Zitatrechts allzu frei handhabten, wird immer länger.

Doch auch unser Sport ist nicht frei von unsauberen Machenschaften bei der Titelerlangung. In Zeiten, in denen die Kürzel GM; IM und FM noch einen hohen Stellenwert besaßen, eröffneten sich Möglichkeiten, die fehlenden Punkte auf suspekten ausländischen Turnieren gegen Bares „zu erwerben“.

Besonders interessant waren dabei die Runden, in denen die Ausländer gegeneinander antreten mussten und oftmals die einzigen Spieler im Turniersaal waren – die Einheimischen hatten angeblich alle Runden bereits „vorgespielt“. Eine strengere Version sind natürlich Turniere, die nie stattfanden, aber ihren Weg zur FIDE-Regelkommission nahmen. Mitte der 90er erfuhr ich aus Kreisen der FIDE: “Es ist kein Einzelfall – wir wissen, dass es das Turnier nie gab, doch die Auswertung trägt den Stempel der Föderation. Soll die FIDE nun vor Ort klagen? Wir sind machtlos.“


In der aktuellen Betrugsdiskussion regen wir uns über Natsidis oder Bindrich auf, doch Schummelei gibt es im Spitzenschach anscheinend an diversen Stellen, bis hin zur Verschiebung ganzer Turniere. Den Nachweis zu erbringen, dürfte jedoch sehr schwer fallen.

Ein Doktortitel soll finanzielle Vorteile von über 30.000 € pro Jahr mit sich bringen. Schach hingegen hat keine finanzielle Bedeutung, weshalb das Interesse an einer Aufklärung naturgemäß geringer ist.

Inzwischen hat der Weltschachbund die Anforderungen zur Titelerlangung deutlich erleichtert und zusätzlich den Titel eines CM (Candidate Master) unterhalb des FIDEmeister-Titels eingeführt. Für die Verleihung ist eine spürbare Gebühr abzuführen. Diese kommerzielle Komponente bremst den Antrieb des Weltschachbundes an einer Aufklärung dubioser Machenschaften sicher nicht unerheblich.

Mittwoch, 30 Januar 2013 13:58

Fall Bindrich nicht beendet

Kaum hat der Schachbund seine Entscheidung im Bndesligabetrugsfall veröffentlicht, erreicht uns Falko Bindrichs Stellungnahme:


 Liebe Schachfreunde,


in seiner Entscheidung vom 19. Januar 2013 hat der DSB gegen mich eine 2-jährige Spiel- und Funktionssperre ausgesprochen.

Für meine Entscheidung, meine Taschen und mein Handy nicht durchsuchen zu lassen habe ich bereits vor Ort die maximale Konsequenz, den Partieverlust, getragen. Weitergehende Sanktionen, insbesondere eine Spielsperre, bin ich nicht bereit hinzunehmen.

Aus diesem Grund akzeptiere ich die Entscheidung des DSB nicht. Darüber hinaus gibt es Grund zur Annahme, dass für die extreme Härte der Strafe plus die Bemühungen des DSB mich auch international sperren zu lassen, Motive eine Rolle spielen, die deutlich über meine Funktion als Spieler eines Bundesligavereins hinausgehen.

Ich habe bereits meinen Rechtsanwalt mit der Prüfung der Rechtmäßigkeit der Entscheidung des DSB beauftragt. Auf jeden Fall werde ich Einspruch gegen die Entscheidung beim Präsidenten des Deutschen Schachbundes gemäß § 57 Abs. 3 der DSB-Satzung zur Vorlage beim Schiedsgericht einlegen und, wenn nötig, auch die ordentlichen Gerichte mit meinem Fall befassen.

GM Falko Bindrich,
30. Januar 2013


 

bansem300Mit der aktuellen Smartphone-Diskussion steht Schach als Turniersport vor neuen Herausforderungen. Vor allem die Verbände müssen nun für Rechtssicherheit sorgen. Dieser Vorgang wird anscheinend durch die Causa Bindrich deutlich beschleunigt.

Doch selbst wenn Falko Bindrich auf dem Rechtsweg einen Erfolg erzielt, ändert das an der Meinung der Masse wohl nichts mehr.

Für die überwältigende Mehrheit unserer Leser geht das Urteil des Schachbundes (siehe Umfrage) in die richtige Richtung.

