Gut.Besser. ChessBase 13!

Gut.Besser.Chessbase13!

Neulich blätterte ich mal wieder in alten Schachzeitschriften und dort entdeckte ich zu meiner großen Freude eine Anzeige für ein damals neuartiges Computerprogramm namens ChessBase. Damals war noch die Rede von sagenhaften 3000 kommentierten Partien und 20 MB Festplatten (!)…

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Gut 25 Jahre später erscheint nun die Version ChessBase 13. Die 3,5 Zoll Disketten haben ausgedient, 20 MB Festplatten werden von der jüngeren Generation als verspäteter Aprilscherz gewertet und 85000 kommentierte Partien speichert man nun (vielleicht) in einem virtuellen Speicher namens Cloud. Dazu aber später mehr.

Für alle, die es noch nicht wissen: ChessBase ist ein Datenbankprogramm zur Speicherung und Bearbeitung von Schachpartien. Grob gesagt. Natürlich kann man noch so viel mehr damit machen, zum Beispiel sich auf einen möglichen nächsten Gegner vorbereiten, eigene Schwächen und Stärken analysieren, Trainingsmaterial erstellen, selbst trainieren, interaktive Schachvideos ansehen usw. Nur Kaffee kochen kann es (noch!) nicht.

Doch nun kommen wir gleich zu der wichtigsten Frage für langjährige ChessBase-Anwender: Lohnt sich ein Update auf Version 13 und was ist wirklich neu?

Wie bereits angesprochen, gibt es nun die Möglichkeit, eigene Datenbanken in eine sogenannte Cloud abzulegen. Diese Cloud ist ein virtueller Online-Speicher ähnlich wie Dropbox oder GoogleDrive. Der Sinn und Vorteil besteht darin, man kann von überall auf der Welt auf diese Daten mit einer App oder einem Webbrowser darauf zugreifen, auch ohne Datenbankprogramm. Man kann diese Daten auch mit anderen teilen oder im Web veröffentlichen (inklusive pgn-download). Sie können damit Ihre Partien und Analysen anderen unkompliziert zeigen und eventuelles Trainingsmaterial zur Verfügung stellen (Vereins-, oder Jugendtraining!).

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Ich finde diese Neuerung im Prinzip sehr gut aber natürlich gibt es auch eine Schattenseite: Wie sicher sind die Daten dort? Ehrliche Antwort: Ich weiß es nicht. Im Zeitalter von NSA sollte man nicht zu blauäugig sein und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass zum Beispiel ein Anand seine noch geheimen Eröffnungsneuerungen dort ablegen würde. Aber genauso wenig würden Sie oder ich private Unterlagen wie Zeugnisse oder Geburtsurkunden bei Dropbox speichern. Wie bei allem ist gesunder Menschenverstand oft der beste Ratgeber! Trotz der angesprochenen Datensicherheit ist diese Funktion praktisch und hilfreich, aber nur bei vernünftigem Gebrauch!

Kommen wir zu einer weiteren Neuheit:

Mit dem neuen ChessBase 13 können sie Analyseaufträge erstellen:

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Damit können sie mehrere Stellungen oder Partiefragmente automatisch von verschiedenen Engines analysieren lassen. Sie füllen einfach die Liste der Analyseaufträge, stellen die Engines ein und lassen die Maschine rechnen.

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Diese Funktion ist in erster Linie für Fernschachspieler und Eröffnungstheoretiker von besonderem Interesse! Man braucht nicht mehr die ganze Partie analysieren zu lassen sondern kann die künstliche Intelligenz ganz gezielt auf bestimmte ausgewählte Stellungen ansetzen. Dazu hat man die Auswahl ob dafür eine Engine reicht oder man vielleicht lieber zwei oder sogar noch mehr unterschiedliche Engines (und Meinungen) dazu konsultieren möchte. Eröffnungstheoretiker aber auch Autoren von Eröffnungsbüchern können damit wichtige Schlüsselstellungen „auseinandernehmen“, sprich, der absoluten Wahrheit über die jeweilige Stellung ein großes Stück näher kommen. Der durchschnittliche Vereinsspieler kann damit wichtige Stellungen aus seinem Eröffnungsrepertoire überprüfen und interessante Momente aus seinen letzten Partien näher beleuchten lassen. Eine für mich vorbildliche Symbiose aus Mensch und Maschine! Man lässt nicht nur dumpf die Maschine die ganze Nacht rechnen sondern verteilt intelligent Aufträge und deren Gewichtung. Damit dürften aller Voraussicht nach bessere Ergebnisse in kürzerer Zeit erzielt werden als vor ChessBase 13. Ich würde mir genauso wie die Krennwurzn hier vielleicht noch eine Anbindung zu Lets Check wünschen. Eine sehr sinnvolle und durchdachte Neuerung.

