Auch Beer-Sheva diesmal noch zu stark

Auge in Auge mit der Weltspitze: Sven Charmeteau - Teimour Radjabov Auge in Auge mit der Weltspitze: Sven Charmeteau - Teimour Radjabov OSt

Beim zweiten Ausflug an die elektronischen Bretter weiter vorne im Turniersaal setzte es für Werder Bremen die zweite satte Niederlage beim Europapokal. Am fünften Tisch endete der bislang gute Lauf der Hansestädter gegen die an Zehn gesetzten Israelis von Beer-Sheva deutlich mit einem recht chancenlosen 0 : 6.

Die gestandenen Großmeister von Beer-Sheva kamen durchweg aussichtsreich bis sicher in die Partien, tricksten gekonnt mit Zugumstellungen (GM Huzmann gegen Joachim Asendorf), offenbarten tiefes Spielverständnis (Alon Greenfeld gegen Stephan Buchal und Ilya Khmelniker gegen Fabian Brinkmann), spielten einfach gut (Michael Roiz und Evgeny Postny) oder federten die Jahrmarkttricks ihrer Gegner elegant ab (Semen Dvoirys gegen Olaf Steffens).
FabianoCaruana
                Fabiano Caruana (SOCAR) und ...

Fabian
               ...Namensvetter Fabiano Brinkmann (SV Werder)

So wurde das also heute nichts für die Hansestädter, die nach zuletzt vier Punkten in Folge nun wieder auf dem mazedonischen Boden der Tatsachen gelandet sind. Dem SVW bleibt aber die Freude über zwei Siege gegen die holländischen Teams von En Passant (3,5 : 2,5 am Dienstag) und vor allem die deutlich favorisierte IM-Truppe von der LSG Leiden (3,5 : 2,5 am Mittwoch in einem mitreißenden Match, hurra!). Diese Punkte bleiben selbst nach der heutigen Nullrunde auf dem Konto der Grün-Weißen, und das ist auch ganz schön so, denn mit nun 6 :4 Mannschaftspunkten steht nach wie vor ein hanseatisch solider Mittelfeldplatz zu Buche.

WerderSkopjeGruen
Team Werder in Mazedonia: Olaf Steffens, Fabian Brinkmann, Vlastimil Babula,
                                                   Gennadiy Fish, Sven Charmeteau, Joachim Asendorf, Stephan Buchal

Das ist ganz ähnlich auch beim Hamburger SK, der heute gegen White Rose aus England überzeugend einen Sieg nach Hause fuhr und so mit ebenfalls 6 : 4 Punkten zu den norddeutschen Brüdern aus Bremen aufschloss. Der kleine HSV, wie man den HSK ja auch gerne mal nennt, hat die beiden Niederlagen gegen Weltklasse-Teams aus Russland damit gut weggesteckt und kann mit Optimismus in die letzten zwei Runden gehen.
Sehen wir hier in Skopje am Ende vielleicht sogar noch ein norddeutsches Duell? Möglich wäre es, doch schön ist es auch mit Gegnern aus ganz anderen Ländern. Und eigentlich, wir als Werder Bremen wollen den Hamburgern ja nun wirklich nicht mit unserem Sieg das Turnier verderben.

Weiter vorne im europäischen Klassement kam es heute zum Showdown zwischen SOCAR Aserbeidschan (Giri, Topalov, Caruana ..) gegen die Schachfreunde Sibirien (Kramnik, Grischuk, Aronian, …). Das Team aus dem eher fernen europäischen Osten gewann mit 3,5 : 2,5 und liegt nun ohne Verlustpunkte einsam in Führung, verfolgt von acht (!) Mannschaften, die jeweils allerdings bereits eine Niederlage hinnehmen mussten.

Spannend bleibt es also allemal an der Spitze, und morgen geht es weiter mit Sibirien gegen das lokale mazedonische Team von Alkaloid. Außerdem spielen der Hamburger SK gegen Alexei Shirov und seine Züricher Schachgesellschaft, und Werder läuft auf gegen Team Viking aus Norwegen Schweden – mit einem ersten Brett, das sogar ein bisschen wie Carlsen aussieht. Um 15 Uhr geht´s los!

Olaf Steffens

Olaf Steffens, Diplom-Handelslehrer, unterrichtet an einer Bremer Berufsschule. FIDE-Meister seit 1997, ELO um die 2200, aufgewachsen in Schleswig-Holstein. Spielte für den Schleswiger Schachverein von 1919 (moinmoin!), den MTV Leck (hoch an der dänischen Grenze!), den Lübecker Schachverein, die Bremer Schachgesellschaft und nun für Werder Bremen.

Seit 2012 Manager des Schachbundesliga-Teams des SV Werder Bremen.

Größte Erfolge:
Landesmeister von Schleswig-Holstein 1994, Erster Deutscher Amateur-Meister 2002, 5.Platz beim letztenTravemünder Open 2013, und Sieger des Bremer Hans-Wild-Turniers 2018.

Größte Misserfolge:
Werd´ ich hier lieber nicht sagen!

Größte Leidenschaften:
früh in der Partie irgendetwas mit Randbauern und/ oder g-Bauern auszuprobieren und die Partie trotzdem nicht zu verlieren – klappt aber nicht immer.

Kommentare   

#1 Holger Hebbinghaus 2015-10-23 11:35
Hoffentlich bist du nicht allzu enttäuscht, wenn die Norweger dir sagen, dass sie Schweden sind. :-*
#2 Olaf Steffens 2015-10-23 13:52
Hallo SF Hebbinghaus,
danke für Deinen Hinweis - gerade beim Essen im Turnierhotel sah ich bei einem Blick auf die Auslosung auch das SWE hinter Team Viking. Es sind also tatsächlich Schweden - auch wenn sie gestern ja noch Norweger waren (dachte ich jedenfalls ...).
Moin nach Hamburg, und so!
#3 Thomas Richter 2015-10-23 15:25
Alkaloid ist ja - mit Spielern aus der Ukraine, Russland und China - eher gross-mazedonisch. Ob Alexander der Grosse da vermittelt hat? Wohl eher nicht, erstens starb er bereits 323 vor Christus, zweitens erstreckte sich sein Reich südlich von Schwarzem und Kaspischem Meer nur bis nach Indien.

LSG Leiden hat übrigens mit die ausführlichsten Berichte auf ihrer Vereinshomepage. Zum Match gegen Werder Bremen schreiben sie "LSG beisst sich in seinen eigenen Schwanz", nebst Kommentar zu allen Partien: http://lsg-leiden.nl/lsg-bijt-zich-in-zijn-eigen-staart/

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