Es war eine lange, zähe Zeit, aber nun hat das Warten ein Ende: die Schach- Bundesliga setzt sich wieder an die Bretter! Doch haben wir wirklich darauf gewartet? Fiebern die Schachfreunde in Süd und Ost, West, Nord und Mitte schon den ersten Springermanövern und Königsbauerzügen entgegen, ähnlich den Fußballfans, für die mit dem Auftaktspiel der Bundesliga das Leben erst wieder richtig Sinn macht? (Und das selbst dann, wenn der eigene Verein, nennen wir ihn zum Beispiel Hamburger SV, die ersten zwei Spiele ohne Sieg bleibt ... oder die ersten vier .. oder so ...).
Die Relevanz der Schach-Bundesliga für unser tägliches Dasein bleibt also noch zu prüfen. Wir Schachspieler sind ja ohnehin ein eher reserviertes Völkchen, dass seine Emotionen gut zu kontrollieren und auch das Interesse für die höchste deutsche Spielklasse durch reserviertes Ignorieren auszudrücken weiß.
Doch was soll man auch alles verfolgen - immerfort gibt es irgendwo ein großartiges Turnier, Tal-Memorial, Olympiade, Norway Chess, Niedersächsische Meisterschaften und Schach-WM in New York, man kommt mit dem Interesse haben ja schon gar nicht mehr hinterher.
Und immer diese aufregenden, inspirierten Partien, die überall gespielt werden. Kaum, dass man sie alle würdigen kann - es ist wirklich ein tolles, aufregendes Schach, was dort auf die Bretter gefeuert wird, unbedingt, doch es ist einfach zu viel manchmal. So viel Schach!
Darf's ein bisschen mehr sein? (Foto: OSt)
Vielleicht ist auch das ein Problem der Bundesliga - es gibt schon so viel zu sehen, ebenfalls umsonst und im Netz, und da will man vielleicht nicht auch noch vor Ort vorbeischauen, wenn die Meister aus aller Welt zu Besuch sind in der eigenen Stadt. Sind die Schachspieler einfach satt? Kann sein, doch das ist dann kaum die Schuld der Bundesliga. Warum aber sind die Fußballfreunde nicht satt? Hier noch ein Spiel, dort noch ein Spiel, jeden Kick mal schnell live geguckt im Pay-TV, es kann eigentlich nicht genug sein mit der Freude am Fußballgucken.
Die großen Meister des Schachs jedoch spielen vor nicht ganz so vollen Rängen, und das ist schade. Darum, liebe Leser - wenn die Liga kommt, schaut mal vorbei. Es ist gute Unterhaltung! Und Kaffee gibt es auch!
Die Bundesliga fängt also wieder an, und es ist einmal mehr eine tolle Liga. Sechzehn Teams von überall her, sieben Wochenende Kneten und Zocken (Wäre das ein guter Slogan - "Schach-Bundesliga: Kneten und Zocken" ?) und Meisterspieler unter sich in Hülle und Fülle, doch - nicht nur, denn oft auch heißt es (Groß) Meister gegen Amateur, und ja, das ist eine schöne Kombination, da guckt man gerne zu. Ein wunderbares Highlight erwartet die Gemeinde am Ende der Saison, mit drei Tagen Schach in Berlin bei der zentralen Endrunde. Wow!
Die Bundesliga, sie müht sich wirklich, nur die Schachfreunde lieben sie oft einfach nicht so richtig. Oder ist es eine Fernbeziehung und die Liebe der Fans ist zwar groß, doch schauen sie lieber aus der Ferne zu im Internet, und nebenbei wird noch ein bisschen am Auto oder am Computer gebastelt?
"Strategie und Emotionen" lautet der offizielle Liga-Slogan, doch Feuer und Leidenschaft findet man kaum an den Spielstätten, kein Zuschauer dreht durch, kaum Kribbeln, wenn wieder Liga-Wochenende ist, alles läuft ruhig, geschäftsmäßig und angenehm neutral bis professionell. Dafür aber gibt es Leidenschaft innerhalb der Teams, unbedingt!, und gerade die Aufsteiger aus München (Grüß Gott!) und Berlin (Guten Tag!) sind als Amateurmannschaften mit viel Herz bei der Sache. Wie es bei Alemannia Aufwärts Aachen und der SG Speyer-Schwegenheim (ein komplexer Name!) aussieht, weiß ich nicht, doch auch diese beiden Vereine werden die Liga bereichern.
Wenn nur die Züge stimmen, überträgt sich der Funken auch auf die Zuschauerränge
Und dann sind da natürlich noch die Big Two, die ewigen Großen des Ligabetriebs, und man ahnt es schon - der Titel geht entweder wieder in den Westen an die "Forster Ungeheuer" von der SG Solingen, und falls nicht, so dann doch wohl mit Sicherheit an die regionale Schwarzwald-Auswahl der OSG Baden-Baden. Wozu sonst stehen dort nun auch Fabiano Caruana und Maxime Vachier-Lagrave im Kader? Es ist beeindruckend, und ganz zu Recht grüßt die fulminante Liga-Homepage mit einem "Herzlich willkommen bei der stärksten Schachliga der Welt!".