Montag, 10 Dezember 2012 14:48

Schachbund auch 2012 weiter abwärts

Neben seinem unangenehmen Inhalts weist dieser jährlich erscheinende Beitrag auch eine sehr erfreuliche Komponente auf: Der Hinweis auf die Statistiken des DOSB erfordert nicht den immensen Zeitaufwand anderer Artikel - in zehn MInuten ist alles erledigt....

Jährlich präsentiert der DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund) seine Mitgliederstatistiken, und diese fallen auch 2012 alles andere als rosig für Schach aus: Der Deutsche Schachbund weist den üblichen Schwund an Mitgliedern, auf. Das Ergebnis ist schon deshalb ernüchternd, weil die Gesamtheit der Sportarten ständig zulegen kann (3,77% in 2012).

Vielleicht ist Schach out, vielleicht ist Schach doch kein Sport, vielleicht liegt es aber auch schlicht an unserem unprofessionellen Auftreten.

Doch bevor ich mich wiederhole, hier der Link zum Artikel aus dem Jahr 2010 „Schachbund weiter abwärts“, der nichts an Aktualität eingebüßt hat.

Die Statistiken finden sich auf der DOSB-Website zum Download.

 

Dienstag, 23 Oktober 2012 10:49

Betrug nun auch in der Schachbundesliga?!

Nach der Deutschen Meisterschaft (wir berichteten ausführlich) wird nun auch die Schachbundesliga durch einen Betrugsfall überschattet. Nachdem GM Falko Bindrich, mit 34 Einsätzen in der Deutschen Nationalmannschaft eine durchaus namhafte Person des Schachs, bereits am Vortag durch häufige Toilettenbesuche auffällig wurde, stellte ihn der Schiedsrichter während des Kampfes Katernberg-Eppingen zu Rede und bat um Herausgabe eines etwaigen Mobilgerätes. Bindrich bestätigte zwar dessen Besitz, verweigerte jedoch die Kontrolle, woraufhin seine Partie zu Gunsten des Gegners gewertet wurde. (Schachbundesliga)
Naheliegend, dass umgehend Zweifel an der Redlichkeit seines samstäglichen Erfolges, der zu einem knappen 4,5:3,5 Sieges für Eppingen gegen Katernberg führte, auftraten. Mülheim legte umgehend Protest ein (Der Westen).

Die Folgen

Wie in anderen Sportarten (und im normalen Leben auch) findet jedwede Möglichkeit der Leistungssteigerung ihre Anwender.
Wie im Fall Natsidis wird der Deutsche Schachbund sich mit dem Thema auseinandersetzen müssen. Sollte sich der Vorwurf bestätigen, scheint der Maßnahmenkatalog schon vorgezeichnet. Hoffen wir, dass die sich häufenden Einzelfälle nicht zur Belastung unseres Sports werden.

Falko Bindrich kündigte gegenüber Schachwelt eine Stellungnahme an.
Samstag, 18 August 2012 14:23

Kasparow nach Biss in Haft

Einer der Größten unserer Szene wurde zum wiederholten Mal inhaftiert: Garry Kasparow, bekennender Putin-Gegner, bekundete gestern lautstark seine Sympathie für die russische Punkband Pussy Riot. Am Rande des Urteilsspruchs soll er dabei einen Beamten gebissen haben! Im Ernstfall drohen  dafür bis zu fünf Jahren Haft. Und dass Putin mit einen Kritikern nicht zimperlich umgeht, wurde gestern mehr als deutlich.

Dumm für das Schach in Deutschland. Für die Neuauflage des Events "10 gegen Lüneburg" am 22. September war er fest als Gaststar eingeplant. Allerdings scheint sich die Veranstaltung gerade zu etablieren, so dass wir auch 2017 noch mit einer Fortführung rechnen können.

Ein gutes Jahr herrschte Ruhe im Betrugsfall Feller, Marzolo und Hauchard. Mittels einer von Hauchard und Feller erwirkten einstweiligen Verfügung widersetzten sich die beiden aufgrund eines Formfehlers erfolgreich der Sperre des französischen Verbandes und spielten munter ein Turnier nach dem anderen, als ob nichts gewesen wäre.

