Fernschach: Neulich im Verein...

… hatte ich so eine Idee. Ich wollte unbedingt in unserem großen Traditionsverein ein Fernschachprojekt ins Leben rufen. Ich war mir sicher, daß es in einem alten und großen Verein dafür interessierte Spieler geben muß! Für die meisten Mitglieder war dieses Thema sehr weit weg – für mich eigentlich auch. Einige wussten zu berichten, daß sie schon oft genug gegen Computer spielen würden. Fernschach sei kein Schach mehr.

Ich selbst hatte auch überhaupt keine Ahnung vom Fernschach. Ich erinnerte allerdings, daß einige Zeit zuvor in einem Bremer Anzeigenblättchen ein Artikel über einen erfolgreichen Bremer Fernschachspieler zu lesen war. Es handelte sich um einen gewissen Dr. Staroske, der früher sogar Mitglied unseres Vereins war, dann allerdings seine nahschachliche Heimat in einem anderen Bremer Club fand.

Ich beschäftigte mich eine Weile mit dem Thema Fernschach und spielte bald auf dem Server des BdF ein Kennenlernturnier. Die Sache fing an, mir zu gefallen. Insbesondere wurde mir schnell klar, daß das Spiel nur nach Engine nicht besonders weit führt (zu diesem Thema gibt es auch viele Informationen im Fernschachbereich der Schachwelt!).

In mir reifte der Plan, eine Fernschachmannschaft zu gründen! Ich lud also Dr. Staroske zu einem Vortrag ein. Er sagte sofort begeistert zu! An jenem Abend kamen dann auch tatsächlich 15 interessierte Mitglieder (zum Vergleich – wir haben ca. 100). Am Ende dieses Abends hatten viele Teilnehmer eine neue Sichtweise auf diese eigentlich sehr traditionelle Art des Spiels. Und vielen war klar, daß es aus vielen Gründen sinnvoll sein kann, Fernschach zu spielen, sei es als Training für das Nahschach oder um die eigenen Analysefähigkeiten zu verbessern oder um einfach eine andere Schachdisziplin kennen zu lernen.

Was hat sich seither getan? Dr. Staroske sagte zu, für uns in der Mannschaft zu spielen und als Captain zu fungieren. Kurze Zeit später wurde er Präsident des BdF. Einige weitere Vereinsmitglieder erklärten sich auch bereit. Am Ende sind es zwei Mannschaften geworden. Auch ein neues Mitglied konnte auf diesem Weg gewonnen werden und bringt sich sogar als Trainer in den Verein ein: Matjaz Pirs, ein echter Fernschach Großmeister!

In der Rubrik Schach – Fernschach – Aktuelles finden Sie weitere Nachrichten aus der Welt des Fernschach. Ich löse nun Uwe Bekemann auf dieser Seite ab und würde mich freuen, wenn ich Ihnen auf diesem Weg eine neue oder wenigstens zusätzliche Sicht auf die Dinge verschaffen könnte. Meine Geschichte zum Fernschach kennen Sie jedenfalls schon einmal!

Spielen auch Sie Fernschach? Wird in Ihrem Verein Fernschach gespielt?

Kommentare   

#1 Guido Montag 2012-03-22 09:53
Ich spiele kein Fernschach.
Ich mag nicht gegen Computer spielen,
#2 Klaus Fritsch 2012-03-22 12:51
Ich habe mal eine Weile Fernschach mit alten Schulfreunden gespielt, das war eine unterhaltsame Methode, Kontakt zu halten.
Dann habe ich an einigen Turnieren auf irgendeinem amerikanischen Fernschachserver teilgenommen, das war weniger erbaulich. Bei einigen Gegnern war klar, dass sie keinen Computer benutzten, weil ich sogar einige Spiele gewonnen habe. Bei denen, die mich geschlagen haben, können auch ein paar Engines dabei gewesen sein.
#3 Frank Hoppe 2012-03-23 07:37
Just diese Bremer Truppe ist unser Gegner in der Deutschen Fernschach-MM. Und auch wir sind Debütanten - SV Berolina Mitte. Mein Bremer Spielpartner am dritten Brett ist übrigens Ralf Mulde.

Fernschach ist für mich seit etwa 1½ Jahren mehr ein Experiment: Wie weit kommt man als Normalsterblicher, wenn man allein der Kraft der Engine vertraut? Mein Eindruck bisher: Sehr weit.
Bis zur Meisterklasse bin ich locker durchmarschiert und strebe aktuell in zwei Turnieren dort den Turniersieg an. Einige Punkteteilungen sind auf diesem Weg aber schon angefallen.

Ohne Engine würde ich locker zu den schwächsten Fernschachspielern Deutschlands gehören. Obwohl meine DWZ mit rund 2000 auch für gutes Fernschach ausreichen sollte.

Drei Niederlagen mußte ich allerdings auch schon quittieren, eine vierte steht mir bevor - allesamt in "Fernschnellturnieren", wo ich die Engine nicht lange rechnen lassen konnte. Dabei fiel auf, daß die Gegner oft andere Züge spielten, als meine Engine als besten Zug vorgeschlagen hatte. Und prompt wurde der gegnerische Zug sofort als besser von meiner Engine erkannt. Das ist schon sehr seltsam. Rybka 4.1 ist da wohl mit Schachblindheit geschlagen.
Gift sind für Rybka auch geschlossene (und gedrückte) Stellungen. Da hilft dann nur noch der gesunde Menschenverstand weiter. Da ich aber Rybka alles komplett allein machen lasse - wie gesagt, ein Experiment - konnte ich meine eigene Spielstärke nicht einfließen lassen.
#4 Olaf Steffens 2012-03-23 19:41
Moin Michael,

schön, dass Du dabei bist!

Über Fernschach weiß ich nicht viel, aber wie so einige andere auch bin ich eher skeptisch, ob man da nicht doch nur gegen andere Dampfrechenmaschinen spielt.
Aber ich täusche mich wahrscheinlich - ich lasse mich gerne von Dir überzeugen.

Grüße (aus Bremen) nach Bremen!
#5 Thomas Richter 2012-03-24 10:20
Das Thema gab es vor einiger Zeit auch auf Dennis Monokroussos' Blog thechessmind.net. Der Blogmaster war etwas empört als ich suggerierte dass Fernschachspieler Computer verwenden - das ist in den USA nämlich explizit verboten!

Da stecken offenbar unterschiedliche Philosophien dahinter: In den USA geht man davon aus dass Spieler einen Ehrenkodex haben und sich daran halten. In Europa und weltweit betrachtet man es als sinnlos etwas zu verbieten dass man doch nicht kontrollieren oder verhindern kann. Allerdings zeigen Frank Hoppes, äh Rybkas Erfolge im Fernschach dass zumindest permanente Computerhilfe nicht allgegenwärtig ist.

Dennis Monokroussos nannte noch eine Grauzone: Wenn ein Spieler im Nahschach Najdorf oder Anti-Moskau spielt, diese Eröffnungen mit dem Computer analysiert (was zunächst mal völlig legitim ist) und dann auch im Fernschach anwendet ... .

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