Weitere Neuerungen sind unter anderem:

-Eine verbesserte Repertoirefunktion trennt konsequent zwischen Weiß- und Schwarzrepertoire

- Erleichterte Analyse und Kommentierung durch neue Schalterleiste unterhalb der Notation.

-Direkte Einbettung von Spielerfotos und Flaggen in den Kopf der Notation.

-Effizientere Eingabe von Varianten während der Analyse, neue Varianten werden ohne Abfrage übernommen.

-Schließen von Brettern bei Liveübertragungen mit einem Klick

-die Möglichkeit den Entwicklern aus dem Programm heraus Nachrichten (Lob & Kritik) zu senden

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Soweit zu den Neuerungen des Programms. Ein anderer (für mich sehr wichtiger) Punkt ist das Handling des Programms. Wie klappt es mit der Aktivierung? Stürzt es ab wenn zu viele Sachen offen sind? Gibt es öfters Fehlermeldungen? Läuft es rund?

Die Aktivierung des Programms lief ohne Probleme ab (kann mich noch an andere Zeiten diesbezüglich erinnern). Abgestürzt ist es bei meinem privaten 7-Tage Stresstest kein einziges Mal und Fehlermeldungen habe ich trotz größter Böswilligkeit meinerseits auch nicht produzieren können. Es lief und es läuft immer noch sehr rund! Anscheinend hat da jemand seine Hausaufgaben mehr als gewissenhaft gemacht.

Fazit:

Das neue ChessBase 13 ist aus meiner persönlichen Sicht ein sehr gut abgestimmtes, harmonisch wirkendes Programm das eigentlich keine Wünsche mehr offen lässt. Auch die eingangs gestellte Frage, ob sich ein Update lohne, kann ich nur mit einem klaren Ja beantworten. Dafür gibt es einfach zu viele gute, sinnvolle Neuerungen die einem das Leben leichter machen. Auch für Neueinsteiger gibt es derzeit auf dem Markt nichts Vergleichbares. ChessBase meldet sich mit der Version 13 eindrucksvoll zurück als Branchenprimus!

 

Systemanforderungen

Mindestens: Pentium III 1 GHz, 1 GB RAM, Windows Vista, XP (Service Pack 3), DirectX9 Grafikkarte mit 256 MB RAM, DVD-ROM Laufwerk, Windows Media Player 9 und Internetverbindung (Aktivieren des Programms, Playchess.com, Let’s Check, Engine Cloud und Updates).
Empfohlen: PC Intel Core i7, 2.8 GHz, 8 GB RAM, Windows 7 (64 Bit) oder Windows 8 (64 Bit), DirectX10 Grafikkarte (oder kompatibel) mit512 MB RAM oder mehr, 100% DirectX10 kompatible Soundkarte, Windows Media Player 11, DVD-ROM Laufwerk und Internetverbindung (Aktivieren des Programms, Playchess.com, Let’s Check, Engine Cloud und Updates).

Kommentare   

#1 marcchan 2014-12-14 20:38
Der sogenannte "Verbesserte Variantendialog" macht mich wahnsinng.

Der Variantendialog wird nun seltener eingeblendet und bei der Eingabe eines alternativen Zuges in der Notation wird fast immer direkt eine Variante – ohne Variantendialog – angelegt.

Das ist eine tolle Verbesserung - für wen kann ich aber leider nicht sagen.
Was macht man denn wenn man auf jedem zweiten Notationszettel Td8 stehen hat und nicht vorher weiss ob es Tad8 ist oder Tfd8 ?

Kann man den Variantendialog erzwingen?
Ich gehe gerade die Hilfe durch. Da stehen noch alte Sachen von CB10, 11, 12 drin.

Zum Kotzen !
#2 Krennwurzn 2014-12-14 23:22
Einfach mit dem BLAUEN Pfeil unter dem Brett den Zug zurücknehmen und neuen Zug ausführen.
ODER
einfach die Taste T drücken (hat die gleiche Funktion)
#3 marcchan 2014-12-15 08:43
hab ich probiert, geht nicht. Beim letzten Zug geht es, aber nicht bei einem Zug weit vorher.

Zum Beispiel: Der Spieler schreibt Kf7, gemeint war aber Ke7. Ich gebe natürlich Kf7 ein.
Irgendwann kommt Kd8 - geht natürlich von f7 aus nicht. Also muss ich zuück in der Notation. Ob ich jetzt T eingebe oder den blauen Pfeil drücke - es wird immer eine neue Variante aufgemacht.

