Das schönste Schachbuch seit langem

Das zwanzigjährige Bestehen ihrer Schachrubrik im Wiener „Standard“ feiern Michael Ehn und Ernst Strouhal mit einem Buch von ungewohnten Dimensionen. Mit einer Auswahl wollten sich „ruf & ehn“, so ihre redaktionellen Kürzel, nämlich nicht beschränken. Man kann das verstehen. Autoren sind selten die besten Richter über ihre Arbeit. Also sind sämtliche Kolumnen enthalten, aber nicht gedruckt sondern auf einer CD.
Beim CD-Booklet handelt es sich dafür um ein großformatiges Buch, das schönste Schachbuch, das ich seit langem in der Hand hatte. Cover, Layout, Typografie, Fotos – alles vom Feinsten. Dieses Buch wird fast sicher einen Preis für Buchdesign abräumen (mit „acht mal acht. Zur Kunst des Schachspiels“ hat Strouhal das übrigens schon einmal geschafft: Schönstes Buch Österreichs 1996).
Lob aus der Schachcommunity wird eher knapp bemessen sein. „En Passent – ruf und ehns Enzyklopädie des Schachspiels“ (Edition Angewandte, Springer, € 24,95) ist nämlich nur ein wunderschön gemachtes Register. Ein Buch, das man einmal gerne durchblättert, genau einmal, es sei denn, man möchte wirklich alte Schachrubriken am Bildschirm durchstöbern.
Am 10. Dezember ab 18 Uhr wird das bereits seit einigen Monaten erhältliche Werk der Öffentlichkeit präsentiert und zwar im Project Space der Kunsthalle Wien am Karlsplatz, das einige noch von Public Viewings während der Schachweltmeisterschaften 2005 und 2007 kennen. Die Autoren werden in den Hintergrund treten und die Szene Österreichs neben zwei Geralds, Kunsthalltendirektor Matt und Kunstunidirektor Bast, und einer Vorführung von Pudowskins "Schachfieber" (1925) bester Schachspielerin Eva Moser überlassen, die ein Simultan an 25 Brettern gibt. Verpackungsschwindel also auch hier, aber ein sympathischer. Buchpräsentationen, die als solche gemeint sind, gehören nämlich zu den ödesten Spielarten der Geldverschwendung in Wien.

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