So ist der Weltcup verzichtbar

Karjakin und Andreikin heißen die Sieger des Weltcups Karjakin und Andreikin heißen die Sieger des Weltcups chessworldcup2013.com

Wer braucht den Weltcup? Mir fallen ein: Profis der zweiten Reihe, die sonst nie 5000 Euro Antrittsgeld erhalten. Ein paar Funktionäre, die gut dotierte Schiri- und Schiedsgerichtsposten kriegen. Schnellschachexperten wie Dimitri Andreikin, die sonst nie eine Chance hätten, WM-Kandidat zu werden. Zsuzsa Polgar, die sich abmüht, sich zu profilieren, die aber von Nigel Short, zumindest nach Meinung einiger Leser dieses Blogs, durch Witz, Bildung und Schachexpertise bei der Livekommentierung ausgestochen wird. Das Schachpublikum braucht das Turnier eher nicht. Die schachliche Ausbeute von 128 Weltcupteilnehmern scheint mir nicht größer als die der zehn Großmeister des unmittelbar vorangegangenen Dortmunder Sparkassen Chess Meetings.

Ohne Wladimir Kramnik wäre die Endphase des Weltcups eine Farce. Dabei mag er den Modus eigentlich nicht und ist (wie Aronjan) nur deshalb angetreten, weil die FIDE die Qualifikation über Elo fürs Kandidatenturnier an die Teilnahme an Grandprix oder Weltcup knüpfte. Es ist ein Treppenwitz, dass Kramnik durch seine eher unfreiwillige Teilnahme die WM-Qualifikation verzerrt. Spieler, die in Tromsö neben ihm schachliche Akzente setzten wie Kamsky, Tomaschewski, Swidler oder der 14jährige Wei Yi ,sind gescheitert. Die Sieger heißen, obwohl sie beim Weltcup Elopunkte lassen, Andreikin und Sergei Karjakin, der dank Kramniks Schützenhilfe über seine Elozahl ins Kandidatenturnier vorrückt. 

Wenn das am 21. September beginnende Grandprixturnier in Paris von Alexander Grischtschuk gewonnen wird, sind die Hälfte der Teilnehmer des nächsten Kandidatenturniers Russen. Dazu könnte auch noch als fünfter Russe der Veranstalterfreiplatz kommen. Chanti-Mansisk hat nämlich (neben Sofia) bereits eine Bewerbung angekündigt. Bitte nicht! Die Sibirier haben gelernt. Sie waren die willigen Idioten, die den Weltcup viermal organisierten, obwohl sie nur eine Schacholympiade wollten. Das Kandidatenturnier ist billiger, aber ungleich mehr wert.

Damit habe ich bereits angedeutet, wen ich für den größten Verlierer des Weltcups halte, nämlich den Veranstalter. Tromsö hat die wahrscheinlich mindestens eineinhalb Millionen Euro teure Ausrichtung ziemlich sicher nur übernommen, weil die FIDE den Zuschlag für die Schacholympiade 2014 daran koppelte. Der nächste Weltcup 2015 soll entsprechend in Baku stattfinden. Das Turnier fand in Tromsö vor sehr wenig Publikum in einem Hotel am Stadtrand statt, das zumindest Mickey Adams nicht überzeugt hat. Als der Termin gesetzt wurde, war von einem WM-Kampf noch keine Rede. Nun mussten die Veranstalter sogar auf ihren heimischen Star verzichten, weil Carlsen in den WM-Vorbereitungen steckt. Ausgerechnet während der ersten Weltcuprunden reiste er zur Inspektion nach Chennai. Carlsens Trip fand in den norwegischen Medien mehr Beachtung als der ganze Weltcup.

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