Auch Zauberer können sich verspäten

Hat sich die Krennwurzn schon bei den Marketingprofis aus dem Hause ChessBase stark gewundert, dass Deep Fritz 14 erst am Ende der Weltmeisterschaft auf den Markt kam, so ist es umso verwunderlicher, dass es auch ein Zauberer nicht rechtzeitig vorher schaffte mit seiner neuen Version auf den Markt zu kommen. Ob man möglicherweise den beiden Kontrahenten die jeweiligen Spitzenversionen für die WM und deren Vorbereitung exklusive zur Verfügung gestellt hat – ja darüber kann man nur spekulieren! Einen Sinn macht das eigentlich nicht, denn während Fritz um 100 Elopunkte nach Herstellerangaben zulegte und dennoch hinter den Spitzenprogrammen blieb, gibt der Programmierer des Zauberers einen Elozuwachs von 50 Elopunkten für sein neues Programm an. Sicherlich ein schönes Plus, aber wohl ohne entscheidende Auswirkung auf die Vorbereitungsleistung sollte man denken.

Der neue stärkere Houdini 4 kommt wie bisher als reine UCI-Engine ohne eigene Programmoberfläche(GUI) auf den Markt und läuft auf vielen kostenlosen und kommerziellen Oberflächen reibungslos. Einfach und übersichtlich ist auch die Preisgestaltung auf der Seite des Herstellers und kaufen kann man via Internet auch auch mit Überweisung – selbst wenn diese auf der Internetseite für Österreich nicht möglich ist. Ein kurzes Email genügt und der Autor antwortet rasch und auch die Registrierdaten sind schnell zu Stelle.

Die Engine gibt es als Pro- und als Standardversion, wobei für die meisten Schachfreunde die Standardversion ausreichen sollte.

  • Standardversion unterstützt max. 6 Kerne (Cores) und 4 GB Hash Preis um die 40 Euro
  • Proversion ist für Highendhardware gedacht und unterstützt bis zu 32 Kerne und 256 GB Hash und zusätzlich auch NUMA-Architektur und kostet um die 60 Euro

Kundenfreundlich ist auch ein 20% Rabatt für Houdini 3 Besitzer, der allerdings laut Homepage bis zum 10. Dezember 2013 befristet ist – aber so einen Lizenzschlüssel kann man sicher auch bis Weihnachten gut verstecken und unter den Christbaum legen. Geschenkt bekommen Houdini 4 alle, die Houdini 3 im Monat November 2013 gekauft haben – wie ebenfalls auf der Homepage zu lesen ist.

Wer sich Houdini aus dem Hause ChessBase mit den neuen DF14-GUI, der wird sich wohl noch ein paar Tage gedulden müssen, aber ich denke so um Nikolo herum wird man auch dort den neuen Zauberer kaufen können. Ebenfalls ab diesem Zeitpunkt sollte auch unter den ChessBase GUIs eine weitere bedeutende Neuerung nutzbar sein!

Dies ist die Unterstützung der Syzygy Endspieltabellen, die zirka um den Faktor 7 weniger Platz auf der Festplatte erfordern als beispielsweise die bekannteren Nalimowtablebases und mit um die 150 GB sogar auf einer SSD kostenerträglich Platz finden. Interessant bei diesen ist auch, dass es zwei Versionen zum Download gibt: die WDL (win/draw/loss) mit der integrierten 50-Zügeregel und die DTZ (distance-to-zero) die Stellung ohne diese Einschränkung bewertet – zum Betrieb mit Houdini sind jedoch beide Versionen notwendig! Das sind dann für die 3-4-5-6 Steiner insgesamt 1020 Dateien und sollen Houdini 4 noch einen nicht unbedeutenden Leistungsschub geben. Leider habe ich keinen direkten Downloadlink gefunden, aber man kann sich die Daten via Torrent downloaden. Neben einer eigenen Einstellung für den Taktikmodus, um bei taktischen Testaufgaben besser abzuschneiden, gibt es auch Unterstützung für Fischerschach oder Chess960 wie es auch genannt wird.