Dabei war die Sachlage klar: Auf der Schacholympiade in Khanty-Mansyisk 2010 errang Sebastien Feller ein herausragendes Ergebnis, bediente sich dabei jedoch unerlaubter Hilfsmittel: Cyril Marzolo analysierte die im Internet übertragenen Partien mit diversen Schachprogrammen, übermittelte die Ergebnisse per SMS an den Kapitän der französischen Mannschaft, Arnaud Hauchard, der wiederum die Züge über einen Code an Feller weitergab. Aufgeflogen war die ganze Sache, als Hauchard das von der Föderation geliehene Handy zurückgab und dabei vergaß, die SMS zu löschen….

FIDE fällt Urteil

Nun hat auch der Weltschachverband FIDE (www.fide.com)sein Urteil gefällt. Arnaud Hauchard wurde für drei Jahre, Sebastien Feller für zwei Jahre und neun Monate gesperrt. Dem kooperativen Marzolo gegenüber zeigte man sich mit einer anteiligen Bewährungsstrafe gnädiger und folgte der vom französischen Verband verhängten Strafe. Das komplette Urteil als PDF.

Die Chronologie der Ereignisse ist in unserem letztjährigen Beitrag Feller&Co. gehen in Führung nachzulesen.

Ein weitergehender Artikel findet sich auf chessvibes.com (in englischer Sprache) http://www.chessvibes.com/reports/french-cheating-case-fide-confirms-suspension-feller-hauchard-marzolo

Die dort am Ende aufgeworfenen Fragen beantwortete uns Bundesturnierdirektor Ralph Alt in seiner Funktion als Mitglied der Fide Ethik-Kommission:

banner-seminarturnier250-anIst das Urteil in bereits Kraft und sind die Spieler somit von FIDE-Veranstaltungen ausgeschlossen?

RA: Die von der Ethics Commission verhängten Sperren Arnaud Hauchards (3 Jahre) und Sébastien Feller (2 Jahre 9 Monate) beginnen am 1. August. Bei der Sperre gegen Marzolo hat die Ethics Commission die von der Französischen Schachföderation verhängten Sperren wiederholt, samt Beginn (27.05.2011) und Ende (27.11.2012), wobei aber die letzten 9 Monate (beginnend am 27.02.2012) auf Bewährung sind. Damit ist Marzolo derzeit wieder spielberechtigt.

Besteht für die Spieler noch eine Widerspruchsmöglichkeit oder war dies bereits die letzte Instanz?

RA: Gegen Entscheidungen der FIDE kann der CAS (Court of Arbitration for Sport) in Lausanne angerufen werden. Eine Klage dort würde aber den Vollzug der Sperren nicht hemmen, es sei denn er würde auf einen entsprechenden Antrag eine einstweilige Anordnung erlassen.

Werden Feller die in Khanty-Mansiysk gewonnen Elopunkte sowie sein Brettpreis aberkannt?

RA: Die Entscheidung darüber, welche Konsequenzen die Feststellung, dass Feller sich der Täuschung schuldig gemacht hat, für die ELO-Wertung hat, ist den zuständigen Gremien der FIDE überlassen. Hierzu müsste die Qualifications Commission einen Vorschlag an die General Assembly, das Executive Board oder das Presidential Board machen.

Montag, 23 Juli 2012 14:36

Schachspieler und die Außenwelt

Dass einige Schachspieler ihrer Außenwirkung einen geringen Stellenwert zuordnen, ist hinlänglich bekannt. Um diesen Missstand zu verbessern wurde Diverses angeregt, doch letztendlich so gut wie nichts umgesetzt. Die Schachbundesliga wartet noch immer auf einen vernünftig umgesetzten Dresscode und auch das Auftreten der Nationalmannschaften erinnert an Kraut und Rüben (DSB-Fotogalerie http://www.schachbund.de/galerie/displayimage.php?pid=5863&;;;fullsize=1). Besonders deutlich beobachten lässt sich der Zustand auch auf diversen offenen Turnieren. Hier ist alles anzutreffen: Vom Tragen einer Baseballmütze oder Sonnenbrille, Spielen in Freizeitkleidung bis hin zum Muskelshirt, Kaugummikauen oder auch (sollten wir endlich einmal einen vorzeigbaren Austragungsort gefunden haben) das Mitbringen eigener Getränke und Speisen.

