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TataRemisen

Remispartien waren beim Tata Masters in Wijk an Zee heuer erstaunlich wenige zu sehen und vor allem sehr wenige wirkliche Kurzremisen ohne wirklichen Kampf am Brett. Von den 91 Partien wurden 46 entschieden und davon gingen 28 Siege auf das Konto von Weiß und 18 Schwarzsiege waren zu verzeichnen – damit blieben 45 Remispartien übrig und eine Remisqoute von unter 50% zählt bei Topturnieren eher zu den Ausnahmen. Wie schaffen es die Organisatoren es den Spielern so eine kämpferische Partieanlage zu entlocken. Nun es erscheint mir gar nicht so schwer zu sein, denn nicht das Streben nach einer möglichst hohen Turnierkategorie bringt das gewünschte Ergebnis, sondern gerade die Einmischung von „schwächeren“ Spielern – sofern man das bei Elo 2600++ sagen darf – bringt die Würze ins Feld.

Gewonnen hat Magnus Carlsen mit einem halben Punkt Vorsprung auf vier Verfolger.

2015tata01

Und hätte Ivan Saric seine etwas bessere Stellung nach der Eröffnung ausnutzen können, dann wäre fünf Spieler punktegleich am Ende dagestanden und am Anfang des Turnieres schaute es auch nicht nach einem Carlsensieg aus, denn er startete nur mit 1/3 ins Turnier und erst seine sechs in Folge gewonnenen Partien zur Turniermitte brachten ihn wieder in den Kampf um den Turniersieg zurück.

Aber eigentlich wollte ich hier über die Tataremisen schreiben, weil sich einige regelrecht ins Remis gezittert haben – teilweise mit beidseitig ausgelassenem Gewinn – das sollte keine Kritik an den Fähigkeiten der SuperGM darstellen, sondern Ausdruck der Freude am sportlichen und kämpferischen Schach sein.

Zwei Beispiele aus der 9. Runde zeigen, dass auch dramatische Änderungen der Stellungsbewertungen immer wieder noch in den Remishafen führen können! Und das Menschen nun einmal Angst haben und nicht perfekt Schach spielen können - Gottseidank!!

Aber nicht immer konnten die möglichen Remisen wirklich „ertattert“ werden und ich möchte ihnen lieber Leser noch zwei Beispiele zeigen, wobei ich mir nicht wirklich sicher bin, ob die Remisen hier wirklich in trockenen Tücher gelegen sind und ob die Maschinen richtig liegen.

Irgendwie absolut unglaublich - kann diese Stellung wirklich remis sein? Weiß am Zug - viel Spaß beim herumtattern!!

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Der weiße König hat Probleme die Freibauern zu unterstützen ohne dass mal hie mal da einer verloren gehen könnte ... nahezu unglaublich, aber die Maschinen zeigen hier im Endspiel immer 0,00 an und alle meine Versuche die Stellung zu gewinnen sind gescheitert, aber das sagt ja nicht wirklich viel aus :-)

Entscheidender könnte die Tatsache sein, dass wenn man das Bauernpaar auf der g-Linie entfernt, der entstehender 6 Steiner laut Tablebases doch remis ist!

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Hier noch die Partien zum Download in PGN

Krennwurzn

Anonymer aber dennoch vielen bekannter kritischer Schachösterreicher! Ironisch, sarkastisch und dennoch im Reallife ein netter Mensch - so lautet meine Selbstüberschätzung! Natürlich darf jeder wissen wer die Krennwurzn ist und man darf es auch weitererzählen, aber man sollte es nicht schreiben, denn die Krennwurzn hat so eine abkindliche Freude damit „anonym“ zu sein – lassen wir ihr doch bitte diese Illusion!

Motto: Erfreue Dich am Spiel, nicht an der Ratingzahl! Das Leben ist hart, aber ungerecht (raunzender Ösi)!
 

Kommentare   

#1 wok64 2015-02-07 14:57
Liebe Krennwurzn,

erlaube mir den kleinen Seitenhieb, dass du dich über Remisen beschwerst und dann am Ende deines Artikels ein wunderbares Beispiel gibst, wie interessant ein Remis sein kann!

Zu der Position ist aus meiner Sicht zu sagen, dass ich es leichter finde zu glauben, dass sie mit den beiden g-Bauern Remis ist, als ohne. Mit den g-Bauern muss Weiß um Fortschritte zu machen den König zum Damenflügel überführen. Das gelingt aber nur über das Feld d1, da d4 und d2 wegen Sb3+ vermint sind. Steht der König jedoch auf d1, so hat Schwarz das Manöver Sa6-b4 und nach Vorrücken des d-Bauers erhält Schwarz Angriffsmöglichkeiten gegen den e-Bauern.

Eine (nicht computergeprüfte) Beispielvariante:
1.Ke2 Ke7 2.Kd1 Sa6
3.Kd2 (3.Kc1/Ke1 Sb4 4.d6 Sd3+ gefolgt von Sxe5 und Sc6 und der a-Bauer ist unter Kontrolle, 3.Ke2 Sc5 mit Stellungswiederholung) 3... Sb4 4.d6 Sc6 5.a6 Sxe5 6.a7 Sc4+ 7.Kc3 Sb6 - sehr hübsch wie die Geometrie für Schwarz arbeitet - 8.Kb4 Kxd5 9.Kb5 Sa8 und es ist Weiß, der - vermutlich vergeblich - ums Remis kämpft.

Ohne die g-Bauern hat Weiß zusätzlich die Chance am Königsflügel vorzugehen. Stellungen mit dem weißen König auf f5 (mit der Idee Kf6-f7) sehen für Schwarz sehr ungemütlich aus. Aber es scheint zu genügen, den König dann nach e7 zu stellen, weil beispielsweise d6+ Kd7 Kf6 Se4+ Kf7 Sxd6+ Remis ist. Sehr instruktiv!
#2 Krennwurzn 2015-02-07 21:19
@wok64 ... ich habe mich nicht über Remisen beschwert - im Gegenteil die niedrige Remisqoute gelobt.

ad Endspiel am Ende: eine wirklich interessante Position (mit und ohne Computer)
#3 Thomas Richter 2015-02-08 18:49
Wenn die Krennwurzn die niedrige Remisquote in diesem Turnier lobt, beschwert sie sich ja indirekt über "zu viele" Remisen in anderen Turnieren? Entscheidend sind für mich immer die Partien - und ein Kampfremis auf hohem Niveau ist mir im Zweifelsfall lieber als ein Sieg nach einem groben gegnerischen Fehler (jedenfalls als Zuschauer, aber auch über eigene Siege, die so zustande kommen, kann ich mich nur bedingt freuen).

Neben dem bereits Erwähnten (gemischtes Feld) verursachten wohl zwei Dinge die niedrige Remisquote: 1) Das Turnier war - siehe Abschlusstabelle - hart umkämpft, jeder halbe Punkt zählte. Das weiss man nicht unbedingt, wenn man die Spieler einlädt. 2) Jobava hasst Remisen und hat das sehr konsequent durchgezogen [seine beiden Remisen waren ziemlich lahm, aber 2/13 ist eine akzeptable Quote].
#4 Krennwurzn 2015-02-08 20:07
@Thomas
Möglicherweise auch ein falscher Schnellschluss :-)
Wenn ich die schöne Figur einer Dame lobe, bedeutet das nicht, dass alle anderen eine schlechte Figur haben.
Vielleicht es ist nur eine simple Aussage über den Augenblick, ein emotionaler Ausbruch ohne Hintergedanken und/oder tieferen Nachdenken! :oops:

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