Die Begründung kommt von Chessbase in der "Hilfe" selbst: "Lediglich beim letzten Zug kommt der Variantendialog immer, da erfahrungsgemäß an dieser Stelle häufig Fehleingaben korrigiert werden."
Das ist leider am User vorbei. :cry:

Allgemein: Ok, es werden oft und viele Updates kommen. Neue Versionen haben nützliche zusätzliche Funktionen. Aber immer macht die Software durch mehrere Bugs oder Verschlimmbesserungen erst zwei Rückschritte, bevor es dann wieder vorwärts geht. Und das kann jetzt dauern.
Warum testen die nicht gut genug?
#4 Martin Rieger 2014-12-15 10:27
Hallo,
also wenn ich da eine Falscheingabe bei einem Zug mache dann werte ich eben die richtige Variante auf und lösche die falsche. Sehe da nicht ganz, wo das Problem ist. Ist der gleiche Arbeitsaufwand wie vorher.
#5 Krennwurzn 2014-12-15 13:05
Hallo Martin,
marcchan hat da Recht - das ist lästig für Leute, die Partien von Formularen eingeben müssen - oft ist nicht ersichtlich zB welcher Turmzug gemeint war. Dies ergibt sich erst aus dem weiteren Partieverlauf und da gab es früher die Möglichkeit mit dem Variantendialog die Option EINFÜGEN zu verwenden und die falschen Türme wurden einfach getauscht und alle möglichen anderen Züge danach wurden übernommen und man musste sie nicht noch einmal eingeben.
(Habe das Problem an CB weitergeleitet)

Hier als PGN:

[Event "?"]
[Site "?"]
[Date "????.??.??"]
[Round "?"]
[White "Neue Partie eingeben"]
[Black "?"]
[Result "*"]
[PlyCount "20"]

1. d4 d5 2. Nc3 Nc6 3. e4 e5 4. Be3 Bd6 5. Bd3 Be6 6. Nf3 Nf6 7. Qd2 Qd7 8. Ke2
Ke7 9. Rhb1 {Lesefehler Formular oder falsch aufgeschrieben} (9. Rab1 {wird
automatisch als Variante eingefügt und der Variantendialog mit EINFÜGEN kann
nicht erzwungen werden (jedenfalls finde ich ihn nicht)}) 9... Rag8 10. h4 h5 {
hier sehe ich dann, dass Th4 gespielt wurde und daher vorher Tab1 der richtige
Turmzug war} *
#6 Martin Fischer 2014-12-15 17:53
Diese Funktion ist auch noch in ChessBase 13 enthalten. An der Stelle, an der der korrigierte Zug eingegeben werden muss, im Beispiel von marcchan Ke7 (statt Kf7) den Zug Ke7 mit gedrückter Strg-Taste eingeben und schon erscheint der gewohnte Dialog. Dann kann der Zug eingefügt werden, erspart die komplette Neueingabe - wie bisher. Die Partie kann überschrieben werden - erspart das Auf- und Abwerten bzw. Löschen von Varianten - wie bisher.
#7 Krennwurzn 2014-12-15 18:42
KURZ:
STRG-Taste drücken erzwingt den Variantendialog!

Der Hinweis erscheint auch in der STATUSLEISTE
(habe ich aber auch erst nach Hinweis darauf gesehen - Statusleisten und Hilfedateien gehören wohl zu den selten gelesenen Texten)
#8 marcchan 2014-12-15 23:21
STRG-Taste drücken ! Tatsächlich, das geht.
Jetzt hab ich gesucht, aber ich finde das weder in der Hilfe noch in einer Statusleiste. Vor allem aber steht es nicht da in der Hilfe, wo man es vermuten würde: "Nachträgliche Korrektur bei Partieeingabe" - da steht z.B. nichts von "STRG gedrückt halten". Die Hilfe-Datei ist ein bunt zusammengewürfeltes Konglomerat verschiedener Chessbase Versionen mehrerer Jahre.

So, jetzt aber genug gegrummelt: 1000 DANK an Martin Fischer und die Krennwurzn für die engagierte und erfolgreiche Hilfe. :-)
#9 Krennwurzn 2014-12-16 10:43
In der Statusleiste kannst Du die Info finden, wenn Du einfach einen Zug eingibst und dieser automatisch zu einer Variante führt, dann steht die Erklärung in der Statuszeile. Dann kannst Du die Rückgängig Funktion benutzen und die neue Erkenntnis anwenden...

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