SG Solingen weiter auf Titelkurs

FM Leon Mons spielte groß auf FM Leon Mons spielte groß auf Deutsche Schachjugend, danke!

Wie sieht´s aus in der Schach-Bundesliga? Das vierte von sieben Wochenenden ist gespielt, und wir beginnen ganz oben in der Tabelle mit unserer Analyse:

- Baden-Baden hält sich weiter wacker an der Spitze: gegen die Schachfreunde Berlin und den SC Forchheim gab es zwei klare Siege, so dass bei ihnen nun insgesamt schon 16:0 Punkte zu Buche stehen – und dabei haben sie Magnus Carlsen noch gar nicht eingesetzt in dieser Saison! Die Süddeutschen können sich ebenso wie ihr norddeutscher Spieler Jan Gustafsson weiter Hoffnungen machen auf den ersten deutschen Meistertitel.

Doch noch ist alles offen – denn das beliebte Traditionsteam aus der Klingenstadt Solingen sorgt dafür, dass das Rennen um Platz eins nach wie vor auf des Messers Schneide steht. Gegen den Hamburger SK (ohne ihren norddeutschen Spieler Jan Gustafsson) und den SK Norderstedt (ebenfalls ohne Jan Gustafsson) verbuchten sie zwei klare Siege, so dass sie nun schon entspannte 15:1 Punkte eingefahren haben.
Baden-Baden wird sich also warm anziehen müssen – vor allem, wenn in drei Wochen beim Showdown in Trier der aus Funk und Fernsehen bekannte Großmeister Michael Hoffmann wieder die Solinger Reihen stärken könnte. Warten wir es also ab. Solingen rulez?

- Aus norddeutscher Sicht ist die Saison bislang eher durchwachsen erfolgreich. Das junge Start-Up-Team aus Norderstedt ringt mit dem anderen Aufsteiger aus Griesheim gegen die rote Laterne an, und die Chessfriends Berlin halten mit ihrem gegen Trier eroberten dritten Punkt an diesem Wochenende den Kontakt zum beliebten fünftletzten Platz. Dort tummeln sich derweil der Hamburger SK und (man mag es kaum schreiben) das grün-weiße Werderteam – beide stehen mit jetzt 6 Punkten wahrscheinlich auch nicht direkt dort, wo sie es sich wünschen würden. It´s a hard life – doch noch bleiben zwei Wochenenden und die schöne Bundesliga-Dreifachrunde im April im sonnigen Schwetzinger Schloss.

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Das Live-Portal der Schach-Bundesliga - alle Spieler, alle Tore

- It´s a hard, hard life könnte auch das Motto der Schach-Bundesliga sein. Nach dem Absturz des Servers musste man seit einiger Zeit schon hart improvisieren, um die Vorschau auf das 4.Bundesliga-Wochenende in angemessener Form publizieren zu können. Doch das hat man mit Schwung und Elan prima gelöst – bei Chess International und auf Georgios Souleidis hauseigenem Blog entwicklungsvorsprung.de wurden alle Informationen veröffentlicht, so dass alles seinen gewohnten Gang gehen konnte.
Wieder war es ein Genuss, die hervorragend aufbereiteten Begegnungen im Live-Modus während der Runde in bestechender Optik verfolgen zu können.
(Wohl hätte ich mir gewünscht, dass man bei den Ergebnissen von Werder mal die eine oder andere Eins zugunsten von Bremen dazugemogelt hätte, aber nun denn – man kann nicht alles haben, und es wäre wahrscheinlich unter rein ethischen Gesichtspunkten auch leicht bedenklich.)