Was soll die Bundesliga tun, damit sie noch mehr Feuer entfacht? Ich weiß es nicht, doch die Idee dieser Liga mag ich sehr, mit einem Wettbewerb fuer das ganze Land ueber mehrere Monate, das ist doch grossartig. Und die Zuschauer? Schach ist ja auch in den Ligen darunter eigentlich kein großer Publikumssport, nur wenige Enthusiasten schauen mal vorbei, und auch die Mannschaften und Tabellenstände in der Zweiten Liga sind oft nicht sehr bekannt. So sind wir Schachspieler vielleicht einfach - andere Mannschaften gucken schön und gut, doch es macht ja doch mehr Spaß, selber die Figuren über das Brett zu bewegen. Wer will schon nur zuschauen?
Der Bremer Schachhistoriker Hanno Keller würdigt den Besuch des
Weltmeisters an der Weser (Foto: OSt)
Und nun kommen wir endlich zum Thema - es gibt wieder etwas zu gewinnen! Vorher aber muss getippt werden, und zwar richtig. Schach-Welt, der kleine Blog für Schachreisen und wahre Vorhersagen, fragt:
"Wie viele Mannschaftspunkte holen die Big Three Baden-Baden, Solingen und Aufsteiger König Tegel Berlin zusammen in der kommenden Saison?"
Einfache Frage, schwere Antwort - zu gewinnen gibt es darum
Platz 1)
Ein sehr schönes Buch, welches Kunde gibt von einer der stärksten Deutschen Meisterschaften der letzten Jahre (oder Jahrzehnte): "Die Jahrhundertmeisterschaft im Schach", so der Titel, ein feines Buch zur DEM 1998 in Bremen (Werder!). Mehr zu diesem Buch und seiner überraschenden Wiederentdeckung gibt es unter dem Aktenzeichen Der Keller bringt es an den Tag zu lesen.
Platz 2)
Eine unvergleichlich wundervoll komponierte Bremer Stadtmusikanten-Schokolade der Marke Hachez
Platz 3)
10.000,- € oder wahlweise Eine Namensnennung und kleine herzliche Würdigung auf www.schach-welt.de.
Sodann, frisch auf, liebe Leser und Leserinnen - und viel Spaß beim rasanten Tippspiel!
Antworten bitte nur im Kommentarbereich (und gerne unter Angabe des Rechenweges). Einsendeschluss ist mit Ligabeginn - also am Samstag, 15.Oktober, um 14 Uhr Blogzeit.
Sollten mehrere richtige Antworten eintrudeln, gewinnt wie immer a) Holger Hebbinghaus oder b) ein durch fairen Losentscheid ermittelter Sieger.
Kommentare
Laut Mannschaftsaufstellung liegt Speyer offenbar irgendwo in Lettland, und Schwegenheim in Ungarn. Da sie, warum auch immer, in der deutschen Bundesliga mitspielen sind ab Brett 13 deutsche Spieler gemeldet.
Baden-Baden lockere 27 von 30 Punkte
Solingen entspannte 26 von 30
und Königstiger Berlin schnappen sich 6 -
in der Summe damit 59!
Ich hätte gerne die Schokolade!
@Thomas Richter: Ich biete noch SOPSWEPS '29 ( = Samen op pad spelen wij een potje schaak) aus der zweiten niederländischen Liga. Ich glaube die haben nicht mal Heimspiele, denn wie der Name sagt, sind sie eigentlich einfach Ausflügler, die unterwegs gerne 'ne Partie Schach spielen.
Die stärkste Liga der Welt löst sich heuer selbst auf, daher gibt es kein Endergebnis mehr
Ansonsten unterstütze ich LowScore - der zweite Platz ist der erste Verlierer!!
Da die Kandidatenturnier-Schokol ade gut geschmeckt hat aber inzwischen alle ist (bei einem anderen Wettbewerb gewann ich einen Kaffeebecher der heile bleibt bis er vielleicht mal kaputt geht), sollte ich auch noch einen Tip abgeben. Ich sage mal 56 und lege mich nicht fest, wer von den drei Teams weniger holt als andere erwarten.
P.S.: Holger Hebbinghaus und LowScore sollten vielleicht noch die gesammelten Brettpunkte tippen, da Tiebreaks sonst immer blöd sind - Holger muss sich seinen wohl unvermeidlichen Sieg schon erraten.
P.S.: Mein Benutzerkonto LowScore schein gesperrt zu sein...kann der Webmaster da was machen?
P.S.: Mein Original-Account bleibt wohl leider weiterhin in der Verbannung.
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