Interessant ist auch die kalibrierte Bewertungsfunktion, die direkt mit der Gewinnwahrscheinlichkeit korrelieren sollte. Die Bewertung 1,00 stellt eine 80% Gewinnchance gegen einen gleichwertigen Gegner unter Blitzbedenkzeiten dar,  2.00 schon eine 95%ige und 3,00 eine 99%ige Gewinnwahrscheinlichkeit. Wird der Vorteil mit 0,50 angegeben, so darf man sich noch zu 50% einen Gewinn erwarten oder doch eher erhoffen? Eine Krennwurznische Patzerwahrscheinlichkeit kann jedoch auch der Zauberer nicht vorhersagen - aber wen würde das schon interessieren?

Jedenfalls wieder ein schönes Weihnachtsgeschenk, das man sich als Schachfreund selber machen kann oder sich schenken lassen kann – auch wenn es kostenlose Alternativen wie Stockfish & Co in ähnlicher Stärke gibt, die uns auch locker vom Brett fegen!

Krennwurzn

Anonymer aber dennoch vielen bekannter kritischer Schachösterreicher! Ironisch, sarkastisch und dennoch im Reallife ein netter Mensch - so lautet meine Selbstüberschätzung! Natürlich darf jeder wissen wer die Krennwurzn ist und man darf es auch weitererzählen, aber man sollte es nicht schreiben, denn die Krennwurzn hat so eine abkindliche Freude damit „anonym“ zu sein – lassen wir ihr doch bitte diese Illusion!

Motto: Erfreue Dich am Spiel, nicht an der Ratingzahl! Das Leben ist hart, aber ungerecht (raunzender Ösi)!
 

Kommentare   

#1 Krennwurzn 2013-12-02 14:26
Seit heute mit Update 1 sollte auch die DF14 GUI die Syzygy tablebases unterstützen, allerdings dürfte da etwas schief gegangen sein, denn die Stellung

Fen: 4k3/4pp2/8/8/8/8/4PP2/4K3 w - - 0 1

wird von DF14 und H4 unter der DF14-GUI als verloren angezeigt, die Onlineabfrage ergibt aber das viel wahrscheinlichere REMIS!

Kann diese Verhalten jemand verifizieren?

#2 Krennwurzn 2013-12-02 18:42
Der Zauberer dürfte richtig rechnen, aber die GUI etwas falsches auslesen!

Ich hab mir das Problem nun etwas genauer angesehen und einfach mit Turm und Dame erweitert – nach dem logischen Abtausch käme nun wieder das Ausgangsendspiel aufs Brett und müsste dann fälschlicherweise wieder für Schwarz gewonnen sein, aber die Maschine rechnet wohl mit den richtigen Daten und bewertet die Stellung als Remis inkl. TBzugriffen!

#3 Roggenossi 2013-12-15 17:12
Zu WDL/DTZ: Nicht daß ich behaupten könnte das ganze vollständig verstanden zu haben, aber: Beide Formate berücksichtigen die 50 Züge-Regel. Sie arbeiten ja zusammen. Das Z steht für "zeroing move", also einen Zug der den 50er-Zähler zurücksetzt.

Die WDL-Tables sind Bitbases welche ins RAM geladen werden, und nur das theoretische Resultat einer Stellung kennen. Auf die DTZ-Tables wird erst zugegriffen, wenn eine Datenbankstellung schon auf dem Brett steht.

Für Leute die nicht unbedingt die 6-Steiner brauchen: Die 3/4/5er-Syzygys zusammen haben nur knapp 1 Gigabyte, 290 Dateien.
#4 Roggenossi 2014-06-06 19:04
Inzwischen kommt langsam Sorge auf, ob Houdini noch weiterentwickelt wird: Für das hoch angesehene Engineturnier TCEC/Saison 6 welches kürzlich zu Ende ging (Sieger Stockfish) hat Robert Houdart keine aktuelle Entwicklerversion beigesteuert. Mehrere andere Schachprogrammierer tun das und aktualisieren sogar zwischen den Teilabschnitten des Turnieres.

Houdini 4 verpaßte den Finaleinzug. Dem Vernehmen nach war er für den Organisator nicht erreichbar gewesen.

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