Weiß gegen Schwarz: Rassismus!

Yousuf Rahman zeigt seine Verletzungen nach dem Turnier in Mureck Yousuf Rahman zeigt seine Verletzungen nach dem Turnier in Mureck

Am Montag begann in Wien das Husek-Open. In der U-Bahn sah ich über die Schulter eines Fahrgastes ein Foto Schach spielender Kinder in der in Wien reichweitenstärksten Tageszeitung "Heute". Toll, dass die sich für das stark besetzte Festival, zu dem ja auch ein Kinderturnier zählt, interessieren. Dachte ich, bis ich dann näher rückte, um die zwei Sätze unter dem Foto zu lesen: Es ging gar nicht um das Wiener Turnier, sondern um einen unangenehmen Vorfall bei einem vorige Woche in Mureck an der österreichisch-slowenischen Grenze zu Ende gegangenen internationalen Kinderturnier unter dem etwas pompösen Titel "EU-Meisterschaften". Drei englische Teilnehmer und ihre Eltern seien in Mureck bespuckt und misshandelt worden und mussten schließlich unter Polizeischutz, worauf sich englische Menschenrechtsaktivisten der Sache angenommen hätten. Oh je, wurden die kleinen Schachgenies etwa von betrunkenen Einheimischen für Asylwerber gehalten? Heute-Leser konnten sich nach Belieben einen Reim drauf machen. Ich habe mal nachgeforscht.

 

Der ganze Streit spielte sich innerhalb der englischen Gruppe ab. Die muslimische Familie Rahman spielte da von Beginn an eine Außenseiterrolle. Ab dem Moment, als sie halal-Essen für sich forderte (in der Südoststeiermark findet man halal-Lebensmittel nicht gerade in jedem Supermarkt) und vom Rest der Gruppe verlangte, kein Bier anzurühren, während ihre Kinder im gleichen Raum essen, eskalierte es. Der Organisator Erich Gigerl versuchte sein Möglichstes, den Streit zu befrieden, fand eine zusätzliche Unterkunft und bot beiden Parteien an, dorthin umzuziehen. bannerostsee300Erst schien Frau Rahman einverstanden, dann fragte sie, warum eigentlich sie weichen sollte. Interesse an Deeskalation sähe wohl anders aus. Der nicht mitgereiste Vater Sohale Rahman belieferte in England die Medien und setzte den englischen Verband mit der PR-Maschine der Islamic Human Rights Commission unter Druck: Rassismus! Islamophobie! Das wirft erst die Frage auf, ob ihm die ganze Angelegenheit vielleicht irgendwie recht kam. Eine Frage, die etwa der ausführlich berichtende Independent allerdings nicht einmal andeutungsweise gestellt hat. Der Telegraph hat einen anderen englischen Schachvater, der in Mureck war, aufgetrieben und von ihm ein Zitat, dass in Wahrheit alle anderen die Opfer gewesen seien. Der englische Schachverband hat die Sache mächtig ernst genommen (nachdem er wahrscheinlich nach Aufrufen wie diesem von einem Shitstorm überzogen wurde), raschmöglichst alles untersucht und alle Vorwürfe zurückgewiesen.

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