- Auch wenn wir nicht mit Absicht danach gesucht haben, so wollen wir doch auf das heutige tolle Ergebnis von Leon Mons (SC Forchheim) hinweisen. Der deutsche U16-Meister von 2011 bezwang mit Arkadij Naiditsch heute die Nr.1 der Deutschen Nationalmannschaft (!), eröffnete dabei mutig mit dem sizilianischen Morra-Gambit (hurra!) und opferte hier und da auf dem Weg noch einen Bauern und eine Qualität.
So ganz zwingend zum Gewinn hätte das noch nicht unbedingt gereicht, aber Arkadij hatte wohl keinen ganz guten Tag erwischt und geriet im späten Mittelspiel ins Straucheln. Leons Freibauer auf der h-Linie schaffte es bis auf die siebte Reihe und führte so zur Entscheidung.
Das war bestimmt nicht schön für den Großmeister, doch so etwas passiert ja auch den Besten manchmal. Wir schicken Glückwünsche nach Forchheim! (Ich weiß allerdings nicht, ob ich mir so etwas in meinen jungen Jahren auch erlaubt hätte - doch na gut, die Zeiten ändern sich.)

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Der Schachsaal im Schwetzinger Schloss (Foto: Andreas Praecke, danke!)


Hier nochmal der wichtige Hinweis: vom 05. bis zum 07.April richtet der SV Hockenheim die zentrale Endrunde der Schach-Bundesliga aus. Gespielt werden drei Runden, das volle Programm, im Schwetzinger Schloss, was irgendwo im Süden Deutschlands ist (um genauer zu sein: nahe Mannheim!).

Wer viel Schach, das schöne Wetter im Rhein-Neckar-Kreis, spannende Mannschaftskämpfe, Rainer Buhmann, Leon Mons und Arkadij Naiditsch einmal vor Ort und live sehen möchte - das ist die Gelegenheit dafür. Auch der (potentielle) neue Deutsche Meister aus Solingen wird möglicherweise dort sein!

Verlosung

Schachwelt.de, der Blog mit dem besonderen Flair, verlost heute unter allen richtigen Einsendungen eine Reise für zwei Personen zum Bundesliga-Finale in Schwetzingen bei Mannheim bei gutem Wetter. Im Preis enthalten sind zwei Hotelübernachtungen in einem Vier-Sterne-Hotel sowie ... na gut, war nur ein Scherz! (!!). Aber ich glaube wirklich, es lohnt sich - auf zur Bundesliga-Endrunde im April!

Olaf Steffens

Olaf Steffens, Diplom-Handelslehrer, unterrichtet an einer Bremer Berufsschule. FIDE-Meister seit 1997, ELO um die 2200, aufgewachsen in Schleswig-Holstein. Spielte für den Schleswiger Schachverein von 1919 (moinmoin!), den MTV Leck (hoch an der dänischen Grenze!), den Lübecker Schachverein, die Bremer Schachgesellschaft und nun für Werder Bremen.

Seit 2012 Manager des Schachbundesliga-Teams des SV Werder Bremen.

Größte Erfolge:
Landesmeister von Schleswig-Holstein 1994, Erster Deutscher Amateur-Meister 2002, 5.Platz beim letztenTravemünder Open 2013, und Sieger des Bremer Hans-Wild-Turniers 2018.

Größte Misserfolge:
Werd´ ich hier lieber nicht sagen!

Größte Leidenschaften:
früh in der Partie irgendetwas mit Randbauern und/ oder g-Bauern auszuprobieren und die Partie trotzdem nicht zu verlieren – klappt aber nicht immer.

Kommentare   

#1 Thomas Richter 2013-02-03 23:58
Zur Ergänzung: Der Sieg von Baden-Baden gegen Berlin war vom Wettkampfverlauf her nicht so klar wie das Ergebnis suggeriert, obwohl sie immerhin erstmals ihren Berliner Aronian einsetzten. Der durfte an Brett 1 gegen seinen Sekundanten Melkumyan spielen, das wurde remis - wie auch diverse andere Partien. Souverän gewonnen hat für die Süddeutschen nur Naiditsch. Martin Krämer strauchelte gegen Bacrot erst tief im Remisendspiel, und Dennes Abel stand gegen Nisipeanu gewonnen, gewann aber nicht. 4-4 war also durchaus möglich - aber ein Meisterkandidat gewinnt auch solche Kämpfe irgendwie-irgendwann.

Und der Lübecker Hamburger (oder Hamburger Lübecker?) Rasmus Svane hat sich - nach Kasimdzhanov - mit Gawain Jones seinen zweiten GM-Skalp geholt, hast Du _das_ etwa übersehen oder vergessen zu erwähnen?

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