Rechtfertigungen findet man viele. So erklärte mein Gegner das Tragen einer Sonnenbrille im Turniersaal eines Turniers in Island (wohlweislich im Oktober - mit 20 Regentagen der regenreichste Monat des Jahres, in dem man die Sonne eigentlich nie zu sehen bekommt) mit den Worten: „Tut mir leid, ich weiß dass es unhöflich ist, aber ich habe sie meiner Frau geschenkt. Der gefiel sie nicht, weshalb ich die Brille jetzt selbst auftragen muss.“

Die Szene nimmt anscheinend stoisch alles hin, tut sich aber mit soviel Toleranz keinen Gefallen. Interessant sind die Reaktionen einiger Spielerfrauen oder schachfremder Menschen, die zuweilen Gefallen an Fallstudien einer seltsamen Spezies finden. Mit solch einer Darstellung kann man keinen Hund hinter dem Ofen hervorlocken, geschweige denn Sponsoren für ein Engagement gewinnen.

Doch nicht nur hierzulande regt sich Unmut. In der neuesten Ausgabe der Schweizerischen Schachzeitung, dem Mitteilungsblatt des Schachbundes,   findet der  Chefredakteur deutliche Worte für ein sehr ähnliches Thema:

bannersr12013-web-anz400Das erfolgreiche Gedeihen eines jeden Schachklubs, egal ob groß oder klein, hängt von mehreren Faktoren ab. Von einer konsequenten Nachwuchsförderung beispielsweise, von einer gesunden finanziellen Basis, vom Engagement ehrenamtlicher Funktionäre in der Vereinsführung und nicht zuletzt auch von einem Klublokal, in dem die Spieler ihrem Ruhe verlangenden Hobby ungestört frönen können – seien es interne Turniere oder Mannschaftswettkämpfe.

Jahrzehntelang war es Tradition, dass Schachklubs nahezu ausschließlich in Gaststätten Gastrecht genossen – nicht von ungefähr kommt ja der Begriff vom Kaffeehaus-Schach. Doch mit der Krise im Gastgewerbe hat sich das Lokalproblem für viele Sektionen des Schweizerischen Schachbundes (SSB) in den vergangenen markant zugespitzt – auf dem Land ebenso wie in den Städten. Wohl haben nicht wenige Klubs eine neue Bleibe in (halb)öffentlichen Gebäuden wie Altersheimen, Kirchenzentren oder Gemeindeverwaltungen gefunden. Doch noch immer spielt die Mehrheit der Schweizer Schachklubs in einem Restaurant oder gar in einem Hotel.

Dafür zahlen sie zwar einerseits oft Miete, haben jedoch andererseits als Gegenleistung weniger Probleme, auch Wochenend-Termine für SMM, SGM und Team-Cup reservieren zu können. Gaststätten haben auch den großen Vorteil, dass berufsgestresste Mitglieder vor der Klubmeisterschaftspartie noch etwas Kleines essen können – ebenso ganze Teams nach einem Mannschaftswettkampf. Womit wir gleichzeitig bei einem Problem angelangt wären, das sich in jüngster Zeit akzentuiert hat.

Gastrecht in einer Gaststätte zu genießen, heißt natürlich auch, dass für das Cola, den Tee oder den Kaffee zur Partie bezahlt werden muss. Schließlich sind Wirtshäuser ja keine Wohlfahrtinstitute, und sie rechnen – unabhängig von einer allfälligen Miete – pro Vereinsabend oder SMM/SGM-Samstag mit einem gewissen Umsatz. Umso weltfremder erscheint deshalb die verbreitete Unsitte, dass teilweise ganze Teams mit prallgefüllten Provianttaschen an die Auswärtsspiele fahren. Statt eines Café Crème aus der Beiz wird dann unverhohlen ein Caffe Latte aus dem Coop getrunken, statt eines Sandwichs aus der Restaurantküche werden Bananen oder Schoggistängeli aus dem Rucksack verzehrt – und der Abfall auch gleich liegengelassen.

Gut möglich, dass ein solches kulinarisches Fehlverhalten auch daher rührt, dass in einigen Klublokalen ohne Restaurationsbetrieb keine oder nur eine eingeschränkte Möglichkeit zur Konsumation besteht und man für lange Partien tatsächlich sicherheitshalber einen Notvorrat einpackt. Lädt ein Verein mittels seines Aufgebots aber explizit in ein Restaurant ein, ist der Verzehr von mitgebrachtem Fressalien nicht nur eine Unverfrorenheit, sondern er gefährdet auch den Verbleib der Heimsektion in deren Lokal.

Markus Angst, «SSZ»-Chefredaktor

Sonntag, 15 Juli 2012 02:15

Elo für Alle

Elo für Alle und gegen Gebühr

Nach Jahren der Vorbereitung scheint der Weltschachverband nun technisch in der Lage, eine weltumspannende Auswertung für Schachturniere zu gewährleisten. Die Eingangsschwelle wurde auf 1.000 Elopunkte gesenkt und nähert sich nun dem Anfängerniveau.

Prinzipiell ist es natürlich eine wünschenswerte Entwicklung, weltweit auf eine vergleichbare Zahl zurückgreifen zu können. Doch über kurz oder lang werden die nationalen Systeme immer weiter an Bedeutung verlieren und in den Hintergrund gedrängt. Auch die deutsche DWZ wird unter der Einführung deutlich leiden, und dem Deutschen Schachbund verschließt sich eine potenziell einfach zu nutzende Einnahmequelle. Gut, ernsthafte Vorstöße Geld zu verdienen gab es hier wohl nie, doch das Geschäft macht nun auf jeden Fall ein anderer. Denn eins ist klar: Altruismus ist von der FIDE nicht zu erwarten. Sind die nationalen Verbände erst einmal aus dem Rennen, wird der Monopolist sicher schnell die Schrauben anziehen. Immerhin geht es hier um ein Millionengeschäft, und kommerziell ist der Weltschachbund Vielen voraus. Auch die Einführung von Schnell- und Blitzschachzahlen geht in eine klare Richtung, auch wenn sie im Jahr der Einführung noch kostenlos sind. Über evtl. spätere Gebühren wird bereits beimkommenden FIDE-Kongress in Istanbul während der Schacholympiade diskutiert.

Die Neuerungen im Überblick:

  • Die FIDE-Listen werden ab sofort monatlich publiziert. Die nächste Liste folgt somit bereits am 1. August.
  • Elozahlen beginnen jetzt bereits bei Elo 1.000. Die ersten Spieler/innen mit Elozahlen zwischen 1000 und 1199 werden im August publiziert.
  • Die zum 1.1.2012 eingeführten Wertungen für Schnellschach und Blitzschach wurden nun erstmals am 01.07. publiziert und finden sich bei den Spielern neben der bisherigen internationalen Elozahl. Es gibt keine Gebühren für diese beiden Wertungen für 2012.
Dienstag, 03 Juli 2012 16:55

Schachspieler löst Polizeieinsatz aus

Schach, das Spiel der Dichter und Denker, gilt als leise Sportart. Dass jedoch die sprichwörtliche Stecknadel nicht immer zu hören ist, kennt man aus eigener Stammtisch- und Vereinserfahrung. Und auch außerhalb unserer Szene arbeiten wir an diesem Image. Das zeigte sich bei einem Polizeieinsatz am Montag in Lörrach. Gegen 14.20 Uhr erreichte die Polizei eine Mitteilung über laute Schreie aus einer Wohnung in der Wölblinstraße. und den immer wiederkehrenden Ausruf: „Du kommst hier nicht raus!“ Eine Streife machte sich auf die Suche und staunte nicht schlecht über einen sichtlich überraschten Wohnungsinhaber. Der 60-jährige Mann wies sich den Beamten gegenüber als leidenschaftlicher Online-Schachspieler aus. In Ermangelung eines direkten Gegenübers, habe er seinen Emotionen freien Lauf gelassen und die Züge lautstark kommentiert.

Dass Onlineschach wenig positive Auswirkungen auf die Spieler hat, war mir schon immer bewusst. Konflikte mit der Außenwelt sind hingegen neu. Bleibt zu hoffen, dass unser Schachfreund in Zukunft das Fenster geschlossen hält, denn die Gefahr eines Rückfalls ist im Eifer unserer Gefechte latent vorhanden.

(Quelle: Auf Basis der Pressemeldng der Polizei Lörrach)